So, es ist schon wieder Abend und folglich Zeit für mich, euch eine neue Review zu offerieren zu einem sehr vielversprechenden Reboot, denen man ja eigentlich grundsätzlich gerne skeptisch gegenüberstehen darf, doch in diesem Fall ist die Skepsis tatsächlich nicht angebracht, wie ihr lesen werdet.
Constantine
The Hellblazer 1
Abwärts
Constantine: The Hellblazer Vol. 1 – Going Down (#1-5), USA 2016, 132 Seiten
© Panini
Ming Doyle
James Tynion IV
Riley Rossmo (#1-2, 5)
Vanessa Del Rey (#3-4)
Ming Doyle (#3)
Chris Visions (#4)
Scott Kowalchuk (#5)
Panini Verlag
978-3-957-98756-3
Mystery | Fantasy | Horror
Inhalt:
© Panini
Verfolgt von den Geistern seiner Vergangenheit, strandet John Constantine alsbald einmal mehr in einer Kneipe, wo ihm prompt die Dämonin Blythe ihre Aufwartung macht und ihn um Hilfe in einer prekären Situation bittet, doch Constantine ahnt bereits, dass mehr hinter der Sache stecken muss als die durchtriebene Dämonin ihm anvertraut. Womit der berühmt-berüchtigte Dämonenjäger und Magier allerdings nicht rechnet ist, dass dieser Job ihn letztlich nur von weitaus gewichtigeren Geschehnissen ablenken wird, denn irgendeine unbekannte Macht jagt seine geisterhaften Freunde und tötet sie ein weiteres Mal, was allen Naturgesetzen zuwider läuft und de facto eigentlich nicht möglich sein darf, womit der Mann mit der Kenntnis zahlloser Geheimnisse vor einem Rätsel steht, dass selbst er nicht aus dem Stehgreif zu lösen weiß, doch die Zeit drängt und die unbekannte Wesenheit dezimiert die geisterhaften Echos seiner früheren Freunde und Bekannten mehr und mehr, bis Constantine sich gezwungen sieht, seiner eigenen Vergangenheit ins unrühmliche Auge zu blicken und eine frühere Freundin um Hilfe zu bitten…
Rezension:
Nachdem man im Rahmen der New52 bereits einmal versucht hatte, dem von Alan Moore Mitter der 80er erschaffenen John Constantine mit der Serie Constantine unter der Regie von Ray Fawkes eine Frischzellenkur zu verpassen, die ihn auch prompt in das reguläre DC-Universum überführt und integriert hat, wurde diese Serie nach 23 Ausgaben zu Grabe getragen, worum es auch nicht allzu schade war, präsentierte sich die Reihe doch einerseits sehr durchwachsen und andererseits von Crossovern durchzogen, so dass es kaum möglich war, eine richtige Kontinuität aufzubauen, weshalb ich aber nur noch gespannter auf die Veröffentlichung des neuen Reboots gewartet habe, der nun mit nur geringfügig variiertem Titel als Constantine: The Hellblazer 1 seine (deutschsprachige) Veröffentlichung feiert, zumal ich bereits bei der Besprechung des finalen Bandes meine Hoffnungen verbalisiert hatte, man möge hoffentlich aus den gemachten Fehlern gelernt haben und sich wieder mehr in Richtung des ursprünglichen Hellblazer orientieren.
© Panini
Und siehe da, man hat tatsächlich gelernt, denn vom ersten Augenblick an, genauer dem achtseitigen Sneak-Peek, das hier dankenswerterweise neben den ersten fünf Bänden der neuen Heftreihe mit abgedruckt worden ist, merkt man, dass es hier doch gehörig düsterer, gemeiner und kaltherziger zur Sache geht und Constantine wieder der desillusionierte, um markige Sprüche nicht verlegene, von Schuld beladene Magier ist, dessen umtriebige Vergangenheit ihn seit so vielen Jahren verfolgt. Bereits das erste Heft eröffnet dabei mit einem Paukenschlag und weist den Weg in die richtige Richtung, wenn ein vollkommen unbekleideter, gänzlich mit Blut verschmierter John Constantine in einem Kleidungsgeschäft die Angestellte unter seinen Bann zwingt, bevor ihm nach einem kurzen Flirt mit einem Barmann die Dämonin Blythe ihre Aufwartung macht und ihn in sein erstes Abenteuer treibt, das allerdings nur den Aufhänger, die Vorbereitung für eine die nächsten vier Hefte umspannende Geschichte bildet, die auch gleich auf Constantines Jugend abstellt und an großartigen wie tragischen Momenten und vor allem einer gehörigen Prise schwarzen Humors und Sarkasmus schon kaum zu überbieten ist.
Okay, in dem Zusammenhang wirkt die Zensur von Schimpfworten, die man kurioserweise auch in der deutschen Übersetzung übernommen hat, schon reichlich fehl am Platz und erstreckt sich tatsächlich von Wörtern wie „Arsch“ oder sogar „Popo“ bis hin zu „Wichser“ und „Scheiße“, was wohl ein wenig übertrieben erscheinen mag, wenn man andererseits Constantine beim Stelldichein mit einer Dämonin zeigt, aber auch daran gewöhnt man sich, ich wollte es nur nicht unerwähnt lassen, weil es anfänglich irritiert und mir in dem Ausmaß wie bei Constantine: The Hellblazer 1 lange nicht mehr untergekommen ist. Davon aber abgesehen, sind die Dialoge und vor allem Constantines Off-Kommentare geschliffen wie eh und je und führen behutsam in die Welt der schwarzen Magie, strotzen vor Einfallsreichtum und düsteren Anekdoten und lassen darauf hoffen, dass Konzepte wie die der „dünnen Orte“, Orte schrecklicher Ereignisse, an denen die Membran zwischen natürlicher und übernatürlicher Welt besonders brüchig und durchlässig geworden ist, noch häufiger aufgegriffen werden.
© Panini
Und auch das Artwork kann sich sehen lassen, auch wenn es nicht jedermanns Fall sein dürfte, doch mit Constantine: The Hellblazer 1 geht man ein gehöriges Stück zurück zu Düsternis und regelrecht dreckigem Flair, was sich insbesondere in den Heften 3 und 4 bemerkbar macht, wenn Vanesa Del Rey die sich in der Gegenwart abspielenden Ereignisse bebildert, wohingegen einzig die Rückblenden von Ming Doyle, die ansonsten gemeinsam mit James Tynion IV (Batman) für das Skript der gesammelten Geschichten verantwortlich zeichnet, nicht so recht zu überzeugen wissen, sowohl zu bunt als auch zu statisch wirken, doch handelt es sich eben auch nur um einige wenige Seiten, die noch dazu in der Vergangenheit spielen, von einer besseren Zeit künden, weshalb das Ganze stilistisch sogar fast schon wieder Sinn macht. Optisch dominiert wird der Band allerdings von Riley Rossmo, der neben dem Sneak Peek auch die Hefte 1, 2 sowie 5 illustriert hat und ebenfalls einen äußerst interessanten Stil pflegt, der John Constantine zwar ungewohnt schlaksig und hager inszeniert, ansonsten aber rundweg überzeugt, so dass der einzige Vorwurf, den ich dem kanadischen Zeichner machen kann, der ist, dass John mancherorts einen Hauch zu fröhlich guckt, doch davon abgesehen verleiht er der Figur spürbar Leben und gepaart mit der sich entspinnenden Geschichte, die mich recht bald in ihren Bann gezogen hat und nicht mehr losließ, bis ich die Lektüre beendet hatte, sehne ich jetzt schon den dummerweise erst im Dezember diesen Jahres erscheinenden zweiten Band herbei, denn was mit Constantine: The Hellblazer 1 abgeliefert worden ist, macht endlich mal wieder richtig Hoffnung auf eine durchgehend stimmungsvolle Hellblazer-Storyline!
Constantine: The Hellblazer 1 - Abwärts
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Heimsuchungen einer verdrängten Vergangenheit - 9/10
9/10
Fazit & Wertung:
Nach der eher durchwachsenen Constantine-Serie meldet sich DC nun mit einem erneuten Reboot in Form von Constantine: The Hellblazer zurück und schafft es diesmal, den Antihelden mit weitaus mehr Flair und vor allem Tiefgang in Szene zu setzen, so dass dieser erste Band allein schon klar macht, dass die neue Serie ein Muss für jeden Hellblazer-Fan ist.
Constantine: The Hellblazer 1 – Abwärts ist am 14.06.2016 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!
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