Review: Kingsman: Jagd auf Red Diamond (Graphic Novel)

Die neue Woche ist gestartet und wie sich das gehört, starte nun auch ich mit dem ersten Beitrag, bevor ich mich gleich wohlverdient auf die Couch zurückziehe.

Kingsman
Jagd auf Red Diamond

Kingsman: The Red Diamond #1-6, USA 2017/2018, 152 Seiten

Kingsman: Jagd auf Red Diamond | © Panini
© Panini

Autor:
Rob Williams
Zeichner:
Simon Fraser

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-741-61443-9

Genre:
Action | Abenteuer | Komödie

 

Inhalt:

Schnelle Autos, teure Anzüge und nicht zuletzt hübsche Frauen gehören für den aus Peckham, South London stammenden Unterschichtler Eggsy längst zum Standard-Repertoire, nachdem er dank seines Onkels den Kingsmen beigetreten ist und sich nunmehr als Agent der britischen Krone verdingt. Doch selbst das schärfste Date muss warten, wenn die Pflicht ruft und während Eggsy sich noch mit einer Handvoll Terroristen herumschlagen muss und einmal mehr bei seinen Vorgesetzten in Ungnade fällt, schmiedet weit entfernt und in einer geheimen Unterwasserbasis residierend der mysteriöse Red Diamond bereits weit finsterere Pläne, um nicht nur England, sondern gleich die ganze Welt in ungeahntes Chaos zu stürzen. Einmal mehr wird es am draufgängerischen Eggsy liegen, dessen Pläne zu vereiteln oder zumindest ungeschehen zu machen, denn als die Kingsmen das erste Mal der Gefahr durch Red Diamond gewahr werden, scheint es schon fast zu spät und die Lage ziemlich aussichtslos…

Rezension:

Kommen wir heute einmal mehr auf Mark Millar zu sprechen, wenn auch eher um zwei Ecken, denn direkt beteiligt gewesen ist er nicht an Kingsman: Jagd auf Red Diamond, hat dafür aber dessen Vorgänger Secret Service ersonnen, der bekanntermaßen recht fix einen Kinofilm nach sich zog, der mittlerweile eine Fortsetzung spendiert bekommen hat und dessen Prequel quasi in den Startlöchern steht. Comic- und Kino-Kosmos gehen derweil ungleiche Wege und so bietet der vorliegende Band eine gänzlich andere Interpretation des Fortgangs der Ereignisse, als es Kingsman 2 seinerzeit im bewegten Bild getan hat. Statt Millar zeichnet hier nun Rob Williams für die Story verantwortlich, der beispielsweise auch schon für Doctor Who geschrieben und sich hier nun mit Zeichner Simon Fraser zusammengetan hat, um Eggsys nächstes großes Abenteuer zu inszenieren. Der ist mittlerweile festes Mitglied der Kingsmen, eckt ob seiner Herkunft und den damit einhergehend nicht immer einwandfreien Manieren und Umgangsformen innerhalb der Organisation aber immer noch zuweilen an. Jüngst ist gar seine Mutter wieder nach Peckham in South London gezogen, weil es ihr in der prunkvollen Behausung, die ihr Sohn ihr spendiert hat, zu versnobt gewesen ist.

Schnell muss Eggsy lernen, dass er zwar in Peckham aufgewachsen ist, sich noch immer als einer von ihnen betrachtet, von seinen früheren Kumpels aber längst nicht mehr so akzeptiert wird, was mitunter sicherlich auch an den teuren Anzügen und den schnellen Autos liegen mag, die für ihn als Kingsman nun quasi fest zur Standard-Ausstattung gehören. In dieser Hinsicht folgt Williams also dem von Milllar eingeschlagenen Pfad, eben nicht nur einen Agenten-Thriller zu erzählen, sondern auch aktiv auf Eggsys Privatleben und seine Anpassungsschwierigkeiten abzustellen, die ihn keiner Welt so richtig zugehörig wirken lassen. So beginnt die insgesamt sechs Hefte umfassende – und im Band Kingsman: Jagd auf Red Diamond zusammengefasste – Story auch vergleichsweise ruhig und mit einer Art Routine-Auftrag, wenn es gilt, Prinz Philip aus den Händen einer Gruppe Terroristen zu befreien, doch schon zum Ende des ersten Teils hin machen wir erste Bekanntschaft mit dem mysteriösen Red Diamond, der einen ungemein perfiden Plan verfolgt, der – einmal mehr – die ganze Welt ins Chaos zu stürzen droht.

An dieser Front bleibt also alles beim Alten und ich muss gestehen, dass es doch reichlich irritierend gewesen ist, dass wieder einmal einzig Eggsy zur Weltenrettung aufbricht, beziehungsweise aufbrechen kann, denn natürlich sind alle weiteren Kingsmen-Agenten im Einsatz und können nicht zur Hilfe eilen, spielen folglich auch keine Rolle in der Geschichte. In der Hinsicht macht es sich Autor Williams dann meines Erachtens nach ein wenig einfach, auch wenn es später zwingende Gründe geben wird, weshalb Eggsy auf sich allein gestellt ist, auch wenn er sich hier mit der SASS-Agentin Kwaito quasi notgedrungen zusammentut. Dafür aber passen einmal mehr Action und Tempo und Williams und Fraser gelingt es, nach einem beschaulichen Start zu immer neuen Höhen und Cliffhangern aufzuschließen, die in ein durchaus einfallsreiches Finale münden, was in vielerlei Hinsicht nicht so verläuft, wie man sich das erwarten würde. Erwartungsgemäß gibt es zwischendrin aber auch einiges zu Lachen, wobei mein persönliches Highlight der Handlanger – nein, Scherge – von Red Diamond war, der mit allerhand Filmverweisen um sich wirft und etwa bei einem Helikopter-Flug an Coppolas Apocalypse Now denken muss, um nur ein Beispiel zu nennen.

Wie so oft bei zweiten Teilen aber verhält es sich auch bei Kingsman: Jagd auf Red Diamond schlichtweg so, dass er nie die Qualität des Vorgängers erreicht und so einiges wie schlecht kopiert wirkt, wenn eben einmal mehr Eggsy im Alleingang die Welt retten muss, wenn einmal mehr ein Fiesling fiese Pläne verfolgt, einmal mehr Eggsys Mutter in Gefahr gerät, ohne dass er ihr zu Hilfe eilen könnte und so weiter. Nichtsdestotrotz macht die Geschichte Spaß, überzeugt dramaturgisch wie inhaltlich und bietet vor allem reichlich Unterhaltungswert und Kurzweil, nur eben nicht ganz auf dem Niveau oder mit derselben Frische und Unverbrauchtheit, wie es bei Secret Service der Fall gewesen ist. Last but not least war ich aber leider mit der Charakterisierung von Eggsy nicht immer hundertprozentig zufrieden, denn irgendwie scheint selbst Williams als Autor des Ganzen nie so recht gewusst zu haben, ob er jetzt schon "richtiger" Agent oder doch eher noch ein aus Peckham stammender Raufbold mit fragwürdigen Entscheidungen ist, so dass die Professionalität seines Auftretens und seiner Aktionen doch ziemlichen Schwankungen unterliegt, was die Figur ein wenig inkohärent wirken lässt. Vielleicht aber macht das gar einen Teil des Reizes dieser Figur aus und spiegelt den inneren Widerstreit, doch vor allem anderen macht es einfach Spaß, ihn dabei zu begleiten, wie er sich aus zahlreichen Gefahren herauslaviert.

Fazit & Wertung:

Rob Williams und Simon Fraser liefern mit Kingsman: Jagd auf Red Diamond eine durchaus würdige Fortsetzung des jetzt schon kultigen Comics von Mark Millar, müssen sich aber auch den Vorwurf gefallen lassen, in vielerlei Hinsicht nur Altbekanntes zu wiederholen und zu variieren. Spaß macht die Chose aber natürlich dennoch gehörig, zumal man sich einiges hat einfallen lassen, um auch diese Weltenrettungs-Mission wieder zu einem außergewöhnlichen Trip zu machen.

7,5 von 10 waghalsigen Aktionen

Kingsman: Jagd auf Red Diamond

  • Waghalsige Aktionen - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Rob Williams und Simon Fraser liefern mit Kingsman: Jagd auf Red Diamond eine durchaus würdige Fortsetzung des jetzt schon kultigen Comics von Mark Millar, müssen sich aber auch den Vorwurf gefallen lassen, in vielerlei Hinsicht nur Altbekanntes zu wiederholen und zu variieren. Spaß macht die Chose aber natürlich dennoch gehörig, zumal man sich einiges hat einfallen lassen, um auch diese Weltenrettungs-Mission wieder zu einem außergewöhnlichen Trip zu machen.

7.5/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimme)
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Kingsman: Jagd auf Red Diamond ist am 22.10.19 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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