Review: Ihre beste Stunde – Drehbuch einer Heldin (Film)

Heute gibt es die erste Buch-Verfilmung mit historischem Setting, Bezug zum zweiten Weltkrieg mit weiblicher Hauptfigur, am Freitag folgt die nächste, in ihrer Tendenz sehr ähnlich geartete, aber überzeugendere Produktion und dazwischen gibt es noch einen modernen Klassiker. Nur, dass ihr schon mal wisst, was diese Woche (in Sachen Film) von dieser Seite zu erwarten ist.

Ihre beste Stunde
Drehbuch einer Heldin

Their Finest, UK/SE 2016, 117 Min.

Ihre beste Stunde | © Concorde
© Concorde

Regisseurin:
Lone Scherfig
Autorinnen:
Gaby Chiappe (Drehbuch)
Lissa Evans (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Gemma Arterton (Catrin Cole)
Sam Claflin (Tom Buckley)
Bill Nighy (Ambrose Hilliard / Uncle Frank)
in weiteren Rollen:
Jack Huston (Ellis Cole)
Helen McCrory (Sophie Smith)
Eddie Marsan (Sammy Smith)
Jake Lacy (Carl Lundbeck / Brannigan)
Rachael Stirling (Phyl Moore)
Richard E. Grant (Roger Swain)

Genre:
Komödie | Drama | Historie | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Ihre beste Stunde | © Concorde
© Concorde

London im Jahre 1940 ist gezeichnet von den Kriegsbemühungen der Briten und ein Großteil der Männer befindet sich an der Front, während den Daheimgebliebenen sich dadurch zumindest ungeahnte Karrieremöglichkeiten bieten, so dass die ambitionierte Sekretärin Catrin Cole alsbald einen Job als Drehbuchautorin ergattert. Beim britischen Informationsministerium nämlich hat man sich auf die Produktion von Propagandafilmen zur Steigerung der Moral verlegt und so arbeitet Catrin alsbald an der Seite des etablierten Autors Tom Buckley an "The Nancy Starling". Gleichwohl aber die Handlung auf realen Begebenheiten beruhen soll, machen nicht nur Catrin die immer neuen Änderungen am Skript zu schaffen, um die Moral der Truppen bestmöglich zu stärken. Als wäre dem nicht genug, muss sich die frisch zur Autorin berufene Catrin auch mit den Allüren des Starschauspielers Ambrose Hilliard herumschlagen, während ihre Beziehung zu dem Künstler Ellis zunehmend darunter leidet, dass die Filmproduktion ihre gesamte Zeit und Aufmerksamkeit beansprucht. Dafür allerdings kommt sie dem eigenbrötlerischen und zynischen Tom zunehmend näher…

Rezension:

Fünf Jahre nach der Adaption von Zwei an einem Tag schickte sich die dänische Regisseurin Lone Scherfig 2016 an, mit Ihre beste Stunde – Drehbuch einer Heldin eine weitere Buch-Verfilmung in Angriff zu nehmen, nachdem sie zwischenzeitlich den für mich doch eher enttäuschenden The Riot Club gedreht hatte. Nun wusste mich zwar auch die Nicholls-Buch-Adaption nicht restlos zu überzeugen, doch hier wie dort liegen Tragik und romantisierte Leichtfüßigkeit nah beieinander und so mag es sicherlich nicht der schlechteste Clou gewesen sein, hier erneut Scherfig ins Boot zu holen, denn im vorliegenden Fall handelt es sich zwar einerseits um romantische Komödie mit meistenteils betonter Unbeschwertheit, die sich allerdings vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges zuträgt und damit unweigerlich auch einiges an ernsten und/oder bedrückenden Szenen bereithält.

Szenenbild aus Ihre beste Stunde | © Concorde
© Concorde

Hauptbeweggrund, dem Film Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen, war aber freilich Gemma Arterton (Gemma Bovery) in der Rolle der angehenden Drehbuchautorin Catrin Cole, die hier im Zentrum der Ereignisse steht und sozusagen Teil einer zunächst zaghaften Emanzipation wird, die sich allein aus der Situation heraus ergibt, dass durch den Kriegsdienst die Geschlechterverteilung merklich ins Ungleichgewicht geraten ist, weshalb Catrin überhaupt zur Drehbuchautorin berufen wird. Hierbei muss sie natürlich mit den üblichen Vorurteilen kämpfen und zunächst den Respekt der überwiegend männlichen Kollegen gewinnen und in dieser Hinsicht ist Ihre beste Stunde leider sehr generisch geraten und überrascht eher selten. Nichtsdestotrotz ist das Geschehen aber grundsätzlich ganz charmant geraten und auch das Flair der damaligen Zeit wird aufgegriffen, ohne dabei die Kriegsgräuel gänzlich auszublenden. Nichtsdestotrotz wird hier natürlich eine doch reichlich abgeschwächte Art von Krieg präsentiert, um den Wohlfühl-Faktor des Ganzen nicht zu gefährden. Allerdings will Scherfigs Film natürlich auch kein (Anti-)Kriegsfilm sein und konzentriert sich demnach auf die Entwicklung der Protagonistin, die für sich genommen durchaus gelungen ist.

Besonderer Clou alsbald ist aber, das Catrin eben nicht nur mit dem Skript zu "The Nancy Starling" betraut wird, sondern mischt auch am Set gehörig mit, was gleichsam für den von Sam Claflin (Ein ganzes halbes Jahr) verkörperten Tom Buckley gilt und überhaupt erst die Voraussetzungen schafft, dass diese auf den ersten Blick sehr ungleichen Gestalten langsam zueinanderfinden. Und hier offenbart sich auch die größte Stärke des Films, denn anders als in ähnlich gelagerten Produktionen bedarf es hier keiner großen Geste und pathosgeschwängerter Ereignisse, so dass sich Catrin und Tom auf absolut unaufgeregte, zaghafte, aber dadurch umso einnehmendere Art näherkommen. Bis das gegenseitige Umkreisen allerdings beginnt, bedarf es einiges an Vorbereitung und Exposition, so dass speziell der Beginn dann doch eher behäbig bis durchwachsen geraten ist, zumal Scherfig eben nicht immer die Gratwanderung zwischen Drama und Komödie gelingt. Was den komödiantischen Aspekt betrifft, kommt ihr derweil der Film im Film sehr zupass, denn hier ist reichlich Platz für augenzwinkernde Passagen und absurde Situationskomik, wenn beispielsweise ein Amerikaner gecastet wird, um auch die Verbündeten in Übersee mit dem Film abzuholen, derweil niemand daran gedacht hat zu ergründen, ob der Kriegsheld denn auch – zumindest ein wenig – schauspielern kann.

Szenenbild aus Ihre beste Stunde | © Concorde
© Concorde

Ebenfalls Garant für so manchen Lacher und reichlich Charme ist aber einmal mehr Bill Nighy (Alles eine Frage der Zeit), der in gewohnter Manier den spleenigen Exzentriker mimen darf und der Literatur-Adaption einiges an Bonuspunkten einbringt, was schlichtweg seiner schieren Präsenz zu verdanken ist. Wären da also nicht eine zuweilen holprige Dramaturgie und ein nicht immer ausgewogener Erzählton, könnte sich Ihre beste Stunde zu einer uneingeschränkten Empfehlung mausern, doch hapert es eben immer mal wieder an der einen oder anderen Stelle. Auch wenn die emotional anrührenden Szenen und die unterschwellige Tragik dazu verleiten mögen, dem Film einiges an Patzern zu verzeihen, auch wenn das versammelte Ensemble durchweg zu überzeugen weiß, hätte man meines Erachtens noch mehr aus diesem vielversprechenden Stoff herausholen können. Sehenswert bleibt Scherfigs Film ob seiner unverkennbaren Stärken und einnehmenden Art aber dennoch.

Fazit & Wertung:

Lone Scherfig schickt sich mit Ihre beste Stunde – Drehbuch einer Heldin an, gleichsam Weltkriegs-Drama als auch romantische Komödie zu inszenieren, verhebt sich aber doch manches Mal an einem ausgewogenen Erzählton. Dessen ungeachtet wissen viele Versatzstücke des Films sowie dessen Besetzung und Botschaft zu gefallen, so dass sich eine Sichtung durchaus lohnt, sofern man mit ein paar eher holprig inszenierten Passagen leben kann.

7 von 10 Änderungen am Skript

Ihre beste Stunde – Drehbuch einer Heldin

  • Änderungen am Skript - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Lone Scherfig schickt sich mit Ihre beste Stunde – Drehbuch einer Heldin an, gleichsam Weltkriegs-Drama als auch romantische Komödie zu inszenieren, verhebt sich aber doch manches Mal an einem ausgewogenen Erzählton. Dessen ungeachtet wissen viele Versatzstücke des Films sowie dessen Besetzung und Botschaft zu gefallen, so dass sich eine Sichtung durchaus lohnt, sofern man mit ein paar eher holprig inszenierten Passagen leben kann.

7.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Ihre beste Stunde – Drehbuch einer Heldin ist am 16.11.17 auf DVD und Blu-ray bei Concorde erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

Sharing is Caring:

Hinterlasse einen Kommentar