Review: Vampirmelodie | Charlaine Harris (Buch)

Kommen wir heute mal wieder zu einer Buch-Kritik und namentlich dem Abschlussband der Sookie-Stackhouse-Reihe, die ich damit dann, wenn man von ergänzenden Begleitbänden absieht, auch erfolgreich hinter mich gebracht hätte und das sogar, bevor ich die finale Staffel der aus ihr hervorgegangenen Serie True Blood gesichtet habe, aber da beide Stories nur noch herzlich wenig miteinander gemein haben ist das auch nicht wirklich tragisch.

Vampirmelodie

Dead Ever After, USA 2013, 400 Seiten

Vampirmelodie von Charlaine Harris | © dtv
© dtv

Autorin:
Charlaine Harris
Übersetzerin:
Britta Mümmler

Verlag (D):
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN:
978-3-423-21500-8

Genre:
Drama | Horror | Fantasy

 

Inhalt:

Der Geschäftsmann aus New Orleans, dessen graues Haar ihn als einen Mann Mitte fünfzig auswies, war in Begleitung seines viel jüngeren und größeren Bodyguards und Chauffeurs an dem Abend, als er im French Quarter den Teufel traf. Es war ein im Voraus vereinbartes Treffen.
»Es ist wirklich der Teufel, mit dem wir uns treffen?«, fragte der Bodyguard. Er war angespannt – was allerdings auch kein Wunder war.
»Nicht „der“ Teufel, sondern „ein“ Teufel.«

Es scheint, dass Sookies und Erics Beziehung nun endgültig ad acta gelegt werden kann, denn während sie sich entschieden hat, das Cluviel Dor einzusetzen, um Sams Leben zu retten, statt Eric aus seiner prekären Lage zu befreien, die Vampirkönigin Freyda ehelichen zu müssen, herrscht Funkstille bei den beiden und da die Hochzeit nicht mehr zu verhindern zu sein scheint, sind ihre gemeinsamen Tage gezählt. Doch auch Sam zeigt nicht unbedingt die erhoffte Dankbarkeit dafür, dass Sookie ihn ins Leben zurückgeholt hat und verhält sich mehr als merkwürdig. Als dann auch noch Arlene unerwartet aus dem Gefängnis entlassen wird und Sookie ihre Aufwartung macht, nur um tags darauf ermordet in der Mülltonne hinter dem Merlotte’s gefunden zu werden, bekommt Sookie Probleme ganz anderen Kalibers, denn man verdächtigt sie, die Mörderin zu sein und verhaftet sie.

Umso mehr freut sie sich, am Tag der Anhörung zu sehen, wie viele der Bewohner Bon Temps‘ hinter ihr stehen und an ihre Unschuld glauben. Kaum gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt, tauchen der Halbdämon Mr. Cataliades und dessen Nichte Diantha bei Sookie auf, ebenso wie ihre Freundin Amelia und ihr treuer Gefährte Bob sowie der ebenfalls telepathisch begabte Barry, um dahinterzukommen, wer für den Mord verantwortlich ist und versucht hat, ihn Sookie in die Schuhe zu schieben. Während die Ermittlungen noch im vollen Gange sind, spinnt selbst jetzt noch Eric im Hintergrund seine Fäden und Sookie bemüht sich verzweifelt darum, herauszubekommen, was mit Sam los ist, der sich noch immer merkwürdig distanziert gibt.

Rezension:

Nach dem schon schwächelnden Cocktail für einen Vampir bezeichnet der finale Band der Sookie-Stackhouse-Reihe,Vampirmelodie, noch einmal einen regelrechten Abwärtstrend, auch wenn man das anfänglich vielleicht gar nicht mal vermuten würde, denn direkt am Anfang hat sich Charlaine Harris dazu entschieden, die ansonsten durchgehend aus der Perspektive von Sookie Stackhouse geschilderte Geschichte um weitere Passagen in der auktorialen Erzählform zu ergänzen und man mag gespannt sein, welche Bedrohung von außerhalb sich da in Richtung Bon Temps bewegen mag, doch leider weicht diese Spannung schnell einer gewissen Frustration ob der plakativen Profanität des Erdachten, denn natürlich hat nun der Teufel seine Finger im Spiel, der – ich möchte ja nicht spoilern – die Seelen zweier Menschen per Kontrakt an sich nimmt, um diesen im Austausch ihre Wünsche zu erfüllen, in letzter Konsequenz aber gegen Sookie zu helfen. Natürlich handelt es sich nicht um den Teufel, sondern um einen Teufel, doch ändert das nichts an der Tatsache, dass allein die Beweggründe für ihren Zorn auf Sookie ziemlich aus dem Hut gezaubert wirken, zumal sich gegen Ende noch ein weiteres Triumvirat aus alten Bekannten als Widersacher zu erkennen gibt, wohl nur, um die Figuren noch einmal auftreten zu lassen, denn ebenso schnell, wie sie auf der Bildfläche erscheinen, wird die Bedrohung auch wieder abgehandelt.

Er sprach mit leichtem Akzent; ein Deutscher vielleicht? Jedenfalls ein Mann aus irgendeinem dieser europäischen Länder, dachte der große Dünne, der nicht weitgereist war. Und außerdem hatte der Neue ein bemerkenswert unangenehmes Lächeln. Es wirkte okay, mit den hochgezogenen Mundwinkeln und den entblößten Zähnen, doch irgendwie sah es so aus, als würde ein Tier die Zähne fletschen, kurz bevor es zubeißt.

Überhaupt bemüht sich Harris sehr, in Vampirmelodie (dessen Titel wie so oft rein gar nichts mit dem Buch an sich zu tun hat) noch einmal das gesamte Figurenkonsortium Schau laufen zu lassen und so sind Mr. Cataliades, Diantha, Amelia und Bob und last but not least Barry Bellboy mit von der Partie, um Sookie zu helfen, während ihr auch ihre verflossenen Liebschaften kurz ihre Aufwartung machen, wohingegen Bill, der ja schon in den vergangenen Büchern ein regelrechtes Schattendasein fristete, sich mit drei kurzen und wenig sinnstiftenden Auftritten begnügen muss und Eric kurzerhand aus dem Skript geschrieben wurde, zumindest dahingehend, dass er drauf und dran ist, mit Freyda nach Oklahoma zu ziehen, zwar noch des Öfteren Erwähnung findet und seine Finger im Spiel hat, aber nicht mehr mit körperlicher Präsenz glänzt und auch wenig zum eigentlichen Geschehen beisteuert. Kurzerhand wird dann natürlich noch, wo die Vampire, die in der Romanreihe schon länger nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, gleichwohl in der Vergangenheit aber die beiden einprägsamsten und charismatischsten Freunde für Sookie – Bill und Eric – zu stellen wussten, ein neues (altes) Love-Interest für die Telephatin aus dem Hut gezaubert, um so etwas wie ein Happy-End zu suggerieren, doch wirkt ihr Sinneswandel natürlich kaum nachvollziehbar, geschweige denn glaubwürdig.

Das alles wäre aber noch in Teilen zu verzeihen, wenn zumindest der eigentliche Plot von Vampirmelodie konsistent und spannend wäre, doch der vermeintliche Clou, Sookie unter Mordanklage geraten zu lassen, erweist sich als kurzer wie ärgerlicher Stolperstein, denn ihre Untersuchungshaft findet nach gerade einmal vierundzwanzig Stunden ihr Ende und bald scheint jeder vergessen zu haben, dass sie überhaupt je des Mordes bezichtigt gewesen war, zumal die Beweislast zu keinem Zeitpunkt Zweifel darüber aufkommen ließe, dass Sookie niemals verurteilt werden würde. Auch der Part mit dem (alsoeinem) Teufel wird irgendwann im Mittelteil mir nichts dir nichts fallen gelassen und eine wirkliche Bedrohung will sich eben überhaupt nicht einstellen und Sookie findet ausgiebig Zeit, über Alltagssorgen zu schwadronieren, sich auf die Hochzeit ihres Bruders Jason vorzubereiten und natürlich, ihren zahlreichen Hausgästen opulente Mahlzeiten zuzubereiten.

Der Teufel hielt sein Gesicht in die Morgensonne, und in seinen Augen flackerte es kurz rot auf. »Na, so etwas aber auch. Nun, ich werde der Sache einmal nachgehen. Wie heißt denn die Freundin Ihrer Tochter, die, die angeblich weiß, wo ein Cluviel Dor zu finden ist?«
»Sie wohnt in Bon Temps. Das ist oben im Norden, ganz in der Nähe von Shreveport. Sookie Stackhouse.«
Der Teufel nickte bedächtig. »Den Namen habe ich schon einmal gehört.«

Von einem Finalband wie Vampirmelodie es ist, hätte man sich schlicht und ergreifend nicht nur etwas anderes, sondern vor allem auch etwas Besseres erwarten können, doch so fällt zumindest der Abschied nicht allzu schwer, zumal auch Charlaine Harris selbst ihrer Heldin überdrüssig geworden zu sein scheint, denn es ist ja beileibe nicht so, dass frühere Geschichten nicht auch schon von alltäglichen Erzählungen und nur marginal wichtigen Nebenplots mitgetragen worden wäre, doch geht in dieser gehetzten Aneinanderreihung unterschiedlicher, wenig glaubwürdiger, teils an den Haaren herbeigezogener Bedrohungen ein gutes Stück des Charmes solcher Einschübe verloren, auch weil sie schlicht deplatziert wirken. Man kann den Band gelesen haben oder ihn als langjähriger Fan der Reihe unweigerlich irgendwann lesen werden, doch der erhoffte Abschluss ist es kaum geworden, während nur noch in einzelnen Szenen das bekannte und geschätzte Flair früherer Vertreter der Buch-Reihe durchschimmert. Zwar bekommt Sookie ihr Ende spendiert, doch ist es eben insbesondere um Bill und Eric einfach nur schade, wie sie quasi in der Belanglosigkeit versunken sind und das, wo sie doch dereinst die Geschichte überhaupt erst richtig in Gang gebracht haben.

Fazit & Wertung:

Nachdem schon die letzten Bände der Reihe nur noch leidlich zu überzeugen wussten, markiert Charlaine Harris‘ Vampirmelodie den absoluten Tiefpunkt der Geschichten um die Gedanken lesende Sookie Stackhouse. Umso ärgerlicher, da es sich um den Abschlussband handelt, doch kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass Harris ihrer Figur längst überdrüssig geworden ist und nur noch auf Gedeih und Verderb ein irgendwie abschließendes Ende zu generieren versucht hat. Da helfen auch die zahllosen Gastauftritte bekannter Figuren nicht mehr, die die ohnehin schon krude Story noch weiter verwässern, als sie wirklich zu bereichern.

5 von 10 Vampiren, Werwölfen, Elfen etc. pp.

Vampirmelodie

  • Vampire, Werwölfe, Elfen etc. pp. - 5/10
    5/10

Fazit & Wertung:

Nachdem schon die letzten Bände der Reihe nur noch leidlich zu überzeugen wussten, markiert Charlaine Harris‘ Vampirmelodie den absoluten Tiefpunkt der Geschichten um die Gedanken lesende Sookie Stackhouse. Umso ärgerlicher, da es sich um den Abschlussband handelt, doch kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass Harris ihrer Figur längst überdrüssig geworden ist und nur noch auf Gedeih und Verderb ein irgendwie abschließendes Ende zu generieren versucht hat. Da helfen auch die zahllosen Gastauftritte bekannter Figuren nicht mehr, die die ohnehin schon krude Story noch weiter verwässern, als sie wirklich zu bereichern.

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Weitere Details zur Autorin und dem Buch findet ihr auf der Seite des Deutschen Taschenbuch Verlages. Dort gibt es übrigens auch ein groß angelegtes Special zur Sookie-Stackhouse-Reihe.

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Die Sookie-Stackhouse-Reihe:

01. Vorübergehend tot
02. Untot in Dallas
03. Club Dead
04. Der Vampir, der mich liebte
05. Vampire bevorzugt
06. Ball der Vampire
07. Vampire schlafen fest
08. Ein Vampir für alle Fälle
09. Vampirgeflüster
10. Vor Vampiren wird gewarnt
11. Vampir mit Vergangenheit
12. Cocktail für einen Vampir
13. Vampirmelodie

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