Heute brandaktuell mit einem Film, der erst morgen in die Läden kommt und trotzdem war Kollege Dominik (siehe unten bei den "Meinungen") einen Tacken schneller als ich. Macht aber nichts, ich erzähle euch jetzt trotzdem gerne, wie mir der Film denn so gefallen hat.
Imperium
Imperium, USA 2016, 109 Min.
© Ascot Elite
Daniel Ragussis
Daniel Ragussis
Daniel Radcliffe (Nate Foster)
Toni Collette (Angela Zamparo)
Tracy Letts (Dallas Wolf)
Devin Druid (Johnny)
Pawel Szajda (Vince Sargent)
Nestor Carbonell (Tom Hernandez)
Sam Trammell (Gerry Conway)
Krimi | Drama | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© Ascot Elite
Nachdem die FBI-Agentin Angela Zamparo bei einem Verhör auf das feinfühlige und empathische Verhalten des noch unerfahrenen Kollegen Nate Foster aufmerksam wird, ist sie schnell überzeugt, er sei wie geschaffen für die Infiltration der rassistischen White-Supremacy-Szene, denn während ihre Kollegen sich vorrangig auf muslimische Terrorverdächtige konzentrieren, hat Zamparo den hetzerischen Radiomoderator Dallas Wolf in Verdacht, mit den rechtsextremistischen Kreisen rund um Washington einen Anschlag mit radioaktivem Material zu planen. So legt sich Foster eine Vita als ehemaliger Marine zu und gibt vor, über für die Gruppe unerlässliche Fähigkeiten und Kontakte zu verfügen, woraufhin er tiefer und tiefer in die rassistische Szene eintaucht und alsbald über den nach außen hin so unscheinbar wirkenden Gerry Conway auch mit Dallas in Kontakt kommt…
Rezension:
Mit dem auf dem Cover gezogenen Vergleich, es handele sich bei Imperium um eine Verquickung aus American History X und The Departed fährt das Marketing prompt schwere Geschütze auf und so naheliegend der Vergleich speziell zu erstgenanntem Film auch sein mag, bewegt sich Ragussis Film in merklich anderen Fahrwassern und erreicht auch zu keinem Zeitpunkt die Qualität und Güte der herangezogenen Vergleichsfilme. Das muss er aber auch gar nicht, eröffnet er dafür einen lohnenswerten wie ungewohnten Blick auf die Strukturen faschistoider Bewegungen, denn wo man andernorts nur grenzwertig verblödete Glatzköpfe präsentiert bekommt, die stumpf Parolen in die Welt posaunen, präsentieren sich hier unterschiedlichste Gruppierungen, die sich teils auch untereinander spinnefeind sind und mit dem Weltbild der jeweils anderen Gruppierung herzlich wenig anzufangen wissen.
© Ascot Elite
Mitunter am Erschreckendsten hierbei ist aber die vermeintliche Vorstadtidylle, in der Sam Trammell (True Blood) seine Glanzmomente spendiert bekommt, denn hier versteckt sich der Faschismus im Spießbürgertum, schimmert aber an allen Ecken und Enden durch die Fassade und macht auch vor der Indoktrination der Kleinsten nicht Halt, was ein noch weitaus erschreckenderes Weltbild entwirft. Ebenfalls außerordentlich gelungen sind die Schnittmontagen und Voice-over-Kommentare mit ihrer hetzerischen Weltsicht und Auszügen aus entsprechenden Schriften, wenn auch manche der gewählten Bilder mitunter recht plakativ geraten sind. Nichtsdestotrotz gelingt es Imperium, insbesondere die verheerende Macht der Sprache zu verdeutlichen, denn auch wenn es für Undercover-Agent Foster gilt, den Drahtzieher eines möglichen Terroranschlags zu ertappen, zeichnen sich die Neo-Nazis jedweder Couleur vorrangig dadurch aus, große und demagogische Reden zu schwingen.
Apropos Nate Foster, macht Daniel Radcliffe (Kill Your Darlings) als FBI-Agent tatsächlich einen erstaunlich guten Job, wenn man einmal von den ersten paar Minuten absieht, denn ausgerechnet den nerdigen Bücherwurm möchte man ihm hier so gar nicht abkaufen. Derweil ist es umso spannender, den dennoch sensiblen und empathischen Foster dabei zu beobachten, wie er Schicht um Schicht tiefer in eine regelrechte Schattengesellschaft vordringt und bei gleichzeitiger Wahrung seiner Tarnung darum bemüht ist, jedwede Eskalation zu vermeiden, was es eben mit sich bringt, es sich das ein oder andere Mal mit mehr als gewaltbereiten Aggressoren zu verscherzen, doch findet der gewiefte Agent immer wieder Erklärungen für sein Handeln, wodurch die mitunter stärksten Szenen entstehen, denn der Thrill rührt in Imperium natürlich vorrangig daher, ob Nates wahre Rolle enttarnt wird oder nicht.
© Ascot Elite
So überzeugend Imperium in seiner Gänze aber inszeniert ist, so sehr zerfasert die bis dahin so stimmige Geschichte im letzten Drittel für meinen Geschmack zu sehr, denn während die Mission zunächst gescheitert scheint, tut sich wie durch Zufall eine neue, vielversprechende Spur auf und plötzlich geschieht alles Knall auf Fall und auch die Vorbehalte der FBI-Vorgesetzten scheinen plötzlich wie weggeblasen, derweil auch einige der hier allzu zügig abgehandelten Dialoge nicht annähernd das Niveau des Vorangegangenen zu halten wissen und teils recht hölzern wirken. Um aber mit einem positiven Aspekt zu enden, muss ich zuletzt noch Toni Collette (Ganz weit hinten) in der Rolle der abgebrühten wie zynischen FBI-Agentin Angela Zamparo loben, denn während ich sie mir im Vorfeld überhaupt nicht in solch einer Rolle vorstellen konnte, füllt sie den Part mit Bravour, derweil insbesondere die Szenen mit ihr und Radcliffe zu bestechen wissen, so dünn sie auch gesät sein mögen, da ihnen eine glaubhafte und organische Chemie innewohnt.
Imperium
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Splittergruppen der rechtsextremistischen Bewegung - 7/10
7/10
Fazit & Wertung:
Daniel Ragussis Imperium, Ausflug in die Welt der Neo-Nazis und Rassisten, mag nicht zum Kultfilm taugen, doch handelt es sich um einen mehr als stimmig produzierten Genre-Film mit einem ungewöhnlichen Blick auf das Metier, derweil sich Daniel Radcliffe auch in der Rolle des Undercover-FBI-Agenten zu behaupten weiß und gerade in Kombination mit den trefflich gewählten weiteren Darstellern mehr als einmal brillieren darf.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Filmherum: 3/5 Punkte
Imperium erscheint am 09.12.16 auf DVD und Blu-ray bei Ascot Elite im Vertrieb von Universum Film. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!