Heute mal wieder ein etwas "älterer" Film, den ich nun auch endlich nachgeholt habe. Ansonsten mache ich mir jetzt einen ruhigen Abend und hoffe, zu den späten Abendstunden hin meine derzeitige Lektüre beenden zu können. In diesem Sinne; macht es euch gemütlich.
The Counselor
The Counselor, UK/USA 2013, 117 Min.
© Twentieth Century Fox
Ridley Scott
Cormac McCarthy
Penélope Cruz (Laura)
Cameron Diaz (Malkina)
Javier Bardem (Reiner)
Brad Pitt (Westray)
Bruno Ganz (Diamond Dealer)
Rosie Perez (Ruth)
Sam Spruell (Wireman)
Toby Kebbell (Tony)
Edgar Ramírez (Priest)
Rubén Blades (Jefe)
Natalie Dormer (Blonde)
Goran Visnjic (Banker)
Krimi | Drama | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© Twentieth Century Fox
Der Counselor legt als wohlsituierter, gutverdienender und höchst angesehener Anwalt in El Paso, Texas ein Leben wie im Bilderbuch und seine Verlobte Laura steht dem in nichts nach, doch der Counselor will mehr. Geblendet von den Möglichkeiten, von denen ihm der exzentrische Gangster und Lebemann Reiner und dessen Freundin, die kratzbürstige Malkina berichten, willigt der Counselor einem Treffen mit Mittelsmann Westray ein, der ihn allerdings auch vor den Gefahren warnt, sich mit der Drogen-Mafia einzulassen. Die Warnungen allerdings schlägt der Counselor in den Wind, soll es schließlich ein einmaliger Ausflug in die Unterwelt sein, doch dann geht natürlich alles schief, was nur schiefgehen kann und die unweigerliche Talfahrt des Counselor setzt ein und nicht einmal er weiß, wen er alles mit sich reißen wird…
Rezension:
Regisseur Ridley Scott hat in den vergangenen Jahren einiges an Schelte einstecken müssen und auch The Counselor macht da keine Ausnahme, weshalb ich den Film auch überdurchschnittlich lange ein ums andere Mal links liegen gelassen habe, wohlwissend, dass mich allein der famose Cast sowie der Umstand, dass das Drehbuch von niemand Geringerem stammt als Cormac McCarthy (Kein Land für alte Männer) himself, irgendwann dazu verleiten würden, dem Film eine Chance zu geben und so kam es dann schlussendlich auch. Nun kann ich auch durchaus nachvollziehen, weshalb der Streifen nicht jedem gemundet haben dürfte, denn Scott und McCarthy schaffen hier doch in vielen Belangen regelrecht eine Art Anti-Film, dem trotz seines Themas und der Verortung in der kriminellen Halbwelt der betuchten Obrigkeit der erwartete Thrill abgeht, der aus Ruhe Spannung zu generieren versucht, was ebenfalls nicht bei jedem zünden dürfte und der endet, wie man es einerseits von langer Hand hat erahnen können und damit dennoch vor den Kopf stößt, wenn schlussendlich auch alles gesagt ist.
© Twentieth Century Fox
Vor allem aber ist The Counselor unnötig kompliziert geraten und bedient dabei doch nur Archetypen und Allgemeinplätze, während die Dialoge weit wichtiger zu sein scheinen als ein Fortgang der Story, die lange Zeit spürbar vor sich hindümpelt, bevor sie ihn ein erwartungsgemäß fatalistisches Finale mündet, was jeder erahnt, der schon einmal etwas von Cormac McCarthy gelesen hat oder eine der empfehlenswerten Verfilmungen seiner Werke wie eben No Country for Old Men oder The Road genossen hat, derweil für die übrige Klientel diese Herangehensweise ebenfalls befremdlich wirken dürfte. So hilft es ungemein, sich im Vorfeld bereits vor Augen zu führen, dass es McCarthy selten um eine ausgefeilte Handlung und überraschende Wendungen geht, sondern oft mehr darum, fein skizzierte Miniaturen zu erschaffen, Momenteindrücke und Gedankenspiele, deren Setting oftmals zur bloßen Staffage gerät. Ähnlich verhält es sich nun auch hier und der Glanz der High Society überstrahlt alles, selbst wenn es in die Niederungen der menschlichen Natur und Gesellschaft hinabgeht, wobei selbiges mit brachialer Gewalt einen harschen Kontrast zum schönen Leben bildet, das sich für den namensgebenden Counselor unweigerlich dem Ende neigt.
Doch weit mehr noch als schöne Fassaden und schockierende Gewaltspitzen zelebriert The Counselor das gesprochene Wort und wie es sich für einen auf dem Drehbuch eines Buch-Autors beruhenden Film gehört, nehmen die Monologe und Dialoge weite Teile des filmischen Geschehens ein und dürfen je nach Gusto als tiefsinnig und pointiert, alternativ als prätentiös und geschwollen bewertet werden. Ich für meinen Teil hatte meine helle Freude an den Wortgefechten, muss aber auch einräumen, dass hier oft mehr Schein als Sein das Sagen hat, doch bieten diese Passagen den namhaften Darstellerinnen und Darstellern eben auch eine sehr dankbare Bühne, sich ein wenig von ihren (bewusst?) stereotyp angelegten Rollen freizuspielen, wobei Michael Fassbender (Macbeth) als im Niedergang begriffener Counselor hier die bemerkenswerteste Leistung abliefert und womöglich als einzige Figur eine spürbare Wandlung durchläuft. Die Rollen von Javier Bardem und Cameron Diaz (Vanilla Sky) derweil darf man getrost unter enthusiastischem Overacting verbuchen, derweil es einzig die eigentlich so talentierte Penélope Cruz ist, die in ihrer Rolle der Laura auffallend blass bleibt, von Seiten des Drehbuchs aber auch einen ziemlich undankbaren Part zu schultern hat. Überraschend auch Brad Pitt (Killing Them Softly) in seiner Rolle, der mit feinem Gespür für den richtigen Ton wieder einmal einen richtig schön dubiosen Fiesling und Opportunisten verkörpern darf, von dem ich gern noch mehr erfahren hätte.
© Twentieth Century Fox
Die schauspielerischen Leistungen in The Counselor sind gemessen an der feinmaschigen Ausrichtung des Drehbuchs also durchaus auf der Höhe der Erwartung und ebenso weiß Ridley Scott mit teils brillanten Bildern zu punkten, denn gerade dieser Film sieht oft unverschämt gut aus und weiß stilistisch immens zu überzeugen, doch die gepflegte Langeweile, die hier in weiten Teilen zelebriert wird, die ausufernden Wortduelle, das nicht unbedingt den üblichen Sehgewohnheiten entsprechende Ende sowie last but not least ein mehr rudimentärer roter Faden und eine in ihrem Kern wahnsinnig vorhersehbare Geschichte dürften es dem Film schwer machen, ein geeignetes wie geneigtes Publikum zu finden, doch für Freunde des literarischen Schaffens von Cormac McCarthy, für Befürworter tendenziell eher experimentell gelagerter Filme dürfte auch dieser Scott einen Blick wert sein, denn ich für meinen Teil hatte durchaus meinen "Spaß" mit dem Counselor auf seinem Weg nach unten, habe mir aber auch von vornherein weder ein packendes Gangster-Drama, noch einen temporeichen Action-Thriller erwartet und vielleicht ist diese Erwartungshaltung schon Teil der Lösung, diesen Film genießen zu können, der zugegebenermaßen weit mehr dem Arthouse-Gedanken verhaftet scheint, als die Sehgewohnheiten seiner Zuschauerschaft bedienen zu wollen.
The Counselor
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Fatale Fehlentscheidungen - 7/10
7/10
Fazit & Wertung:
Man merkt Ridley Scotts The Counselor deutlich an, dass dessen Drehbuch aus der Feder Cormac McCarthys stammt, denn dessen nihilistische Ader, gepaart mit einer tendenziell fatalistischen Weltsicht brechen sich hier mehr als einmal Bahn und so unterminiert der Film auch in jedem Moment die Erwartungshaltung, einen geradlinigen und konsistent aufgebauten Gangsterfilm serviert zu bekommen, denn auch wenn sich der Film in seinen Gewaltspitzen kaum zurückhält, stehen doch das gesprochene Wort und der Diskurs der Figuren untereinander merklich im Vordergrund und bilden zugegebenermaßen eine nicht immer stimmige Einheit mit dem Rest des Geschehens.
The Counselor ist am 04.02.16 auf DVD und Blu-ray bei Twentieth Century Fox neu aufgelegt worden. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
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