Review: Peaky Blinders – Gangs of Birmingham | Staffel 1 (Serie)

Ich habe mal wieder mit einer neuen Serie gestartet und mich somit für einige Zeit verpflichtet, schließlich existieren immerhin schon fünf Staffeln, derweil es wohl sieben werden, wenn alles glatt läuft. Nimmt das Ergebnis aber so mit, wie hier der Fall gewesen, investiere ich die Zeit natürlich auch gern.

Peaky Blinders
Gangs of Birmingham
Staffel 1

Peaky Blinders, UK 2013-, ca. 58 Min. je Folge

Peaky Blinders - Gangs of Birmingham | © Koch Media
© Koch Media

Serienschöpfer:
Stephen Knight

Regisseure:
Otto Bathurst (1-3)
Tom Harper (4-6)
Autoren:
Stephen Knight (1-6)
Stephen Russell (4)
Toby Finlay (5)

Main-Cast:

Cillian Murphy (Thomas Shelby)
Sam Neill (Inspector Chester Campbell)
Helen McCrory (Aunt Polly)
Paul Anderson (Arthur Shelby)
Iddo Goldberg (Freddie Thorne)
Annabelle Wallis (Grace Burgess)
Sophie Rundle (Ada Shelby)
Joe Cole (John Shelby)
Ned Dennehy (Charlie Strong)
David Dawson (Roberts)
Charlie Creed-Miles (Billy Kimber)

Genre:
Krimi | Drama | Historie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Peaky Blinders - Gangs of Birmingham | © Tiger Aspect Productions
© Tiger Aspect Productions

Die Peaky Blinders sind im Birmingham des Jahres 1919 zwar eine Art Instanz und feste Größe, haben über ihr Viertel hinaus kaum Einfluss, was der frisch aus dem Krieg heimgekehrte Thomas Shelby allerdings zu ändern gedenkt. Die Methoden – von Schwarzmarkthandel über Schutzgelderpressung bis hin zu illegalen Wetten – sind dabei geradezu klassisch, doch als der Gang unverhofft eine große Waffenlieferung in die Hände fällt, wittert Thomas die große Chance, zumal er weit hochtrabendere Pläne für die Peaky Blinders hat. Allerdings ruft die vermisste Waffenlieferung den ehrgeizigen und verbissenen Inspector Chester Campbell auf den Plan, der von Kriegsminister Winston Churchhill persönlich entsandt worden ist, um die Lieferung aufzuspüren. Unterdessen unternimmt Thomas Shelby einiges an Bestrebungen, das Tätigkeitsfeld der Peaky Blinders auszuweiten, legt sich zu diesem Zweck aber nicht nur mit Inspector Campbell, sondern so mancher rivalisierenden Fraktion im Untergrund von Birmingham an…

Rezension:

Es hätte für mich ja schon vor Jahren genügend Gründe gegeben, mich einmal der BBC-Produktion Peaky Blinders zu widmen, angefangen damit, dass Idee und Drehbücher von Steven Knight stammen, den ich nicht erst seit No Turning Back schätze, sondern dem wir auch Taboo zu verdanken haben. Warum auch immer aber ist mir die Serie bislang gänzlich durchgegangen, derweil ich nun zumindest die erste Staffel nachgeholt habe und schwer angetan bin. Das liegt nicht einmal an der ungemein originellen Geschichte oder dem einzigartigen Setting, denn wenn es um kriminelle Machenschaften um 1920 herum geht, dürfte man auch heute noch Boardwalk Empire als Paradebeispiel heranziehen (das ich auch mal weiterschauen beziehungsweise beenden könnte), auch wenn beide Serien natürlich ansonsten in grundlegend verschiedene Richtungen gehen. Hier nun geht es nach Birmingham, wo Kriegsheimkehrer Thomas Shelby versucht, seiner Gang zu neuer Größe zu verhelfen. Diese Vereinigung, die Peaky Blinders, hat es derweil wirklich gegeben, wobei sich Knight nur lose von ihnen hat inspirieren lassen und eine komplett fiktionalisierte Geschichte (vor realem Hintergrund) erzählt.

Szenenbild aus Peaky Blinders - Gangs of Birmingham | © Tiger Aspect Productions
© Tiger Aspect Productions

In gerade einmal sechs Episoden pro Staffel kann man nun natürlich keine Geschichte epischen Ausmaßes vom Zaun brechen, doch spricht natürlich nichts dagegen, diese später noch auszuweiten, zumal Knight längst Pläne verbalisiert hat, die Serie über insgesamt sieben Staffeln laufen zu lassen, wobei der Sender natürlich auch mitspielen muss. Auf alle Fälle gehen grob die ersten zwei Episoden durchaus dafür drauf, erst einmal alle Figuren vorzustellen und deren Verhältnis zueinander zu definieren, was nicht heißt, dass diese Auftaktfolgen nicht schon spannend und sehenswert wären, sondern lediglich, dass das Ganze danach noch einmal deutlich an Fahrt aufnimmt. So nutzt Peaky Blinders beispielsweise auch nicht das gern gesehene Stilmittel, dem Zuschauer als Außenstehenden einen Wissensvorsprung zu verschaffen, zumindest, was Tommys Pläne für die Blinders betrifft, die sich erst im Verlauf der Staffel zu entfalten und offenbaren beginnen. Insbesondere Hauptdarsteller Cillian Murphy (Free Fire) ist dabei freilich ein immenser Gewinn für die Show und ebenfalls einer der ausschlaggebenden Gründe, deretwegen ich mich der Serie – wenn auch spät – zugewandt habe. Der mag 2013 noch nicht ganz so bekannt gewesen sein, konnte aber auch zu diesem Zeitpunkt bereits auf eine beeindruckende filmische Vita blicken.

Ein Protagonist, selbst wenn es ein Gangster sein mag, funktioniert aber nicht so richtig ohne entsprechenden Gegenpart und da hat man sich für Sam Neill (Wo die wilden Menschen jagen) entschieden, um Inspector Campbell zu verkörpern. Neill, den ich bereits seit meiner Kindheit sehr schätze, gibt den von Churchhill entsandten Sonderermittler dabei mit erwartungsgemäß viel Präsenz und Charisma, was dem Kräftemessen der beiden ungleichen Gestalten eine interessante Dimension gibt, auch wenn Shelby die meiste Zeit am längeren Hebel zu sitzen scheint. Ansonsten vervollständigt Helen McCrory (Ihre beste Stunde) als Tante Polly die nominelle Liste der HauptdarstellerInnen, wobei man Peaky Blinders doch am ehesten als Ensemble-Stück betrachten sollte, in dem jede noch so unscheinbare Figur ihre Bewandtnis haben wird, was sich natürlich und vorrangig an der damals noch eher unbekannten Annabelle Wallis (Fleming) belegen lässt, deren Figur der frisch zugezogenen Kellnerin Grace quasi eine Schlüsselrolle in dem Katz-und-Maus-Spiel von Shelby und Campbell spielen wird (wie einem bereits während der ersten Episode klar wird, also bitte nicht als Spoiler fehlinterpretieren).

Szenenbild aus Peaky Blinders - Gangs of Birmingham | © Tiger Aspect Productions
© Tiger Aspect Productions

Kein Period-Drama kommt aber aus, ohne dass man nicht auch auf Kostüme und Kulissen zu sprechen käme und da überzeugt Peaky Blinders auf ganzer Linie, auch wenn man den gewählten Einstellungen zuweilen anmerkt, dass hier versucht wurde aufs Budget zu achten, doch dank dreckigem Look, trübem Licht und grauer Tristesse fühlt man sich unmittelbar ins Nachkriegs-Birmingham versetzt. Während sich vor diesem Hintergrund dann eine vielschichtige Fehde, einerseits zwischen Polizei und den Blinders, andererseits mit rivalisierenden Gangs und teils untereinander, Bahn bricht, lotet Steven Knight wie nebenbei noch die persönlichen Untiefen seiner Figuren aus, was insbesondere für den ambivalenten Tommy gilt, der zu Beginn abgebrüht und gefühlskalt sondergleichen wirkt, aber – zumindest den Zuschauer – zunehmend hinter seine Fassade blicken lässt. Das Potential für viele weitere Geschichten ist freilich vorhanden und nicht nur über Tommy gibt es sicherlich noch einiges mehr zu erfahren, derweil der abschließende Cliffhanger sein Übriges tut, um unmittelbar mit der nächsten Staffel fortfahren zu wollen. Zuletzt nicht unerwähnt lassen möchte ich aber noch den oft genug bewusst anachronistischen Soundtrack, denn neben vielen, teils großartig intonierten Traditionals beinhaltet der insbesondere einiges von Nick Cave & The Bad Seeds sowie The White Stripes. Was sich auf dem Papier vielleicht unpassend anhören mag, gibt der Serie noch das gewisse Etwas mit auf den Weg, das sie im Grunde bereits dank Besetzung und Look für sich zu beanspruchen weiß.

Fazit & Wertung:

Steven Knight entwirft mit der ersten Staffel Peaky Blinders den vielversprechenden Ausgangspunkt seiner fiktionalisierten Geschichte der Gang aus Birmingham, der sowohl inszenatorisch und visuell als auch inhaltlich zu gefallen weiß. Mitunter eines der Highlights schlechthin mag aber auch die ungemein namhafte und charismatische Besetzung sein, während die grimmig-düstere Darbietung dem Ganzen das passende Flair verleiht.

8,5 von 10

Peaky Blinders | Staffel 1

  • Gezückte Rasierklingen - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Steven Knight entwirft mit der ersten Staffel Peaky Blinders den vielversprechenden Ausgangspunkt seiner fiktionalisierten Geschichte der Gang aus Birmingham, der sowohl inszenatorisch und visuell als auch inhaltlich zu gefallen weiß. Mitunter eines der Highlights schlechthin mag aber auch die ungemein namhafte und charismatische Besetzung sein, während die grimmig-düstere Darbietung dem Ganzen das passende Flair verleiht.

8.5/10
Leser-Wertung 5.67/10 (6 Stimmen)
Sende

Episodenübersicht: Staffel 1

01. Geschenk des Teufels (8/10)
02. Waffenpoker (8/10)
03. Auf der Rennbahn (8,5/10)
04. Die Hochzeit (8,5/10)
05. Das Grab (9/10)
06. Showdown (9/10)

 
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Peaky Blinders – Gangs of Birmingham | Staffel 1 ist am 09.10.14 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Koch Media erschienen, unter anderem aber auch bei Netflix verfügbar. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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