Review: The Circle (Film)

Starten wir die Woche diesmal mit einer für meine Verhältnisse regelrecht vernichtenden Film-Kritik, doch trotz meiner wohlwollenden Art habe ich hier nicht viel Gutes finden können, was zur Ehrenrettung dieser Adaption hätte beitragen können.

The Circle

The Circle, USA/AE 2017, 110 Min.

The Circle | © Universum Film
© Universum Film

Regisseur:
James Ponsoldt
Autoren:
James Ponsoldt (Drehbuch)
Dave Eggers (Drehbuch & Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Emma Watson (Mae)
Tom Hanks (Bailey)
in weiteren Rollen:
John Boyega (Ty)
Karen Gillan (Annie)
Ellar Coltrane (Mercer)
Patton Oswalt (Stenton)
Glenne Headly (Bonnie)
Bill Paxton (Vinnie)

Genre:
Drama | Science-Fiction | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Circle | © Universum Film
© Universum Film

Mae Holland, die tagtäglich bei den Stadtwerken verärgerte Kunden am Telefon befriedet, kann ihr Glück kaum fassen, als ihre Freundin Annie ihr ein Vorstellungsgespräch beim berühmt-berüchtigten "Circle", einem weltweit agierenden Internet-Konzern, verschafft. Beim Gespräch weiß Mae zu überzeugen und landet zunächst beim Kundenservice, wobei ihr dank Annie schnell klar wird, dass dort nichts so läuft, wie man es sich von einem Unternehmen erwarten würde, so dass zum Wochenende rauschende Feste gefeiert werden und der "Circle" mit einer neuen Hochleistungskamera namens "See Change" den nächsten großen Wurf plant. Doch die Ideen des Firmenmitbegründers Eamon Bailey reichen noch deutlich weiter und nachdem Mae sich mit Engagement und Cleverness in dessen Sphären hochgearbeitet hat, wird auch sie Teil seiner zunehmend aberwitzigen Pläne. So erlangt die noch junge Mitarbeiterin schnell über die Grenzen des Konzerns hinaus weltweite Bekanntheit, indem sie ihr gesamtes Leben via BodyCam mitfilmen lässt und so die größtmögliche Transparenz bietet. Das macht es aber auch weitaus schwieriger, sowohl mit ihren Eltern als auch Annie zu kommunizieren, die zunehmend auf Abstand gehen zu der Internet-Ikone, die längst zum Aushängeschild des "Circle" und seiner Visionen geworden ist. Und obwohl ihr Kollege Ty sie längst vor den Gefahren des "Circle" gewarnt hat, braucht es weit mehr, um Mae in ihrer zunehmend fanatischeren Überzeugung auch nur ins Wanken zu bringen…

Rezension:

Während ich mich seinerzeit erfolgreich des Hypes um die gleichnamige Buch-Vorlage zu The Circle habe erwehren können, bin ich nun bei der Film-Adaption schlussendlich schwach geworden und habe der Social-Media-Dystopie einen Blick gegönnt, gleichwohl ich um die teils vernichtenden Kritiken wusste. Und wieder einmal ging damit die Hoffnung einher, ich würde den Film besser oder lohnender erleben, als er gemeinhin bewertet wird, doch selbst mit viel gutem Willen kann man tatsächlich nicht über die vielen dramaturgischen wie inszenatorischen Schwächen hinwegsehen, die sich nach einer durchaus vielversprechenden ersten halben Stunde zunehmend zu häufen beginnen. Der Weg von Mae Holland hin zu "The Circle" ist dabei angenehm knapp und kurzweilig geraten, derweil ich auch nicht glaube, dass es hier viel mehr vorhergehende Exposition bedurft hätte, während auch die Einführung in ihr Arbeitsfeld, der Campus-Rundgang und eine zutiefst verstörende Social-Media-Belehrung noch richtig gelungen sind. Dann aber schickt sich die Story an in Fahrt zu kommen und wirft alsbald sämtliche Bedenken hinsichtlich Logik oder Kohärenz über Bord.

Das beginnt im Grunde schon mit dem ersten Vortrag seitens Eamon Bailey, der natürlich einerseits charismatisch und einnehmend erscheinen soll, aber auch zaghaft die Gefahren eines im Grunde auf totale Überwachung ausgelegten Unternehmens anteasern soll, denn während der voller Hingabe von den neu entwickelten Hochleistungskameras und der Produktpalette von "See Change" berichtet, fragt man sich hier schon, was Staat und Öffentlichkeit zu einer dergestalt ungenehmigten Überwachung im öffentlichen Raum sagen würden. Zwar wird anfänglich der Gegenwind zumindest angedeutet, verläuft sich aber gänzlich im Sande, was bei späteren Produkt-Ideen, die alsbald am laufenden Band präsentiert werden, aber noch weitaus störender ins Gewicht fällt. So erschließt sich mir zwar inszenatorisch, weshalb gänzlich auf den Mikrokosmos des "Circle"-Geländes abgestellt wird, im Kontext ergibt das aber wenig Sinn, wenn zu medialen Hetzjagden aufgerufen oder der Plan gefasst wird, jedem registrierten Wähler ein Social-Media-Konto der Firma aufzuzwingen. Das mag zwar alles dem dystopischen Flair und dem mahnenden Zeigefinger zugute kommen, doch wirkt es irgendwann nur noch schlecht konstruiert, zumal auch Maes kometenhafter Aufstieg in der Hierarchie des "Circle" nicht gerade elegant, sondern zunehmend gehetzt geschildert wird.

Szenenbild aus The Circle | © Universum Film
© Universum Film

Ab dem Punkt dann, wo Mae Holland sich entschließt, ihr gesamtes Leben öffentlich zu machen (wobei man auch hier als Zuschauer vor vollendete Tatsachen gestellt wird und nicht weiß, ob das ihre oder Eamons Idee gewesen ist, ob sie sich anfänglich gesträubt oder sofort für die Idee gebrannt hat), wird es leider dramaturgisch noch haltloser, denn gerade wenn man den Ansatz verfolgt, die Gefahren des Internets, der Sozialen Medien, der ständigen Erreichbarkeit und der zunehmenden Transparenz zu thematisieren, fehlen mir hier schlichtweg Voyeurismus und haufenweise anzügliche Nachrichten, die doch sicherlich auf Mae hätten einprasseln müssen. Hier aber wird uns in kindgerechter Art und Weise vermittelt, es würde ihren Followern genügen, sie beim Zähne putzen zu beobachten und ihren allmorgendlichen Monologen zu lauschen. Inkonsequenz scheint also eines der Kernthemen gewesen zu sein, das sich der Regisseur und Co-Drehbuchautor James Ponsoldt (Smashed) und der ebenfalls am Drehbuch beteiligte Buchautor Dave Eggers auf die Fahnen geschrieben haben und es wird leider nicht besser. Dagegen kommt freilich auch Emma Watson (Vielleicht lieber morgen) nicht an, der es kaum gelingt, an den Gedanken und der Gefühlslage ihrer Figur teilhaben zu lassen, denn dafür ist deren Verhalten auch schlicht zu undurchsichtig und sprunghaft, während sie in einem Moment von der totalen Freiheit, alles zu sehen und zu wissen predigt, im nächsten Moment mit Selbstzweifeln behaftet in ihr Kissen weint.

Ansonsten wurde von vielen freilich auch bemängelt, dass das Ende im Vergleich zum Buch drastisch abgeändert worden ist, was ich, ohne Vergleichswerte zu haben, nur unterschreiben kann, denn dermaßen nichtssagend und abrupt habe ich schon lange keinen Film mehr enden sehen, ohne dass großartig etwas aufgelöst oder zufriedenstellend abgehandelt worden wäre. So wirkt es, als hätten Ponsoldt und Eggers pflichtschuldig die wichtigsten Eckpunkte der Buchvorlage abgearbeitet, ohne dabei darauf zu achten, ob sich diese schlaglichtartigen Momenteindrücke auch zu einem großen Ganzen verbinden ließen. Das ist umso bedauerlicher, da The Circle vom Produktions-Design her sehr ansprechend wirkt und insbesondere das Thema Social-Media schön in die Realität der Handlung bettet, zudem auch noch vielversprechend hochkarätig besetzt worden ist. Und Tom Hanks (Inferno) macht hier womöglich noch vor Watson die beste Figur, was nicht heißen soll, dass sein an Steve Jobs erinnernder "Circle"-Guru Eamon über sonderliche Tiefe verfüge, in seinem Handeln aber dafür deutlich geradliniger und konsequenter daherkommt, zumal man durchaus geneigt ist, sich von den inszenierten Reden seiner Figur mitreißen zu lassen.

Szenenbild aus The Circle | © Universum Film
© Universum Film

Karen Gillan (Jumanji) als Maes Freundin Annie setzt anfänglich zumindest zaghaft Akzente, doch auch die Entwicklung ihrer Figur wird nicht weitergehend erläutert und ich gehe fest davon aus, dass der Part im Vergleich zum Buch gehörig zurechtgestutzt worden ist, was man ebenso merkt wie bei dem von John Boyega (Star Wars) verkörperten Ty, der nach dem ersten Drittel etwa gleich gänzlich in der Versenkung verschwinden darf, um kurz vor Schluss noch einmal aus dem Hut gezaubert zu werden. Posthum loben kann man immerhin die leider beide schon verstorbenen Darsteller von Maes Eltern, denn gemessen an der zur Verfügung stehenden Screentime und der kaum ausformulierten Charakterisierung wissen sowohl Glenne Headly als auch Bill Paxton das Beste aus ihren Rollen zu machen, während grundsätzlich auch die Szenen mit Maes Jungendfreund Mercer (Ellar Coltrane) überzeugen, aber im Grunde nichts am Fortgang der Geschichte ändern. Das irritiert speziell im letzten, zunehmend reißerischer und gleichsam vorhersehbarer werdenden Drittel, doch zu diesem Zeitpunkt hat sich The Circle ohnehin bereits in Abseits gespielt und der Kopf dürfte nur noch auf Sparflamme mitlaufen, während ich persönlich damit beschäftigt war zu staunen, wie man eine derart spannende Prämisse mit so viel Schmackes vor die Wand fahren lassen kann, wie es hier geschehen ist. Und um Irritationen vorzubeugen, (Teil-)Punkte gibt es für die zugrundeliegende Prämisse, überzeugende Einzelszenen, stimmiges Produktions- und Set-Design sowie den charismatischen Tom Hanks.

Fazit & Wertung:

Lange hat mich kein Film mehr so enttäuscht wie The Circle, weil ich mir einfach nicht habe vorstellen können, dass man mit dem Thema und dieser Besetzung so konsequent würde scheitern können, doch nach vielversprechendem Einstieg gehen der Erzählung zunehmend Kontext, Logik und Nachvollziehbarkeit flöten, was in eine mehr als unsägliche Auflösung mündet, die so nichtssagend und banal daherkommt, dass es beinahe schmerzt. Da helfen dann auch das Darsteller-Ensemble und die schicke Optik nicht mehr viel.

4 von 10 regelrecht übergriffigen Social-Media-Strategien

The Circle

  • Regelrecht übergriffige Social-Media-Strategien - 4/10
    4/10

Fazit & Wertung:

Lange hat mich kein Film mehr so enttäuscht wie The Circle, weil ich mir einfach nicht habe vorstellen können, dass man mit dem Thema und dieser Besetzung so konsequent würde scheitern können, doch nach vielversprechendem Einstieg gehen der Erzählung zunehmend Kontext, Logik und Nachvollziehbarkeit flöten, was in eine mehr als unsägliche Auflösung mündet, die so nichtssagend und banal daherkommt, dass es beinahe schmerzt. Da helfen dann auch das Darsteller-Ensemble und die schicke Optik nicht mehr viel.

4.0/10
Leser-Wertung 3/10 (11 Stimmen)
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vgw

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