Review: Puls (Film)

Und da bin ich auch schon wieder mit einem weiteren, diesmal durch und durch durchschnittlichen Horrorfilm, aus dem man sicherlich noch so viel mehr hätte machen können.

Puls

Cell, USA 2016, 98 Min.

Puls | © Concorde
© Concorde

Regisseur:
Tod Williams
Autoren:
Adam Alleca (Drehbuch)
Stephen King (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
John Cusack (Clay Riddell)
Samuel L. Jackson (Tom McCourt)
in weiteren Rollen:
Isabelle Fuhrman (Alice Waxman)
Owen Teague (Jordan)
Clark Sarullo (Sharon Riddell)
Anthony Reynolds (Ray Huizenga)
Erin Elizabeth Burns (Denise Link)
Stacy Keach (Charles Ardai)

Genre:
Action | Endzeit | Horror | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Puls | © Concorde
© Concorde

Gerade erst hat Comiczeichner Clay Riddell einen lukrativen Deal für seine Graphic Novel gemacht und versucht nun vom Flughafenterminal aus, mit seiner Frau telefonisch ein Treffen mit seinem Sohn zu verabreden, als unvermittelt um ihn herum die Hölle losbricht. Sein Glück, dass kurz zuvor die Verbindung zu seinem Sohn unterbrochen wurde, denn wer eben noch mit dem Ohr am Mobiltelefon hing, gibt sich nun als amoklaufender Wahnsinniger. Während Flughafenpersonal und Besucher aufeinander losgehen, muss Clay mit Schrecken beobachten, dass es sich wohl mitnichten um ein örtlich begrenztes Phänomen handelt, denn selbst die Flugzeuge am Himmel geraten außer Kontrolle und drohen ins Terminal zu stürzen. Mit Glück gelingt Clay die Flucht in die unterirdisch gelegene Bahnstation, wo er weiteren Überlebenden begegnet. Einer von ihnen ist Tom McCourt, der seine Ansicht teilt, dass die Lage sich vor Ort wohl kaum beruhigen wird und so brechen sie gemeinsam auf, um zu ergründen, wie es um Clays Familie steht…

Rezension:

Auch wenn ein erster Blick auf die allgemeine Bewertung des Films mich jetzt nicht unbedingt euphorisch gemacht hat, war ich doch neugierig auf Puls, den ich nun jüngst nach Jahren des Ignorierens schlussendlich nachzuholen getrachtet habe. Schließlich und endlich handelt es sich ja aber immerhin um die Verfilmung eines Stephen-King-Romans (auch wenn bei den filmischen Adaptionen ja wirklich alle Extreme vertreten sind) und außerdem findet hier mit Cusack und Jackson das Darsteller-Duo aus Zimmer 1408 erneut zusammen, um eben ein weiteres Mal dem Schrecken zu trotzen, der diesmal in Gestalt von wahnsinnig gewordenen Normalos daherkommt, die durch ein mysteriöses Handy-Signal in Wahn und Raserei getrieben werden, aus denen sich im weiteren Verlauf ein mörderisches Schwarmbewusstsein herausbildet. Derweil einerseits aber diese Neuinterpretation der klassischen Zombies zu gefallen weiß – gleichwohl es sich natürlich im klassischen Sinne überhaupt nicht um Zombies handelt, womit die Wesen hier wohl eher in der Tradition von 28 Days Later stehen –, ist andererseits natürlich die Symbolik der "Mobilfunk-Opfer" ungemein plakativ, auch wenn die damit verbundene Botschaft natürlich heutzutage weitaus aktueller und drängender wirkt als 2006, als der zugrundeliegende Roman erschien.

Szenenbild aus Puls | © Concorde
© Concorde

Nun ist es aber natürlich weniger ein Film der dringlichen oder aufdringlichen Botschaften geworden sondern mehr ein durchaus vielversprechender Survival-Thriller mit Horror-Breitseite, dem man sein geringes Budget zwar häufig anmerkt, der aber trotzdem inszenatorisch zu überzeugen weiß. Zumindest zu Beginn ist diese Aussage uneingeschränkt gültig, denn nach knapper, quasi rudimentärer Exposition bricht schon die sprichwörtliche Hölle los und das ist mit reichlich Splatter, perfiden Einfällen und der obligatorischen Wackelkamera durchaus stilecht und sehenswert inszeniert. Leider – so wird man später merken – hat Puls nach diesem ersten Action-Piece sein bestes Pulver schon verschossen, denn so eindringlich und dynamisch wird es in dem knapp hundertminütigen Reigen nie wieder. Wenn an deren Stelle dann eindrückliche Charakterarbeit oder innovatives Storytelling treten würden, wäre alles im grünen Bereich, doch innovativ wird es dann höchstens mal beim Töten oder Umgehen der Infizierten, derweil es ansonsten ein Hobby von Drehbuchautor Adam Alleca sein dürfte, Zombie- und Survival-Klischees zu sammeln und immer gleich zu arrangieren. So schleichen sich die Protagonisten also immer wieder an ihnen abgewandte Personen heran, unsicher, ob sie nicht womöglich auch längst "infiziert" sind, während es natürlich auch die obligatorische Verschnaufpause in einer abgelegenen, gründlich verrammelten Kneipe gibt, wo man den Weltuntergang einfach mal Weltuntergang sein lässt.

So macht sich vermehrt das Gefühl breit, Puls würde mit jeder verstreichenden Minute abbauen, denn was anfangs vielversprechend und mitreißend gewirkt hat, wirkt im Mittelteil bereits uninspiriert und repetitiv, auch wenn sich die sogenannten Phoner stetig weiterentwickeln. Dramaturgisch kommt der Film aber dennoch kaum vom Fleck, während man zunehmend in Mystery-Sphären zu wildern versucht, wenn angedeutet wird, dass es eine steuernde, herrschende Entität hinter den Infizierten gibt, die den bislang Verschonten zudem im Traum erscheint und darüber hinaus ausschaut wie eine Figur aus der Graphic Novel von Clay. Hört sich mysteriös an? Bleibt es auch bis zuletzt, denn wirklich irgendwo hinführen tun diese Aussagen und Annahmen nicht, was leider auch für vieles weitere gilt, was hier angeschnitten, letztlich aber nicht behandelt wird. So ist es anfänglich durchaus Thema, dass das ja immer noch Menschen sind, derer man sich da mit Waffengewalt erwehrt, doch zugunsten von Splatter und Krawall ist das natürlich bald kein Thema mehr und man fährt nonchalant über ganze Haufen Mitmenschen.

Szenenbild aus Puls | © Concorde
© Concorde

Das verpasst dem Ganzen zwar einen gewissen, morbiden Charme und rückt Puls in eine fast schon wieder unterhaltsame B-Movie-Ecke, aber so richtig fühlt er sich dort halt auch nicht wohl und versucht es mit Tragik und Fatalismus, die allerdings so grobschlächtig inszeniert werden, dass man sich emotional kaum involviert fühlen dürfte. Da helfen dann auch die beiden berühmten Hauptdarsteller nicht mehr, die zugegebenermaßen beide schon einmal mit mehr Elan unterwegs gewesen sind. Als von John Cusack (Never Grow Old) oder Samuel L. Jackson (Killer’s Bodyguard) muss man sich also auch nicht genötigt fühlen, unbedingt einzuschalten, wohingegen Genre-Fans sich zumindest überlegen können, dem Ganzen zumindest für die ungleich überzeugendere erste Hälfte eine Chance zu geben. Das Ende übrigens hat Stephen King sogar geändert im Vergleich zum Buch, wobei ich ehrlicherweise nicht erkennen kann, wie der nun gewählte Abschluss irgendwas besser gemacht haben soll, denn eigentlich ist der sogar einer der Schwachpunkte überhaupt, weil er sich in keiner Weise organisch oder nachvollziehbar in den Rest des Geschehens fügt.

Fazit & Wertung:

Theoretisch beginnt die Stephen-King-Verfilmung Puls recht vielversprechend und inszenatorisch überzeugend, doch die ungewöhnliche Prämisse entpuppt sich bald als plakative Parabel ohne weitergehende Ambitionen, derweil es dramaturgisch zunehmend oberflächlich und repetitiv wird. Da helfen dann auch Cusack und Jackson nicht mehr, zumal die beiden ebenfalls nur routinierte Standard-Kost zum Besten geben.

5 von 10 zu mordenden Irren mutierten Menschen

Puls

  • Zu mordenden Irren mutierte Menschen - 5/10
    5/10

Fazit & Wertung:

Theoretisch beginnt die Stephen-King-Verfilmung Puls recht vielversprechend und inszenatorisch überzeugend, doch die ungewöhnliche Prämisse entpuppt sich bald als plakative Parabel ohne weitergehende Ambitionen, derweil es dramaturgisch zunehmend oberflächlich und repetitiv wird. Da helfen dann auch Cusack und Jackson nicht mehr, zumal die beiden ebenfalls nur routinierte Standard-Kost zum Besten geben.

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