Review: Jexi (Film)

Gestern hätte ich tatsächlich auch ein Buch zum Rezensieren gehabt, doch dafür nicht die Zeit gefunden, selbiges auch zu tun. Immerhin heute aber langt es zu einem kurzen, wenig begeisterten Artikel zu einem kurzen und wenig begeisternden Film.

Jexi

Jexi, USA/CA 2019, 84 Min.

Jexi | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Regisseure:
Jon Lucas
Scott Moore
Autoren:
Jon Lucas
Scott Moore

Main-Cast:
Adam Devine (Phil)
Alexandra Shipp (Cate)
Michael Peña (Kai)
Rose Byrne (Jexi [Stimme])
in weiteren Rollen:
Ron Funches (Craig)
Charlyne Yi (Elaine)
Wanda Sykes (Denice)
Justin Hartley (Brody)

Genre:
Komödie | Romantik | Science-Fiction

Trailer:

 

Inhalt:

Phil lebt nicht gerade ein Leben auf der Überholspur und aus dem Traum, als Journalist Karriere zu machen, hat sich lediglich ergeben, dass er nun Top-10-Click-Bait-Listen fürs Internet erstellt und auch ansonsten ein wenig ausgefülltes Leben führt. Freunde hat er ebenso wenig ein Liebesleben oder Hobbys, verbringt stattdessen die meiste Zeit des Tages damit, auf sein Handy zu starren und so kommt es einem Weltuntergang gleich, als sein aktuelles Gerät den Geist aufgibt. Prompt muss ein neues Smartphone her und das wartet mit einer unerwarteten Funktion auf, genannt Jexi. Die digitale Assistentin – ähnlich Alexa oder Siri – verwaltet nun aber nicht einfach nur Phils Termine und erinnert ihn an seine Aufgaben, nein, sie betätigt sich als regelrechter Life-Coach für Phils desolates Sozialleben, wird dabei aber auch zunehmend übergriffig und besitzergreifend…

Rezension:

Zugegebenermaßen habe ich mir nicht allzu viel erwartet, als ich beschloss, dem als Amazon Original beworbenen Jexi eine Chance zu geben, doch ungeachtet dessen wusste mich der Streifen dennoch im mehrfachen Sinne negativ zu überraschen, obwohl man meinen würde, dass Smartphone-Sucht und die zunehmend übergriffige Einflussnahme digitaler Sprachassistenten ein lohnendes wie gleichermaßen aktuelles Thema wären. Dem ist natürlich auch so und insbesondere zu Beginn könnte man meinen, dass die hier gleichermaßen für Skript und Regie verantwortlich zeichnenden Jon Lucas und Scott Moore (Bad Moms) es tatsächlich darauf angelegt hätten, sich dem Thema auf zwar humoristische, aber dennoch clevere Weise anzunähern. Cleverness währt hier aber nur so lange, wie ein Smartphone als aktuell gilt und so muss man sich bereits nach kurzer Zeit drauf einstellen, dass es das wohl war mit den satirischen Ansätzen, denn in weiterer Folge wartet der Film dann leider mit dem – von Lucas und Moore durchaus zu erwartenden – Humor unterster Güte auf, der lieber in Richtung Pippi-Kacka-Späße geht, als sich weiter um die Prämisse der Story zu scheren.

Das ist insofern schade, dass die Ansätze wirklich vielversprechend hätten sein können, wenn nicht nach so kurzer Zeit die vergleichsweise profane und niederschwellige Marschrichtung klar werden würde, zumal die Beziehung zwischen Phil und Jexi eigentlich ganz gelungen skizziert und ausgebaut wird, bevor es vollkommen übertrieben, unlogisch und vor allem überzogen wird. Das hat allein schon Rose Byrne (Juliet, Naked) nicht verdient, die hier zwar nicht persönlich, aber eben als Stimme von Sprachassistentin Jexi in Erscheinung tritt und dabei einen überzeugenden Job macht, bevor das Drehbuch beschließt, die digitale Lebensbegleiterin zur digitalen Psychopathin zu degradieren, was sicherlich auch ein gangbarer Weg hätte sein können, wenn man denn hier wenigstens konsequent gewesen wäre. So offenbart sich, dass die Verantwortlichen eben weder eine geistreiche Satire noch einen packenden Thriller vor Augen hatten, als aus dem Konzept zu Jexi etwas Konkretes zu werden begann, sondern am Ende eine reichlich uninspirierte, leidlich lustige Komödie niederster Niveaustufe, was so gar nicht zum Potential des Themas passen will.

Immerhin muss man dem Film dann dafür zugutehalten, mit Adam Devine (When We First Met) genau den richtigen Hauptdarsteller für eine solche Chose gefunden zu haben, denn der ist sich für nichts zu schade und platziert seinen Phil wirklich am Spielfeldrand sozialer Behelfsmäßigkeit. Das erfordert kein sonderliches Schauspieltalent, aber dafür umso mehr Mut zu Peinlichkeit, Freizügigkeit, Selbstironie. Gemessen daran kann man natürlich schon ein Stück weit ahnen, welche Art Film einen mit Jexi erwarten wird, doch hätte ich mich eben auch gern positiv überraschen lassen. Wenn Devine aber schon nur bedingt geeignet ist, den Film zu tragen, geschweige denn als Sympathieträger oder – Gott bewahre – Identifikationsfigur zu dienen , trifft es Alexandra Shipp noch weitaus härter, den abgesehen davon, hier als Love-Interest inszeniert zu werden, verfügt ihre Figur über kaum Alleinstellungs- oder Charaktermerkmale, derweil sich Michael Peña (CHIPS) lediglich wenige Minuten für diese Chose erbarmt und die lustlos angelegte Karikatur eines dominanten und cholerischen Chefs verkörpert.

Szenenbild aus Jexi | © Amazon Studios
© Amazon Studios

So richtig viel Lobendes kann und will man dann also zum Werk gar nicht zu verlieren haben, doch immerhin manche Gags zünden und auch die Prämisse hat wie erwähnt ihren Reiz, was sich insbesondere zu Beginn bemerkbar macht, während die namensgebende Assistentin mit ihren schnippischen und nicht gerade feinfühligen Kommentaren und Zurechtweisungen ebenfalls überzeugt, bevor sie sich zur verschmähten Psychopathin zu mausern beginnt. Das liefert in Summe zwar immer noch kaum Gründe, warum man Jexi nicht ganz anderthalb Stunden der eigenen Lebenszeit opfern sollte, lässt ihn aber zumindest im breiten Feld der absoluten Mittelmäßigkeit anlanden, anstatt als gänzlicher Totalausfall deklariert werden zu müssen. Und immerhin ist da ja immer noch die Frage nach dem eigenen Humorverständnis, denn nur weil ich es nicht witzig finde, Phil dabei zu begleiten, möglichst akrobatische Dick-Pic-Posen einzunehmen, um seiner neuen Flamme seine "Begeisterung" zu beweisen, muss das ja nicht jedem so gehen.

Fazit & Wertung:

Der von Jon Lucas und Scott Moore geschriebene und inszenierte Jexi scheint auf den ersten Blick eine dem Thema nach vielversprechende Komödie über grassierende Smartphone-Abhängigkeit und die Bereitschaft, das eigene Leben von digitalen Assistenten organisieren zu lassen. Doch anstelle sich den vielen Möglichkeiten dieser Prämisse zu widmen, erzählen sie eine zunehmend handelsübliche wie hanebüchene Story im untersten Humor-Segment, die nur mäßig unterhält.

5 von 10 Diskussionen mit einer übergriffigen Sprachassistentin

Jexi

  • Diskussionen mit einer übergriffigen Sprachassistentin - 5/10
    5/10

Fazit & Wertung:

Der von Jon Lucas und Scott Moore geschriebene und inszenierte Jexi scheint auf den ersten Blick eine dem Thema nach vielversprechende Komödie über grassierende Smartphone-Abhängigkeit und die Bereitschaft, das eigene Leben von digitalen Assistenten organisieren zu lassen. Doch anstelle sich den vielen Möglichkeiten dieser Prämisse zu widmen, erzählen sie eine zunehmend handelsübliche wie hanebüchene Story im untersten Humor-Segment, die nur mäßig unterhält.

5.0/10
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Jexi ist seit dem 02.11.2020 exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.


vgw

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