Review: Smashed (Film)

Okay, auch hier hatte ich wohl leider zu viel erhofft, aber immerhin war das Ganze kein Totalausfall, wie ich es in der letzten Zeit doch ein wenig zu oft erlebt habe.

Smashed

Smashed, USA 2012, 81 Min.

Smashed | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Regisseur:
James Ponsoldt
Autoren:
Susan Burke
James Ponsoldt

Main-Cast:
Mary Elizabeth Winstead (Kate Hannah)
Aaron Paul (Charlie Hannah)
Nick Offerman (Dave Davies)
Megan Mullally (Principal Barnes)
Octavia Spencer (Jenny)
in weiteren Rollen:
Kyle Gallner (Owen Hannah)
Mackenzie Davis (Millie)
Bree Turner (Freda)
Mary Kay Place (Rochelle)

Genre:
Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Smashed | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Kate hat schon immer gerne und viel getrunken und es ist nicht so, als verhielte sich das bei ihrem Mann Charlie anders, der nur zu bereitwillig auch unter der Woche die Nächte mit ihr durchmacht. Bislang dachte Kate sich nicht einmal etwas beim morgendlichen Bier unter der Dusche oder dem Schluck aus dem Flachmann vor Arbeitsbeginn, doch als die Grundschullehrerin sich eines Morgens vor den Augen ihrer Schüler übergibt und die gleich eine Schwangerschaft vermuten – was Kate als Erklärung prompt dankend übernimmt – beginnt die junge Frau langsam ihr Verhalten u hinterfragen. Einer der anderen Lehrer allerdings durchschaut die Masche mit der Schwangerschaft schnell und erkennt die Symptome. Als er ihr eröffnet, selbst trockener Alkoholiker zu sein und sie zu einem AA-Treffen einlädt, ist dies der erste Schritt für Kate. Ihr Mann allerdings bringt kaum Verständnis auf für ihre neue Abstinenz und wo zuvor der Alkohol die Sinne betäubte, tun sich plötzlich ganz neue Baustellen und Probleme in Kates Leben auf, denen sie sich wird stellen müssen, wenn sie dauerhaft trocken bleiben will…

Rezension:

Es fällt schwer, über Smashed adäquat zu urteilen, denn die qualitative Schere klafft hier besonders tief. Einerseits geht die Geschichte einer alkoholkranken Grundschullehrerin gehörig an die Nieren und wartet mit einigen entwaffnend authentischen, bitteren Szenen und emotionalen Ausbrüchen auf und widmet sich dem Thema Alkoholismus nicht wie sonst im Film oft üblich von einer ernsten Warte, statt das Ganze nur als Aufhänger für eine Witzfigur oder zu Unterhaltungszwecken zu nutzen, andererseits aber wirkt der gerade einmal achtzig Minuten währende Streifen in vielen Belangen deutlich zu gehetzt. So vollzieht sich allein der Absturz von Hauptfigur Kate binnen weniger Filmminuten, ist quasi noch vor der Titeleinblendung nach einer guten Viertelstunde beinahe abgeschlossen, während die Abwärtsspirale zwar noch längst nicht zum Stillstand kommt, aber gerne ein wenig mehr Raum zur Entfaltung hätte bekommen können. Natürlich ist es auf der einen Seite auch erfreulich, dass der Film sofort zum Kern des Ganzen vordringt, doch genügen mir persönlich zwei Szenen, in denen Kate bereits morgens zur Flasche greift nicht unbedingt, um von einer gelungenen Ausarbeitung der Prämisse zu sprechen.

Szenenbild aus Smashed | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Ähnliches kann man auch im weiteren Verlauf beobachten, so dass Smashed immer wieder kleinere wie größere Zeitsprünge vollzieht, die man auch eleganter in die Handlung hätte betten können, denn so unterminieren sie oftmals zu Teilen die emotionale Wucht des Gezeigten, wenn Kate von hoffnungsvoll- optimistisch zu verzweifelt-verheult wechselt, ohne das dies in der Handlung wirklich verankert würde. Immerhin bleibt der von James Ponsoldt inszenierte Film jederzeit nah bei seiner unumstrittenen Hauptfigur und Mary Elizabeth Winstead (Swiss Army Man) spielt sich wirklich die Seele aus dem Leib, wohingegen alle weiteren Figuren kaum über das Stereotyp ihrer jeweiligen Rolle hinauskommen. Selbst Aaron Paul (Das 9. Leben des Louis Drax), der sich längst zum ernstzunehmenden Charakterdarsteller gemausert hat, bleibt in der Rolle des unverständigen Ehemannes Charlie auffallend generisch und bekommt keine Gelegenheit, seine Figur mit mehr auszustatten als einer alles überschattenden Ignoranz, die erst ganz gegen Ende einem zaghaften Verstehen weicht.

Nick Offerman (Ich und Earl und das Mädchen) als Lehrerkollege von Kate dient derweil im Grunde nur als Plot-Device, um die verzweifelte Lehrerin zu ihrem ersten AA-Treffen zu bewegen, wobei sich hier einer der wenigen Lichtblicke in Sachen Figurenzeichnung offenbart, denn dort begegnet Kate der mittlerweile geläuterten Jenny, die von niemand Geringerem als Octavia Spencer (The Help) verkörpert wird. Und ihr immerhin gelingt es, dieser generischen Figur Herzenswärme und echtes Gefühl und Verständnis abzuringen, zumal sie als Mentorin für die angehende trockene Alkoholikerin Kate schnell zu deren wichtigster Ansprechpartnerin avanciert, weshalb es für Wohl und Wehe des Films auch unerlässlich ist, dass beide Frauen auf Augenhöhe agieren. So kommt es insbesondere dank formidabler Darstellung seitens Winstead und Spencer zu einigen durch Mark und Bein gehenden Szenen, die allerdings kaum von dem nur rudimentär ausgearbeiteten Plot gehalten werden können, wodurch sie doch des Öfteren an Wirkung einbüßen.

Szenenbild aus Smashed | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

So hätte ich Smashed alleine schon deshalb gerne besser bewertet, da er sich einem immer noch so tabuisierten Thema widmet und insbesondere bei seiner Hauptfigur nicht den Weg des gängigen Klischees geht, sondern stattdessen aufzeigt, wie eine im Grunde gutsituierte und im Leben gefestigte Frau ebenso auf Abwege geraten kann und aus eigener Kraft einfach nicht mehr aus dem selbst geschaufelten Loch herauskommt. Um eine uneingeschränkte Empfehlung werden zu können, hätte sich die Geschichte jedoch an so mancher Stelle gern etwas mehr Zeit lassen können, denn in dieser verknappten Form kann sich die eigentliche Dramatik oftmals nicht in vollem Umfang entfalten. Entsprechend schade ist es um die verpasste Chance, zumal eben speziell in der bewusst gegen den Strich besetzten Mary Elizabeth Winstead das Potential gesteckt hätte, auch einen beispielsweise zweistündigen Film zu schultern und mit ihrem facettenreichen Spiel unentwegt zu fesseln. Das tut sie zwar hier auch, aber in so einer sprunghaften Form, die der Geschichte einfach nicht gänzlich gerecht wird.

Fazit & Wertung:

James Ponsoldt schafft mit Smashed ein ganz ohne Frage berührendes und bewegendes Drama voller emotionaler Höhe- und Tiefpunkte, doch die auf gerade einmal 80 Minuten zusammengestauchte Geschichte verhindert, dass sich das volle Potential der Story überhaupt je entfalten kann. So mag insbesondere das Schauspiel von Mary Elizabeth Winstead begeistern, aber die episodische Aufbereitung entkräftet viele ihrer emotionalen Ausbrüche zumindest zu Teilen.

6,5 von 10 durchzechten Nächten

Smashed

  • Durchzechte Nächte - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

James Ponsoldt schafft mit Smashed ein ganz ohne Frage berührendes und bewegendes Drama voller emotionaler Höhe- und Tiefpunkte, doch die auf gerade einmal 80 Minuten zusammengestauchte Geschichte verhindert, dass sich das volle Potential der Story überhaupt je entfalten kann. So mag insbesondere das Schauspiel von Mary Elizabeth Winstead begeistern, aber die episodische Aufbereitung entkräftet viele ihrer emotionalen Ausbrüche zumindest zu Teilen.

6.5/10
Leser-Wertung 6/10 (1 Stimmen)
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Smashed ist am 12.09.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Stepnwolf 12. Juli 2019

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