Review: Dirk Gentlys holistische Detektei | Staffel 1 (Serie)

Und wieder gerät das Abarbeiten von Altlasten ins Stocken, denn gerade erst habe ich meine Sichtung der ersten Staffel dieser Buch-Adaption abgeschlossen und konnte nicht anders, als postwendend darüber zu berichten, was ich dann im Folgenden flugs tun werde.

Dirk Gentlys holistische Detektei
Staffel 1

Dirk Gently’s Holistic Detective Agency, USA 2016-, ca. 50 Min. je Folge

Dirk Gentlys holistische Detektei | © Netflix
© Netflix

Serienschöpfer:
Max Landis
Showrunner:
Robert C. Cooper

Main-Cast:
Samuel Barnett (Dirk Gently)
Elijah Wood (Todd Brotzman)
Hannah Marks (Amanda Brotzman)
Fiona Dourif (Bart Curlish)
Jade Eshete (Farah Black)
Mpho Koaho (Ken)
Michael Eklund (Martin)
Dustin Milligan (Sgt. Hugo Friedkin)
in weiteren Rollen:
Miguel Sandoval (Col. Scott Riggins)
Neil Brown Jr. (Estevez)
Richard Schiff (Zimmerfield)
Aaron Douglas (Gordon Rimmer)
Julian McMahon (Zackariah Webb)
Christian Bako (Ed)
Michael Adamthwaite (Zed)
Osric Chau (Vogle)
Viv Leacock (Gripps)
Zak Santiago (Cross)
David Lewis (Agent Weedle)
Alison Thornton (Lydia Spring)

Genre:
Abenteuer | Krimi | Komödie | Mystery | Science-Fiction

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Dirk Gentlys holistische Detektei | © Netflix
© Netflix

Für den Hotelangestellten Todd Brotzman verspricht es kein guter Tag zu werden, der schon damit beginnt, dass sein cholerischer Vermieter ihm wegen der noch ausstehenden Miete ihm die Hölle heiß macht, denn auf der Arbeit entdeckt Todd im Penthouse des Hotels gleich mehrere Leichen an einem verwüsteten Tatort, woraufhin ihn die eiligst gerufenen Ermittler prompt in die Mangel nehmen und ihm sein Job gekündigt wird. Ohne Arbeit oder Geld kehrt Todd nach Hause zurück, wo ein Mann durchs Fenster klettert, der sich ihm als Dirk Gently zu erkennen gibt und sich als holistischer Detektiv vorstellt, derweil er beschlossen zu haben scheint, dass Todd von nun an sein neuer Assistent ist, was dem natürlich nicht gerade gut in den Kram passt. Dass Dirk, der mit Todd gemeinsam den Fall der entführten Lydia Spring aufzuklären versucht, ihres Zeichens Tochter des im Penthouse zu Tode gekommenen Patrick Spring, seinerseits bereits von einer Regierungsbehörde überwacht wird, ahnt sein neuer Assistent zu diesem Zeitpunkt ebenso wenig, wie dass im Dachgeschoss des Hauses eine Frau gefangen gehalten wird, derweil andernorts eine ebenfalls holistische Mörderin die Jagd auf Dirk Gently für eröffnet erklärt…

Rezension:

Mir nur vage des Umstandes bewusst, dass Dirk Gentlys holistische Detektei auf der gleichnamigen Buchreihe von Douglas Adams fußt – von dem ich bis heute für meine Begriffe noch viel zu wenig gelesen habe, derweil das, was ich kenne, schon einige Jahr zurückliegt – bin ich doch mehr durch reine Neugierde auf die seit Dezember vergangenen Jahres bei Netflix verfügbare Serie – respektive deren erste Staffel – gestoßen und wollte ihr ohne großartige Erwartungshaltung schlichtweg eine Chance geben. Was ich dann aber bereits in der ersten Folge Ursache und Wirkung (1.01) zu sehen bekam, spottete – positiv gemeint – jeglicher Beschreibung, denn die abstruse Mischung aus blutigen Gewaltspitzen, ungemein schwarzem wie gleichermaßen skurrilen Humor, die völlig absurd und überladen wirkende Geschichte, der über die Maßen spleenige holistische Detektiv Dirk Gently sowie dessen Gegenstück, die holistische Mörderin Bart und nicht zuletzt die aus vier Personen bestehenden drei Rowdys, denen bereits bei ihrem ersten Auftritt ein übernatürlicher Touch anhaftet und natürlich nicht zuletzt Elijah Wood (Alexandre Ajas Maniac) in seiner Paraderolle als liebenswerter Loser, der hier den Namen Todd trägt, schlugen mich vom ersten Moment an in ihren Bann, zumal die Story so überdreht und temporeich dargebracht wird, dass andere Leute daraus womöglich bereits drei bis vier Fernsehfolgen hätten kreieren können.

Szenenbild aus Dirk Gentlys holistische Detektei | © Netflix
© Netflix

Nun mag die hierzulande als Netflix Original vermarktete Serie – eigentlich eine Koproduktion mit der BBC America – in ihrer gewollt überdrehten Art sicherlich nicht jedermanns Sache sein, doch ich war vom ersten Moment an hin und weg, auch wenn es tatsächlich eine Weile dauert, bis der von Samuel Barnett verkörperte Dirk Gently überhaupt in Erscheinung tritt und sicherlich nicht von ungefähr wie eine (noch) abgedrehte(re) Version von Doctor Who wirkt und den man tatsächlich entweder lieben oder hassen muss. Diese gelebte "Weirdness" schwingt sich auch in den Folgeepisoden zum Markenzeichen der Serie auf und allein die ungemein unfähigen Vertreter von CIA, FBI und Polizei sind hier ein weiteres Paradebeispiel, doch greifen all diese verrückten Versatzstücke so dermaßen gut ineinander, dass man nur staunen kann. Neben abgedrehten Figuren und Szenarien sollte man aber natürlich auch einer übernatürlichen Geschichte nicht abgeneigt sein, denn ohne etwas verraten zu wollen, begegnet Elijahs Figur Todd bereits in der Pilotepisode ihrem eigenen Ich, was einen wunderbaren Foreshadowing-Moment darstellt, denn die Auflösung erfolgt in Gänze erst in der vorletzten Staffelepisode Bewaffnete Seele (1.07).

Szenenbild aus Dirk Gentlys holistische Detektei | © Netflix
© Netflix

Darauf Bezug nehmend ist es übrigens wirklich bewundernswert, wie sich alles zum Ende hin zu einem bis ins kleinste Detail stimmigen Ganzen fügt, was man nach der wie gesagt ungemein überladen wirkenden Pilotepisode kaum noch zu hoffen wagt, doch hier greift wirklich alles ineinander, während Dirk Gentlys holistische Detektei wie nebenbei noch das Kunststück gelingt, einerseits eine höchst ungewöhnliche Krimi-Serie mit zweiköpfigem Ermittler-Duo zu sein, andererseits aber eine regelrechte Ensemble-Serie, denn von den genannten Rowdys über Todds Schwester Amanda (Hannah Marks) bis hin zu den Ermittlern Estevez und Zimmerfield verkommt hier keine der Figuren zu bloßer Makulatur und ist zudem unabdingbarer Teil des großen Ganzen, was dann wiederum dem holistischen Gedanken Rechnung trägt, der Ganzheitslehre, die besagt, dass alles miteinander verknüpft ist und zusammengehört und damit Grundlage bildet für Dirks zugegebenermaßen reichlich beliebig und planlos wirkende Ermittlungsmethoden, die ihn und seinen frischgebackenen Gehilfen Todd mehr als einmal vom Regen in die Traufe geraten lassen.

Die Idee zu Dirk Gentlys holistische Detektei stammt übrigens von Max Landis, der seinerzeit schon für das Drehbuch zu Chronicle verantwortlich zeichnete und bereits dort mit Einfallsreichtum zu punkten wusste, wobei er hier gänzlich neue Wege geht, während ihm Buch-Autor Douglas Adms natürlich reichlich Arbeit abgenommen hat, beruht die erste Staffel der Serie schließlich im Wesentlichen auf dem ursprünglich 1987 erschienenen Roman Der elektrische Mönch, wobei sich die Parallelen aber in engen Grenzen zu halten scheinen, hat die Inhaltsangabe zum Buch in der Wikipedia zumindest kaum etwas mit der Serien-Handlung gemein, wobei sich zumindest einige Leitmotive erkennen lassen, von denen man sich hat inspirieren lassen.

Szenenbild aus Dirk Gentlys holistische Detektei | © Netflix
© Netflix

Wie so oft aber macht hier der Ton die Musik und ähnlich wie ich es kürzlich erst für Eine Reihe betrüblicher Ereignisse postuliert habe, hängt es extrem stark vom persönlichen Geschmack und der eigenen Erwartungshaltung ab, ob man Dirk Gentlys holistische Detektei lieben oder hassen wird, doch gemessen daran, wie begeistert mich dieser achtteilige Reigen zurückgelassen hat, dessen Fortsetzung im letzten Quartal dieses Jahres zum Glück bereits in trockenen Tüchern ist, kann ich nur jedem raten, sich selbst einen Eindruck zu verschaffen und der Serie eine Chance zu geben, wobei die erste Folge allein schon ein zuverlässiger Gratmesser sein dürfte, ob man zu der einen oder anderen Fraktion gehört, denn je nach Sichtweise wird es nicht besser oder schlechter, sondern führt die eingeschlagene Marschrichtung mit exakt demselben Ton fort, derweil man sich bei Gefallen neben einem Gastauftritt von Julian McMahon auf mehr als nur ein paar wenige erhellende Offenbarungen sowie ein gemeingefährliches Kätzchen freuen darf.

Fazit & Wertung:

Die bei Netflix veröffentlichte erste Serienstaffel Dirk Gentlys holistische Detektei ist ein Paradebeispiel dafür, aus Wahnsinn und Wahnwitz Methode zu machen und so werden sich die Geister an diesem bewusst überdrehten und offensiv absurden Werk sicher scheiden, doch ich für meinen Teil war beinahe restlos begeistert von dem skurrilen wie überladenen Treiben, dem humorigen Grundton und den zahllosen exzentrischen Figuren, deren namensgebender Vertreter Dirk Gently tatsächlich nur die Spitze des Eisberges bildet.

9 von 10 unglaublichen Zufällen und Zusammenhängen

Dirk Gentlys holistische Detektei | Staffel 1

  • Unglaubliche Zufälle und Zusammenhänge - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Die bei Netflix veröffentlichte erste Serienstaffel Dirk Gentlys holistische Detektei ist ein Paradebeispiel dafür, aus Wahnsinn und Wahnwitz Methode zu machen und so werden sich die Geister an diesem bewusst überdrehten und offensiv absurden Werk sicher scheiden, doch ich für meinen Teil war beinahe restlos begeistert von dem skurrilen wie überladenen Treiben, dem humorigen Grundton und den zahllosen exzentrischen Figuren, deren namensgebender Vertreter Dirk Gently tatsächlich nur die Spitze des Eisberges bildet.

9.0/10
Leser-Wertung 5.78/10 (9 Stimmen)
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Episodenübersicht: Staffel 1

01. Ursache und Wirkung (9/10)
02. Gesucht und Gefunden (9/10)
03. Der Wand-Fetischist (9/10)
04. Das Todeslabyrinth (9/10)
05. Sehr erectus (9/10)
06. Die ganze Sache (9/10)
07. Bewaffnete Seele (9,5/10)
08. Zwei normale langweilige Typen (9,5/10)

 
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Dirk Gentlys holistische Detektei | Staffel 1 ist seit dem 11.12.16 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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