Review: The Gunman (Film)

Kommen wir heute zum zweiten Film mit "G", dem ich mich diese Woche gewidmet habe, bevor es morgen zum großen Abschluss dieser alphabetisch hochinteressanten Wochenmission kommt. Natürlich war das in Wirklichkeit nur großer Zufall, witzig ist es aber trotzdem. Immerhin erleichtert mir das die Archiv-Pflege diesmal enorm.

The Gunman

The Gunman, USA 2015, 115 Min.

The Gunman | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Regisseur:
Pierre Morel
Autoren:
Don MacPherson (Drehbuch)
Pete Travis (Drehbuch)
Sean Penn (Drehbuch)
Jean-Patrick Manchette (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Sean Penn (Terrier)

in weiteren Rollen:

Idris Elba (Barnes)
Ray Winstone (Stanley)
Mark Rylance (Terrance Cox)
Jasmine Trinca (Annie)
Peter Franzén (Reiniger)
Javier Bardem (Felix)

Genre:
Action | Krimi | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Gunman | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Jim Terrier ist Teil einer kleinen Elite-Söldnertruppe, die 2006 im Kongo den Auftrag bekommt, den korrupten Bergbau-Minister auszuschalten. Terrier wird als Schütze ausgewählt und nach erfolgter Tötung wird er eilends außer Landes gebracht, während seine Freundin Annie unwissend im Kongo verbleibt. Acht Jahre später hat Terrier sich längst aus dem Geschäft zurückgezogen und wird von seinem schlechten Gewissen geplagt, weshalb es ihn auch zurück in den Kongo verschlägt, um dort humanitäre Hilfe zu leisten. Als aber Terrier nur knapp einem Anschlag auf sein Leben entgeht, riecht der findige Überlebenskünstler Lunte und stellt Nachforschungen an, die ergeben, dass bereits zwei seiner ehemaligen Mitstreiter getötet worden sind. Zurück in London, beginnt Terrier seine früheren Kollegen zu warnen, weshalb es ihn schließlich auch nach Barcelona verschlägt, wo sein vermeintlicher Freund Felix sich mittlerweile ein Leben mit Annie aufgebaut hat…

Rezension:

Schon auf dem Cover zu The Gunman prangt vollmundig die Ansage "Vom Regisseur von 96 Hours", was ja durchaus Interesse weckt dahingehend, dass der erste Teil der Reihe – im Gegensatz zu den beiden Nachfolgern – noch durchweg zu überzeugen wusste und mittlerweile schon einen gewissen Kultstatus genießt. Mit diesem 2014 entstandenen Actioner versuchte also Pierre Morel an eigene Erfolge anzuknüpfen, denn stilistisch wie thematisch gehen beide Filme ja durchaus in eine ähnliche Richtung, wobei mittlerweile klar sein dürfte, dass ihm dies nicht gelungen ist, was aber nicht heißen soll, dass man Sean Penn als Actionheld nicht trotzdem eines Blickes würdigen dürfte. Tatsächlich hat mir sein Ausflug in dieses Genre auch über die Maßen gut gefallen, auch wenn er nicht wirklich an Neeson herankommt, der ja eine regelrechte Welle an ähnlich gearteten Filmen – gerne auch mit ihm in der Hauptrolle losgetreten hat. Nichtsdestotrotz ist es hier dann auch eher eine Frage der Erwartungshaltung, ob man mit Morels Film etwas anzufangen weiß, denn als Actionfilm macht der eine mehr als solide Figur, wohingegen der Film als (politischer) Thriller betrachtet weitestgehend generisch bleibt und der erzählerische Aufhänger sich spätestens in der zweiten Hälfte als Mittel zum Zweck entpuppt.

Szenenbild aus The Gunman | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

So eröffnet Morels Film mit einer ausgedehnten Nachrichtenmeldung und umreißt die politische wie wirtschaftliche Lage in Südafrika, bevor wir überhaupt mit den handelnden Figuren, allen voran Sean Penn (Gangster Squad) als Jim Terrier, bekannt gemacht werden. Hier scheint man tatsächlich den Anspruch verfolgt zu haben, die eigentliche Geschichte in ein stimmiges Szenario zu betten, doch nach anfänglicher Berücksichtigung der Zu- und Umstände tun die im weiteren Verlauf doch eher wenig zur Sache und The Gunman beschränkt sich zunehmend darauf, sich als reißerische Hetzjagd in Szene zu setzen. Als solche allerdings macht der Film nicht nur eine gute Figur, sondern punktet mit ein paar wirklich einfallsreichen Passagen und optisch opulent ausgestatteten Szenen, die sich wirklich sehen lassen können, zumal auch Penn als Zugpferd des Ganzen sich nicht hat lumpen lassen, ordentlich trainieren zu können, so dass er entsprechend als markiger Ex-Söldner vollends überzeugt und mit bestechender Physis zu den Schauwerten des Films beiträgt.

Natürlich erfindet hier niemand das Rad neu, aber insbesondere die Szenen in einer ländlich gelegenen Villa und das eigentliche Finale wissen inszenatorisch zu bestechen und ich kann nicht behaupten, mich mit dem Film je gelangweilt zu haben. Einräumen muss ich aber auch, dass die Nebenfiguren nicht gerade vielschichtig sind, wenn auch prominent besetzt, so dass Ray Winstone (Noah) als Sidekick ebenso wenig Screentime und Tiefe bekommt wie Idris Elba (Pacific Rim) als eigentlich spannende Figur eines Interpol-Agenten, die – hätte sie mehr Berücksichtigung erfahren – der Story durchaus eine zusätzliche Ebene hätte hinzufügen können. Besonders schlimm trifft es aber im Falle von The Gunman ausgerechnet den sonst oft ziemlich großartigen Javier Bardem (The Counselor), denn schon in der ersten Szene, bei seinem ersten Blick ist die Rolle, die Funktion der Figur mehr als deutlich zu erkennen und entspricht dieser Annahme dann im weiteren Verlauf bis ins kleinste Detail, was natürlich dem Darsteller wenig Raum zur Entfaltung lässt und seinen Fähigkeiten nicht annähernd gerecht wird.

Szenenbild aus The Gunman | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Jasmine Trinca zuletzt wird die im Grunde ebenfalls sehr undankbare Rolle des Love-Interest zuteil und hat ebenfalls kaum mehr zu tun, als von Penns Figur zunächst verlassen, später gerettet zu werden, was nicht gerade für eine diffizile Rollengestaltung spricht. In diesen Punkten, also den nur rudimentär ausgearbeiteten Nebenfiguren und dem zunehmend actionlastiger werdenden Plot entspricht The Gunman dann voll und ganz den Genre-Standards und weiß kaum für sich einzunehmen, aber ein großartig aufspielender Sean Penn in einem unverkennbar als One-Man-Show Actioner (auch hier sind die Ähnlichkeiten zu 96 Hours durchaus frappant) macht die Sache dank hohem Tempo und gehöriger Schauwerte eben doch zu einem ziemlichen Vergnügen, auch wenn man ein wenig verzweifelt nach diesem letzten Pfiff, dem Quäntchen Einfallsreichtum oder Alleinstellungsmerkmal Ausschau hält, dass aus Morels Film einen ähnlich mitreißenden Knaller hätte machen können, denn die Anlagen hierfür wären durchaus vorhanden gewesen.

Fazit & Wertung:

Nicht von ungefähr bemüht man bei Pierre Morels The Gunman den Vergleich zu dessen Überraschungshit 96 Hours, doch so sehr Sean Penn auch in der Rolle des beinharten Actionhelden aufgeht, wartet der Film mit einigen dramaturgischen Schwächen auf, über die auch die durchweg souverän und bombastisch inszenierte Action nicht gänzlich hinwegtäuschen kann, zumal sich ein Großteil der weiteren Figuren als pures Plot Device enttarnen lässt.

7 von 10 verdeckten Operationen

The Gunman

  • Verdeckte Operationen - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Nicht von ungefähr bemüht man bei Pierre Morels The Gunman den Vergleich zu dessen Überraschungshit 96 Hours, doch so sehr Sean Penn auch in der Rolle des beinharten Actionhelden aufgeht, wartet der Film mit einigen dramaturgischen Schwächen auf, über die auch die durchweg souverän und bombastisch inszenierte Action nicht gänzlich hinwegtäuschen kann, zumal sich ein Großteil der weiteren Figuren als pures Plot Device enttarnen lässt.

7.0/10
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The Gunman ist am 03.09.15 auf DVD und Blu-ray bei STUDIOCANAL erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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