Bin ich froh, dass die Woche sich schon langsam wieder dem Ende zu neigen beginnt, denn irgendwie war es stressig auf der Arbeit und auch ziemlich ermüdend, mal wieder eine ganze Arbeitswoche durchstehen zu müssen, nachdem man die Wochen zuvor so wunderbar auf Sparflamme hat köcheln können. Morgen ist’s zum Glück nur ein kurzer Arbeitstag und auch die morgige Review liegt bereits fertig bereit, doch heute widmen wir uns nach längerer Zeit endlich mal wieder einem Animationsfilm.
Jack und das Kuckucksuhrherz
Jack et la mécanique du coeur, FR/BE 2013, 94 Min.
© Universum Film
Stéphane Berla
Mathias Malzieu
Mathias Malzieu (Drehbuch & Buch-Vorlage)
Olivia Ruiz (Miss Acacia [Stimme])
Jean Rochefort (Méliès [Stimme])
Animation | Fantasy | Abenteuer | Drama
Trailer:
Inhalt:
© Universum Film
Die Nacht von Jacks Geburt brachte Eiseskälte mit sich und so wurde der Junge mit einem gefrorenen Herz geboren, was die findige Hebamme Madeleine zum Handeln zwingt. Die fasst einen gewieften Plan und setzt dem Neugeborenen ein Kuckucksuhrherz ein, um ihm sein Leben zu retten. Dabei galt es für Jack drei wichtige Regeln zu befolgen. So durfte er niemals die Zeiger berühren, musste stets ruhig und bedacht bleiben und vor allem durfte er sich niemals verlieben, da diese Beanspruchung sein mechanisches Herz für immer zerstören könnte. Es kommt, wie es kommen muss und bei seinem ersten Ausflug in die nahegelegene Stadt begegnet Jack Acacia, die ihm prompt Schmetterlinge im Bauch beschert, doch es sollen noch Jahre vergehen, bevor Jack zu einer beispiellosen Abenteuerreise aufbricht, um ungeachtet der Warnungen seiner Ziehmutter Madeleine seinem Herzen zu folgen und Acacia zu erobern…
Rezension:
Auch als Erwachsener ist ab und an ein Animationsfilm bekanntermaßen eine schöne Sache und um einmal abseits der ausgetretenen Pfade von Dreamworks und Pixar zu wandeln, fiel die Wahl diesbezüglich jüngst auf Jack und das Kuckucksuhrherz, der – das einmal vorausgeschickt – trotz seiner Altersfreigabe ab 6 Jahren wirklich nicht unbedingt für Kinder geeignet ist und schon vergleichsweise düster und teils regelrecht morbide daherkommt, womit er mich manchmal sehr an beispielsweise Coraline erinnert hat (den ich an dieser Stelle auch mal besprechen könnte). Davon aber einmal abgesehen punktet die französisch-belgische Koproduktion mit reichlich Charme und wirklich wunderschönen Animationen, derweil man sich auf reichlich Gesangseinlagen gefasst machen darf, denn zeitweise wirkt das Werk mehr wie ein Film gewordenes Musical, obwohl es seinen Ursprung in einer von Regisseur Mathias Malzieu verfassten Geschichte hat, die er auch gleich selbst für die Leinwand adaptiert und umgesetzt hat. Das ist aber nur als Warnung an all jene zu verstehen, die dem nichts abgewinnen können, denn ansonsten sind die oft famosen Nummern eine echte Bereicherung für den Film und unterstreichen dessen eigenwillig-charmante Art.
© Universum Film
Was man sich aber gleichsam nicht erwarten sollte, ist eine vor Witz sprühende Story, denn viel eher herrschen hier melancholische Töne vor, auch wenn die eigentliche Geschichte mit Verve und Esprit zu punkten weiß. Leider lässt mich aber auch das Gesamtergebnis am Ende etwas ratlos zurück, denn so überbordend einfallsreich und schwelgerisch die Inszenierung geraten ist, wäre bei Jack und das Kuckucksuhrherz manchmal weniger mehr gewesen. So übertreiben es Malzieu und Ko-Regisseur Stéphane Berla manchmal ein wenig mit ihrem Einfallsreichtum und finden nicht immer eine klare Linie, während vieles unerklärt und wenig ausformuliert bleibt, wie beispielsweise, dass Miss Acacia immer mal wieder von Dornenranken umhüllt wird, wenn sie sich bedroht oder bedrängt fühlt, was als Bild zwar wunderbar funktioniert, aber in keiner Weise kommentiert oder erklärt wird. Und dann begegnet Jack auf seiner Reise auch noch unvermittelt Jack the Ripper, der ihn – singend – mit seinen Messern bedroht und niemals wieder in Erscheinung tritt, im Kontext also anscheinend nur dazu gedient hat, dass Jack sich aus dem Zug flüchtet, in dem er sich befunden hat.
Diese Liste ließe sich noch beliebig fortführen, doch möchte ich einzig noch Méliès erwähnen, der sich zwischenzeitlich als Jacks Reisegefährte bereiterklärt und der nicht erst seit Hugo Cabret jedem ein Begriff sein dürfte, denn so schön die Anfänge des Films hier referenziert werden und Méliès als unterhaltsamer und gutherziger Begleiter inszeniert wird, erschließt sich der Sinn des Ganzen kaum und lässt schlussendlich ebenfalls mehr Fragezeichen zurück, als dass es der Geschichte nützt, diesen Part ausgerechnet mit dieser Figur besetzt zu haben. Dieser Ungereimtheiten oder zumindest Irritationen zum Trotz erzählt Jack und das Kuckucksuhrherz eine wunderbare Liebesgeschichte mit tragischem Unterbau, denn die wichtigste Regel für Jack besagt nun einmal, dass er sich unter keinen Umständen verlieben dürfte, weil dies sein Kuckucksuhrherz zerstören könnte, was ihm bei seiner Geburt eingesetzt worden ist, um ihm das Leben zu retten. Diese Warnungen in den Wind schlagend verliebt sich Jack als Junge natürlich prompt in Acacia und nimmt einiges an Mühen auf sich, um ihr bis zu einem kuriosen Zirkus nachzureisen, wobei ein finsterer Widersacher, der hier gewollt oder unabsichtlich an Vampir Edward aus der Twilight-Reihe erinnert, nicht fehlen darf.
© Universum Film
Die Auflösung dieser Heldenreise ist dabei so konsequent wie überraschend und lädt förmlich dazu ein, ein Tränchen zu verdrücken, womit der Film zugegebenermaßen viele inszenatorische Unwägbarkeiten auf den letzten Metern ausbügelt, denn wem die Geschichte von Jack und seiner tragischen Liebe nicht zu Herzen geht, der sollte schleunigst seine Kuckucksuhr wieder aufziehen. Entsprechend schade ist es, dass Malzieu und Team nicht noch ein wenig stringenter zu Werke gegangen sind bei der Inszenierung, denn dann hätte aus Jack und das Kuckucksuhrherz ein Film-Märchen werden können, von dem man noch in Jahren spricht, doch leider trüben das Übermaß an Ideen und so manch holpriger Szenenschnitt das ansonsten anrührend dargebrachte Geschehen zu sehr, wobei das wirklich Jammern auf hohem Niveau sein mag, denn schön und sehenswert ist diese schwelgerisch animierte, von Zauber und Magie durchwobene Geschichte allemal, kleinere Patzer und Irritationen hin oder her.
Jack und das Kuckucksuhrherz
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Stationen einer abenteuerlichen Odyssee - 7/10
7/10
Fazit & Wertung:
Selbstbewusst inszeniert Mathias Malzieu mit Jack und das Kuckucksuhrherz einen Animationsfilm, der wenig mit den gängigen Vertretern des Genres zu tun hat, gerade dadurch aber seine Einzigartigkeit unterstreicht. Die märchenhaft-magische Geschichte punktet dabei gleichermaßen mit einem Übermaß an Ideen, wie sie sich damit selbst überhebt, so dass manchmal ein wenig Zurückhaltung das Geschehen noch weitaus stimmiger hätte wirken lassen. Der ungemein emotionale, anrührende Kern des Ganzen bleibt davon aber weitestgehend unbeeindruckt, wobei man unterstreichen sollte, dass es sich mitnichten um ein Märchen für Kinder, sondern mehr eine vor Fantasie und Staunen sprühende Geschichte für Erwachsene handelt, die sich das innere Kind bewahrt haben.
Jack und das Kuckucksuhrherz ist am 07.11.14 auf DVD und Blu-ray bei Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!