Pünktlich bevor es das mit Weihnachten für dieses Jahr auch schon wieder war, wollte ich doch zumindest einen Weihnachtsfilm rezensiert haben und da ich es bei den einschlägigen Klassikern in all den Jahren noch nicht geschafft habe, macht dafür eine Netflix-Produktion den Anfang, die wir uns gestern Morgen in weihnachtlichster Stimmung zu Gemüte geführt haben und auch wenn ich vorausschicken darf, dass der Film objektiv mitnichten gut ist, macht er doch für sein Sujet einiges richtig.
A Christmas Prince
A Christmas Prince, USA 2017, 92 Min.
© Netflix
Alex Zamm
Nathan Atkins
Rose McIver (Amber)
Ben Lamb (Prince Richard)
Alice Krige (Queen Helena)
Honor Kneafsey (Princess Emily)
Sarah Douglas (Mrs. Averill)
Emma Louise Saunders (Lady Sophia)
Theo Devaney (Simon)
Daniel Fathers (Rudy)
Romantik
Trailer:
Inhalt:
Amber ist ambitionierte Journalistin bei einer New Yorker Zeitung, verdingt sich aber bislang damit, die Texte anderer Leute zu lektorieren. In der Weihnachtszeit scheint ihre Chance gekommen, als ihre Chefin sie ins osteuropäische Aldovia schickt, um dort von der Krönung Prinz Richards‘ zu berichten. Vor Ort allerdings werden die versammelten Journalisten prompt abgebügelt und Amber sieht keine andere Chance, als sich unbefugt Zutritt zum Palast zu verschaffen, wo man sie prompt entdeckt, allerdings für die neue Privatlehrerin hält, was ihr wiederum Tür und Tor öffnet. So erfährt sie auch, dass Prinz Richard, der ein ausgesuchter Charmeur ist, wenig Interesse an der Königswürde zeigt, doch als ihre Schülerin, Prinzessin Emily, hinter ihr Geheimnis kommt, droht ihre Reportage zu scheitern und das, wo sie gerade anfing, sich in den stattlichen Prinzen zu vergucken…
Rezension:
Wahrscheinlich haben es sich die Netflix-Verantwortlichen – oder zumindest Drehbuchschreiber Nathan Atkins und der Regisseur Alex Zamm – zum Ziel gesetzt, mit A Christmas Prince den ultimativen Weihnachts-Kitschfilm zu produzieren, denn anders lässt sich kaum erklären, mit welcher Selbstverständlichkeit hier Klischee an Klischee, vorhersehbare Szene an vorauszuahnende Wendung gereiht worden ist, so dass von dem obligatorischen Märchenprinzen, der selbstredend lieber mit Waisenkindern spielt, als sich um seine königlichen Pflichten zu scheren, über die toughe Reporterin, die vom grauen Mäuschen zum strahlenden Schwan mutiert, bis hin zu den Intrigen am Hof, "düsteren" Geheimnissen und einer nicht minder obligatorischen Verwechslung alles vertreten ist, was man sich von diesem speziellen Genre erwarten könnte, nur dass man sonst eben ein Dutzend Filme konsumieren musste, um all diese Versatzstücke von der geistigen To-Do-Liste streichen zu können. Das funktioniert dabei tatsächlich überraschend gut, weil weder Film noch Macher je einen Hehl daraus machen, gewollt und bewusst all diese Ansätze zu kombinieren, so dass selbst der Vater der Hauptfigur nichts Besseres zu tun hat, als bei den seltenen Telefonaten aufbauende Glückskeks-Sprüche gegenüber seiner Tochter zum Besten zu geben, was er auch bewusst so kommuniziert.
© Netflix
Entsprechend ist A Christmas Prince genau das Wintermärchen geworden, dass man sich zur Weihnachtszeit – aber eben auch nur dann – ohne schlechtes Gewissen zu Gemüte führen kann, denn Konflikte jedweder Art, so sie denn überhaupt in Erscheinung treten, binnen weniger Minuten gelöst werden können und auch an dem zu erwartenden Happy-End zu keinem Zeitpunkt auch nur der leiseste Zweifel besteht. Dabei macht Netflix es auch einfach, sich in diesem märchenhaften Charme zu verlieren, denn der von Ben Lamb verkörperte Prinz entspricht sämtlichen Idealen, kommt auf dem strahlenden Ross daher und weiß sich auch gegen fiese Wölfe zu behaupten und die holde Dame in Not zu retten, die im weiteren verlauf natürlich noch ihr Make-Over spendiert bekommt und ihren großen Auftritt haben darf, nachdem sie von der Privatlehrerin zum Objekt der Begierde für den Prinzen avanciert, der ja wie gesagt aber gar nicht König werden will und sich als Mann des Volkes sieht, diesen Anspruch aber nicht minder schnell und ultimativ über Bord wirft, als sein weitaus fieserer Bruder an die Macht zu kommen droht.
Das darf man nun in diesem Kontext nicht einmal als Spoiler werten, denn hier verhält es sich noch so wie in den ältesten Disney-Filmen, dass natürlich der schwarzhaarige und schwarz gewandete Bruder böse ist, wohingegen der blonde Jüngling mit den Strahle-Zähnen über jeden Zweifel erhaben ist, aber mit so viel Selbstverständnis und Mut zu dieser offensiven Klischee-Überdosis zu stehen, erfordert eben auch einiges an Mut. Ansonsten gibt es natürlich noch die Schneeball-Schlacht, die auf den ersten Blick so garstige Mutter der Königsfamilie, deren Herz sich alsbald für die bürgerliche und so gar nicht standesgemäße Reporterin erwärmt und nicht zuletzt den Umstand, dass ihre schlussendliche Enttarnung (welch Überraschung!) ebenfalls binnen weniger Minuten Schnee von gestern ist, den am ende rettet die engagierte Journalistin natürlich nicht nur den Tag, sondern ein ganzes Königreich, was auch den Prinzen in Liebe zu ihr entflammen lässt. Klingt extrem kitschig, abgedroschen, hohl? Vollkommen richtig, ist es auch, und genau deshalb einer der besseren Weihnachtsfilme der jüngeren Vergangenheit, weil er genau das liefert, was man sich von einem landläufig als Schmonzette bezeichneten Film erwarten würde.
© Netflix
Hilfreich mag ansonsten aber natürlich auch sein, dass man hier für die Hauptrolle hat Rose McIver (iZombie) verpflichten können, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich den Film ansonsten eines Blickes gewürdigt hätte. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass die Inszenierung durchaus noch peppiger hätte sein dürfen und der Film, würde er sich nicht nur darauf beschränken, sämtliche Klischees abzufrühstücken, sondern diese stattdessen noch ironisch überhöht hätte (tut er manchmal, aber viel zu selten), noch weitaus besser funktioniert hätte, denn Humor an sich ist selten und dann sehr unaufdringlich vertreten und diesbezüglich hätte A Christmas Prince auch eine tolle Satire abgegeben, wenn man hier noch ein wenig mehr Mut in der Inszenierung bewiesen hätte. Vielleicht läuft diese Forderung aber auch dem eigenen Anspruch des Films zuwider und so bekommt man doch immerhin einen durch und durch als romantisches Märchen erkennbaren Streifen geboten, der sich mit Lust an wirklich jedem Baustein, jeder Idee, jeder ikonischen Szene bedient, die man so oder ähnlich schon in Dutzenden ähnlich gearteten Filmen zu sehen bekommen hat.
A Christmas Prince
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Romantische Begegnungen im winterlichen Palast - 6/10
6/10
Fazit & Wertung:
Die Netflix-Produktion A Christmas Prince reiht wissentlich und absichtlich Klischee an Klischee, um – so würde man meinen – den ultimativen Weihnachts-Kitsch-Overkill zu produzieren. Das gelingt zwar nicht, doch trotzdem macht die selbstbewusst mit Stereotypen und einschlägigen Genre-Versatzstücken vollgestopfte Weihnachts-Chose dahingehend eine durchaus gute Figur, dass man hier guten Gewissens für anderthalb Stunden das Gehirn ausschalten und sich in eine märchenhafte Winterwelt entführen lassen kann.
A Christmas Prince ist seit dem 17.11.17 exklusiv bei Netflix verfügbar.