Review: Braven (Film)

Und hier kommt ein weiterer Film mit "B", wenn auch diesmal dummerweise kein guter, wie ich finde. Ansehen kann man sich die Chose freilich trotzdem, aber irgendwie war das nichts Halbes und nichts Ganzes.

Braven

Braven, CA 2018, 94 Min.

Braven | © Universum Film
© Universum Film

Regisseur:
Lin Oeding
Autor:
Thomas Pa’a Sibbett

Main-Cast:
Jason Momoa (Joe Braven)
Garret Dillahunt (Kassen)
Jill Wagner (Stephanie)
Stephen Lang (Linden)

Genre:
Action | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Braven | © Universum Film
© Universum Film

Joe Braven führt als Holzfäller in den Bergen Kanadas ein einfaches, aber glückliches Leben mit seiner Frau Stephenie und der gemeinsamen Tochter Charlotte, doch sein Vater Linden bereitet ihm zunehmend Sorgen, denn der an Demenz erkrankte Mann wird immer unberechenbarer in seinem Handeln und nachdem er in einer Kneipe eine Schlägerei provoziert, raten nicht nur die Leute in Joes Umfeld, sondern auch die Ärzte dazu, Linden in einem Pflegeheim unterzubringen. Der will davon freilich nichts hören, doch um ein vertrauliches Gespräch mit seinem Vater führen zu können, überredet Joe ihn, gemeinsam der Familienblockhütte in den Blue Mountains einen Besuch abzustatten. Dumm nur, dass in der Nacht zuvor einige findige Drogenschmuggler genau dort eine immense Menge Heroin deponiert haben in dem Wissen, dass die Hütte seit Jahren nicht mehr benutzt worden ist. Auftraggeber Kassen ist freilich angefressen von dieser unerwarteten Komplikation und folglich gern bereit, alle Register zu ziehen, um seine Drogen wieder in Besitz nehmen zu können. Doch die Bravens lassen sich nicht so einfach von einer Horde dahergelaufener Drogenschmuggler einschüchtern…

Rezension:

Ohne größere Erwartungshaltung war ich dennoch gespannt auf Braven, dessen Cover allein schon einen geradlinig und ruppig inszenierten Actioner erwarten lässt, doch anscheinend hatte der versierte Stunt-Koordinator Lin Oeding für sein Regie-Debüt weit mehr im Sinn, als einfach nur die nach Action geifernde Masse zu befriedigen, denn insbesondere die erste halbe Stunde gibt sich weit mehr als ruhig und feinsinnig erzähltes Drama um einen pflichtbewussten Sohn, dessen Sorge um seinen zunehmend dementen Vater ihn innerlich zerreißt, so dass er einerseits darum weiß, dass es das Beste wäre, ihn unter Aufsicht von geschulten Pflegern zu stellen, ihn andererseits aber natürlich auch nicht aus seinem gewohnten Umfeld reißen will. Hier punktet Jason Momoa (The Red Road) erneut mit einer Charakterrolle, doch lässt sich das Gezeigte eben kaum mit dem sich anschließenden Action-Reigen vereinen, der dann auch wenig Rücksicht auf das zuvor etablierte, dramaturgische Konstrukt nimmt, so dass sich das kaum anderthalb Stunden dauernde Werk dummerweise wie zwei konkurrierende Filme n einem anfühlt, was dem Gesamtbild freilich nicht gerade gut tut.

Szenenbild aus Braven | © Universum Film
© Universum Film

So überzeugend nämlich der in Richtung Drama schielende Aufhänger geraten ist, so überzeugend ist auch in weiten Teilen die Auseinandersetzung der Bravens mit den Drogenschmugglern, auch wenn man sich hier keine größeren Innovationen oder Überraschungen erhoffen braucht. In der Kombination aber bremsen sich beide Ansätze gegenseitig aus, denn wer sich einen schnörkellos inszenierten Action-Brecher mit handgemachten Auseinandersetzungen wünscht, der wird wenig Interesse aufbringen für die persönlichen Befindlichkeiten der Familie Braven und wer sich wiederum für den inneren Konflikt von Joe erwärmen kann, der wird voller Staunen feststellen, dass der ihn bei der zunehmend gewalttätiger werdenden Auseinandersetzung nur wenig tangiert. Und auch die Demenz von Vater Linden scheint zeitweise wie weggeblasen, wenn es gilt, das eigene Heim mit dem Scharfschützengewehr zu verteidigen, wobei er natürlich an dramaturgisch notwendigen Stellen dann doch vergisst, wer er ist oder wo er sich befindet.

So wirkt das Geschehen in Braven doch reichlich konstruiert und braucht lange, um in Fahrt zu kommen, doch dann immerhin wissen Jason Momoa und Garret Dillahunt (Come and Find Me) als Kontrahenten zu gefallen, was ich aber eher dem natürlichen Charisma der beiden als den detaillierten Charakterstudien zurechne, denn insbesondere Dillahunts Figur Kassen ist halt mehr so der obligatorische Schurke vom Dienst, der anfänglich nicht mehr tut, als wütend oder wahlweise drohend im Schnee zu stehen. Von den übrigen Schergen braucht derweil keine Rede sein, denn die lassen sich schnell als Kanonenfutter identifizieren, wobei ich mir eben selbst bei den Auseinandersetzungen mehr erwartet hätte, wenn man bedenkt, dass Regisseur Oeding auch als Stunt-Koordinator für beispielsweise The Equalizer tätig gewesen ist, auch wenn das hier natürlich auch eine Frage des mageren Budgets gewesen sein mag.

Szenenbild aus Braven | © Universum Film
© Universum Film

Nichtsdestotrotz muss man aber sagen, dass unabhängig vom zur Verfügung stehenden Geld die ganze Sache doch eleganter und überzeugender hätte umgesetzt werden können, denn selbst aus dem Setting der verschneiten Blue Mountains wird mit Ausnahmen wenig gemacht, derweil Schauspielgröße Stephen Lang im weiteren Verlauf zu bloßer Staffage und dann zum Plot-Device degradiert wird, was nicht annähernd seinen Fähigkeiten entspricht und auch nicht den Möglichkeiten, die seine Figur geboten hätten, denn ähnlich wie auch Momoa überzeugt er im ersten Drittel durchaus mit seiner Darstellung und lässt erahnen, was möglich gewesen wäre. Dadurch aber, dass Braven sich nicht entscheiden kann, ob er eindringliches Familien-Drama oder reißerischer Action-Thriller sein möchte, wird er beidem nicht gerecht und verbleibt im mäßig überzeugenden Mittelmaß.

Fazit & Wertung:

Lin Oeding mag voller Ambitionen an Braven herangegangen sein, doch während der Drama-Part des Films alsbald zugunsten generischer Action fallen gelassen wird, überzeugt selbst die nicht unbedingt mit Einfallsreichtum und Finesse, obwohl Oeding doch auf langjährige Erfahrung als Stunt-Koordinator zurückblicken kann. Da reißen es dann auch ambitionierte Schauspieler und die hübsche Landschaft nicht mehr raus.

4,5 von 10 Zweikämpfen in der eisigen Wildnis

Braven

  • Zweikämpfe in der eisigen Wildnis - 4.5/10
    4.5/10

Fazit & Wertung:

Lin Oeding mag voller Ambitionen an Braven herangegangen sein, doch während der Drama-Part des Films alsbald zugunsten generischer Action fallen gelassen wird, überzeugt selbst die nicht unbedingt mit Einfallsreichtum und Finesse, obwohl Oeding doch auf langjährige Erfahrung als Stunt-Koordinator zurückblicken kann. Da reißen es dann auch ambitionierte Schauspieler und die hübsche Landschaft nicht mehr raus.

4.5/10
Leser-Wertung 3.75/10 (4 Stimmen)
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vgw

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