Review: Wind River (Film)

Wie das immer so ist zum Wochenende, komme ich diesmal mit einer vergleichsweise aktuellen Film-Kritik daher und rede heute über einen Film von Taylor Sheridan, den es ab nächste Woche auch fürs Heimkino geben wird.

Wind River

Wind River, UK/CA/USA 2017, 107 Min.

Wind River | © Universum Film
© Universum Film

Regisseur:
Taylor Sheridan
Autor:
Taylor Sheridan

Jeremy Renner (Cory Lambert)
Elizabeth Olsen (Jane Banner)

in weiteren Rollen:

Gil Birmingham (Martin)
Kelsey Asbille (Natalie)
Teo Briones (Casey)
Tantoo Cardinal (Alice Crowheart)
Matthew Del Negro (Dillon)
Hugh Dillon (Curtis)
Julia Jones (Wilma)
James Jordan (Pete Mickens)
Eric Lange (Dr. Whitehurst)
Martin Sensmeier (Chip)
Jon Bernthal (Matt)
Graham Greene (Ben)

Genre:
Krimi | Drama | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Wind River | © Universum Film
© Universum Film

Cory Lambert verdingt sich als staatlicher Wildtierjäger und arbeitet eng mit den örtlichen Behörden des Wind River-Reservats im ländlichen Wyoming zusammen. Als Polizeichef Ben ihn allerdings auf einige Pumas ansetzt, findet der Jäger stattdessen die Leiche der achtzehnjährigen Natalie, die barfuß inmitten der eisigen Einöde zusammengebrochen sein muss, nachdem ihre Lunge kollabiert ist. Eiligst wird das FBI kontaktiert und von dort wird die junge wie unerfahrene Agentin Jane Banner aus Vegas nach Wyoming geschickt, um sich des Falls anzunehmen. Aufgrund mangelnder Ortskenntnisse und Erfahrung bittet sie Lambert darum, ihr bei den Ermittlungen zu helfen. Der hat vor einiger Zeit seine damals sechzehnjährige Tochter verloren und lässt sich nicht lange bitten, zumal er dem Vater von Natalie alsbald versprechen wird, den Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Während Banner und Lambert zunächst im Trüben stochern, ergibt sich doch bald eine Spur und derweil die engagierte Banner sich langsam das Vertrauen der Reservats-Bewohner erkämpft, tut Lambert, was er am besten kann: Jagen…

Rezension:

Mit Wind River liegt nun also der dritte und finale Teil der innoffiziell als American-Frontier-Trilogie von Taylor Sheridan vor, die mit Sicario ihren Anfang und mit Hell or High Water ihre Fortsetzung gefunden hat. Diesem Anlass entsprechend nimmt nun der gefeierte Drehbuchautor Sheridan selbst auf dem Regiestuhl Platz und liefert ein ungemein dicht inszeniertes und enorm packendes Debüt ab, das sich mitnichten zu verstecken braucht und einen mehr als würdigen Abschluss bildet. Das Skript, das Sheridan logischerweise ebenfalls beisteuert, ist dabei tatsächlich aufs Nötigste reduziert und schert sich wenig um ach so überraschende Wendungen, die in den letzten Jahren so in Mode gekommen sind, so dass man – abgesehen von einem einzigen, wirkungsvollen erzählerischen Kniff – eine im Grunde sehr geradlinige Geschichte erzählt bekommt, die aber gerade durch diesen Umstand ihre Faszination noch verstärkt, denn wo sich andere Filmemacher in doppelbödige Konstrukte flüchten, konzentriert sich Sheridan hier ganz auf die ureigene Atmosphäre der Abgeschiedenheit des Reservats, die allein schon dem Film seine ihm eigene Note verleiht.

Szenenbild aus Wind River | © Universum Film
© Universum Film

Reduziert bedeutet in dem Fall aber nicht, dass den Figuren nicht auch Profil zuteilwürde, wobei sich das Geschehen zugegebenermaßen sehr auf die beiden Hauptfiguren konzentriert. Der von Jeremy Renner (Arrival) verkörperte Wildjäger Cory Lambert bekommt derweil natürlich noch deutlich mehr Hintergrund spendiert und wartet mit einer tragischen Vorgeschichte auf, die dem Tod von Natalie nicht unähnlich ist und folglich auch erklärt, weshalb er so verbissen ist, den oder die Täter zu stellen und zu richten, denn zu viele Kinder und Jugendliche bleiben vermisst, ohne dass sich die Behörden groß darum scheren würden, was auch Kernthema von Wind River ist, ohne dass sich Sheridan hier der Holzhammer-Methode bedienen müsste, um diese Botschaft an den Mann zu bringen. So spricht der Regisseur selbst davon, dass sein Regiedebüt auf wahren Ereignissen basiere, aber weniger auf einem konkreten Fall, sondern mehr der Summe an Vermisstenfällen in Reservaten, die ihrerseits nicht einmal statistisch erfasst werden, was für sich genommen schon Bände spricht.

FBI-Agentin Jane Banner bleibt im direkten Vergleich zwar deutlich weniger ausformuliert, doch ähnlich wie der Charakter langsam von den Bewohnern des Reservats geschätzt wird, gelingt es auch Elizabeth Olsen (The Avengers 3: Infinity War), ihrer Figur mit ausgeprägter Empathie und zielstrebigem Auftreten Charakter zu verleihen, zumal sie weit eher noch als Renners stoischer Jäger als Identifikationsfigur für das Publikum taugt und ähnlich aufgeschmissen in den widrigen Lebensbedingungen wirkt, die sich dadurch auszeichnen, dass hier noch das Recht des Stärkeren zählt und mit Hilfe kaum zu rechnen ist. Dieser Fatalismus zieht sich derweil ohnehin durch den gesamten Film und Sheridan findet immer wieder knappe, lakonische Worte, die er seinen Protagonisten in den Mund legt, um diesen Umstand zu verdeutlichen.

Szenenbild aus Wind River | © Universum Film
© Universum Film

Entsprechend lebt Wind River auch in vielerlei Belang von seiner einzigartigen Atmosphäre und macht mehr als einmal deutlich, auf faulen Budenzauber nicht angewiesen zu sein, um eine rundherum packende und emotional eindringliche Geschichte zu erzählen. So ist der Film auch in weiten Teilen ungemein ruhig erzählt, ohne behäbig oder gar langweilig zu wirken, weil die nächste Bedrohung bereits hinter der nächsten Ecke lauern könnte, wodurch dich sich wiederum die wenigen, eruptiven Gewaltausbrüche in der Handlung als umso effektiver erweisen. Hinzu kommt, dass Sheridan anscheinend nicht nur beim Schreiben sein Handwerk versteht, denn sämtliche Szenen dieses düster-tristen Treibens sind vortrefflich inszeniert und punkten vor allem gegen Ende mit einer seltenen Konsequenz, was den Verlauf der Handlung anbelangt, um auf einem nachdenklich stimmenden, melancholischen Schlussakkord zu enden, der dank der zuvor erlebten Intensität noch lange nachhallt. Entsprechend würde ich es sehr begrüßen, wenn Sheridan künftig öfter auf dem Regiestuhl Platz nehmen würde, doch darf man zunächst einmal auf die baldige Premiere der von ihm konzipierten und inszenierten Western-Drama-Serie Yellowstone gespannt sein.

Fazit & Wertung:

Taylor Sheridan legt mit Wind River in Personalunion als Drehbuchautor und Regisseur ein beeindruckendes Debüt ab, das eine aufs Nötigste reduzierte, aber ungemein dicht inszenierte Geschichte erzählt. Der gleichermaßen fatalistisch wie archaisch angelegte Thriller weiß dabei auch emotional zu fesseln und punktet zudem mit einem stoisch-grimmig aufspielenden Jeremy Renner in Bestform.

8,5 von 10 Fährten im Schnee

Wind River

  • Fährten im Schnee - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Taylor Sheridan legt mit Wind River in Personalunion als Drehbuchautor und Regisseur ein beeindruckendes Debüt ab, das eine aufs Nötigste reduzierte, aber ungemein dicht inszenierte Geschichte erzählt. Der gleichermaßen fatalistisch wie archaisch angelegte Thriller weiß dabei auch emotional zu fesseln und punktet zudem mit einem stoisch-grimmig aufspielenden Jeremy Renner in Bestform.

8.5/10
Leser-Wertung 7.4/10 (5 Stimmen)
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DVD:

Blu-ray:

vgw

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