Review: A Long Way Down (Film)

Und weil schon wieder Dienstag ist, wird es auch wieder Zeit für eine Film-Kritik, die sich diesmal der Verfilmung eines Buches widmet, das immerhin aus der Feder eines meiner liebsten Autoren stammt, auch wenn ich schon länger nichts mehr von ihm gelesen habe. Immerhin, der Tenor der Vorlage wird gut getroffen, aber da wäre wohl auch noch mehr drin gewesen. Könnt ihr ja aber alles jetzt und hier nachlesen.

A Long Way Down

A Long Way Down, UK/DE 2014, 96 Min.

A Long Way Down | © DCM/Universum Film
© DCM/Universum Film

Regisseur:
Pascal Chaumeil
Autoren:
Jack Thorne (Drehbuch)
Nick Hornby (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Pierce Brosnan (Martin)
Toni Collette (Maureen)
Aaron Paul (JJ)
Imogen Poots (Jess)
in weiteren Rollen:
Rosamund Pike (Penny)
Sam Neill (Chris)

Genre:
Komödie | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus A Long Way Down | © DCM/Universum Film
© DCM/Universum Film

Treffen sich in der Silvesternacht vier angehende SelbstmörderInnen auf dem Topper’s Tower in London. Was nach dem Beginn eines geschmacklosen Witzes klingt, führt hier dazu, dass ein ehemaliger Fernsehmoderator, eine alleinerziehende Mutter, ein Pizza-Bote und eine Politiker-Tochter eine unwahrscheinliche Allianz eingehen, denn nach einigem Hin und Her einigt man sich, doch zumindest bis zum Valentinstag am Leben zu bleiben und den geplanten Suizid noch einmal zu überdenken. Da aber zumindest eine Hälfte des Quartetts durchaus in der Presse präsent ist, sickert die Geschichte von dem seltsamen Pakt schnell durch und die verkappten Selbstmörder werden zum Medienereignis und kämpfen dennoch in all dem Trubel noch immer unbeirrt darum, im Leben einen (neuen) Sinn zu finden…

Rezension:

Es ist einige Jahre her, dass ich mich der Buch-Vorlage seitens Nick Hornby zu A Long Way Down gewidmet habe, doch da allein schon die Verfilmung zu High Fidelity zu meinen All-Time Favorites zählt, musste ich natürlich über kurz oder lang auch hier einen Blick riskieren zumal man sich in Sachen Besetzung nicht hat lumpen lassen und einen angenehm diversifizierten Cast für den Selbstmörder-Trupp zusammengestellt hat. Freilich, ähnlich wie schon im Buch – an das ich mich selbstverständlich nach all der Zeit nur noch vage erinnere – wirkt das Geschehen anfänglich schon ein wenig konstruiert, wenn sich in der Silvesternacht gleich vier Selbstmörder in spe auf dem Dach eines Hochhauses treffen, um ihrem Leben ein Ende zu machen und schließlich übereinkommen, gemeinsam zu versuchen, doch zumindest bis zum Valentinstag am Leben zu bleiben, doch von diesem Ausgangspunkt aus entfaltet die Film-Adaption gekonnt ihre Qualitäten und mausert sich zu einer überraschend locker-leichten Tragikomödie mit unbestreitbarem Feel-Good-Movie-Charme, den so schnell nichts aus der Fassung bringt.

Szenenbild aus A Long Way Down | © DCM/Universum Film
© DCM/Universum Film

Dennoch ist auch nicht alles gelungen an A Long Way Down, denn für meine Begriffe ist es speziell die allzu knapp bemessene Laufzeit von kaum mehr als neunzig Minuten, welche der Buch-Verfilmung den Status eines uneingeschränkt empfehlenswerten Films entzieht, denn so gelungen speziell die Besetzung der vier Protagonisten auch sein mag, reicht die Zeit doch kaum aus, ihre jeweiligen Leben und vor allem die zum angedachten Selbstmord führenden Beweggründe ausreichend zu beleuchten, so dass das Geschehen manchmal oberflächlicher bleibt, als es hätte sein müssen. So teils sich der kaum anderthalb Stunden umfassende Film in vier große Kapitel, die jeweils eine der Figuren näher beleuchten sollen, doch lässt sich schnell ausrechnen, dass – zusammen mit der anfänglichen Exposition der Figuren und dem obligatorischen Ausklang der Geschichte – hier nicht gerade viel Zeit bleibt, sich jeder Figur im erforderlichen Maße zu widmen. Entsprechend gehetzt wirkt der von Pascal Chaumeil inszenierte Streifen gerade im letzten Viertel, zumal es meines Erachtens nach nicht unbedingt der beste Schachzug gewesen sein mag, ausgerechnet die Geschichte der von Toni Collette (Ganz weit hinten) gespielten Maureen ans Ende zu stellen, denn so bitter das Thema Suizid auch sein mag, ist speziell ihr Part mit einer Schwermut belegt, der in keinem Verhältnis zu der zuvor noch regelrecht beschwingten Herangehensweise steht, was den Film auf einer vergleichsweise dunklen Note enden lässt.

Nichtsdestotrotz ist ansonsten die Vierteilung des Films ein durchaus probates Mittel, den Figuren ihren Raum zuzugestehen, zumal das Geschehen dann auch in dem jeweiligen Abschnitt passend aus dem Off kommentiert wird. Pierce Brosnan gibt dabei den in Ungnade gefallenen Frühstücksfernsehmoderator Martin, während Aaron Pauls (The Path) Pizzabote JJ anfänglich weit undurchschaubarer daherkommt, als man das vielleicht meinen würde. Nicht nur der Natur ihrer Rolle als aufmüpfiger Teenager geschuldet ist es aber vor allem Imogen Poots (Drecksau), die nachhaltig im Gedächtnis bleibt und mehr als einmal interveniert, um die Gruppe beieinander zu halten, mindestens genauso oft aber als Auslöser neuer Probleme fungiert, folglich am meisten polarisiert, während die anderen Charaktere doch überwiegend zurückgenommener agieren.

Szenenbild aus A Long Way Down | © DCM/Universum Film
© DCM/Universum Film

Was allerdings wunderbar funktioniert in A Long Way Down ist der gänzlich von "Political Correctness" befreite Umgang der Suizid-Gefährdeten untereinander, denn in Anbetracht des nahenden eigenen Todes muss man sich nun eben nicht mit umständlichen Formulierungen und falscher Scheu zurückhalten, was zu einigen herrlich schwarzhumorigen Momenten führt. In Kombination mit der Tatsache, dass diese des Lebens müden Gestalten sich gegenseitig stützen und ein Stück weit Lebensfreude zurückgeben, beinhaltet das aber auch eine wirklich schöne Botschaft, gerade wenn man bedenkt, wie unterschiedlich diese Figuren doch sind und wie unwahrscheinlich es unter anderen Umständen gewesen wäre, dass diese illustre Truppe in dieser Konstellation je zueinander findet. So mag die Verfilmung nicht in allen Belangen inszenatorisch überzeugen und in Sachen Laufzeit etwas knapp bemessen sein, doch der Kern der Geschichte und deren Botschaft werden nicht nur schön herausgearbeitet, nein, die meiste Zeit macht der Film zum Buch auch schlichtweg eine Menge Spaß, ohne dass man das Gefühl hätte, das eigentlich ernste Thema würde heruntergespielt oder nur als Aufhänger für eine weitere, generische Komödie benutzt werden.

Fazit & Wertung:

Pascal Chaumeil offeriert mit A Long Way Down eine in weiten Teilen doch überraschend leichtfüßig und gleichermaßen treffsicher inszenierte Adaption des gleichnamigen Buches von Nick Hornby über die ungewöhnliche Freundschaft vierer Selbstmordgefährdeter, wobei die einzelnen Figuren leider in Anbetracht der knappen Laufzeit mancherorts ein wenig auf der Strecke bleiben, so dass hier zweifelsohne noch mehr drin gewesen wäre, hätte man der Geschichte noch ein wenig mehr Raum zur Entfaltung zugestanden. Nichtsdestotrotz ein schönes Feel-Good-Movie mit lebensbejahender Botschaft und sympathischer Besetzung.

7,5 von 10 diskussionswürdigen Selbstmord-Gründen

A Long Way Down

  • Diskussionswürdige Selbstmord-Gründe - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Pascal Chaumeil offeriert mit A Long Way Down eine in weiten Teilen doch überraschend leichtfüßig und gleichermaßen treffsicher inszenierte Adaption des gleichnamigen Buches von Nick Hornby über die ungewöhnliche Freundschaft vierer Selbstmordgefährdeter, wobei die einzelnen Figuren leider in Anbetracht der knappen Laufzeit mancherorts ein wenig auf der Strecke bleiben, so dass hier zweifelsohne noch mehr drin gewesen wäre, hätte man der Geschichte noch ein wenig mehr Raum zur Entfaltung zugestanden. Nichtsdestotrotz ein schönes Feel-Good-Movie mit lebensbejahender Botschaft und sympathischer Besetzung.

7.5/10
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A Long Way Down ist am 05.09.14 auf DVD und Blu-ray bei DCM im Vertrieb von Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Dominik Höcht 29. November 2017

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