Review: Angel of Mine (Film)

Mir scheint, es wird Zeit für die erste Film-Kritik in dieser Woche und diesmal habe ich mir ein noch vergleichsweise junges Werk rausgepickt, das ich gerne noch ein wenig besser hätte bewerten können wollen, doch leider langt es am Ende nicht ganz, obwohl der Film einiges an Qualitäten mit sich bringt.

Angel of Mine

Angel of Mine, AU/USA 2019, 98 Min.

Angel of Mine | © EuroVideo
© EuroVideo

Regisseur:
Kim Farrant
Autoren:
Luke Davies
David Regal

Main-Cast:
Noomi Rapace (Lizzie)
Yvonne Strahovski (Claire)
Luke Evans (Mike)
in weiteren Rollen:
Richard Roxburgh (Bernard)

Genre:
Drama | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Angel of Mine | © EuroVideo
© EuroVideo

Seit Lizzie vor rund sieben Jahren ihre Tochter bei einem Brand im Krankenhaus verloren hat, ist sie schwer traumatisiert und oft lethargisch, woran auch ihre Ehe mit Mike zerbrochen ist, mit dem sie einzig noch der gemeinsame Sohn Thomas verbindet. Doch selbst von ihrem Sohn hat sie sich zu entfremden begonnen. Über ihn allerdings lernt Lizzie eines Tages auch Claire und ihre Familie kennen. Während sich die beiden Mütter auf Anhieb gut verstehen, traut Lizzie ihren Augen nicht, denn in Claires siebenjähriger Tochter meint sie ihr eigenes, bei dem Brand zu Tode gekommenes Kind zu erkennen, was sie natürlich zunächst wohlweislich verschweigt. Doch Lizzie steigert sich immer mehr in ihre Obsession, beginnt das Kind zu beobachten und zu verfolgen, woraufhin auch Claire alsbald merkt, dass etwas an Lizzies Verhalten alles andere als normal ist…

Rezension:

Wie so oft allein aufgrund der Besetzung hat vor einiger Zeit Angel of Mine meine Aufmerksamkeit erregt, derweil ich kaum etwas von der Handlung wusste, geschweige davon, dass es sich um ein Remake des französischen Films Das Zeichen des Engels handelt, denn bekanntermaßen werden in Amerika lieber Filme neu gedreht, anstatt sie zu synchronisieren. Immerhin verhilft dieser Umstand der ungemein wandlungsfähigen Noomi Rapace zu einer weiteren Ausnahmedarstellung in ihrem Œuvre, denn sie gibt hier die innerlich gebrochene, oftmals regelrecht entrückt scheinende, tagträumend durch die Welt wandelnde Lizzie, die kaum noch ihren Alltag bewältigt bekommt und auch sieben Jahre nach dem tragischen Verlust ihrer Tochter selbigen nicht zu überwinden imstande ist. Das bedarf nicht einmal einer wortreichen Erklärung und die Hintergründe und Zusammenhänge werden wie nebenbei transportiert, während man sich anfangs noch fragen mag, was in Lizzies Leben eigentlich schief gelaufen sein mag.

Szenenbild aus Angel of Mine | © EuroVideo
© EuroVideo

Dementsprechend fordert sich der Film früh Aufmerksamkeit ein und ist in weiten Strecken getragen, beinahe elegisch erzählt, was sicherlich nicht allerorten Anklang finden wird, doch ist die Inszenierung grundsätzlich über jeden Zweifel erhaben, zumal es Regisseurin Kim Farrant es versteht, die zunehmende Obsession ihrer Protagonistin gelungen zu skizzieren, so dass ihrem Verhalten zunächst noch etwas Melancholisches, Unschuldiges anhaften mag, derweil ihre Aktionen zunehmend übergriffiger werden, was das Stalking ihrer vermeintlichen Tochter angeht, die sie in Lola wiederzuerkennen meint. Das alarmiert letztlich auch deren Mutter Claire, ihrerseits verkörpert von Yvonne Strahovski (Manhattan Nocturne), woraufhin sich eine Art Psychoduell der beiden Mütter entspinnt, welches – fernab von Lizzies Besessenheit – den Kern von Angel of Mine darstellt.

Besonders deutlich wird das auch an den Rollen und der Bedeutung, die den jeweiligen Ehe- beziehungsweise Ex-Ehepartnern zukommt, denn trotz prominenter Nennung spielt Luke Evans (Anna) und der von ihm verkörperte Mike als Lizzies Ex hier nur in ausgewählten Momenten eine Rolle, überzeugt dann aber immerhin mit intensivem und emotionalen Spiel, wohingegen es bei Claires Ehemann Bernard (Richard Roxburgh) schon nicht mehr für das (Besetzungs-)Treppchen gereicht hat und er die meiste Zeit durch Abwesenheit oder Untätigkeit glänzt. Das macht aber nichts, zumal die eindrückliche Darstellung von Noomi Rapace (What Happened to Monday?) ohnehin alles dominiert und Angel of Mine dem Grunde nach erst so sehenswert macht, denn so überzeugend ansonsten die Inszenierung auch sein mag, nimmt sie erst zaghaft für sich ein und punktet nicht unbedingt mit überraschendem Storytelling, sondern weit mehr mit der gelungenen Bestandsaufnahme einer innerlich gebrochenen Frau, die aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz davon überzeugt ist, ihr eigene – tot geglaubte – Tochter in Lola zu erkennen.

Szenenbild aus Angel of Mine | © EuroVideo
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Das ist oft genug verstörend, beklemmend und intensiv, nur eben in keiner Weise reißerisch oder temporeich, wohingegen die wenigen emotionalen Ausbrüche dadurch umso besser zur Geltung kommen. Nichtsdestotrotz hätte dem Gezeigten zuweilen ein wenig mehr Verve gut getan, doch trösten das überzeugende Schauspiel aller Beteiligten ebenso wie die ansonsten gelungene Inszenierung die meiste Zeit darüber hinweg. Immerhin gelingt es Farrant und den Drehbuchautoren David Regal und Luke Davies (Lion), zuweilen auch die Erwartungshaltung der Zuschauer effektiv zu unterlaufen und Angel of Mine damit dramaturgischen Aufwind zu verleihen. Für eine durchweg überzeugende Inszenierung langt es leider dennoch nicht ganz, denn dafür sind das Elegische und Lethargische in der Erzählung zu ausgeprägt, doch wenn schon Form und Inhalt nicht zu hundert Prozent überzeugen können, so doch zumindest Noomi Rapace‘ superbes Schauspiel, das dem Film das Prädikat "Sehenswert" wenn auch mit Abstrichen verleiht.

Fazit & Wertung:

Kim Farrant inszeniert mit Angel of Mine ein grundsätzlich sehenswertes Remake des französischen Films von 2008, doch während die Darstellung seitens Noomi Rapace über jeden Zweifel erhaben sein mag, wirkt das Storytelling doch anfangs recht behäbig und braucht ein wenig zu lange, um wirklich in die Gänge zu kommen.

6,5 von 10 obsessiven Verhaltensweisen

Angel of Mine

  • Obsessive Verhaltensweisen - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Kim Farrant inszeniert mit Angel of Mine ein grundsätzlich sehenswertes Remake des französischen Films von 2008, doch während die Darstellung seitens Noomi Rapace über jeden Zweifel erhaben sein mag, wirkt das Storytelling doch anfangs recht behäbig und braucht ein wenig zu lange, um wirklich in die Gänge zu kommen.

6.5/10
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vgw

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