Kommen wir heute mal wieder zu einem Werk, auf das ich ganz zufällig bei meinen Stöber-Runden in den einschlägigen Online-Shops gestoßen bin und das ich mir beinahe ob der sehr mäßigen Bewertungen nicht zugelegt hätte. Ein Überflieger ist der Film jetzt zwar wirklich nicht, bereut habe ich die Sichtung aber keine Sekunde und warum, das könnt ihr jetzt nachlesen.
Z for Zachariah
Das letzte Kapitel der Menschheit
Z for Zachariah, IS/CH/USA 2015, 98 Min.
© Tiberius Film
Craig Zobel
Nissar Modi (Drehbuch)
Robert C. O’Brien (Buch-Vorlage)
Drama | Endzeit | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© Tiberius Film
Nachdem nahezu die gesamte Menschheit ausgelöscht worden ist, lebt die junge Ann Burden allein mit ihrem Hund auf einer Farm in einem Tal, das unerklärlicherweise von der Kontamination verschont worden ist, die weite Teile der Welt verstrahlt hat. Und genauso wie Ann glaubt, der letzte Mensch auf Erden zu sein, glaubt sie, dass es Gott war, der ihr Tal vor den Folgen der Strahlung verschont hat. Eines Tages aber entdeckt Ann bei ihren regelmäßigen Streifzügen durch die Natur einem Mann im Schutzanzug, der voller Freude darüber, an diesem Ort keine Strahlung auszumachen, zu leichtsinnig wird und in einen wiederum kontaminierten Tümpel springt, woraufhin Ann sich ihm zu erkennen gibt und ihn überzeugt, sich in ihre Obhut zu begeben. Nach anfänglicher gegenseitiger Skepsis kommen sich Ann und der langsam genesende John immer näher, doch die traute Zweisamkeit wird empfindlich gestört, als ihnen in Gestalt von Caleb ein weiterer Überlebender der nuklearen Katastrophe begegnet…
Rezension:
Frei nach dem Motto "Postapokalypse geht immer" musste ich einen Blick bei Z for Zachariah riskieren und das, wo viele der Stimmen und Meinungen zum Film nichts Gutes verheißen sollten. Und wieder einmal war es gut, dass ich mir vornehmlich eine eigene Meinung zu bilden vornehme, denn so schlecht sein Ruf sein mag, ist es der Film nicht wirklich, zumindest wenn man sich bewusst ist, auf was man sich einlässt, denn wer hier auf Action im Stil von Mad Max: Fury Road hofft ist reichlich fehl am Platz, so dass sich der Film weit eher in der Ecke von Into the Forest verorten ließe, denn das Drama und die Beziehungen der Figuren untereinander stehen in Craig Zobels (Compliance) Film spürbar im Mittelpunkt, während der endzeitliche Aspekt vermehrt in den Hintergrund rückt und lediglich als Vehikel dient, um eine ungewöhnliche, von Isolation und Zweifeln geprägte Survival-Atmosphäre zu generieren, die sich anfänglich auf lediglich zwei Figuren konzentriert, was auch dem Ansatz der von Robert O’Brien 1974 veröffentlichten Buch-Vorlage entspricht, wohingegen sich der Plot des Films in der zweiten Hälfte vermehrt vom Buch emanzipiert, was sich zuweilen auch in der Dramaturgie bemerkbar macht.
© Tiberius Film
So hat es anfänglich lediglich die von Margot Robbie (Suicide Squad) verkörperte Ann, die sich als letzte Überlebende der Menschheit wähnt und in ihrem merkwürdigerweise von der nicht näher definierten Kontamination nicht betroffenen Tal ein zwar entbehrungsreiches, aber friedliches Leben führt, bis ihr eines Tages John begegnet. Von diesem Punkt ausgehend entspinnt sich in Z for Zachariah ein intensives, aber auch meistenteils unaufgeregtes Zwei-Personen-Kammerspiel, dessen Episoden und Miniaturen sowohl Robbie als auch Chiwetel Ejiofor (Triple 9) als John zur darstellerischen Ehre gereichen, bevor das vermeintliche Idyll durch das Erscheinen des dritten Protagonisten in mehr als einer Hinsicht gestört wird. Dergestalt ist, bleibt und präsentiert sich der Film zu jedem Zeitpunkt als feinsinniges Charakter-Drama und hat mit dem Label Science-Fiction überhaupt nichts gemein, was allein schon einigen Unmut in der Zuschauerschaft erklären dürfte.
Dafür allerdings darf man sich an formidablem Schauspiel erfreuen, was auch für Chris Pine (Star Trek) gilt, der als charmanter wie intriganter Caleb alsbald Teil der überschaubaren Schar Überlebender wird, womit sich das Ensemble auch schon erschöpft, was mal ein interessanter Ansatz ist und nicht zuletzt an John Hillcoats The Road erinnert, in der spartanischen Figurenkonstellation aber noch weitaus konsequenter zu Werke geht. Entsprechend lebt aber Z for Zachariah in weiten Teilen von seinen Bildern, denn auch wenn es mitnichten so ist, dass die Figuren nicht auch miteinander reden würden, bleibt doch vieles unausgesprochen, während sich ansonsten die Dialoge oft und gern um die Diskrepanz zwischen Wissenschaft und Glaube drehen, denn Ann ist tiefreligiös und fest überzeugt, dass ihr Tal allein auf Gottes Wunsch hin von der Kontamination verschont worden ist, was John natürlich weder glauben noch akzeptieren kann, wodurch sich Caleb auch auf einer eher spirituellen Ebene als ernster Widersacher für John herausstellt, teilt er nämlich seinen Aussagen nach die Meinung von Ann, wobei dank Pines undurchsichtigem Spiel gepaart mit seinem spitzbübischen Charme nie ganz sicher scheint, ob und wie viel Wahrheit sich in seinen Worten verbirgt.
© Tiberius Film
Findet man also Gefallen an dergestalt unaufgeregten, intimen und eher getragenen Charakterdramen im Kontext eines schleichenden Untergangs, einer verlorenen Welt, könnte sich Z for Zachariah als echter Glücksgriff entpuppen, auch wenn die christlichen Bezüge und Bilder zuweilen überhand zu nehmen drohen, der Titel des Films derweil ins Leere zu laufen scheint und das einerseits abrupte, andererseits merkwürdig offene Ende nicht jedermanns Sache sein dürfte. Zu guter Letzt daher in dem Zusammenhang ein Wort noch zur Vermarktung, denn Tiberius Film hielt es tatsächlich für angemessen, den Schriftzug "I Am Legend trifft auf Predestination" auf die Hülle der Blu-ray zu drucken und gemessen daran, dass sich so etwa null Parallelen zu beiden Filmen ziehen lassen, braucht man sich dann auch nicht wundern, wenn ein zwar sicherlich nicht kultverdächtiger, in seinem Metier aber durchaus überzeugender Streifen wie Z for Zachariah aufgrund falsch geschürter Erwartungen beim Publikum gnadenlos durchfällt (siehe hierzu beispielsweise die Amazon-Rezensionen). Immerhin ein wenig was gemerkt hat man anscheinend bei Tiberius, denn Predestination als Referenz wurde in späteren Auflagen – wie auch beim Cover in diesem Artikel zu sehen – still und heimlich durch The Quiet Earth ersetzt, immerhin.
Z for Zachariah
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Einsame Nächte am Ende der Zeit - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
Der unter der Regie von Craig Zobel entstandene Z for Zachariah hat weit weniger mit einschlägigen Endzeit-Filmen und Dystopien gemein, als man das auf den ersten Blick vermuten würde, punktet dafür aber umso mehr als intimes Charakter-Drama mit kammerspielartigem Flair, auch wenn die religiösen Bezüge und Andeutungen subtiler hätten gehalten werden können und das Ende des Films einen doch vergleichsweise ratlos zurücklässt. Nichtsdestotrotz für Freunde der leisen Töne und ungewöhnlichen Geschichten ein Film, der sich allein aufgrund der glänzend aufspielenden Besetzung lohnen könnte.
Z for Zachariah – Das letzte Kapitel der Menschheit ist am 07.07.16 auf DVD und Blu-ray bei Tiberius Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!