Auch heute habe ich natürlich mal wieder eine Film-Kritik im Gepäck und bin sogar vergleichsweise pünktlich damit am Start, nachdem der Heimkinostart von vergangenem Freitag nun noch nicht allzu lange zurückliegt.
Death Wish
Death Wish, USA 2018, 107 Min.
© Universum Film
Eli Roth
Joe Carnahan (Drehbuch)
Brian Garfield (Buch-Vorlage)
Bruce Willis (Paul Kersey)
Vincent D’Onofrio (Frank Kersey)
Elisabeth Shue (Lucy Kersey)
Dean Norris (Detective Kevin Raines)
Kimberly Elise (Detective Leonore Jackson)
Action | Krimi | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© Universum Film
Paul Kersey ist nicht nur ein angesehener und hochgeschätzter Chirurg, sondern auch liebender Vater und glücklicher Ehemann, der mit seiner Frau Lucy und der gemeinsamen Tochter ein glückliches Leben führt, obwohl er tagein tagaus in der Unfallchirurgie eines Chicagoer Krankenhauses mit der grausamen Realität konfrontiert wird. Dann allerdings verschafft sich eine Gruppe Einbrecher Zutritt zu Pauls Heim und tötet dessen Frau, während Jordan nach dem Angriff im Koma landet. Äußerlich noch immer beinahe gefasst wirkend, beginnt es in dem gänzlich aus der Bahn geworfenen Kersey zu brodeln, zumal sich die ermittelnden Cops Raines und Jackson anscheinend außerstande sehen, die Täter zu ermitteln und ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Bald scheint für den eigentlich so friedlich wirkenden Mann festzustehen, seinen eigenen Feldzug starten zu müssen und die sich auf den Straßen ausbreitende Gewalt nicht länger hinzunehmen. Und prompt gerät seine beherzte Eigeninitiative zum heiß und kontrovers diskutierten Internetphänomen, derweil niemand auch nur zu ahnen scheint, wer sich hinter der Kapuze verbergen könnte…
Rezension:
Die Zeiten, in denen man voller Vorfreude und Erwartung dem nächsten Bruce-Willis-Film entgegenfiebert sind freilich schon lange vorbei und bei dem, was er so am Fließband produziert, käme man ja auch kaum noch hinterher, doch die Kombi aus Willis, Eli Roth und einem angenehm harten Rache-Thriller schien dann doch zumindest solide, tendenziell interessante Kost zu versprechen. Und obwohl bei Death Wish die Rede von einem Remake zum gleichnamigen Film von 1974 ist, handelt es sich wohl weit eher um eine Neuinterpretation des Buches von Brian Garfield, das hierzulande – ebenso wie der Film – als Ein Mann sieht rot vermarktet worden ist, wobei hier das Geschehen mehr als nur behutsam modernisiert worden ist und dadurch teilweise auch einen neuen, interessanten Kniff erhält, wenn die Taten des selbsternannten Rächers – von den Medien "Grim Reaper" getauft – viral gehen und sich nicht nur Radio- und Fernsehmoderatoren darin ergehen, das Für und Wider seiner Taten abzuwägen.
© Universum Film
Bruce Willis (R.E.D. 1 & 2) hat dabei zumindest in den ersten zwanzig Minuten nicht viel mehr zu tun, als den zufriedenen Familienvater zu geben und ein wenig Heile-Welt-Atmosphäre zu verströmen, wobei ihm die seine Ehefrau verkörpernde Elisabeth Shue (House at the End of the Street) helfen darf, die ihrer Rolle nach aber auch kaum mehr Leinwandzeit spendiert bekommt, als es für den freilich simpel gestrickten Plot vonnöten ist, denn ihr ableben wird es erst sein, dass den Familienvater in seine neue Rolle drängen wird und auch wenn dieser Aspekt des Films tatsächlich überraschend langsam in die Gänge kommt, ist Death Wish in dieser Hinsicht insbesondere atmosphärisch überaus gelungen und vermag sich von jedem Zusammentreffen mit einem fiesen Gangster noch weiter zu steigern, was sowohl Einfallsreichtum als auch Gewaltgrad der gezeigten Tötungen angeht. Politische Korrektheit sucht man hier natürlich freilich vergebens und ich verstehe auch jeden, der dem Film ankreidet, ein NRA-Werbevideo geworden zu sein, denn wirklich kritisch wird hier mit dem Thema Selbstjustiz nicht umgegangen, was ich aber auch von einem so offensiv als Grindhouse angelegten Film auch nicht erwarte.
Stattdessen wächst Willis nun im Laufe des Films quasi wieder in seine frühere Rolle als Actionheld hinein und diesbezüglich merkt man dem Drehbuch von Joe Carnahan durchaus an, dass er seinen The Grey-Star Liam Neeson beim Schreiben im Kopf gehabt haben mag. Bruce vermag die im Grunde nur rudimentär angelegte Rolle aber freilich genauso routiniert zu füllen und auch wenn man hier schwerlich von einem Comeback sprechen kann, wie man das aus Marketinggründen natürlich gern getan hat, ist der zunehmend grimmigere Paul Kersey doch eine seiner besseren Rollen der letzten Jahre. Vor allem aber passt die Chemie zwischen ihm und Vincent D’Onofrio (CHIPS), der als Pauls Bruder Frank ein paar Akzente zu setzen weiß, sowie Dean Norris (Breaking Bad), der hier als verständiger Ermittler Kevin Raines in Erscheinung tritt. Eigentlicher Clou des Plots sind aber tatsächlich die medialen Auswirkungen und Auseinandersetzungen, für die man beispielsweise echte Radio-Moderatoren hat gewinnen können, was dem Ganzen einen gewissen Realismus verleiht, den man natürlich in den überstilisierten Gewaltausbrüchen hingegen vergeblich sucht. Ein weiterer Punkt, den es so weder im 74er-Film noch dem Buch gegeben hat, ist der Umstand, dass Kersey für jedes Problem das passende YouTube-Video zu finden scheint und sich so vom Internet nicht nur die Handhabung seiner Waffen erklären lässt, sondern auch ansonsten auf allerlei "hilfreiche" Tipps trifft, die ihm den Vigilanten-Alltag erleichtern.
© Universum Film
Wie gesagt, eine kritische Betrachtung des Themas Selbstjustiz darf man sich trotz der medialen Aufmerksamkeit nicht erwarten, einen durch und durch logischen Plot derweil ebenso wenig wie auch nur annähernd tiefgründig gezeichnete Figuren, doch als beinahe schon ungewohnt blutigen Grindhouse-Vertreter kann man Death Wish schon einen gewissen Unterhaltungswert attestieren, den ich mir in dieser Ausprägung tatsächlich nicht einmal erwartet hätte, was leider mehr darüber aussagt, was man sich dieser Tage von einem neuen Bruce-Willis-Film erwarten kann, als dem gestandenen Recken lieb sein dürfte. Bei entsprechender Erwartungshaltung kann man also durchaus seine Freude mit dem Streifen haben, auch wenn die vergleichsweise großen Namen in den Nebenrollen sowie der für das Drehbuch verantwortlich zeichnende Carnahan im Grunde noch mehr haben erwarten lassen, während der spätestens mit Knock Knock im Mainstream angekommene Regisseur Eli Roth eine nicht minder routinierte Vorstellung abliefert als sein Hauptdarsteller.
Death Wish
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Vom "Grim Reaper" gerichtete Verbrecher - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
Der von Eli Roth inszenierte Death Wish ist weit davon entfernt, wirklich lange oder nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben, doch die routinierte Darstellung seitens Bruce Willis als selbsternannter Rächer wird zumindest durch einen angenehm hochkarätigen Cast und ein paar clevere Drehbuchideen veredelt, die sich vornehmlich darauf konzentrieren, den Einfluss von Social Media und dem Internet im allgemeinen hier nicht unberücksichtigt zu lassen, was ein paar interessante Ansätze bietet, im Kontext der zunehmend blutiger und gewalttätiger werdenden Handlung dann aber auch nicht viel mehr als das.
Death Wish ist am 10.08.18 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Blu-ray:
Na gut, also ein mehr oder weniger typischer Bruce-Willis-Film. Werde ich mir für einen Filmabend mal gönnen.
Vielen Dank für die tolle und lesenswerte Kritik.
Grüße Chris