Review: Infinitely Polar Bear (Film)

Auch heute hole ich einen Film aus dem Fundus der zu lange vernachlässigten Werke nach und wünsche viel Spaß bei der Lektüre meiner Rezension, bevor ich mich morgen dann wieder mit einem Buch zu Wort melde.

Infinitely Polar Bear

Infinitely Polar Bear, USA 2014, 90 Min.

Infinitely Polar Bear | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Regisseurin:
Maya Forbes
Autorin:
Maya Forbes

Main-Cast:
Mark Ruffalo (Cam Stuart)
Zoe Saldana (Maggie Stuart)
in weiteren Rollen:
Imogene Wolodarsky (Amelia Stuart)
Ashley Aufderheide (Faith Stuart)

Genre:
Drama | Komödie | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Infinitely Polar Bear | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Cameron Stuart leidet an einer bipolaren Störung und was seine Frau Maggie lange Zeit zu akzeptieren wusste, wächst ihr aufgrund des steten Wechsel seiner manischen und depressiven Phasen zunehmend über den Kopf, zumal Cameron jüngst seine Medikamente abgesetzt und auch seinen Job krankheitsbedingt verloren hat. Es folgt die Einweisung und eine Trennung auf Zeit, während Maggie versucht, sich und die zwei gemeinsamen Töchter über Wasser zu halten. Als sie aber den Plan fasst, in New York zu studieren und Boston einstweilen zu verlassen, ist sie auf die Hilfe ihres Mannes angewiesen, damit der die Kinder in seine Obhut nimmt. Gemessen an Camerons labilem Zustand scheint das zwar nicht die beste Idee zu sein, jedoch die einzige Option, die der Familie Stuart bleibt, wenn sie – insbesondere finanziell – wieder auf die Beine kommen wollen, zumal Cameron dieses Mehr an Verantwortung und ein geregelter Alltag durchaus zugute kommen könnten…

Rezension:

Lange Zeit befand sich Inifintely Polar Bear schon auf meiner persönlichen Watchlist, denn sowohl Thema als auch Besetzung schienen für sich zu sprechen, derweil ich Maya Forbes‘ Regie-Debüt allein schon deshalb habe sehen wollen, da es auf ihrem eigenen Leben, ihrer Kindheit basiert und folglich das Leben ihrer eigenen Eltern skizziert, wobei ihre Tochter Imogene Wolodarsky ihr filmisches Alter Ego gibt. So kann man zwar auch hier gewohnt skeptisch sein, was die Aussage "basierend auf wahren Begebenheiten" nun genau bedeuten soll, doch ebenso einen interessanten und persönlich geprägten Blickwinkel erwarten, was dann auch genau das ist, womit der Film zu punkten vermag. Über die Darstellung der bipolaren Störung von Cameron mag man mitunter streiten können dahingehend, ob sie nun dem realen Krankheitsbild entspricht oder doch zu sehr romantisiert wird, doch hegt der Film natürlich auch keineswegs den Anspruch, ein psychologisches Profil seines Protagonisten erstellen zu wollen. So handelt es sich im Kern dann auch eher um eine – wenn auch mit einem ungewöhnlichen Thema aufwartende – Dramedy, in der Lachen und Weinen, Bangen und Hoffen stets nah beieinander liegen, vor allem aber die Besetzung der Familie Stuart durchweg zu brillieren weiß.

Szenenbild aus Infinitely Polar Bear | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Stellenweise mag Forbes‘ Film tatsächlich ein wenig ziel- und orientierungslos wirken, zumal er beherzt durch die Jahreszeiten zu hetzen vermag und teils nur schlaglichtartige Eindrücke des täglichen Lebens, der Höhen und Tiefen von Cam und seinem Umfeld, zu offerieren gedenkt. Dafür aber ist Inifinitely Polar Bear durchweg mit reichlich Herz und Hingabe geschildert, zumal er oftmals die spannende Perspektive der Sicht der Töchter einnimmt, was ja auch kaum verwundert, wenn Forbes hier ihre eigenen Eindrücke und Erinnerungen verarbeitet. Dessen ungeachtet steht aber – nicht nur aufgrund der polarisierenden, zwischen Extremen schwankenden Rolle – der von Mark Ruffalo (Thanks for Sharing) verkörperte Cameron, der sich sichtlich schwer tut mit den ihm übertragenen Pflichten, der Verantwortung und der Notwendigkeit, seinen Töchtern ein zuverlässiger und hingebungsvoller Vater zu sein, wobei es auch hier freilich Höhen und Tiefen zu bestaunen gibt.

Würde jemand Unbedarftes, Außenstehendes, einen Film über das Thema machen, wäre ich wohl auch weit eher geneigt, zu verurteilen, wie die Krankheit dargestellt wird – ohne mir freilich ein fachärztliches Urteil erlauben zu können – doch ist der Ansatz hier klar ersichtlich, persönliche Erlebnisse und Erfahrungen zu schildern, freilich dramaturgisch aufbereitet. Dabei werden in Inifinitely Polar Bear aber weder die düsteren Seiten der Krankheit über Gebühr intensiviert, noch die positiven Aspekte der überbordenden Kreativität und des schier endlosen Tatendrangs unter den Tisch gekehrt. Und so schwer es scheinen mag, gegenüber Ruffalos Darstellung des manisch-depressiven Cameron bestehen zu können, gelingt dies Zoe Saldana (I Kill Giants) als dessen Ehefrau Maggie trefflich, auch wenn man fairerweise sagen muss, dass den beiden Töchtern und deren Darstellerinnen die Rolle der heimlichen Hauptdarstellerinnen zukommt. Am überzeugendsten ist Forbes‘ Film aber zugegebenermaßen ohnehin immer dann, wenn er Cameron im Zusammenspiel mit seinen beiden Töchtern Amelia und Faith zeigt, die ein gleichermaßen inniges wie schwieriges Verhältnis zu ihrem Vater pflegen, dessen Krankheitsbild sie freilich aufgrund ihres Alters nicht gänzlich durchschauen, es sich andererseits aber auch mit kindlicher Raffinesse zunutze zu machen wissen.

Szenenbild aus Infinitely Polar Bear | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Wäre Inifinitely Polar Bear also inszenatorisch wie auch dramaturgisch noch fokussierter gewesen (womöglich aber gerade ob des Themas schwierig zu bewerkstelligen), ließe sich Maya Forbes‘ Debüt als klare Empfehlung und echtes Kleinod verbuchen lassen, doch so fehlt noch das letzte Quäntchen, um vollends überzeugen zu können, weil vieles kaum mehr als ein erzählerisches Zwischenspiel zu sein scheint. So bleiben viele der Ereignisse und Begegnungen am Wegesrand ohne echte Auflösung, verlaufen sich im Nirgendwo der wechselhaften Gemütszustände von Cameron, während der Aufbau ein wenig zu sehr auf die Schemata einer anrührenden, auf die Tränendrüse drückenden Tragikomödie mit Herz und Humor abstellt, um auch nur die Illusion zu erzeugen, ein Abbild des wahren Lebens zu sein. Das mag im Kern der Sache aber dennoch stimmen und Blick und Eindrücke seitens Forbes – logischerweise auch Drehbuchautorin des Ganzen – sind es dann auch, die den Film gemeinsam mit den durchweg eindrücklichen Leistungen der DarstellerInnen trotzdem sehenswert machen, auch wenn sich hier noch mehr hätte herausholen lassen können, ginge die Geschichte noch mehr in die Tiefe und wäre sie nicht ganz so sprunghaft inszeniert.

Fazit & Wertung:

Mag Maya Forbes mit Inifinitely Polar Bear dramaturgisch wie inszenatorisch nicht immer ins Schwarze treffen, überzeugt die autobiografisch inspirierte Geschichte gleichwohl mit reichlich Herz und Humor, während insbesondere Mark Ruffalo als bipolarer Cameron zu brillieren weiß. Mit anderthalb Stunden Laufzeit ist das Geschehen zwar angenehm knapp gehalten, wirkt dadurch aber oft ein wenig episodisch und verbaut sich so die Möglichkeit, noch mehr in die Tiefe zu gehen.

7 von 10 sich abwechselnden manischen und depressiven Episoden

Inifinitely Polar Bear

  • Sich abwechselnde manische und depressive Episoden - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Mag Maya Forbes mit Inifinitely Polar Bear dramaturgisch wie inszenatorisch nicht immer ins Schwarze treffen, überzeugt die autobiografisch inspirierte Geschichte gleichwohl mit reichlich Herz und Humor, während insbesondere Mark Ruffalo als bipolarer Cameron zu brillieren weiß. Mit anderthalb Stunden Laufzeit ist das Geschehen zwar angenehm knapp gehalten, wirkt dadurch aber oft ein wenig episodisch und verbaut sich so die Möglichkeit, noch mehr in die Tiefe zu gehen.

7.0/10
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Infinitely Polar Bear ist am 28.01.16 auf DVD und Blu-ray bei Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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