Review: Castle | Staffel 1 (Serie)

So, heute ist dann auch mal wieder Serienzeit und endlich bin ich mal dazu gekommen, mir auch diese ungewöhnliche Krimi-Serie einmal anzuschauen, immerhin ist die erste Staffel ja auch recht kurz und folglich schnell konsumiert. Ansonsten wünsche ich einen schönen Abend und freue mich einerseits auf das baldige Wochenende, andererseits darauf, bald wieder von mir hören lassen zu können.

Castle
Staffel 1

Castle, USA 2009- , ca. 43 Min. je Folge

Castle | © Touchstone
© Touchstone

Serienschöpfer:
Andrew Marlowe
Showrunner:
Andrew Marlowe

Main-Cast:
Nathan Fillion (Richard Castle)
Stana Katic (Kate Beckett)
in weiteren Rollen:
Susan Sullivan (Martha Rodgers)
Ruben Santiago-Hudson (Captain Roy Montgomery)
Molly C. Quinn (Alexis Castle)
Jon Huertas (Javier Esposito)
Tamala Jones (Lanie Parish)
Seamus Dever (Kevin Ryan)

Genre:
Krimi | Komödie | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Gerade erst hat der gefeierte Autor Richard Castle seine wohl berühmteste Romanfigur Derrick Storm sterben lassen, will sich eigentlich einem neuen Projekt widmen, leidet allerdings seit Wochen unter einer handfesten Schreibblockade, als plötzlich die Polizei bei ihm auf der Matte steht. Ein Killer geht um und dessen bisherige zwei Morde wirken wie ein exaktes Abbild der Beschreibungen aus Castles Büchern, weshalb folglich auch Castle selbst zunächst verdächtigt wird, bevor von einem fanatischen Fan oder Trittbrettfahrer ausgegangen wird und Castle zu den Ermittlungen hinzugezogen wird.

Szenenbild aus Castle | © Touchstone
© Touchstone

Mit der ernsten und zielstrebigen Kate Beckett gerät der prompt aneinander, nicht zuletzt, da er sich eine gehörige Portion kindischen Charme bewahrt hat und es gewohnt ist, sich mit seiner scharfen Zunge aus jedem Dilemma herausreden zu können. Umso erleichterter ist Beckett, als sich die Ermittlungen dem Ende neigen und somit auch ein Ende der Zusammenarbeit mit Castle in greifbare Nähe rückt, doch der wiederum nutzt seine Kontakte zum Bürgermeister, um zu erreichen, Kate auch bei künftigen Fällen begleiten zu dürfen, nachdem er merkt, wie seine Schreibblockade sich zu lösen beginnt und er Beckett unfreiwillig zur Vorlage seiner neuen Romanfigur Nikkie Heat zu machen beginnt. Der merklich andere blick eines Schriftstellers auf die ungewöhnlichen Mordfälle hingegen hilft der New Yorker Polizei tatsächlich mehr als einmal, ein Verbrechen erfolgreich aufzuklären.

Rezension:

Sicherlich, er der kindische, exzentrische Schriftsteller mit spleeniger Attitüde – Castle – und sie, die taffe, wortkarge und meistenteils bierernste Polizistin – Beckett – , die gemeinsam Mordfälle aufklären, das klingt schon sehr nach Plattitüde, mutet nicht nur an wie am Reißbrett entworfen, sondern lässt auch vermuten, dass einem bei Castle jetzt nicht die einfallsreichste, geschweige denn lohnenswerteste Krimi-Serie erwartet, zumal es von denen ja bekanntermaßen mehr gibt als Sand am Meer. Aber ich meine okay, es ist Nathan Fillion, Captain der Serenity – äh, nein, Darsteller in Firefly – und so stand wieder einmal für mich außerfrage, mich dieser Serie eines fernen Tages einmal widmen zu müssen und dieser ferne Tag ist nun – wie ihr euch denken könnt – gekommen. Und was soll ich sagen, einerseits sollte ich Recht behalten, andererseits dann auch wieder nicht, denn die Serie ist wirklich arg schematisch konzipiert und die Fälle laufen nach einem immer ähnlichen Schema ab, zumal ich das Gefühl hatte, dass sie gerade in der ersten Staffel zum Showdown hin vor immer ein und demselben Gebäude hielten (roter Backstein) und Beckett Castle ein ums andere Mal aufforderte, im Wagen zu warten, was dieser natürlich kein einziges Mal beherzigte, wobei man das eigentlich schon wieder als Running Gag ansehen könnte.

Szenenbild aus Castle | © Touchstone
© Touchstone

Unrecht sollte ich damit behalten, dass Castle sich nicht lohnen würde, denn anders als Serien wie CSI stehen hier deutlich mehr die Charaktere im Vordergrund und ein im direkten Vergleich beinahe auffälliger handlungsübergreifender Spannungsbogen ist mir auch noch nicht untergekommen, da derlei Serien ja mehr dem Case-of-the-Week-Schema verpflichtet sind, was in der Natur der Sache liegt und sich für ein derartiges Procedural natürlich beinahe aufdrängt. Dennoch, die Figuren entwickeln sich, verändern sich, lassen nach und nach tiefer blicken und offenbaren Aspekte ihrer Selbst, verändern sich im Umgang zueinander und wirken deutlich lebendiger als ihre ungleich professioneller wirkenden Pendants aus anderen Serien. So erinnert insbesondere Fillions Castle natürlich in diversen Belangen einem typischen verwöhnten und vorlauten Schriftsteller, doch machen die Autoren auch nicht den Fehler, ihn als reinen Gag-Lieferant zu verheizen, denn durch seine Herangehensweise als Autor beleuchtet er die Fälle durchaus aus einer anderen Perspektive und bringt die Polizei mehr als einmal mit nachvollziehbaren Schlussfolgerungen auf eine gänzlich neue Spur.

Zudem stimmt natürlich die Chemie zwischen Castle und Beckett und auch wenn es obligatorisch scheint, dass die beiden dereinst zusammenkommen werden, wird dies nicht bis zum Erbrechen ausgereizt, sondern dient als Aufhänger für herrlich skurrile, wirklich witzige Szenen, zumal Wortwitz und Schlagfertigkeit wahrhaft die Aushängeschilder der Serie sind und mich recht schnell für die Sache einzunehmen wussten, was – das muss man auch zugeben – bitter nötig war, denn die Fälle kommen doch oft über solide Handwerkskunst kaum hinaus und hätten spannender oder überraschender ausfallen können, aber es mag auch schwierig sein, da noch mit Innovationen zu punkten, gerade wenn man sich eben eher auf die Figuren denn auf die Thematik konzentriert. So gibt es zwar jede Folge einen neuen Fall zu lösen, einen Mord aufzuklären, dessen Opfer bei herrlich poppiger, fröhlicher Musik dem Zuschauer in den eröffnenden Szenen präsentiert wird, doch nehmen auch private Fallstricke und Begebenheiten immer wieder Raum in den rund vierzig Minuten umfassenden Folgen ein, ob es sich nun um die vermeintliche Rückkehr von Castles Exfrau handelt, die Wortgefechte zwischen ihm und seiner nicht minder exzentrischen Mutter oder – ganz profan – Szenen mit seiner Tochter Alexis, die unzweifelhaft die erwachsenste und verantwortungsbewussteste Person im Castle-Haushalt darstellt, was ebenfalls für einige nicht nur emotionale, sondern eben auch sympathisch-witzige Szenen gut ist, zumal es der Figur von Richard Castle deutlich mehr Profil verleiht, ihn als liebenden und besorgten Vater zu zeigen, statt ihn beinahe klassisch als trinkenden und herumhurenden Playboy zu zeigen, wozu man bei neureichen Künstlern und insbesondere Schriftstellern im Film- und Fernseh-Metier ja gerne mal neigt.

Szenenbild aus Castle | © Touchstone
© Touchstone

Und nach einer gerade einmal zehn Folgen umfassenden ersten Staffel gelingt es den Machern gar, dass ich mit sämtlichen Figuren bereits warmgelaufen bin und folglich auch auf den Cliffhanger anspringe, der mich anweist, alsbald möglich die nächste Staffel Castle in Augenschein zu nehmen. Klar, eigentlich ist das obligatorisch, wenn man sich wünscht, dass der Zuschauer an einer Serie hängen bleibt, doch kenne ich es eher aus dem weiten Feld der Drama-Serien mit fortlaufender Handlung, dass mich eine Geschichte oder ihre Figuren dermaßen anfixen und wenn man bedenkt, dass es dort nicht jede Woche einen neuen Fall aufzuklären gibt und man sich folglich deutlich mehr der Figurenzeichnung und –entwicklung widmen kann, finde ich dieses Gefühl hier schon beachtlich. Nein, echte Krimi-Fans werden mit der Serie womöglich nicht auf ihre Kosten kommen, dafür sind die Fälle oft zu profan, ist die Ermittlungsarbeit zu klassisch, aber wenn man bereit ist, die Figurenchemie zwischen Schriftsteller und Cop als Teil der Dramaturgie hinzunehmen und sich an den zahlreichen skurrilen, witzigen, teils ironischen und beinahe immer extrem pointierten Dialogen erfreuen kann, die sich dank dieser Prämisse entspinnen, dankbar ist für jede Popkulturreferenz und sich an einem großartig aufspielenden Nathan Fillion in der zweiten Paraderolle seines Lebens – umgeben von einem nicht minder stimmigen Ensemble – erfreuen kann, der sollte mindestens einen Blick riskieren.

Fazit & Wertung:

Die Krimi-Serie Castle besticht weniger durch die eigentlichen Krimi-Plots, denn vielmehr durch die großartige Chemie zwischen Castle und Beckett, die in scharfzüngige wie unterhaltsame Dialoge mündet, welche um keine Referenz und Anspielung verlegen sind. Sympathisch und pointiert entspinnt sich so eine zwar plakativ und profan wirkende, in ihrer Form aber dennoch einzigartige und sehenswerte Beziehung und somit Serie, die mit überraschend viel Herz und Humor daherkommt, ohne den Krimi-Aspekt zu sehr zu vernachlässigen.

8 von 10 pfeilschnellen Wortgefechten

Castle | Staffel 1

  • Pfeilschnelle Wortgefechte - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Die Krimi-Serie Castle besticht weniger durch die eigentlichen Krimi-Plots, denn vielmehr durch die großartige Chemie zwischen Castle und Beckett, die in scharfzüngige wie unterhaltsame Dialoge mündet, welche um keine Referenz und Anspielung verlegen sind. Sympathisch und pointiert entspinnt sich so eine zwar plakativ und profan wirkende, in ihrer Form aber dennoch einzigartige und sehenswerte Beziehung und somit Serie, die mit überraschend viel Herz und Humor daherkommt, ohne den Krimi-Aspekt zu sehr zu vernachlässigen.

8.0/10
Leser-Wertung 9/10 (1 Stimme)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Tonight is gonna be a large one.: 7/10 Punkte

Episodenübersicht: Staffel 1

01. Blumen für dein Grab (8,5/10)
02. Die tote Nanny (7,5/10)
03. Die Elite-Clique (8/10)
04. Die Hölle kennt keine Wut (8/10)
05. Gefrorenes Blut (8/10)
06. Voodoo (8/10)
07. Reich und tot (8/10)
08. Geister (8/10)
09. Die verschwundene Tochter (8/10)
10. Todesfall in der Familie (8,5/10)

 

– – –

Castle | Staffel 1 ist am 06.05.10 auf DVD im Vertrieb von Touchstone erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

vgw

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Kommentare (7)

  1. bullion 26. März 2015
  2. Amerdale 26. März 2015
      • Amerdale 27. März 2015
      • Wulf | Medienjournal 29. März 2015
  3. mwj 29. März 2015

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