Bereits am Dienstag angekündigt, kommt hier nach langer Zeit mal wieder eine Höchstwertung von mir, auch wenn ich das im Vorfeld ja quasi schon gewusst habe, denn es war mitnichten das erste und auch nicht zweite oder erst dritte Mal, dass ich diesen wunderschönen Film genossen habe.
Big Fish
Big Fish, USA 2003, 125 Min.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Tim Burton
John August (Drehbuch)
Daniel Wallace (Buch-Vorlage)
Albert Finney (Ed Bloom – Senior)
Billy Crudup (Will Bloom)
Jessica Lange (Sandra Bloom – Senior)
Helena Bonham Carter (Jenny – Young & Senior / The Witch)
Robert Guillaume (Dr. Bennett – Senior)
Marion Cotillard (Josephine Bloom)
Steve Buscemi (Norther Winslow)
Danny DeVito (Amos Calloway)
Abenteuer | Drama | Fantasy | Romantik
Trailer:
Inhalt:
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Edward Bloom hat dem eigenen Vernehmen nach ein ganz und gar unglaubliches Leben voller Wunder, Gefahren, Magie und Kuriositäten geführt, doch wofür ihn seine zahllosen Freunde und Bekannten lieben, lässt seinen Sohn Will skeptisch bis verärgert zurück, denn egal um was es geht, im Grunde hat er seinem Vater noch nie ein wahres Wort entlocken können und scheint ihn kaum zu kennen. Mittlerweile ist Edward schwerkrank und sieht seinem baldigen Ende entgegen, weshalb Will sich trotz Jahre währender Funkstille erweichen lässt, gemeinsam mit seiner Frau Josephine in seinem alten Elternhaus Einzug zu halten und seiner Mutter Sandra in dieser schweren Zeit zur Seite zu stehen. Josephine begegnet dabei dem alternden Geschichtenerzähler Edward deutlich unbefangener und vermag Will zu überreden, ein klärendes Gespräch anzustreben. Einmal mehr gibt Edward die ganz und gar fantastische Geschichte seines Lebens zum Besten, erzählt von Riesen und Zirkusattraktionen, einem verschlafenen Städtchen voller Glück und Zufriedenheit, dem Beginn seiner Karriere und natürlich, wie er seine über alles geliebte Sandra kennengelernt hat. Will fühlt sich einmal mehr betrogen, doch kommt er zunehmend auch der hinter den Geschichten liegenden Wahrheit näher…
Rezension:
Viel zu selten komme ich zu Wiederholungssichtungen jedweder Art und zumeist berichte ich nicht einmal darüber, da ich Filme ja grundsätzlich nur ein einziges Mal rezensiere, doch in diesem Fall ließ sich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, da Tim Burtons Big Fish seit langen Jahren zu meinen ausgewiesenen Lieblingsfilmen zählt – und es für eine erneute Sichtung folglich allerhöchste Zeit war – und gleichsam noch nicht von mir besprochen worden ist. Tatsächlich hat der Film meines Erachtens auch nach mehr als anderthalb Dekaden nichts von seinem Zauber verloren und begeistert bei der x-ten Sichtung wie eh und je, sofern man sich dem märchenhaften Charakter des Gezeigten denn aufgeschlossen fühlt, denn Burtons Werk – übrigens Adaption des gleichnamigen Buches von Daniel Wallace – zehrt natürlich kräftig von dem magischen Charakter des Erzählten, sodass man sich, sollte man ähnlich nüchtern veranlagt sein wie der hier skeptische Sohn Will (Billy Crudup, Gypsy), dafür wahrscheinlich nicht halb so erwärmen könnte. Obwohl der aber ein Stück weit als Identifikationsfigur für den Zuschauer dient, sollte man sich an ihm dennoch kein Beispiel nehmen und so ist der Film vor allem anderen natürlich auch ein Plädoyer dafür, dass man sich den kindlichen Zauber des Lebens und das allgemeine Staunen hierüber auch bis ins hohe Alter bewahren kann (oder sollte).
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Dergestalt glänzt natürlich Hauptfigur Edward Bloom in gleich doppelter Hinsicht, denn einerseits obliegt es Albert Finney (Tödliche Entscheidung), dem gealterten Edward noch immer eine gehörige Portion spröden Charmes angedeihen zu lassen und sein spleeniges Wesen auf charmante Art zu bewahren – und damit beispielsweise die von Marion Cotillard (Macbeth) verkörperte Josephine zu verzaubern –, während es auf der anderen Seite Ewan McGregor (Christopher Robin) zufällt, in den ausgedehnten und den Film dominierenden Rückblenden den jungen Edward voller Tatendrang und mit spitzbübischem Grinsen bewaffnet zu verkörpern. Beiden gelingt dies freilich mit Bravour und so kreist Big Fish um diese beiden omnipräsenten wie schillernden Gestalten, die ihrerseits ein und dieselbe Person zu unterschiedlichen Zeiten zum Besten geben. Dabei verwischt Tim Burton – ganz im Geiste der Erzählung – bewusst und zunehmend Realität und Fiktion, lässt Orte und Zeiten ineinander fließen und beispielsweise Helena Bonham Carter (Dark Shadows) in gleich mehreren Rollen in Erscheinung treten, was letztlich auch für Will den Schlüssel zum Verständnis seines Vaters darstellt.
So ist der – zugegebenermaßen sperrige – deutsche Untertitel Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht hier auch ausnahmsweise einmal auffallend treffend gewählt und spiegelt genau das wieder, worum es in Big Fish geht, denn wie man schnell erkennt, schmückt Edward Bloom mitnichten in böser Absicht seine Geschichten aus, um sie – und sein Leben – damit interessanter zu gestalten, sondern aus dem puren Willen heraus, das Leben genauso magisch und staunenswert zu präsentieren, wie er es selbst erlebt hat. Dabei hätte Burtons Film – wie das Buch zuweilen – schnell zu episodischem Stückwerk geraten können, doch gelingt es ihm tatsächlich, all die Begegnungen und Abenteuer zu einem großen und stimmigen Ganzen zu verbinden, auch wenn er sich dafür gleich mehrerer Zeitsprünge bedienen muss, um quasi die gesamte Lebensspanne des umtriebigen Edward Bloom abzubilden und alles ineinandergreifen zu lassen. Die abschließenden Recherchen seitens Will und ein zu Herzen gehendes Finale sind dabei im Grunde nur die i-Tüpfelchen in einer durch und durch verzaubernden, in ihrer mannigfaltigen Magie regelrecht schwelgerischen Reise, die noch lange nachzuhallen vermag und in letzter Konsequenz eben nicht nur trefflich unterhält, sondern auch tief bewegt.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
In weiteren Rollen glänzen derweil unter anderem Jessica Lange (The Politician) und Alison Lohman als ältere und jüngere Sandra, während es sich selbst Danny DeVito (Solitary Man) oder Steve Buscemi (Der unglaubliche Burt Wonderstone) nicht haben nehmen lassen, sich an dem einfallsreich-überbordenden Reigen zu beteiligen. Sollte es also tatsächlich noch Leute geben, die Big Fish bislang nicht gesehen – was sage ich; erlebt – haben, kann ich ihn als einen meiner absoluten Lieblinge nur wärmstens empfehlen, derweil ich ganz bewusst darauf verzichtet habe, hinsichtlich Inhalt und Fortgang der Geschichte allzu sehr ins Detail zu gehen, denn ganz so, wie Edward Blooms Geschichten auch stets mit einer überraschenden Pointe aufwarten, sollte man auch den darum kreisenden Film bestmöglich unbedarft und mit vor Staunen glänzenden Augen erleben, ohne dass etwas so Profanes wie eine schnöde Inhaltsangabe oder eine Vorwegnahme der Auflösung dem entgegenstünde.
Big Fish
-
Magisch ausgeschmückte Anekdoten - 10/10
10/10
Fazit & Wertung:
Mit Big Fish hat Tim Burton ein zeitloses Meisterwerk geschaffen, das vom Zauber und der Magie des Lebens kündet und eine ganz und gar faszinierende, gleichsam für sich einnehmende Geschichte erzählt. Mit schwelgerischer Opulenz und einem stets charmanten Augenzwinkern entfaltet sich hier die Geschichte eines Lebens, die Alt und Jung, Groß und Klein zu begeistern vermag.
Big Fish ist am 09.11.04 auf DVD und am 03.04.07 auf Blu-ray bei Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!