Review: The Driver (Serie)

Reden wir heute mal über eine Mini-Serie, die ich mir vor nicht ganz anderthalb Jahren auf Blu-ray zugelegt habe und die ich mir – zack! – dann jetzt auch mal angesehen habe. Hat ja auch sagenhafte drei Stunden erfordert, aber was rede ich, das "Problem" kennen sicher viele von euch.

The Driver

The Driver, UK 2014, ca. 60 Min. je Folge

The Driver | © Koch Media
© Koch Media

Serienschöpfer:
Danny Brocklehurst
Jim Poyser
Ausführende Produzenten:
David Morrissey
Nicola Shindler
Polly Hill

Regisseur:
Danny Brocklehurst
Autoren:
Jamie Payne

Main-Cast:
David Morrissey (Vince McKee)
Ian Hart (Colin Vine)
Claudie Blakley (Rosalind McKee)
Colm Meaney (The Horse)
in weiteren Rollen:
Lewis Rainer (Tim McKee)
Sacha Parkinson (Katie McKee)
Lee Ross (Kev Mitchell)
Harish Patel (Amjad)
Shaun Dingwall (Detective Ryder)
Andrew Knott (Detective O’Connor)

Genre:
Krimi | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Driver | © Koch Media
© Koch Media

Vince McKee führt im Grunde ein ganz und gar durchschnittliches Leben voller Alltagstrott und Tristesse, derweil seine Frau Rosalind ihn die meiste Zeit ignoriert und seine Tochter Katie ihn dafür verachtet, dass er "nur" Taxi-Fahrer ist. Weit schwerer wiegt aber noch die Abwesenheit von Sohn Tim, an der die Familie zu zerbrechen droht. Vince ist nur knapp davon entfernt, hochoffiziell als depressiv eingestuft zu werden, doch irgendwie meistert er sein Leben ein um den anderen Tag. Eine willkommene Abwechslung bietet da das Erscheinen seines alten Schulkollegen Colin, der die letzten sechs Jahre im Knast verbracht hat und nun gerade wieder auf freiem Fuß ist. Während Rosalind nichts davon hält, einen Kriminellen bei sich zu beherbergen, trifft sich Vince heimlich mit seinem Kumpel, um ihm sein Leid zu klagen. Der lädt ihn schließlich auch zu einem Pokerabend, wo Vince den zwielichtigen Geschäftsmann kennenlernt, der von allen nur "The Horse" genannt wird und ohne Frage ein hohes Tier in der Unterwelt der Stadt ist. Und "The Horse" bietet Vince einen Job als Fahrer an, den er zwar zunächst dankend ablehnt, doch in Anbetracht seiner Geldsorgen und der zunehmenden Banalität seines Lebens willigt er schließlich doch ein. Fortan führt Vince ein Doppelleben und steht jederzeit auf Abruf bereit, doch die ohnehin schon dubiosen Jobs für "The Horse" nehmen immer erschreckendere Ausmaße an, wobei Vince schnell klar wird, dass es zu spät ist, um einfach wieder auszusteigen…

Rezension:

Im Jahre 2014 als dreiteiliges TV-Event von der BBC auf die Fernsehschirme gebracht, fand The Driver rund zwei Jahre später auch seinen Weg in die hiesigen DVD- und Blu-ray-Regale, wobei es sich hier aus Gründen so verhält, dass der eigentlich als Dreiteiler konzipierte Handlungsbogen bei uns als Zweiteiler erscheint, deren Folgen nun eben rund 90 statt originär 60 Minuten umfassen. Entsprechend muss man nicht sich nicht vor Kürzungen fürchten und auch die Dramaturgie leidet darunter nicht, denn mir persönlich sind die Übergänge von der einen zur nächsten Folge im laufenden Geschehen nicht aufgefallen. Die Geschichte als solche ist dabei zugegebenermaßen kaum neu und in vielerlei Hinsicht vermag man früh abzusehen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird, doch ist das Geschehen äußerst atmosphärisch gefilmt und inszeniert, zumal die Serie durchaus vom Charme von Manchester profitiert, dessen sowohl schöne als auch hässliche Seiten hier stimmungsvoll in Szene gesetzt werden.

Szenenbild aus The Driver | © Koch Media
© Koch Media

Weit mehr noch aber als durch das Setting gewinnt The Driver aber natürlich durch seinen Hauptdarsteller, denn nachdem David Morrissey spätestens mit seiner Rolle als Governor in The Walking Dead quasi weltweit bekannt sein dürfte, schlüpft er hier nun in eine gänzlich anders geartete Rolle und darf im Verlauf der drei Stunden quasi die gesamte Bandbreite an Emotionen auffahren, die man als versierter Schauspieler so zu bieten hat du da leistet er sich keinerlei Ausfälle, sondern liefert punktgenau ab. So erlebt man den von ihm verkörperten Vince anfänglich als vom Leben gebeutelten Allerweltstyp, der mit einer Vielzahl an Problemen zu kämpfen hat und trotzdem weiterhin versucht, tagtäglich seinen Job zu machen und seine von einem persönlichen Schicksalsschlag zerrüttete Familie zusammenzuhalten. Entsprechend schlägt der grundsätzlich moralisch integre Vince zunächst auch das Angebot aus, für Gangster "The Horse" den Kurier- und Fluchtwagenfahrer zu geben, doch weitere Rückschläge und Dramen lassen ihn zunehmend an der eigenen Situation resignieren, bis er schließlich klein beigibt und letztlich auch den Nervenkitzel und nicht zuletzt das üppige Salär genießt, die sein neuer Job mit sich bringen.

Damit stehen wir aber quasi noch am Anfang der Geschichte und insbesondere die persönlichen Rückschläge und Verwicklungen in der Familie McKee werden noch ihre Rolle spielen, doch möchte ich vom Fortgang der Handlung gar nicht zu viel vorwegnehmen, auch wenn sich natürlich absehen lässt, dass Vince zunehmend mit seiner neuen Tätigkeit zu hadern beginnt, je erschreckender und abgründiger die Aufträge werden, die ihm "The Horse" zuteilt oder denen er nur beiwohnt. Und für die Rolle des aalglatten und durchaus einnehmenden Gangsters wusste man hier Colm Meaney (Hell on Wheels) zu gewinnen, der als Antagonist in der Geschichte ebenfalls durchweg überzeugt, aber freilich wesentlich weniger Berücksichtigung erfährt als der in gefühlt beinahe jeder Szene befindliche Morrissey. So handelt The Driver zwar einerseits von den Verlockungen des schnellen Geldes und der romantisierten Vorstellung eines draufgängerischen Gangsters, ist aber gleichsam vielschichtiges und vielgestaltiges Familiendrama, das nicht allein auf Vince‘ geheimem Doppelleben fußt, sondern eben auch Rückgriff nimmt auf Geschehnisse, die sich lange vor der eigentlichen Serienhandlung ereignet haben und die hier noch immer nachwirken.

Szenenbild aus The Driver | © Koch Media
© Koch Media

So ist anfänglich beispielsweise nicht einmal genau klar, was genau mit Ros‘ und Vince‘ gemeinsamen Sohn Tim geschehen ist, doch während dies anfänglich wie eine Anekdote in der Story wirkt, wird dieser Part zusehends mit (emotionaler) Bedeutung aufgeladen, zumal Loyalität und Familienzusammenhalt hier ebenfalls auf gleich mehrfache Weise thematisiert werden. Dabei ist Morrissey allerdings nicht allein für die Gänsehautmomente verantwortlich, denn ihm gegenüber überzeugt Claudie Blakley als Vince‘ Ehefrau Rosalind nicht weniger, auch wenn man sie anfänglich für ein gefühlskaltes Biest halten könnte, denn hier brodelt es unter der Oberfläche gewaltig. Ebenfalls als dramaturgischer Gegenentwurf konzipiert ist der von Ian Hart verkörperte Colin, Vince‘ frisch aus dem Knast entlassener Ex-Schulkamerad, der moralisch weit weniger unflexibel ist und durchaus ergebnisoffen agiert, woran die ohnehin angestaubte Freundschaft alsbald zu zerbrechen droht, wenn sich auf der einen Seite Vince‘ Gewissen meldet und Colin auf der anderen Seite noch die letzten Skrupel über Bord wirft. Den Verlauf der Geschichte kann man nun wahlweise wohlwollend als konsequent oder kritisierend als vorhersehbar titulieren, doch ist The Driver in seiner Gesamtheit absolut stimmig und nachvollziehbar konzipiert und inszeniert, weshalb man hier als Genre-Fan, der Lust auf ein gelungenes Thriller-Drama hat, nicht wirklich etwas falsch machen kann, auch wenn zu einer Ausnahme-Serie dann doch das Quäntchen Innovation und Wow-Effekt fehlt.

Fazit & Wertung:

Die BBC-Miniserie The Driver präsentiert sich als hochwertig inszenierte One-Man-Show für David Morrissey als in die Bredouille geratener Taxifahrer, der in einen unumkehrbaren Strudel aus Verbrechen und Gewalt gerät und dessen moralische Integrität darüber gehörig ins Wanken gerät. Die Geschichte als solche mag nicht sonderlich innovativ daherkommen, gewinnt aber gehörig durch stimmige Dramaturgie und emotionalen Tiefgang, derweil die Story sich angenehm stringent entwickelt und gleichsam Platz zur Entfaltung bekommt.

7,5 von 10 nervenaufreibenden Kurierfahrten

The Driver

  • Nervenaufreibende Kurierfahrten - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Die BBC-Miniserie The Driver präsentiert sich als hochwertig inszenierte One-Man-Show für David Morrissey als in die Bredouille geratener Taxifahrer, der in einen unumkehrbaren Strudel aus Verbrechen und Gewalt gerät und dessen moralische Integrität darüber gehörig ins Wanken gerät. Die Geschichte als solche mag nicht sonderlich innovativ daherkommen, gewinnt aber gehörig durch stimmige Dramaturgie und emotionalen Tiefgang, derweil die Story sich angenehm stringent entwickelt und gleichsam Platz zur Entfaltung bekommt.

7.5/10
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Episodenübersicht:

01. Episode 1 (7,5/10)
02. Episode 2 (7,5/10)
03. Episode 3 (7,5/10)

– – –

The Driver ist am 28.04.16 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Koch Media erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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