Auch hier hat es wieder länger gedauert, als ich mir das ursprünglich überlegt hatte, aber umso mehr freue ich mich, heute meine Eindrücke zur zweiten Staffel dieser Ausnahmeserie mit euch teilen zu können, zumal seit dem Start der neuen Staffel meine Rezension zur ersten Season tagtäglich zigfach aufgerufen wird, das Interesse also durchaus vorhanden zu sein scheint.
Dirk Gentlys holistische Detektei
Staffel 2
Dirk Gently’s Holistic Detective Agency, USA 2016-, ca. 50 Min. je Folge
© Netflix
Max Landis
Robert C. Cooper
Elijah Wood (Todd Brotzman)
Hannah Marks (Amanda Brotzman)
Fiona Dourif (Bart Curlish)
Jade Eshete (Farah Black)
Michael Eklund (Martin)
Dustin Milligan (Sgt. Hugo Friedkin)
Osric Chau (Vogel)
Amanda Walsh (Suzie Boreton)
Christopher Russell (Panto Trost)
Izzie Steele (Tina Tevetino)
Karin Konoval (Frija Dengdamor)
Agam Darshi (Wakti Wapnasi)
Lee Majdoub (Silas Dengdamor)
Viv Leacock (Gripps)
Aleks Paunovic (Wygar Oak)
Alexia Fast (Mona Wilder)
Alan Tudyk (Mr. Priest)
John Hannah (Mage)
Amitai Marmorstein (Lieutenant Assistent)
Emily Tennant (The Beast)
Ajay Friese (Farson Dengdamor)
Christian Sloan (Lord Triangle Badevil)
Robert Corness (Project Moloch)
Jared Ager-Foster (Scott Boreton)
John Stewart (Bob Boreton)
Abenteuer | Krimi | Komödie | Mystery | Science-Fiction
Trailer:
Inhalt:
© Netflix
Nachdem Dirk Gently vom "Schwarzen Flügel" inhaftiert worden ist, befinden sich Todd und Farah auf der Suche nach ihrem Freund, doch während Todd weiterhin auf eine holistische Eingebung hofft, verliert Farah mehr und mehr den Glauben, bis die beiden Sheriff Sherlock Hobbs begegnen und die Anzeichen sich zu häufen beginnen, dass Todd womöglich recht gehabt haben könnte. In ähnlicher Mission sind Todds Schwester Amanda und Vogel unterwegs, um die fehlenden Mitglieder der drei Rowdys zu finden. Unterdessen begegnet die frustrierte Hausfrau Suzie Boreton einem waschechten Magier, während Bart dem Töten abzuschwören versucht und ein Prinz aus einer fernen Märchenwelt in unsere Welt reist, um ebenfalls einen gewissen Dirk Gently ausfindig zu machen…
Rezension:
Seit Anfang Januar ist die zweite Staffel von Dirk Gentlys holistische Detektei nun auf Netflix verfügbar und ich habe irritierend – ja beinahe erschreckend – lange gebraucht, die gerade einmal zehn Folgen der Staffel zu sichten, wobei das auch damit zusammenhängen könnte, dass meine Freude über die Rückkehr des mir liebsten (und einzigen) holistischen Detektivs überschattet war von der Nachricht und dem Wissen darum, dass seitens BBC America die Serie nach nur zwei Staffeln eingestellt worden ist und es sich somit bei der finalen Folge Nette Jacke (2.10) gleichsam auch um das Serienfinale handeln könnte. Natürlich hege ich – wie viele Fans – noch die vage Hoffnung, dass man seitens Netflix ein Einsehen hat und die Serie quasi im Alleingang weiter produziert, doch sollte man sich darauf natürlich nicht verlassen und entsprechend setzte schon während der Sichtung ein gewisser Abnabelungsprozess ein, ein langsames, wehmütiges sich verabschieden, das aber die Freude über den wieder einmal ungemein spleenigen, hunderte Haken schlagenden Plot kaum trüben konnte.
© Netflix
Wer nämlich meint, Dirk Gentlys holistische Detektei habe bereits in der ersten Staffel sein Pulver verschossen, der irrt gewaltig und auch wenn die erste Folge Weltraumhase (2.01) hauptsächlich dazu dient, alte wie neue Figuren in Stellung zu bringen und sich zunächst einmal um eine Bestandsaufnahme bemüht, wer sich gerade aus welchem Grund wo befindet, klingen doch schon einige der wieder einmal reichlich skurrilen Ideen an, die sich tatsächlich auch diesmal wieder – obwohl sie auf den ersten Blick noch weniger zusammenpassen zu scheinen als in der ersten Staffel – spätestens bei der Auflösung zu einem stimmigen Ganzen führen, was dahingehend erstaunlich ist, dass wir es hier mit Magiern, einem mysteriösen Jungen, Dimensionsportalen, einer Fantasy-Welt im Krieg und natürlich auch dem unter der Schirmherrschaft von Sergeant Hugo Friedkin stehenden "Schwarzen Flügel" zu tun bekommen, was im gleichen Maße für reichlich Witz, Drama, Action und nicht zuletzt Irritation führen dürfte. Gerade diese ungemein selbstbewusste Verquickung aus allerhand Versatzstücken und Genres ist es aber auch, die mich schon bei der ersten Staffel so zu begeistern gewusst hat, womit sich die eigenwillige Serie auch in ihrem zweiten Jahr als echtes Unikat positioniert.
© Netflix
Zweifelsohne mag aber gerade diese unangepasste, ja beinahe schon für übliche Sehgewohnheiten sperrige Inszenierung mitunter Schuld daran sein, dass Dirk Gentlys holistische Detektei keine Verlängerung spendiert bekommen hat, denn man muss sich fraglos einlassen können auf dieses anfänglich reichlich undurchsichtige Treiben, in dem eine Hausfrau zur bösen Hexe mutiert, ein pinkhaariger Märchenprinz auf Dimensionsreise geht, ein Taschenuniversum der Erdbevölkerung das Leben schwer macht und ein Polizist mit Namen Sherlock Hobbs verzweifelt dahinterzukommen versucht, was in seinem verschlafenen Städtchen denn verdammt noch mal plötzlich los ist. Apropos Sherlock Hobbs, versüßt die Serie gerade den ausgesuchten Geeks unter den Zuschauern das Leben ungemein, indem besagter Sheriff von Tyler Labine (Tucker & Dale vs. Evil) verkörpert wird, derweil man sich ansonsten sowohl auf John Hannah (Spartacus) und – das Beste kommt zum Schluss – Alan Tudyk (Firefly) freuen darf, die jeweils prägnante Rollen in dem munteren Treiben übernehmen und das ohnehin schon illustre Ensemble verstärken.
© Netflix
Beim Ensemble und dem dramaturgischen Willen zum Exzess liegen aber auch die einzigen kleinen Schwächen verborgen, denn so erfrischend der überbordende Einfallsreichtum und die bewusste Spleenigkeit sein mögen, wirkt Dirk Gentlys holistische Detektei in der zweiten Staffel doch zuweilen reichlich überladen, regelrecht überfrachtet, was eben auch einige der lohnenswerten Figuren dergestalt ins Hintertreffen geraten lässt, dass nicht jede Entwicklung, jedes Plot-Device wirklich zu überzeugen weiß, einfach weil man aus den vielen tollen Gestalten noch weitaus mehr hätte machen können (weshalb ich eben auch noch immer auf eine dritte Staffel hoffe). Ausgerechnet aber der erneut von Samuel Barnett verkörperte Dirk Gently gerät hier gar manches Mal ein wenig in den Hintergrund, zumal er zwischenzeitlich an einem gewissen Überdruss seiner "holistischen Berufung" leidet, weshalb er lieber anderen das Feld überlässt. Ähnlich ergeht es der in der ersten Staffel so effektvoll eingeführten Bart (Fiona Dourif), mit der man im Kontext der Geschichte wohl eher wenig anzufangen wusste und die des Öfteren ebenfalls zur Untätigkeit verdammt scheint.
Entsprechend erreicht Dirk Gentlys holistische Detektei hier nie die Größe der bis in kleinste Detail durchkonzipierten und durchkomponierten ersten Staffel, macht aber immer noch gehörig Spaß und versetzt in Staunen, wie letztlich tatsächlich doch alles miteinander verwoben zu sein scheint. Und wo manche Figuren schon vernachlässigt werden, dürfen andere wiederum dafür auch glänzen, so dass allein Dustin Milligan als reichlich dümmlicher Friedkin und somit Chef des "Schwarzen Flügels" eine einzige Freude ist und auch Hannah Marks als Amanda Brotzman und frisch ernannte Chefin der drei Rowdys weiß hier vermehrt zu glänzen, derweil die Rowdys selbst erst in der zweiten Staffelhälfte wieder so richtig in Aktion treten dürfen, dann aber unter Schirmherrschaft des von dem gewohnt charismatischen Michael Eklund (Wynonna Earp) erneut zu Höchstform auflaufen dürfen. Die von Jade Eshete gespielte Farah Black wiederum tut sich hier im weiteren Verlauf mit Sheriff Hobbs und dessen rechter Hand Tina Tevetino (Izzie Steele), was eine ebenfalls sehr dynamische und unterhaltsame Gruppe ergibt, zumal Farah den Polizeijob deutlich ernster zu nehmen schient als insbesondere Tina.
© Netflix
Mag Dirk Gentlys holistische Detektei hier nun dramaturgisch ein wenig über das Ziel hinausschießen und den eigentlichen Plot – wenn dieser hier auch aus zehn statt zuvor acht Folgen besteht – zuweilen ziemlich überfrachten, bleibt der von Spannung, Witz und Kuriositäten dominierte Kern der Erzählung dennoch erhalten und insbesondere Fans der ersten Staffel dürften sich auch hier schnell heimisch fühlen, auch wenn eben manche Aspekte mehr Berücksichtigung hätten erfahren dürfen und manche der Figuren nicht annähernd ihr Potential ausschöpfen konnten, was sich beispielsweise und insbesondere auf die von Alexia Fast verkörperte Mona Wilder bezieht, die im letzten Drittel eine willkommene wie großartige Ergänzung der ungewöhnlichen Truppe darstellt. Bleibt zu hoffen, dass die nach tagesaktuellem Stand bereits über 84.000 Stimmen zählende Petition zur Verlängerung von Dirk Gently noch weiteren Zuwachs erhalten wird, denn insbesondere der Abschluss der Staffel – der immerhin auch als Serienende zufriedenstellend funktionieren würde – lässt neugierig zurückbleiben, was da noch hätte kommen können oder womöglich wird.
Dirk Gentlys holistische Detektei | Staffel 2
-
Unglaubliche Zufälle und Zusammenhänge - 8.5/10
8.5/10
Fazit & Wertung:
Die zweite Staffel Dirk Gentlys holistische Detektei offenbart im direkten Vergleich zur ersten Staffel leichte dramaturgische Schwächen und ist nicht annähernd so stringent konzeptioniert, vermag mit erneut absurden Verflechtungen, skurrilen Figuren sondergleichen und einem vor Einfallsreichtum überschäumenden Plot aber dennoch rundweg zu überzeugen, weshalb es umso bedauerlicher ist, dass es sich womöglich bereits um die letzte Staffel dieser erfrischend andersartigen Serie gehandelt haben könnte.
Episodenübersicht: Staffel 2
02. Fans feuchter Kreise (8/10)
03. Zwei gebrochene Finger (8,5/10)
04. Das Haus im Haus (8,5/10)
05. Formen und Farben (8,5/10)
07. Das ist nicht Miami (8,5/10)
08. Eine Kleine, mit schwarzen Haaren (8,5/10)
09. Schwierigkeiten sind schlecht (9/10)
10. Nette Jacke (9/10)
– – –
Dirk Gentlys holistische Detektei | Staffel 2 ist seit dem 05.01.18 exklusiv bei Netflix verfügbar.