Gestern war ich vergleichsweise zeitig am Start, dafür heute umso später. Aber was soll’s, der Film ist jetzt ohnehin nicht der neueste und wird den meisten schon bekannt sein.
Pitch Perfect
Die Bühne gehört uns!
Pitch Perfect, USA 2012, 112 Min.
© Universal Pictures
Jason Moore
Kay Cannon (Drehbuch)
Mickey Rapkin (Buch-Vorlage)
Anna Kendrick (Beca)
Skylar Astin (Jesse)
Rebel Wilson (Fat Amy)
Adam Devine (Bumper)
Anna Camp (Aubrey)
Brittany Snow (Chloe)
John Michael Higgins (John)
Elizabeth Banks (Gail)
Alexis Knapp (Stacie)
Ester Dean (Cynthia Rose)
Hana Mae Lee (Lilly)
Ben Platt (Benji)
Utkarsh Ambudkar (Donald)
Michael Viruet (Unicycle)
Komödie | Musik | Romantik
Trailer:
Inhalt:
© Universal Pictures
Beca ist nicht gerade angetan, als sie frisch an der Barden University eintrifft, um dort zu studieren, denn eigentlich möchte die viel lieber als DJane arbeiten und Songs komponieren und einzig ihr Vater insistiert, sie möge es zumindest ein Jahr mit dem Leben am College probieren. Ohne echtes Interesse begibt sich Beca zu einem Vorsingen der Barden Bellas und wird prompt in deren A-cappella-Gruppe aufgenommen, die allerdings nach einem Fiasko bei den letztjährigen Finals einen schweren Stand hat und sich dringend neu erfinden muss. Davon allerdings will die perfektionistische Aubrey nichts wissen, auch wenn sie alles dafür geben würde, die verhassten Treblemakers als direkte Konkurrenz der Bellas in ihre Schranken zu weisen. Ihr Hass auf die arroganten Treblemakers geht sogar so weit, dass sie den anderen Bellas den Umgang mit ihnen verbietet. Dumm nur, dass Beca längst Freundschaft mit Jesse geschlossen hat, der nun eben bei der Konkurrenz singt und tanzt. So kommt es zu immer neuen Reibereien und lange bleibt fraglich, ob es den Bellas gelingen wird, es auch in diesem Jahr wieder bis in die Finals zu schaffen…
Rezension:
Schon länger trage ich mich mit dem Gedanken, mich endlich einmal auch der Pitch-Perfect-Trilogie zu widmen, bin ich doch einerseits ausgewiesener Fan von Anna Kendrick (und ihrem Gesangstalent), andererseits großer Freund von musikalisch geprägten Werken, so wie es hier eben der vorherrschende A-cappella-Gesang ist, der die Riege an Darsteller*innen ein ums andere Mal, auch fernab der eigentlichen Wettkämpfe dazu verleitet, allenthalben ein spontanes Ständchen zu geben. Inspiriert von Erfolgsserie Glee und ähnlich gelagerten Produktionen hat sich hier nun also 2012 Regisseur Jason Moore an seiner persönlichen Variante eines Musikfilms mit Coming-of-Age-Einschlag versucht. Auf den ersten Blick scheint Moore dabei wenig Erfahrung als Regisseur vorweisen zu können, dafür aber eben reichlich Musical-Erfahrung, womit er genau der Richtige für den Job ist, wie man schnell merkt. Für das Drehbuch derweil zeichnet Kay Cannon verantwortlich, die lange Zeit an 30 Rock mitgearbeitet hat und später die kurzlebige Netflix-Serie Girlboss erschaffen sollte, womit für den komödiantischen Part ebenfalls gesorgt wäre. Der eigentliche – zugegebenermaßen reichlich konventionelle Plot von Pitch Perfect derweil basiert – und da musste ich selbst stutzen – tatsächlich auf einem Buch mit gleichem Titel, das aus der Feder von Mickey Rapkin stammt. Schwer vorstellbar, wie eine solcherart auf Musik, Gesang und Dynamik fußende Erzählung in literarischer Form funktionieren soll, aber gut, darum soll es ja heute nicht gehen.
© Universal Pictures
Gemessen an der Masse an – neu interpretierten – Pop-Songs jüngeren und älteren Datums sollte man derweil natürlich logischerweise ein gewisses Faible für offensiv musikalische Filme haben, die nun ja nicht jedermanns Sache sind, aber das sollte einem im Vorfeld klar sein, wenn man den Weg der Barden Bellas zu den Finals verfolgen möchte. Angereichert wird die peppig inszenierte Chose derweil mit reichlich Humor, der sich vorrangig dadurch auszeichnet, dass er mit reichlich selbstironischem Ton und ungemein augenzwinkernd daherkommt, derweil nicht nur die Mitglieder der A-cappella-Gruppe allesamt ausgemachte Individuen sind, was in dem Fall unterstreicht, dass Pitch Perfect ein Herz für Geeks und Nerds hat. Ob es sich um den übertriebenen Star-Wars-Fan, den ausgemachten Cineasten, die eigenbrötlerische Komponistin, die herrische Anführerin, den arroganten Schmierlappen oder das schüchterne Mäuschen handelt – und die Liste ließe sich noch beliebig fortführen, sie alle haben einen merklichen wie sympathischen Hau und kommen ausgemacht spleenig daher, was tatsächlich neben der musikalischen Grundhaltung des Streifens dessen größten Reiz ausmacht. Allein das von Elizabeth Banks (Love & Mercy) und John Michael Higgins (Wir kaufen einen Zoo) verkörperte Kommentatoren-Duo, die einen jeden Wettbewerb mit eloquenter Gehässigkeit begleiten, wirken wie eine skurrile Variante von Waldorf und Statler und unterstreichen die vorherrschende Selbstironie des Gezeigten. Leider hielt man es aus Gründen zwar für nötig, das Ganze noch mit plattem Humor – hier im Fall von zwar seltener, aber übertriebener Kotzerei – anzureichern, was es nun wirklich nicht gebraucht hätte.
Von diesen – in meinen Augen unnötigen – Ausreißern in Richtung Vulgarität aber abgesehen punktet der Film durchweg mit seinem Augenzwinkern, den peppig und mit reichlich Verve inszenierten Gesangseinlagen und damit eihergehend den Gesangsstimmen der versammelten Darsteller-Riege, die bis ins Detail mit namhaften Gestalten aufzuwarten weiß, selbst wenn die teils erst später wirkliche Bekanntheit erlangt haben. So kann man hier beispielsweise live dabei sein, wenn Ben Platt in einer kleinen Rolle glänzt und sich darüber selbst für eine Musical-Hauptrolle empfahl, mittlerweile sowohl erfolgreicher Musiker als auch Schauspieler – bestes Beispiel: The Politician – ist. Anna Kendrick (Into the Woods) war zu dem Zeitpunkt derweil längst keine Unbekannte mehr und besticht auch hier wieder auf ganzer Linie, auch wenn Rebel Wilson (How to Be Single) sich des Öfteren als Szenendiebin entpuppt, was aber auch in der Anlage der Figuren begründet liegt, da Wilsons Figur, die sich selbst (!) "Fat Amy" nennt – wie gewohnt die Rampensau gibt. Als leicht zickige Anführerin der Bellas konnte man derweil Anna Camp (True Blood) verpflichten, während Skylar Astin das Love-Interest für Kendricks Figur Beca gibt und Adam Devine (Jexi) den arroganten Anführer der Treblemaker, einer rivalisierenden A-cappella-Gruppe an der fiktiven Barden University, um nur einige der wichtigsten Charaktere zu nennen. Bis ins Detail aber ist Pitch Perfect gespickt mit bekannten Gesichtern in kleineren bis größeren Cameos, die hier alle aufzuzählen den Rahmen sprengen würde.
© Universal Pictures
So punktet der Film eben nicht nur mit astreiner und bestens aufgelegter Inszenierung, sondern auch mit einem durchweg überzeugenden Cast, während einzig die Storyline selbst absolut konventionell und vorhersehbar gerät. Natürlich schwingen sich die Barden Bellas nach ihrem jüngsten Versagen zu neuer Größe auf, natürlich spielt Neuzugang Beca hier – nach vielen internen Querelen und Grabenkämpfen – eine entscheidende Rolle, natürlich kommen sie und der charmante Jesse schlussendlich zusammen und natürlich endet der Film mit einem großangelegten Auftritt der sich neu erfunden habenden Bellas, um nur die gröbsten Eckpunkte zu nennen, die man in der Theorie zwar als Spoiler werten könnte, die aber auch ab der ersten Filmminute allesamt absehbar sind. So wird schon Becas Ankunft am College mit der typischen Kamerafahrt über den Campus eingeleitet, die unterschiedliche Figuren und Gruppierungen kurz in Szene setzt, um später auf sie zurückkommen zu können, was ebenfalls nur ein Beispiel dafür sein soll, wie generisch Pitch Perfect fernab seiner launigen Gesangs- und Tanzeinlagen (leider) geraten ist. Spaß macht das Ganze dennoch, vielleicht auch gerade weil man genau weiß, was einen die nächsten knapp zwei Stunden erwarten wird. Ebenso absehbar, dass die beiden Fortsetzungen diese Erfolgsformel sicherlich nicht ohne Abstriche kopieren können, aber Lust auf ein Wiedersehen habe ich auf alle Fälle, allein der ungemein sympathischen Figuren wegen.
Pitch Perfect - Die Bühne gehört uns!
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Mashups und Medleys - 7.5/10
7.5/10
Fazit & Wertung:
Jason Moore kredenzt mit Pitch Perfect einen bestens aufgelegten und souverän inszenierten Musikfilm rund um eine College-A-cappella-Gruppe auf dem Weg zum Erfolg. Der Plot ist dabei leider exakt so generisch geraten, wie man das befürchten könnte, allerdings trösten das charmante Ensemble, die schmissigen Choreos und der selbstironische Erzählton über die meisten erzählerischen Schwächen spielend hinweg.
Pitch Perfect – Die Bühne gehört uns! ist am 25.04.13 auf DVD und Blu-ray und am 19.04.18 auf 4K UHD Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
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