Review: Cargo (Film)

Und wir widmen uns mal wieder einem Netflix-Film, der auch völlig unerwartet in meine Watchlist geschwemmt worden ist, dank Setting und Hauptdarsteller aber prompt zum Pflichtprogramm avanciert ist. Ob sich das aber auch lohnt, das erfahrt ihr jetzt!

Cargo

Cargo, AU 2017, 105 Min.

Cargo | © Netflix
© Netflix

Regisseure:
Ben Howling
Yolanda Ramke
Autor:
Yolanda Ramke

Main-Cast:
Martin Freeman (Andy)

in weiteren Rollen:

Anthony Hayes (Vic)
Susie Porter (Kay)
Caren Pistorius (Lorraine)
Kris McQuade (Etta)
Simone Landers (Thoomi)
David Gulpilil (Daku)

Genre:
Drama | Endzeit | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Cargo | © Netflix
© Netflix

Nach dem Ausbruch einer Zombie-Epidemie versucht Familienvater Andy im australischen Outback, seine Frau Kay und die gemeinsame, gerade mal einjährige Tochter Rosie zu beschützen und am Leben zu erhalten, doch eines schicksalsträchtigen Tages wird erst Kay infiziert und kurz darauf auch Andy. Die Erfahrung lehrt, dass ihm rund 48 Stunden bleiben, bevor er sich in ein willenloses, blutrünstiges Monster verwandeln wird und die gedenkt Andy zu nutzen, um eine sichere Zuflucht für seine Rosie zu finden. Während Andy durch die karge Ödnis wandert, begegnet er unter anderem auch dem Aborigine-Mädchen Thoomi, deren Vater ebenfalls infiziert worden ist, sich allerdings längst verwandelt hat, was sie aber nicht davon abhält, an dem Glauben festzuhalten, ihn noch retten zu können. Schlussendlich raufen sich Thoomi und Andy zusammen, während seine Zeit knapp zu werden droht, doch könnte der Aborigine-Stamm, dem auch Thoomi angehört, möglicherweise die erhoffte Rettung für Rosie sein, sollten sei es rechtzeitig schaffen…

Rezension:

Mit Cargo ist mir jüngst eine weitere Netflix-Veröffentlichung untergekommen, der ich schnellstmöglich Zeit und Aufmerksamkeit widmen wollte, was einerseits natürlich an Martin Freeman (Der Hobbit), andererseits an dem endzeitlichen Thema gelegen hat. Doch obwohl man den Film im Grunde bei den Zombie-Filmen einreihen könnte, geht er doch einen merklich anderen Weg und setzt mitnichten auf Schockeffekte und blutige Intermezzi, sondern stellt das existentielle Drama der Hauptfigur Andy in den Vordergrund, der nichts anderes im Sinn hat, als eine sichere Unterbringung für seine einjährige Tochter zu finden, bevor er selbst von der grassierenden Seuche dahingerafft wird, die weite Teile der australischen Bevölkerung in hirnlose Untote verwandelt hat. Seine Odyssee durchs australische Outback ist dabei natürlich voller Begegnungen und Gefahren, doch geht der eigentliche Schrecken hier mitnichten von den Zombies aus, sondern vielmehr den letzten Resten der Zivilisation, wobei die Analogie zur Kolonialvergangenheit des Kontinents relativ offensichtlich daherkommt, zumal die Aborigines selbst als einzige Mittel und Wege gefunden zu haben scheinen, der Ausrottung zu entgehen und anders als beispielsweise der kapitalistische Vic sozusagen auf der sicheren Seite zu sein scheinen.

Szenenbild aus Cargo | © Netflix
© Netflix

Fernab dieser Allegorien aber handelt es sich natürlich im Kern um ein zwar ungewöhnliches, aber dadurch nicht weniger ergreifendes Familien-Drama, denn nachdem Andy bereits zu Beginn des Films seine von Susie Porter gespielte Frau Kay verloren hat, ist nur noch er es, der seine hilflose Tochter beschützen und in Sicherheit bringen kann, bevor auch für ihn die Zeit abläuft. Dieser Wille, das eigene Kind zu schützen, ist natürlich einer der Eckpfeiler eines überraschend geradlinig geratenen Spannungskonstrukts, der ganz auf Urinstinkte und tief verwurzeltes, archaisches Verhalten abstellt. Martin Freeman gelingt hierbei die Verkörperung von Andy durchaus bravourös und der versierte Mime versteht es mit gehöriger Intensität, die Verzweiflung, die Hoffnung, allen voran aber den eisernen Willen seiner Figur greifbar zu machen, die allein ihn vorantreibt und nicht aufgeben lässt. Die Geschichte des Films, inszeniert von den Regisseuren Ben Howling und Yolanda Ramke, basiert auf dem gleichnamigen, 2013 entstandenen Kurzfilm Cargo, der hier auf Spielfilmlänge ausgewalzt worden ist, was man dem Streifen tatsächlich einige Mal anmerkt, denn allein die achtundvierzig Stunden, die Andy noch bleiben, bevor er sich selbst "verwandelt", fühlen sich im Kontext des Films deutlich länger an.

Doch auch ansonsten geht Cargo zwar dahingehend andere Wege, was das Thema Zombies und deren Inszenierung anbelangt, wandelt aber hinsichtlich seiner Survival-Thriller-Ausrichtung auf recht ausgetretenen Pfaden, so dass die eingangs erwähnte Figur des Vic – dargestellt von Anthony Hayes (The Rover) – die sich anfänglich als möglicher Verbündeter, später als noch weitaus gefährlicherer Widersacher entpuppt, nicht eben überraschend geraten ist, auch wenn ihre perfiden Methoden, sich an der grassierenden Ausrottung der Menschheit zu bereichern, durchaus "einfallsreich" geraten sind, wenn man das in dem Kontext überhaupt so nennen darf. Weitaus interessanter ist da schon die von Simone Landers gespielte Thoomi, die in einer Nebenhandlung des Films hofft, ihren infizierten Vater doch noch retten zu können, was eine interessante Variation des Grundthemas darstellt, zumal sie natürlich im weiteren Verlauf des Films auch Andy begegnet und wortwörtlich die Brücke zu den ebenfalls bereits erwähnten Aborigines schlägt, die sich als Rettung für Andys Tochter erweisen könnten.

Szenenbild aus Cargo | © Netflix
© Netflix

Mit seinem beinahe schon humanitären Konzept ist Cargo daher auch bei aller Tristesse und dem vorherrschenden Fatalismus ein lebensbejahender und positiver Film, was man ebenfalls bei dem Thema nicht unbedingt vermuten würde, doch scheint Howling und Ramke sehr daran gelegen zu haben, diesen Aspekt bewusst hervorzuheben, denn anders lässt sich kaum erklären, wie selbst die wenigen brenzligeren Situationen zumeist im Off stattfinden oder zumindest abrupt beendet werden, was leider nicht immer ohne Irritation vonstattengeht, denn es ist eine Sache, den Schwerpunkt seines eigenen Films bewusst zu verlagern, aber eine ganz andere, gefährliche Situationen schlichtweg auszublenden, ohne zu zeigen, wie diese letztlich aufgelöst worden sind. So verfolgt Cargo zwar eine durchaus spannenden Ansatz und ist auch atmosphärisch sehr gelungen, doch die Inszenierung als solche hält da nicht immer mit, zumal manches dann doch eher wie Füllwerk wirkt, um eine ursprünglich gerade mal sieben Minuten währende Geschichte auf vergleichsweise üppige rund 100 Minuten auszudehnen.

Fazit & Wertung:

Der von Ben Howling und Yolanda Ramke inszenierte, auf ihrem eigenen, gleichnamigen Kurzfilm basierende Cargo zeichnet ein gänzlich ungewohntes Bild einer Zombie-Apokalypse und geht in vielerlei Hinsicht eigene Wege, verzettelt sich aber zuweilen in dem Ansatz, die überschaubare Geschichte auf Spielfilmlänge zu dehnen. Das ändert aber nichts daran, dass allein Martin Freemans bravouröse Performance als stoischer Familienvater Andy für Genre-Freunde einen Blick lohnt.

7 von 10 menschenleeren, öden Landstrichen

Cargo

  • Menschenleere, öde Landstriche - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Der von Ben Howling und Yolanda Ramke inszenierte, auf ihrem eigenen, gleichnamigen Kurzfilm basierende Cargo zeichnet ein gänzlich ungewohntes Bild einer Zombie-Apokalypse und geht in vielerlei Hinsicht eigene Wege, verzettelt sich aber zuweilen in dem Ansatz, die überschaubare Geschichte auf Spielfilmlänge zu dehnen. Das ändert aber nichts daran, dass allein Martin Freemans bravouröse Performance als stoischer Familienvater Andy für Genre-Freunde einen Blick lohnt.

7.0/10
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Cargo ist seit dem 18.05.18 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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