Review: The Help (Film)

Heute hole ich dann mal einen – in meinen Augen – modernen Klassiker nach, den nun gesehen zu haben ich mich sehr freue, während im Hinterkopf natürlich wieder die Frage schlummert, warum es nicht schon viel früher zu einer Sichtung gekommen ist. Aber aus der Sparte (der viel zu lang unbeachteten Filme) habe ich hier ja noch einiges liegen.

The Help

The Help, USA/IN/AE 2011, 146 Min.

The Help | © Touchstone
© Touchstone

Regisseur:
Tate Taylor
Autoren:
Tate Taylor (Drehbuch)
Kathryn Stockett (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Emma Stone (Skeeter Phelan)
Viola Davis (Aibileen Clark)
Bryce Dallas Howard (Hilly Holbrook)
Octavia Spencer (Minny Jackson)
Jessica Chastain (Celia Foote)
Allison Janney (Charlotte Phelan)
in weiteren Rollen:
Ahna O’Reilly (Elizabeth Leefolt)
Anna Camp (Jolene French)
Chris Lowell (Stuart Whitworth)
Mike Vogel (Johnny Foote)

Genre:
Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Help | © Touchstone
© Touchstone

Kaum hat die von allen nur "Skeeter" genannte Eugenia Phelan ihre Ausbildung zur Reporterin abgeschlossen, ergattert sie einen Job bei einer kleinen regionalen Zeitung, auch wenn eine Haushaltstipps-Kolumne nicht eben das ist, was sie sich unter journalistischer Tätigkeit vorgestellt hat. Kurzerhand wendet sich die findige junge Frau an die schwarze Haushaltshilfe Aibeleen, die ihr bei der Beantwortung der Leserfragen helfen soll, auch wenn diese Vorgehensweise höchst unorthodox für die 1960er Jahre ist. Während die affektiert-versnobte Hilly Holbrook sich gar dafür einsetzt, dass Farbige nicht mehr dieselben Sanitäranlagen benutzen dürfen wie ihre weißen Arbeitgeber, wird Skeeter auf gleich mehreren Ebenen langsam bewusst, wie schlecht die Hausangestellten eigentlich behandelt werden, weshalb sie Aibeleen bittet, ihr mehr aus ihrem Alltag zu erzählen. Während Skeeter das ambitionierte Projekt ins Auge fasst, all diese Geschichten in einem Buch zu bündeln und damit auf die Missstände in der amerikanischen Gesellschaft aufmerksam zu machen, wirbt Aibeleen in ihrem Namen zunächst vergebens weitere Mägde, ihre Sicht der Dinge zu schildern. Doch nicht zuletzt die Ermordung des schwarzen Bürgerrechts-Aktivisten Medgar Evers lässt alsbald die anderen Bediensteten Schlange stehen und durch einen geschickten Coup gelingt es Skeeter, Aibeleen und nicht zuletzt Minny – die jüngst eine Anstellung bei der von den anderen Damen des Ortes verpönten Celia Foots ergattert hat – dafür zu sorgen, dass niemand erfahren wird, dass die Geschichten aus Jackson, Mississippi stammen, denn ausgerechnet ihrer Kontrahentin Hilly Holbrook ist es plötzlich ein Anliegen, diesen Umstand geheim zu halten…

Rezension:

Lange Zeit schon stand The Help auf meiner persönlichen Wunschliste, anfänglich nur, um eine der wenigen Lücken in Emma Stones Biografie zu füllen, wobei mir sehr schnell klar war, dass hier ein filmisches Kleinod auf mich warten würde, dass ich viel zu lange vernachlässigt hatte. Und tatsächlich habe ich lange keinen kurzweiligeren und unterhaltsameren Film gesehen, was einerseits in Anbetracht des ernsten und bedrückenden Themas, andererseits hinsichtlich der stolzen Laufzeit von beinahe zweieinhalb Stunden ein kleines Wunder darstellt. Tatsächlich gelingt es Regisseur Tate Taylor (Girl on the Train) allerdings, den schweren Stoff beinahe in das Korsett eines Feel-Good-Movies zu pressen, ohne darüber die Ernsthaftigkeit und Tragik des Gezeigten zu verleugnen, denn was hier den Hausbediensteten widerfährt, ist zweifelsohne erschreckend und bitter, gerade in Anbetracht der Tatsache, dass diese Zeiten nun beileibe nicht Jahrhunderte zurückliegen, sondern in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts zu verorten sind und bis heute ihre Spuren hinterlassen haben.

Szenenbild aus The Help | © Touchstone
© Touchstone

Umso erfreulicher allerdings, dass Taylor besagte Gratwanderung gelingt, die Schwere des Themas aufzubrechen und dabei trotzdem einen wichtigen Beitrag zu leisten, wofür nicht nur ihm als Regisseur und gleichsam Drehbuchautor die Meriten gebühren, sondern freilich auch Kathryn Stockett, die seinerzeit das Buch Gute Geister verfasst hat und selbst auf die Erziehung durch eine schwarze Hausangestellte zurückblicken konnte. Und auch wenn das Buch an sich fiktiv sein mag – Stockett wurde erst 1969 geboren – kann man doch über zwei Ecken davon sprechen, dass die von Emma Stone (Magic in the Moonlight) verkörperte Skeeter so etwas wie ihr Alter Ego in dem Film darstellt und mit ihrer weltoffenen und empathischen Sichtweise sicherlich ihrer Zeit voraus war, aber eben auch als Identifikationsfigur für den geneigten Zuschauer taugt. Noch weit mehr – weil deutlich weniger privilegiert – berührt aber freilich das Schicksal der beiden Hausbediensteten Aibeleen und Minny, die ihrerseits von der wunderbaren Viola Davis (Prisoners) und der nicht minder großartigen Octavia Spencer (Snowpiercer) dargestellt werden und die exemplarisch für eine ganze Generation herhalten dürfen.

Was The Help aber ebenfalls so überzeugend macht, ist, dass hier – man verzeihe mir den Ausdruck – keine Schwarz-Weiß-Zeichnung betrieben wird, denn auch wenn die von Bryce Dallas Howard (Jurassic World) gespielte Hilly Holbrook quasi vom ersten Moment an als Antagonist und exemplarischer Vertreter der weißen Oberschicht inszeniert wird, findet sich nicht nur in Celia Foote (Jessica Chastain, Molly’s Game) ein ziemlicher Gegenentwurf, der wiederum von den Einwohnern Jacksons aus anderen Gründen gemieden wird, sondern auch ein merkliches Umdenken ist Teil des sich über mehrere Monate erstreckenden Reigens. Entsprechend ist sichtbar und auffällig, dass mitnichten jeder in Jackson die Ansichten von Leuten wie Hilly teilt, während sie sich natürlich andererseits den Vorwurf gefallen lassen müssen, selbst nichts gegen diese Missstände unternommen zu haben. Aber darum geht es Taylor zum Glück auch vordergründig nicht, denn wie verurteilenswert und falsch diese Art der Rassentrennung und Diskriminierung gewesen ist, darüber braucht es kein Vertun geben und dennoch schickt sich die Verfilmung nicht an, zu einem moralischen Lehrstück zu verkommen, wohlgemerkt ohne die wichtige und richtige Botschaft zu verwässern.

Szenenbild aus The Help | © Touchstone
© Touchstone

So schwingt sich insbesondere die zweite Hälfte von The Help zu neuen Höhen auf, wenn einerseits Minny und Aibeleen den Rückhalt ihrer Gemeinde zu spüren bekommen und andererseits Skeeter endlich die Zeit zur Aussprache mit ihrer Mutter Charlotte (Allison Janney, Ganz weit hinten) findet, während man sich als Zuschauer diebisch darüber freuen darf, wie all die hochnäsigen Damen der Marke Hilly Holbrook durch das nunmehr veröffentlichte Buch ihr Fett weg bekommen. So kann man sich inmitten des gelebten Spießbürgertums von Jackson, Mississippi allerhand Sympathieträger herauspicken, die eben nicht mit der elitären (weißen) Oberschicht konform gehen und durch den im Rahmen der Buchrecherche angestoßenen Gegenwind nun ebenfalls den Mut finden, ihre Stimme zu erheben. Taylor ist also weit davon entfernt, ein vor Gräueln und Schandtaten strotzendes Drama zu entwerfen und zeigt durchaus auch die Kehrseite der Medaille, womit ihm ein wichtiger und ernsthafter Film gelingt, der – so kurios sich das anhören mag – gerade durch seinen Witz und seine Leichtfüßigkeit enorm veredelt wird und dadurch umso gewichtiger wirkt.

Fazit & Wertung:

Tate Taylor gelingt in The Help die seltene – und schwierig zu meisternde – Gratwanderung zwischen ernsthaftem und berührendem Drama sowie bestens aufgelegter Komödie, die trotz der Thematik und der ihr innewohnenden Tragik nie ihren optimistischen, lebensbejahenden Tenor verliert. Dank einer durchweg brillanten Besetzung ist diese Buch-Verfilmung aber auch darstellerisch regelrechtes Pflichtprogramm und entsprechend von meiner Seite eine uneingeschränkte Empfehlung.

9 von 10 Alltagsgeschichten der Hausbediensteten in Jackson, Mississippi

The Help

  • Alltagsgeschichten der Hausbediensteten in Jackson, Mississippi - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Tate Taylor gelingt in The Help die seltene – und schwierig zu meisternde – Gratwanderung zwischen ernsthaftem und berührendem Drama sowie bestens aufgelegter Komödie, die trotz der Thematik und der ihr innewohnenden Tragik nie ihren optimistischen, lebensbejahenden Tenor verliert. Dank einer durchweg brillanten Besetzung ist diese Buch-Verfilmung aber auch darstellerisch regelrechtes Pflichtprogramm und entsprechend von meiner Seite eine uneingeschränkte Empfehlung.

9.0/10
Leser-Wertung 8.75/10 (4 Stimmen)
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vgw

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