Review: Das 9. Leben des Louis Drax (Film)

Auch heute halte ich natürlich wieder eine Film-Kritik bereit, nachdem ich gestern quasi ausgesetzt habe, was ich mir ja zum Glück dank "Happy Birthday"-Artikel habe erlauben können.

Das 9. Leben des Louis Drax

The 9th Life of Louis Drax, UK/CA/USA 2016, 108 Min.

Das 9. Leben des Louis Drax | © Universum Film
© Universum Film

Regisseur:
Alexandre Aja
Autoren:
Max Minghella (Drehbuch)
Liz Jensen (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Jamie Dornan (Dr. Allan Pascal)
Sarah Gadon (Natalie)
Aaron Paul (Peter Drax / Sea Monster)
in weiteren Rollen:
Aiden Longworth (Louis Drax)
Oliver Platt (Dr. Perez)
Molly Parker (Dalton)
Julian Wadham (Dr. Janek)
Jane McGregor (Sophie)
Barbara Hershey (Violet Drax)

Genre:
Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Das 9. Leben des Louis Drax | © Universum Film
© Universum Film

Louis Drax war schon immer ein ungewöhnliches Kind und mit seinen gerade einmal neun Jahren schon mehr als einmal dem Tode nah, doch werden alle diese Ereignisse in den Schatten gestellt von seinem Sturz von einer Felswand pünktlich zu seinem neunten Geburtstag, denn nachdem man längst seinen Tod festgestellt hat, kehrt er in einem letzten Aufbäumen zu rück, fällt allerdings postwendend ins Koma. Seine Mutter Nathalie ist zutiefst schockiert und von Louis‘ Vater fehlt seit dem Vorfall jede Spur, derweil sich Louis‘ behandelnder Arzt Dr. Allan Pascal sichtlich darum bemüht, der verzweifelten Mutter Zuversicht und Hoffnung zu spenden, was nicht unmaßgeblich damit zusammenhängen dürfte, dass ihr verunsichertes Auftreten prompt seinen Beschützerinstinkt weckt. Louis derweil lässt aus dem Koma heraus sein bisheriges Leben Revue passieren und versucht dahinter zu kommen, was genau eigentlich an diesem schicksalsträchtigen Morgen passiert sein mag…

Rezension:

Wenn Horror-Spezialist Alexandre Aja (Alexandre Ajas Maniac) sich an einem Mystery-Thriller wie Das 9. Leben von Louis Drax versucht und sich hierfür an die Buch-Verfilmung des gleichnamigen Stoffes der britischen Autorin Liz Jensen (Die da kommen) wagt, dann muss ich natürlich einen Blick riskieren, zumal dieses Mashup aus Horror, Familiendrama, Fantasy- und Mystery-Film genau die Art von ungewöhnlicher Verquickung ist, für die ich mich ja doch überdurchschnittlich oft erwärmen kann, gerade weil sie aus den sonst üblichen Schemata bewusst ausbricht und beinahe automatisch zumindest unkonventionell ausfällt. Über die Qualität des Films sagt das natürlich wenig aus und die ist auch hier leider durchwachsen, da dem Geschehen im weiteren Verlauf schlichtweg die Faszination und der magische Touch abhandenkommen, doch lohnt eine Sichtung in meinen Augen durchaus, wenn man sich eher ungewöhnlichen Filmprojekten verbunden fühlt.

Szenenbild aus Das 9. Leben des Louis Drax | © Universum Film
© Universum Film

So ist allein der Blickwinkel des Films ein ungewöhnlicher, denn die Geschichte wird begleitet durch den Off-Kommentar des namensgebenden, neunjährigen Louis Drax, der – wie wir bald lernen – zum Zeitpunkt seiner Erzählung im Koma liegt und wieder einmal nur knapp dem Tod entkommen ist. So beeindruckt hier zunächst einmal auch die nichtlineare narrative Struktur des Ganzen, denn nach einem Kurzabriss der Unfälle, in die Louis in seinen jungen Jahren bereits verwickelt worden ist sowie der angedeuteten, schicksalsträchtigen Szene, die zu seinem rund zwei Stunden (!) währenden Tod geführt hat, "beobachtet" Louis einerseits seinen behandelnden Arzt auf der Koma-Station oder begibt sich wahlweise in innere Traumwelten oder seine eigene Vergangenheit, wenn er beispielsweise seine Therapiestunden mit Dr. Perez (Oliver Platt, Shut In) Revue passieren lässt. Insbesondere der engagierte Arzt – hier dargestellt durch den aus Fifty Shades of Grey bekannten Jamie Dornan – nimmt dabei immer mehr eine Schlüsselrolle in Louis‘ Erleben ein, zumal er und Louis‘ Mutter Natalie nach und nach miteinander anzubändeln beginnen.

Insbesondere dem Umstand geschuldet, dass Louis‘ Vater seit dem Vorfall nicht mehr gesehen worden ist, ist Natalie fraglos die Schlüsselfigur in Louis‘ Leben und wird hier verkörpert von der großartigen Sarah Gadon (Alias Grace), die eine gleichermaßen undurchsichtige und leidensfähige Mutter mimt, bei deren natürlichem Charisma und dem traurigen Blick keine Zweifel darüber aufkommen dürften, weshalb nicht nur beim Arzt prompt der Helferinstinkt anspringt, um der armen frau bestmöglich unter die Arme zu greifen. Nicht weniger mitreißend ist derweil die Performance von Aaron Paul (The Path) als Louis‘ Vater Peter geraten, auch wenn seine Leinwandzeit in Das 9. Leben von Louis Drax verhältnismäßig gering ausfällt, doch dafür nimmt er jede seiner Szenen in Windeseile für sich ein und punktet insbesondere zum Ende hin mit einer wahnsinnig emotionalen Szene, bei der man durchaus ein Tränchen verdrücken könnte.

Szenenbild aus Das 9. Leben des Louis Drax | © Universum Film
© Universum Film

Alles steht und fällt aber hier mehr denn je mit der Akzeptanz dessen, was einem aufgetischt wird, denn auch ich muss ehrlich zugeben, dass hier nicht alle Genre-Versatzstücke Hand in Hand gehen und ein Ungleichgewicht in die eine oder andere Richtung kaum zu vermeiden ist, so dass speziell einige Entwicklungen im letzten Drittel doch sehr an den Haaren herbeigezogen wirken. Dabei darf man aber eben auch nicht vergessen, dass wir der Geschichte eines Komapatienten lauschen, der eigentlich hätte tot sein und auch bleiben müssen, was man sich jetzt zwar nicht unbedingt klassisch unter dem Label "Fantasy" erwarten dürfte, aber schon einen gewissen Gradmesser darstellt, in welcher Art Geschichte wir uns bewegen und da sollte man es dann beispielsweise mit der wissenschaftlichen Fundiertheit nicht allzu genau nehmen. Nichtsdestotrotz lassen sich die dramaturgischen Mängel nicht wegdiskutieren und es ist Fakt, dass Das 9. Leben von Louis Drax in der zweiten Hälfte zu schwächeln beginnt, auch wenn er gegen Ende noch einmal ein unerwartetes Hoch erreicht, wenn die Karten offen auf dem Tisch liegen. So lässt sich Ajas Film leider auch bei viel gutem Willen nicht als Geheimtipp handeln, doch als Empfehlung für den Connaisseur eigenwilliger und unangepasster Filmkunst mit einem Hauch Arthouse-Feeling taugt er durchaus, denn bei den dramaturgischen Schwächen überwiegt doch stets die Faszination dieser fatalistischen Erzählung aus der Sicht eines Neunjährigen.

Fazit & Wertung:

Alexandre Aja präsentiert mit Das 9. Leben von Louis Drax ein mehr als ungewöhnliches und eigenwilliges Genre-Konglomerat, dessen fantastische Elemente allerdings zunehmend in den Hintergrund rücken und das in der zweiten Hälfte zu schwächeln beginnt, doch teils großartige Darstellerleistungen von Sarah Gadon und Aaron Paul sowie eine ungemein faszinierende narrative Struktur trösten zumindest in Teilen darüber hinweg, dass der Film ein wenig hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.

7 von 10 beinahe verlorenen Leben

Das 9. Leben von Louis Drax

  • Beinahe verlorene Leben - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Alexandre Aja präsentiert mit Das 9. Leben von Louis Drax ein mehr als ungewöhnliches und eigenwilliges Genre-Konglomerat, dessen fantastische Elemente allerdings zunehmend in den Hintergrund rücken und das in der zweiten Hälfte zu schwächeln beginnt, doch teils großartige Darstellerleistungen von Sarah Gadon und Aaron Paul sowie eine ungemein faszinierende narrative Struktur trösten zumindest in Teilen darüber hinweg, dass der Film ein wenig hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.

7.0/10
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Das 9. Leben des Louis Drax ist am 21.04.17 auf DVD und Blu-ray bei Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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