Review: CHIPS (Film)

Heute habe ich mal wieder einen Film für den eher speziellen Geschmack im Gepäck, denn ganz unzweifelhaft wird Dax Shepards neuester Streich nicht jedermanns Fall sein, derweil ich mich tatsächlich überraschend gut unterhalten gefühlt habe und nicht wenig Lust hätte, den Streifen alsbald möglich einer Zweitsichtung zu unterziehen.

CHIPS

CHIPS, USA 2017, 100 Min.

CHIPS | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Regisseur:
Dax Shepard
Autoren:
Dax Shepard (Drehbuch)
Rick Rosner (Serien-Vorlage)

Main-Cast:
Dax Shepard (Jon)
Michael Peña (Ponch)
Rosa Salazar (Ava Perez)
Adam Brody (Clay Allen)
Richard T. Jones (Parish)
Kristen Bell (Karen)
Vincent D’Onofrio (Ray Kurtz)
in weiteren Rollen:
Ryan Hansen (Brian Grieves)
Isiah Whitlock Jr. (Peterson)
Jane Kaczmarek (Captain Jane Lindel)
Jessica McNamee (Lindsey Taylor)
Justin Chatwin (Raymond Reed Kurtz Jr.)

Genre:
Action | Komödie | Krimi

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus CHIPS | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Zu besseren Zeiten war Jon Baker ein gefeierter Motocross-Fahrer, doch nach zahllosen Knochenbrüchen und anderen Blessuren ist es endgültig vorbei mit der Karriere und auch in der Ehe mit seiner Frau Karen sieht es nicht gerade rosig aus, wobei sich Jon noch immer der Illusion hingibt, das könnte sich schon alles wieder einrenken, während Karen längst mit jemand Neuem anbändelt. Weil Jon aber eben unbelehrbar ist, bewirbt er sich für die California High Way Patrol, um mit Uniform und Verantwortungsbewusstsein seiner Frau zu imponieren. Mit mehr Glück als Verstand wird er tatsächlich Teil der Einheit und bekommt den ernsthaften Frank Poncherello als Partner zugewiesen, der nicht nur undercover vom FBI eingeschleust worden ist, sondern auch ein ausgeprägtes Faible für Frauen in Jogapants besitzt und – wen sollte es wundern – von dem schusseligen Jon anfänglich überhaupt nichts hält. Als Jon allerdings hinter Franks Geheimnis kommt, beginnen die beiden sich zusammenzuraufen und gemeinsam Jagd auf eine dubiose Bande zu machen, die sich auf effiziente wie brutale Überfälle auf Geldtransporter spezialisiert haben und möglicherweise aus den eigenen Reihen stammen…

Rezension:

Es ist jetzt schon einige Zeit her, dass ich auf Hit and Run von und mit Dax Shepard gestoßen bin – freilich natürlich allein aufgrund seiner bezaubernden Ehefrau Kristen Bell, die dort wie nun auch hier ebenfalls einen Part in seinem Film übernehmen durfte, auch wenn dieser hier leider deutlich kleiner ausfällt. Das tut dem Spaß an der Sache aber tatsächlich keinen Abbruch, denn auch wenn man Shepard ein doch eher begrenztes Repertoire an schauspielerischem Talent attestieren kann, spielt er auch hier wieder die Rolle des gutmütig-liebenswürdigen, leicht trotteligen Jedermann so überzeugend und unterhaltsam, dass es eine Freude ist. Vor allem aber war er clever genug, sich hier der Mitarbeit von Michael Peña zu versichern, der sowohl das (schauspielerische) Niveau zu heben als auch die Geschichte ein Stück weit zu erden versteht. Nichtsdestotrotz mag CHIPS mal wieder einen schweren Stand haben, handelt es sich schließlich einmal mehr um einen Vertreter der doch eher verpönten Film-Remakes einer Serie von vor vielen Jahren, der Shepard zudem gehörig seinen eigenen Stempel aufdrückt, den man eben mögen muss. So habe ich doch einiges an enttäuschten Stimmen vernommen, die mit der Serie vertraut gewesen sind und sich nicht so recht mit Shepards Interpretation anfreunden konnten, was für mich auch die Frage aufwirft, wieso überhaupt man die Serie hat referenzieren müssen.

Szenenbild aus CHIPS | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Der Film hätte nämlich auch mit anderem Titel als CHIPS logischerweise gut funktioniert und den Vorwurf des Plagiarismus hätte sich Shepard ebenfalls nicht gefallen lassen müssen, denn zwei ungleiche Cops in einer Buddy-Komödie gemeinsam auf die Straße zu schicken ist schon so sehr Klischee und Trope, dass gleich mehrere Dutzend Filme nach exakt diesem Schema aufgezogen sein dürften. Aber gut, hier sollte es also eine Art Remake werden, über dessen Qualität ich unter diesem Gesichtspunkt nichts sagen kann, da ich mit der Ende der 1970er ausgestrahlten Show nicht vertraut bin. Dessen aber völlig ungeachtet präsentiert Shepard mit seinem Ensemble hier eine bestens aufgelegte Action-Komödie, deren zotiger Witz zwar gerne auch mal nach hinten los geht, die aber gleichsam mit einer für dieses Sub-Genre ungewohnten Härte daherkommt, die dem Film in den USA ein R-Rating eingebracht haben, was es umso verwunderlicher macht, dass er hierzulande ab zwölf Jahren freigeben worden ist, denn abgetrennte Köpfe und Finger bilden hier nur die Spitze des Eisberges und sind durchaus vergleichsweise explizit zu betrachten. Entsprechend sollte man das mögen oder kein Problem damit haben, dass es hier eben nicht nur in Sprache und Gebaren, sondern auch hinsichtlich der Gewalt gerne mal etwas derber wird. Gepaart wiederum – und das macht die Sache dann wieder so charmant – ist das mit einer entwaffnenden Naivität insbesondere seitens Shepard, so dass beispielsweise Diskussionen darüber, ob Arschlecken mittlerweile zum guten Ton gehört oder noch immer etwas "Besonderes" ist, nicht halb so schlüpfrig daherkommen, wie man das erwarten würde.

Fernab des durchaus eigenwilligen Humorverständnisses aber – dass mir wie gesagt auch nicht in jedem Punkt und Moment zugesagt hat – ist es die vom ersten Moment an pure Spielfreude, die man jedem Beteiligten anmerkt, die CHIPS zu einem so erfrischenden Erlebnis machen. Ob es sich dabei um Shepards Ehefrau Kristen Bell (The Good Place) handelt, Ryan Hansen als Weggefährten aus Veronica Mars-Zeiten oder auch Adam Brody (Sleeping with Other People) in einer kleinen, aber feinen Rolle, allesamt haben sichtlichen Spaß an den bewusst überzeichneten Figuren, die sie verkörpern dürfen, ganz zu schweigen natürlich von Dax Shepard und Michael Peña (Ant-Man), denen man ihre jeweiligen Parts unbesehen abkauft und die vor allem herrlich selbstironisch und ohne falsche Scham zu Werke gehen. Ein gelungener Kontrapunkt in diesem auf Spaß und Klamauk geeichten Reigen ist derweil Vincent D’Onofrio (Daredevil), der hier einmal mehr den Bösewicht gibt und mit einer so verbissenen Ernsthaftigkeit und bedrohlichen Präsenz punktet, dass es ihm allein zu verdanken ist, dass neben dem Humor tatsächlich auch der Action-Krimi-Anteil unumwunden funktioniert, weil seine Figur sich schlichtweg jeder ironischen Brechung verweigert und quasi wie aus einem anderen Film transferiert wirkt.

Szenenbild aus CHIPS | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Ungeachtet dessen also, dass das illustre Ensemble allein für mich schon ein wahres Fest gewesen ist und ich es durchaus ja auch gerne manchmal etwas blutiger mag, punktet CHIPS nicht zuletzt eben auch mit ein paar spektakulären Motorrad-Verfolgungsjagden und damit einhergehend Stunts und Explosionen, die sich durchaus sehen lassen können und denen man die Budget-Restriktionen in keiner Weise anmerkt, die überhaupt erst dazu geführt haben, dass Shepard sich statt eines familientauglichen PG13-Ratings für eine deutlich härtere Gangart und somit ein R-Rating entschieden hat, was in diesem Fall meines Erachtens nach ein echter Glücksfall ist, denn ohne diese anarchische Attitüde und wäre diese Police-Buddy-Chose nur halb so lustig gewesen.

Fazit & Wertung:

Mit CHIPS wusste mich Dax Shepard einmal mehr grandios zu unterhalten, auch wenn der Humor sicherlich zuweilen ziemlich zotig sein mag und der aufgebohrte Gewaltgrad nicht jedermanns Sache, doch für Fans von anarchischen, überdrehten, in ihrer Action aber gleichsam beinharten Buddy-Movies ist diese Cop-Comedy meines Erachtens durchaus eine Empfehlung wert. Gleichwohl mag es sicherlich viele Fans der alten Serie geben, die "ihre Show" hier doch reichlich durch den Kakao gezogen sehen werden und sich wohl eher nicht mit Shepards eigenwilliger Interpretation anfreunden dürften. Losgelöst von seinen Wurzeln allerdings ein großer, derber Spaß mit illustrem Ensemble.

7,5 von 10 rasanten Motorrad-Verfolgungsjagden

CHIPS

  • Rasante Motorrad-Verfolgungsjagden - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Mit CHIPS wusste mich Dax Shepard einmal mehr grandios zu unterhalten, auch wenn der Humor sicherlich zuweilen ziemlich zotig sein mag und der aufgebohrte Gewaltgrad nicht jedermanns Sache, doch für Fans von anarchischen, überdrehten, in ihrer Action aber gleichsam beinharten Buddy-Movies ist diese Cop-Comedy meines Erachtens durchaus eine Empfehlung wert. Gleichwohl mag es sicherlich viele Fans der alten Serie geben, die "ihre Show" hier doch reichlich durch den Kakao gezogen sehen werden und sich wohl eher nicht mit Shepards eigenwilliger Interpretation anfreunden dürften. Losgelöst von seinen Wurzeln allerdings ein großer, derber Spaß mit illustrem Ensemble.

7.5/10
Leser-Wertung 6/10 (1 Stimmen)
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CHIPS ist am 07.09.17 auf DVD und Blu-ray bei Warner Home Video erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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Blu-ray:

vgw

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