Kommen wir heute mal wieder zu einem beschwingten, netten Film, der vielleicht die Vorfreude aufs Wochenende zu steigern imstande ist, auch wenn er an mancher Stelle dann doch gerne etwas weniger schmalzig und/oder vorhersehbar hätte sein können, aber Simon Pegg macht freilich vieles davon wett.
Hectors Reise
oder Die Suche nach dem Glück
Hector and the Search for Happiness, USA/DE/CA/UK/ZA 2014, 120 Min.
© EuroVideo
Peter Chelsom
Maria von Heland (Drehbuch)
Peter Chelsom (Drehbuch)
Tinker Lindsay (Drehbuch)
François Lelord (Buch-Vorlage)
Veronica Ferres (Anjali)
Barry Atsma (Michael)
Christopher Plummer (Professor Coreman)
Abenteuer | Komödie | Drama
Trailer:
Inhalt:
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Psychiater Hector führt mit seiner Freundin Clara ein vergleichsweise unspektakuläres, aber doch zufriedenes Leben in London, das beide überraschend minutiös durchgetaktet haben. Dumm nur, dass Hector als Psychiater seine Patienten gerne lehren würde, wirklich glücklich zu sein, was ihm selbst nur auch kaum gelingt, denn Alltag, Trott und Zufriedenheit mögen schön und gut sein, haben mit überbordendem, alles beherrschenden Glück aber wenig zu tun. So entschließt er sich, die Reise seines Lebens zu unternehmen und sich auf die Suche nach dem Glück zu machen. Mit minimalem Gepäck begibt er sich zunächst ins ferne Shanghai, um von dort zu einem alten Freund nach Afrika aufzubrechen und je weiter ihn seine Reise führt, je länger er unterwegs ist, desto mehr Menschen begegnen ihm, die jeder für sich ihre ganz eigene Interpretation des Glücks vorzuweisen haben und Hector zunehmend ins Grübeln bringen, während er seine Erkenntnisse in dem von Clara bereitgestellten Reisetagebuch niederschreibt…
Rezension:
Die Buchverfilmung Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück ist auch einer dieser Filme, die sich viel zu lange und aus unerfindlichen Gründen meinem Radar entzogen haben, denn allein, dass hier der wunderbare Simon Pegg (Es ist kompliziert..!) hier die Hauptrolle des Psychiaters Hector übernommen hat, hätte ja eigentlich schon Garant dafür sein müssen, dass ich mir diesen Film nicht entgehen lassen würde. Von einem Meisterwerk mag diese Produktion zwar durchaus weit entfernt sein, doch bin ich dennoch froh, hier nun auch endlich einen Blick riskiert zu haben, denn auch wenn der Film mit gefühlt aus Glückskeksen entsprungenen Sprüchen durchaus regelrecht gepflastert wirkt, verbirgt sich hier noch eine weitere, durchaus ernsthaftere Ebene, so dass man bei der Sichtung des Films durchaus das eine oder andere Mal ins Grübeln gerät, zumal hier anders als in vergleichbaren Werken die Schattenseiten des Seins nicht so konsequent ausgespart werden, um nur ja dem Gestus eines lupenreinen Feel-Good-Movies zu entsprechen. Ein wenig irritiert hat mich einzig – und hier müsste man dann die Buch-Vorlage kennen –, dass sich Hectors Reise im Grunde nur aus einem Abstecher nach Shanghai plus nahegelegenes Kloster, einer Stippvisite in Afrika und einem Besuch in Los Angeles zusammensetzt, so dass ich hier durchaus erwartet hätte, es würden mehr Länder und Kontinente bereist werden, aber das hat nur etwas mit meiner persönlichen Erwartungshaltung zu tun.
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Ansonsten sind diese doch episodisch gehaltenen Abstecher und Reiseetappen samt und sonders sehr gelungen, was auch damit zusammenhängt, dass Hector hier wie dort immer neue, spannende Personen begegnen, die seinen Blickwinkel zu verändern verstehen und damit neue Perspektiven eröffnen. Das funktioniert speziell deshalb so gut, da man sich hier nicht hat lumpen lassen, um Stellan Skarsgård (Thor) als skeptischen Geschäftsmann Edward, Jean Reno (Wasabi) als aufbrausenden Drogenbaron Baresco und Toni Collette (A Long Way Down) als Hectors Verflossene Agnes zu besetzen, derweil Christopher Plummer (Beginners) als Glücksforscher Professor Coreman auf den letzten Metern noch einmal allen die Show zu stehlen versteht. So mag die Dramaturgie von Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück nicht unbedingt aufregend oder überraschend geraten sein, da die einzelnen Episoden in sich doch sehr geschlossen und abgeschlossen wirken, doch funktioniert dieses Herantasten an die Suche nach dem Glück erstaunlich gut, insbesondere da sich Ton und Feeling des Films doch überraschend gut den Gegebenheiten anzupassen verstehen.
So hat es beispielsweise in Afrika eine hochdramatische und brandgefährliche Station auf der Reise, die ich in dieser Art Film nicht erwartet hätte und die in starkem Kontrast zu dem sonst doch eher beschaulichen Treiben daherkommt, das Gesamtwerk dadurch aber nur umso überzeugender erscheinen lässt. Und natürlich muss man bei dieser Art Sinnsuche damit vorliebnehmen, dass hier auch gerne mal die Klischeekiste bedient wird, wenn es um Hectors Erkenntnisse in Sachen Glücksgewinn geht, doch allein die Interpretation seitens Simon Pegg lässt diesen Hector so grundsympathisch und liebenswert erscheinen, dass man ihm selbst die abgedroschenste Floskel zu verzeihen bereit ist. Einzig ein wenig irritierend mag die doch oft und übertrieben herausgestellte Naivität von Hector sein, die so gar nicht zu einem ausgebildeten und erfahrenen Psychiater passen will, aber das kann man gut und gerne als nett gemeinte Schrulligkeit verbuchen, zumal Hectors Reise ansonsten sicherlich auch nur halb so unterhaltsam wäre. Ihm zur Seite steht derweil noch seine Freundin Clara, dargestellt von Rosamund Pike (Barney’s Version), die den vergleichsweise undankbaren Job hat, ihre Figur die meiste Zeit nur über Videoschalte entwickeln zu können, während Hector sich auf Weltreise befindet und gerade deshalb ist es so schön, dass man den beiden ihre Verbindung vorbehaltlos abnimmt.
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Der konkrete Erkenntnisgewinn in Sachen "Glück" bewegt sich aber natürlich auch hier – trotz ins Spiel gebrachtem Glücksforscher – in engen Grenzen und beinhaltet nichts, was man nicht so oder ähnlich schon irgendwo gehört oder gelesen hätte, doch ist das ja auch nicht wirklich Sinn und Zweck des Ganzen, derweil es schön ist zu beobachten, wie Hector an seinen Erlebnissen und Begegnungen zu wachsen beginnt. Regisseur Peter Chelsom, der mich bereits mit Den Sternen so nah durchaus zu begeistern gewusst hat, überzeugte mich nun folglich auch mit diesem Film, auch wenn die Sache durchaus noch etwas runder, etwas kantiger, etwas tiefschürfender hätte ausfallen können, als dieses die meiste Zeit locker-leichte Filmchen mit den überraschend dramatischen Einschüben. Empfehlen kann ich diesen Film für meinen Teil dennoch, denn auch wenn er nicht die große Wahrheit nach dem Wesen des Glücks zu beantworten weiß, gestaltet sich die suche hiernach doch erfreulich klischeearm und abwechslungsreich, während man mit dem glücksforschenden Hector einen derartigen Sympathieträger vorgesetzt bekommt, dass ich ihn auch noch zwei weitere Stunden auf seiner Glücks-Odyssee begleitet hätte.
Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück
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Möglichkeiten, Glück zu erleben - 7.0/10
7.0/10
Fazit & Wertung:
Peter Chelsom liefert mit Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück eine gelungene und vor allem beschwingte Buch-Adaption ab, die sich zum Glück nicht zu sehr darauf versteigt, Feel-Good-Movie sein zu wollen und so auch nicht vor dramatischeren Momenten und Episoden zurückscheut. Die episodisch aufgebaute Geschichte allerdings ist es auch, die den grundsätzlich sehenswerten Film ein wenig hinter seinen Möglichkeiten zurückbleiben lässt, so abwechslungsreich sich Hectors Sinnsuche dadurch auch gestalten mag.
Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück ist am 22.01.15 auf DVD und Blu-ray bei EuroVideo erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Wenn ich mich recht erinnere, sind auch im Buch nur die auch im Film gezeigten Reiseziele dabei. Der Film hält sich sowieso ziemlich genau an der Vorlage, auch was die seichte Erzählung und die nur bedingt mit Aha-Effekten bestückten Glücksrhetoriken betrifft.