Review: Come and Find Me (Film)

Und wir machen weiter mit einem wenig beachteten Indie-Werk, bei dem der Nachname des Regisseurs mich zufällig hat hellhörig werden lassen, ganz davon abgesehen, dass freilich auch die Besetzung nicht von schlechten Eltern ist.

Come and Find Me

Come and Find Me, CA/USA/UK 2016, 112 Min.

Come and Find Me | © Splendid Film
© Splendid Film

Regisseur:
Zack Whedon
Autor:
Zack Whedon

Main-Cast:
Aaron Paul (David)
Annabelle Wallis (Claire)
in weiteren Rollen:
Enver Gjokaj (Aleksandr)
Garret Dillahunt (John Hall)

Genre:
Thriller | Mystery | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Come and Find Me | © Splendid Film
© Splendid Film

Grafik-Designer David führt eine liebevolle und glückliche Beziehung zu der Fotografin Claire, auch wenn beide durchaus manchmal in Streit geraten. Das erklärt jedoch in keiner Weise, dass Claire eines Morgens spurlos verschwunden scheint und auch ihre Freunde nicht weiterzuhelfen wissen, als David sich auf die Suche begibt. Und gleichwohl er in den folgenden Wochen immense Anstrengungen unternimmt, Claire zu finden, bleibt die von der Bildfläche verschwunden. Als all dies schon mehr als ein Jahr her ist und David die gemeinsame Wohnung zu verlieren droht, besucht ihn ein alter Freund von Claire, der ihn unverhofft und unbeabsichtigt auf eine neue Spur führt, die David allerdings geradewegs in die Arme dubioser Gangster laufen lässt, wobei das nur die Spitze des Eisbergs zu sein scheint und die Hinweise sich verhärten, dass Claire womöglich eine Art Doppelleben geführt haben könnte…

Rezension:

Wenn Zack Whedon, jüngerer Bruder von Joss Whedon und mir bislang bekannt durch seine Autorenschaft bei mehreren Serenity-Comics einen Film dreht, dann darf eine Sichtung freilich nicht zu lange auf sich warten lassen und so landete kürzlich eben auch Come and Find Me im Einkaufswagen, zumal das Skript zum Film – ebenfalls von Zack – 2012 auf der "Black List" der vielversprechendsten, unverfilmten Drehbücher gelandet ist. Das Endergebnis allerdings wird es zugegebenermaßen schwer haben, seine Zuschauerschaft zu finden, denn der Film ist schließlich im besten Sinne eigenwillig geworden und lässt sich nicht so leicht in eine Schublade stecken, was mir persönlich zwar gut gefallen hat, aber mögliche Konsumenten verprellen dürfte, die sich einen reinrassigen Thriller erwarten, denn neben dem eigentlichen Plot um das Rätsel der verschwundenen Frau von Protagonist David ist die gesamte Story durchsetzt mit Rückblenden, die das Beziehungsleben zwischen ihm und der durch Abwesenheit glänzenden Claire umreißt, was abgesehen von ein wenig Drama schon eher die romantische Schiene bedient, auch wenn diese Rückblenden natürlich letztlich auch der Schlüssel sind, um aufzuzeigen, was es mit Claire eigentlich wirklich auf sich hat.

Szenenbild aus Come and Find Me | © Splendid Film
© Splendid Film

So beginnt der Film für meinen Geschmack schon äußerst gelungen mit dem vermeintlichen Kennenlernen der beiden und verlegt sich recht schnell auf einen steten Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, so dass Hauptdarstellerin Annabelle Wallis (Fleming) auch deutlich häufiger zu sehen ist, als man das bei der Prämisse des Films erwarten würde. Getragen wird die Story aber zweifelsohne im Alleingang von Aaron Paul (Das 9. Leben des Louis Drax), der einmal mehr – und überzeugend – den hartnäckigen Jedermann gibt, der zwar weder durch sonderliche Finesse noch Fitness überzeugt, sich aber schlichtweg nicht davon abbringen lässt, seine Freundin aufzuspüren und seien die Hürden auch noch so groß. Die sich nach und nach abzeichnende Auflösung von Come and Find Me hält zwar nicht ganz, was der vorher großspurig in die Handlung gewobene Mystery-einschlag verspricht, überzeugt aber grundsätzlich, zumal sich hier zum Ende hin noch ein regelrechter Paradigmenwechsel vollzieht, der mich hat wünschen lassen, der Film möge noch wenigstens eine gute Viertelstunde weitergehen.

Ansonsten ist hier natürlich aber auch einiges an Klischees vertreten, ob wir von dubiosen Verbrechern, einschüchternden Regierungsvertretern, rasanten Verfolgungsjagden oder Auftragskillern sprechen, denn sie alle finden Platz in der Handlung von Zack Whedon, der vielleicht ein wenig über das Ziel hinausgeschossen sein mag und sich noch ein wenig zu sehr an der Grabbelkiste von Mystery-Thriller-Versatzstücken bedient. Doch ähnlich wie bei seinem ungleich bekannteren Bruder Joss punktet Come and Find Me dadurch, dass er das Herz am rechten Fleck trägt und es folglich nicht einfach nur darum geht, Claire aufzuspüren, sondern auch die von David tief empfundene Verbundenheit, die dann eben auch durch die mannigfachen Rückblenden unterstrichen wird, so dass der fertige Film vielleicht nicht der packendste Thriller geworden sein mag, gleichsam aber auch – in einer verqueren Art – als romantischer Film funktioniert, zumal Wallis mit ihrer natürlich-sympathischen Art schnell für sich einzunehmen weiß und die beiden im Zusammenspiel hervorragend harmonieren.

Szenenbild aus Come and Find Me | © Splendid Film
© Splendid Film

Des Weiteren hat es hier durchaus einige brenzlige und spannende Situationen, auch wenn natürlich kein Zweifel darüber aufkommt, dass David sich aus jeder prekären Lage wird retten können, wobei das "Wie" mich dann doch tatsächlich manches Mal zu überraschen gewusst hat, während es Whedon trefflich versteht, in den spannendsten Momenten – oder speziell von David beispielsweise bewusstlos geschlagen wird – zurück in die Vergangenheitsform zu wechseln und so den Zuschauer auf die Folter zu spannen, wie es nun in der Gegenwart weitergehen wird. Wie gesagt, mit Art und Ausrichtung des Films, sicherlich auch mit der schlussendlichen Auflösung wird nicht jeder glücklich sein, doch in seiner ambitionierten Art und mit den zwei charismatischen Zugpferden Paul und Wallis wusste mir Come and Find Me durchaus manches Mal zu imponieren, zumal man eben auch berücksichtigen sollte, dass es sich gleichermaßen um das Drehbuch- als auch Regie-Debüt von Zack Whedon gehandelt hat und auch wenn ihm hier noch nicht der große Wurf gelingt, ist das Gezeigte durchaus vielversprechend und begeistert mich persönlich zumindest mit seiner unerwarteten Andersartigkeit, die man allerdings wirklich mögen muss, denn als lupenreiner Thriller wäre diese Story sicherlich eher als halbgar zu bewerten.

Fazit & Wertung:

Zack Whedon liefert mit Come and Find Me ein durchaus vielversprechendes Spielfilm-Debüt ab, das sich konsequent jeder Schublade verweigert und eine gute Handvoll Genre-Zutaten munter miteinander vermengt. Das mag nicht immer nahtlos ineinandergreifen und einmal zu oft bedient er sich auch an der Klischee-Kiste, doch stemmen dafür Aaron Paul und Annabelle Wallis den Film mühelos und verleihen ihm zudem seinen emotionalen Kern. Wer es also gerne mal etwas ungewöhnlicher haben möchte und sich an einer auf zwei Zeitschienen erzählten Geschichte erfreuen kann, sollte hier durchaus mal einen Blick riskieren.

6,5 von 10 in die Irre führenden Fährten

Come and Find Me

  • In die Irre führende Fährten - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Zack Whedon liefert mit Come and Find Me ein durchaus vielversprechendes Spielfilm-Debüt ab, das sich konsequent jeder Schublade verweigert und eine gute Handvoll Genre-Zutaten munter miteinander vermengt. Das mag nicht immer nahtlos ineinandergreifen und einmal zu oft bedient er sich auch an der Klischee-Kiste, doch stemmen dafür Aaron Paul und Annabelle Wallis den Film mühelos und verleihen ihm zudem seinen emotionalen Kern. Wer es also gerne mal etwas ungewöhnlicher haben möchte und sich an einer auf zwei Zeitschienen erzählten Geschichte erfreuen kann, sollte hier durchaus mal einen Blick riskieren.

6.5/10
Leser-Wertung 4/10 (3 Stimmen)
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Come and Find Me ist am 28.04.17 auf DVD und Blu-ray bei Splendid Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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