Review: The Domestics (Film)

Noch bin ich des Horrorctober nicht müde – wie auch, ich bin ja längst durch mit meinem Oktober-Pensum – und deshalb kommt hier gleich der nächste Vertreter dieser doch für mich überraschend abwechslungsreichen Genre-Betrachtung.

The Domestics

The Domestics, USA 2018, 95 Min.

The Domestics | © KSM
© KSM

Regisseur:
Mike P. Nelson
Autor:
Mike P. Nelson

Main-Cast:
Kate Bosworth (Nina West)
Tyler Hoechlin (Mark West)
in weiteren Rollen:
Sonoya Mizuno (Betsy)
Lance Reddick (Nathan Wood)

Genre:
Action | Horror | Endzeit | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Domestics | © KSM
© KSM

Als die Flieger kommen und den Himmel der Vereinigten Staaten mit einem schwarzen Nebel überziehen, geht es ganz schnell und in Windeseile sind rund 90% der Bevölkerung dahingerafft. Drei Jahre später ist die Zivilisation weitestgehend zusammengebrochen und die meisten Überlebenden haben sich einer der zahlreichen, sich gegenseitig an schaurigen Kostümen und unmenschlichen Praktiken übertreffenden Gangs angeschlossen, während nur noch wenige an dem Traum eines friedlichen, an bessere Zeiten gemahnenden Zusammenlebens festhalten. Nina, die sich ebenso wie ihr Mann Mark keiner Gang angeschlossen hat und somit zu der gemeinhin als "Domestics" bezeichneten Gruppe zählt, beschließt nun, nach Milwaukee reisen zu wollen, da sie seit Tagen nichts von ihren Eltern gehört hat, mit denen sie via CB-Funk in Kontakt steht. Ungeachtet dessen, dass die Reise beschwerlich und voller Gefahren sein wird, belastet Nina zudem, dass sie sich eigentlich vor Jahren bereits von Mark hatte trennen wollen und nur der Kollaps der Gesellschaft sie letztlich davon abgehalten hat. Mark derweil hofft immer noch, Nina zurückgewinnen zu können…

Rezension:

Wieder einmal gereichte es mir sehr zum Vorteil, dass es sich bei The Domestics um einen absoluten Spontankauf gehandelt hat, über den ich nur per Zufall gestolpert bin und von dem ich – abgesehen von Besetzung und grobem Setting – mal wieder nichts wusste. Und natürlich bedient sich Regisseur und Drehbuchautor Mike P. Nelson bei zahlreichen einschlägigen Genre-Klassikern und fügt seiner postapokalyptischen Endzeit-Dystopie kaum nennenswerte Alleinstellungsmerkmale hinzu, sondern arrangiert stattdessen bekannte Versatzstücke neu, doch kann ich nicht behaupten, mit seinem knackigen anderthalbstündigen Werk nicht dennoch eine Menge Spaß gehabt zu haben. Das beginnt schon mit einem ungemein knapp bemessenen Prolog, der nur bruchstückhaft aufzeigt, wie die Zivilisation zu ihrem unerwarteten wie jähen Ende kam und der sich dabei hinsichtlich der konkreten Gründe oder maßgeblichen Entscheidungsträger ausschweigt, doch tut das eben auch kaum not, um die Geschichte von Nina und Mark drei Jahre nach dem Zusammenbruch zu schildern.

Szenenbild aus The Domestics | © KSM
© KSM

Aber auch anderthalb Stunden Film müssen natürlich mit Inhalt und Handlung gefüllt werden und Nelson geht hier den naheliegenden Weg, das Ganze als Road-Trip zu inszenieren, zumal Aufhänger für die Geschichte ja nun einmal ist, dass Nina zu ihren Eltern nach Milwaukee will. Das wird bebildert durch immer wieder auftauchende Karteneinblendungen, doch noch weit gelungener ist Radiomoderator "Crazy Al", der nicht nur mit seiner flapsigen Art und den Oldie-Hits gehörig Fallout-Flair verbreitet und an eine gefühlt lang zurückliegende "bessere Welt" gemahnt, sondern vor allem mit seinen Ausführungen die Nina und Mark umgebende Welt umreißt und dem Zuschauer näherbringt, so dass man auf unkomplizierte Weise über die konkurrierenden Gruppierungen und drohenden Gefahren ins Bild gesetzt wird, ohne erklärende Dialoge zwischen den Hauptfiguren konstruieren zu müssen. So skizziert Nelson mit einfachsten Mitteln eine erwartungsgemäß bedrückende und fatalistische Zukunftsvision, die von Sadisten und Psychopathen, Sklavenhandel und Kannibalismus, anlassloser Folter und waffenstarrenden Konflikten alles bereithält, was man sich von einem Genre-Vertreter dieser Art und Machart erwarten würde.

Der Natur der Sache geschuldet, als Road-Trip inszeniert worden zu sein, bietet The Domestics derweil überwiegend Miniaturen am Wegesrand und inszeniert mehr oder minder reißerische bis folgenschwere Begegnungen, die zunehmend das Überlebenstalent der sich fremd gewordenen Ehepartner auf die Probe stellt. Ehemann Mark wird dabei verkörpert von Tyler Hoechlin, den man aus Teen Wolf kennen könnte, der mir aber gänzlich unbekannt war. Im Rahmen seiner Rolle macht er eine durchaus solide Figur, wird aber auch vom Skript nicht über Gebühr gefordert, wohingegen Kate Bosworth (The I-Land) als Nina den weitaus dankbareren Part zugeschustert bekommen hat. Denn auch wenn die verschüchterte Ehefrau anfänglich auffallend blass und passiv daherkommt, macht sie doch in Anbetracht des zunehmenden Schreckens eine merkliche Wandlung durch und weiß dahingehend durchaus zu überzeugen, auch wenn die Entwicklung mancherorts ein wenig sprunghaft wirken mag, was aber mit dem episodischen Erzählton einhergeht.

Szenenbild aus The Domestics | © KSM
© KSM

Durch den klaren Fokus auf die beiden Hauptfiguren bleiben aber selbstredend die weiteren, in Erscheinung tretenden Gestalten der unterschiedlichen – und oft grotesk maskierten – Gruppierungen überwiegend blass, wenn man einmal von der von Sonoya Mizuno (Maniac) verkörperten Betsy und dem wehrhaften Familienvater Nathan Wood (Lance Reddick, John Wick 2) absieht. Und dennoch macht The Domestics bei entsprechend gelagerten Genre-Vorlieben ausnehmend viel Spaß und ist oftmals herrlich fies und vor allem kompromisslos inszeniert, so dass es auch schon mal blutig und brutal wird, während es Nelson gerade zum Ende hin auch noch einmal richtig krachen lässt, was ich in Anbetracht des gefühlt eher überschaubaren Budgets so auch nicht erwartet hätte. Wie gesagt, hier wird weder das Rad neu erfunden, noch reicht der Film auch nur annähernd an einschlägige Genre-Größen wie beispielsweise die kultige – und jüngst mit Fury Road fortgeführte – Mad Max-Reihe heran, doch dürfte das auch gar nicht der Anspruch gewesen sein. Als kleiner fieser Genre-Film mit routiniert-endzeitlicher Inszenierung und fatalistischem Flair macht das Ganze allerdings eine rundweg gute Figur und hat mir deutlich besser gefallen, als viele eher mäßige Bewertungen und Rezensionen hätten vermuten lassen.

Fazit & Wertung:

Mike P. Nelson bedient sich in The Domestics zweifellos ohne Scham und Scheu an zahllosen Versatzstücken ungleich bekannterer Endzeit-Dystopien, doch der vorherrschende Road-Movie-Charme und die vielen, oft erschreckenden Begegnungen am Wegesrand machen aus dem rund anderthalbstündigen Reigen ein durchweg kurzweiliges und abwechslungsreiches Vergnügen für Fans des Genres.

7 von 10 grotesk maskierten Gang-Mitgliedern

The Domestics

  • Grotesk maskierte Gang-Mitglieder - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Mike P. Nelson bedient sich in The Domestics zweifellos ohne Scham und Scheu an zahllosen Versatzstücken ungleich bekannterer Endzeit-Dystopien, doch der vorherrschende Road-Movie-Charme und die vielen, oft erschreckenden Begegnungen am Wegesrand machen aus dem rund anderthalbstündigen Reigen ein durchweg kurzweiliges und abwechslungsreiches Vergnügen für Fans des Genres.

7.0/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimmen)
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The Domestics ist am 24.01.19 auf DVD und Blu-ray bei KSM erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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