Das Star Wars Universum
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Und weil es noch so schön früh ist (naja, fast beinahe) und ich gerade so herrlich produktiv bin, mich vor allem aber ärgere, das hier nicht bereits am Wochenende – genauer am Sonntag – geschafft zu haben, dem Tag nämlich, an dem ich eigentlich derlei Bücher und ähnliches außer der Reihe zu posten beschlossen habe, kommt hier nun für heute auch gleich noch eine neue Star Wars-Review zum jüngst erschienenen ersten Erwachsenenroman, der seinerseits den allerersten deutschsprachigen Vertreter des neuen Kanons darstellt, wenn man die unter dem Label der Young Adult Novels laufenden Bände seitens Panini zu diesem Zweck einmal außer Acht lässt.
Star Wars
Der Erbe der Jedi-Ritter
Star Wars: Heir to the Jedi, USA 2015, 368 Seiten
© Blanvalet
Kevin Hearne
Andreas Kasprzak
Blanvalet
978-3-734-16008-0
Abenteuer | Science-Fiction | Action
Inhalt:
Der Todesstern ist zerstört und auch wenn das Imperium nicht vernichtend geschlagen worden ist, hat der Verlust seiner mächtigsten Kampfstation dem Imperator doch einen gehörigen Dämpfer versetzt. Doch auch auf Rebellenseite sind Verluste zu beklagen und Luke, längst ein Held der Rebellion, betrauert noch immer den Verlust von Obi-Wan Kenobi, von dem er sich eine Ausbildung in den Künsten der Jedi mehr als sehnlich erhofft hat. Ben aber ist eins mit der Macht geworden und Luke versucht sich in den Diensten der Rebellen-Allianz zu bewähren und übernimmt daher auch den Auftrag, nach Rodia zu reisen, um dort mit dem hiesigen Chekoo-Clan Kontakt aufzunehmen, der sich als wertvoller Verbündeter für die Widerständler erweisen könnte.
Jetzt, da Ben tot ist, gibt es niemanden mehr, der all meine Fragen beantworten könnte. Diese traurige Tatsache wird mir jedes Mal von Neuem bewusst, wenn ich mich frage, was ich nun tun soll. Sein braunes Gewand hätte ebenso gut aus reinem Mysterium gewoben sein können; er trug es und ließ auf dem Todesstern nichts weiter von sich zurück. Ich weiß, dass Han nicht viel von der Macht hält, doch wenn der Körper eines Mannes beim bloßen Kontakt mit einem Lichtschwert einfach verschwindet, geht das weit über »simple Tricks und Unsinn« hinaus.
Allerdings gerät Luke schon auf der Reise nach Rodia mit dem ihm jüngst anvertrauten Schiff – der Wüstenjuwel – erneut mit dem Imperium aneinander und gefährdet willentlich seine Mission, um ein vermeintlich kupohanisches Schiff davor zu bewahren, von zwei TIE-Jägern zerstört zu werden. Nach einer ersten Kontaktaufnahme auf Rodia wartet allerdings bald ein weitaus wichtigerer Auftrag auf den Helden der Allianz, denn eine nichtmenschliche Kryptografin namens Drusil Bephorin wird vom Imperium gefangengengehalten und könnte sich dank ihrer beispiellosen mathematischen Kenntnisse in ungeahntem Ausmaß für die Rebellion verdient machen, sollte es Luke gelingen, sie dem imperialen Zugriff zu entziehen. Nakari Kelen, Tochter des Oberhauptes der Kelen-Biolabore, stellt zu diesem Zweck bereitwillig erneut die Wüstenjuwel zur Verfügung, besteht allerdings auch darauf, Luke auf seiner Mission zu begleiten…
Rezension:
Nach Bewegliches Ziel, dem ersten Jugendbuch-Vertreter des Labels Journey to Star Wars: Das Erwachen der Macht seitens Panini wirft nun auch Blanvalet mit Kevin Hearnes Der Erbe der Jedi-Ritter den ersten waschechten Roman aus dem neuen Star Wars-Kanon auf den Markt und was ursprünglich als dritter Teil der Imperium und Rebellen-Reihe geplant war, ist nun ob der neuen Kontinuität unter Federführung der Lucasfilm Story Group ein eigenständiger Roman geworden, dessen Geschehnisse zwischen den Episoden IV und V angesiedelt sind, die ausnahmslos aus der Sicht Luke Skywalkers geschildert werden, was nicht nur ein Novum im Star Wars-Kosmos darstellt, sondern auch hinsichtlich des Innenlebens des wohl – zusammen mit seinem Vater – berühmtesten Jedi interessant ist, denn Hearne gelingt es bis auf wenige Ausnahmen vortrefflich, den Ton des Filmcharakters zu treffen, was gemeinsam mit der engen Verzahnung mit den originären Filmteilen den Einstieg erheblich erleichtert, so dass Luke beispielsweise noch immer nicht über den Verlust von Ben, seines Onkels Owen und seiner Tante Beru sowie last but not least seines Freundes Biggs bei der Schlacht von Yavin hinweg ist, Aspekte, die logischerweise in den Filmen deutlich ins Hintertreffen geraten sind, ähnlich schon wie Leias Bestürzung hinsichtlich der Zerstörung ihres Heimatplaneten Alderaan, die in der Graphic Novel Prinzessin Leia explizit thematisiert worden ist.
Einige Sekunden später rollte Erzwo ins Schiff, und ich fand den Schalter, mit dem sich die Rampe hinter ihm sichern ließ. Er zwitscherte ungeduldig und schien sauer auf mich zu sein, doch wie üblich verstand ich nicht, was genau er sagte. »Du kannst dich rechts einklinken«, sagte ich; der Droide setzte seine elektronische Schimpftirade fort, während er in Position ging.
So beginnt Der Erbe der Jedi-Ritter ungemein stimmig und trifft wie gesagt exakt den richtigen Ton, entführt schon auf den ersten Seiten spielend in die allseits bekannte, weit, weit entfernte Galaxis, doch leider wird der stimmige Eindruck alsbald getrübt, wenn die Handlung an Fahrt aufzunehmen beginnt, denn ein wenig fühlt man sich schnell in ein mittelprächtiges Computerspiel versetzt, wo es eine Anzahl Quests zu erfüllen gilt, was sich darin äußert, dass Luke zunächst zum Planeten A geschickt wird, auf dem Weg dorthin sozusagen ein neues Hauptziel freischaltet, um dieses erfüllen zu können, aber Geld benötigt, woraufhin er einen Nebenauftrag annimmt und so weiter und so fort. Stimmige Erzählweise – bei aller nicht bestreitbaren Kurzweil, die der Band bereithält – geht leider anders und so wirkt vieles zunächst wie nur lose zusammenhängendes – und eben schlecht miteinander verwobenes – Stückwerk, bevor die eigentliche Erzählung dann auch wirklich beginnt und zum Glück auch wieder merklich Boden gutmacht.
Zugutehalten muss man Kevin Hearne aber auch, dass er es neben der gelungenen Interpretation des Innenlebens des jungen Skywalker vortrefflich versteht, interessante Figuren zu kreieren, was sich insbesondere bei der ebenfalls von einem Wüstenplaneten stammenden Nakari Kelen sowie der Kryptografin Drusil Bephorin bemerkbar macht, die es zu befreien gilt, zumal insbesondere die Dialoge mehr als gelungen sind und speziell Drusils eigentümliche Art des Öfteren zum Schmunzeln einlädt, während Nakari dem jungen Jedi in spe gehörig den Kopf zu verdrehen weiß. So bleibt ein in sich sehr unterhaltsames und stimmiges Abenteuer, das man zwar mit viel Liebe in den Kontext der originären Saga gebettet hat und bei dem Hearne nicht müde wird, allerlei Querverweise einzubauen, das aber schlussendlich eher wenig zum großen Ganzen beizusteuern hat, denn Hearnes Geschichte konzentriert sich selbst nach dessen eigenen Aussagen darauf, wie es dazu kam, dass Luke zu Beginn von Episode V in der Lage war, via Telekinese sein Lichtschwert in seine Hand zu „rufen“, ein Kunststück, das er bekanntermaßen in Episode IV noch nicht zu vollbringen in der Lage war.
Die Wüstenjuwel trat in die Atmosphäre von Rodia ein, ohne bereits von einem TIE-Jäger-Komitee erwartet zu werden. Ich hielt mich an die von Erzwo berechnete Route und ging an der Küste von Betu runter, einen Kontinent entfernt vom Chattza-Clan, dem Hochprotektor und dem Gros imperialer Aktivität auf dem Planeten. Hier lebte der Chekkoo-Clan, und obgleich die Chekkoos nicht offen aufgebehrten, da es ihnen schlichtweg an den Mitteln fehlte, um ihren Herzen zu folgen, verschaffte ihnen allein die geografische Lage ihrer Heimat die Möglichkeit, zumindest passiv Widerstand zu leisten und einige ihrer Geheimnisse zu bewahren.
Sicherlich hätte man sich gerade für den (deutschsprachigen) Neustart des Star Wars-Kanon ein spannenderes, epochaleres Werk mit weitaus mehr Einfluss auf die eigentliche Saga und die Galaxis an sich wünschen können, doch muss man eben auch bedenken, dass es sich im Grunde um ein überarbeitetes Überbleibsel der alten Ordnung handelt, dem sicherlich nie die Intention zugrunde lag, den Kosmos neu zu erfinden und auch wenn die Geschichte manchmal arg konstruiert wirken mag und teils irritierend abrupte Sprünge in der Handlung bereithält (ein Umstand, der mir auch schon bei Bewegliches Ziel aufgefallen ist, den ich da aber weitaus großzügiger zu verzeihen bereit gewesen bin), versprüht die Story doch gehörig Flair und macht bis zuletzt Spaß, auch wenn das Ende vielleicht ebenfalls nicht ganz so abrupt, teilweise vorhersehbar und in Windeseile abgehandelt hätte daherkommen müssen. Für den Kontext also kaum relevant und durchaus mit Schwächen in der Dramaturgie behaftet, muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er Der Erbe der Jedi-Ritter eine Chance einräumen mag, dabei dank gelungener Atmosphäre und überzeugendem Schreibstil auch nicht allzu viel verkehrt macht, gleichwohl auch nichts verpasst, sollte er sich gegen eine Lektüre entscheiden.
Star Wars: Der Erbe der Jedi-Ritter
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Von der Macht bewegte Nudeln - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
Gleichwohl Kevin Hearnes Schreibstil bei Der Erbe der Jedi-Ritter durchaus besticht und er gekonnt das emotionale Innenleben Luke Skywalkers auslotet, ist leider der eigentliche Plot nicht annähernd so überzeugend geraten und krankt an seiner oft arg konstruiert wirkenden Machart, so dass der erste deutsche Roman-Vertreter des neuen Star Wars-Kanons zwar durchaus Kurzweil und Unterhaltung verspricht, im Kontext des Franchise aber doch relativ belanglos bleibt und kaum Neues zu berichten weiß.
Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Blanvalet. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.
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Star Wars: Der Erbe der Jedi-Ritter ist am 16.11.15 im Blanvalet Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!
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