Review: Anna (Film)

Kommen wir nun zur obligatorischen Freitags-Filmkritik, bevor ich mich nun gleich in den Garten verziehen werde, um dort ein wenig – richtig – zu gärtnern. Kommt mir gut ins Wochenende, genießt das Wetter, lasst es euch gut gehen!

Anna

Anna, FR/USA/CA/RU 2019, 118 Min.

Anna | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Regisseur:
Luc Besson
Autor:
Luc Besson

Main-Cast:
Sasha Luss (Anna)
Luke Evans (Alex Tchenkov)
Cillian Murphy (Lenny Miller)
Helen Mirren (Olga)

Genre:
Action | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Anna | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Als aufstrebendes Model gelangt die junge Anna vom verschneiten Moskau in die Mode-Metropole Paris und ist in der Branche schnell heißbegehrt. Niemand ahnt, dass sie bereits vor Jahren vom KGB rekrutiert worden ist und aus einem ganz bestimmten Grund nach Paris entsandt worden ist, was es ihr umso leichter macht, ihrer Zielperson nahezukommen und sie letztlich auszuschalten. Das allerdings ruft auch den CIA-Agenten Lenny Miller auf den Plan, auch wenn der zunächst Anna kaum verdächtigt, die ohnehin gelernt hat, sich bei Befragungen unbescholten und ahnungslos zu geben. Dennoch begibt sie sich auf zunehmend dünneres Eis, zumal der KGB nicht gerade aufopferungsvoll für seine Agenten sorgt und die durch ihren Kontaktmann Alex Tchenkov in Aussicht gestellte Pensionierung nach fünf Jahren aktivem Dienst als Profi-Killerin wohl auch nur heiße Luft gewesen ist. Anna benötigt dringende eine Exit-Strategie, doch zu ihrem Glück wurde sie ohnehin schon immer von allen unterschätzt und hat noch so einige Asse im Ärmel…

Rezension:

Während schon Luc Bessons letzter Film Valerian ziemlich gefloppt ist, mochte ich den doch eigentlich recht gerne (ohne die Vorlage zu kennen) und habe mich dementsprechend auch wieder auf Anna gefreut, der hinsichtlich seines Themas und Genres natürlich auch ein ganz typischer Besson-Film zu werden versprach. Während der Film ohnehin schon damit zu kämpfen hatte, veröffentlicht zu werden, nachdem Besson sexueller Übergriffe bezichtigt wurde, hatte auch ich ihn nach seinem Erschienen zwischenzeitlich aus den Augen verloren, nun aber endlich sehen können. Die Ermittlungen bezüglich Besson wurden mittlerweile eingestellt, doch hängt das freilich nach, ganz so wie der Film nun eine Art bitteren Beigeschmack behält, zumal der Regisseur und Drehbuchautor nicht erst seit gestern ein Faible dafür hat, seine weiblichen Hauptrollen fernab anderer Talente und Qualitäten stets auch stark zu sexualisieren, wie es erwartungsgemäß auch hier der Fall ist, wenn ein vorgebliches Model die Männer um den Finger wickelt, um sie im passenden Moment ins Jenseits zu schicken.

Szenenbild aus Anna | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Insofern ist es für eine Person aber auch besonders schade, dass Anna nicht unbedingt die verdiente Aufmerksamkeit bekommen hat und das ist Sasha Luss als Bessons neue Entdeckung, die er dann auch kurzerhand in der Hauptrolle besetzt hat. Denn während man zurecht skeptisch sein darf, wenn Models, Musiker oder dergleichen das Filmgeschäft für sich entdecken, spielt Luss tatsächlich wirklich gut, was insbesondere hinsichtlich der Doppelbödigkeit ihrer Figur auch zwingend vonnöten ist und schön herausgearbeitet wird. Das man ihr das Model ebenso abnimmt, liegt in der Natur der Sache, doch überzeugt sie sowohl im Schauspiel als auch den Action-Szenen, wobei es hier im Grunde eigentlich nur eine wirklich längere, bildgewaltige Auseinandersetzung gibt, von deren Art es gern auch noch mehr hätte sein können, denn die meiste Zeit schaltet Anna ihre Zielpersonen dann doch eher mit einem einzigen, gezielten Schuss aus, was der Spannung nicht so zuträglich ist. Dennoch weiß der Streifen dramaturgisch und inszenatorisch zu gefallen, auch wenn er einiges an bekannten Versatzstücken arrangiert und in seinem groben Fortgang wenig überraschend ist, sich vielleicht sogar den Vorwurf gefallen lassen muss, beinahe zu viel von Red Sparrow geklaut zu haben, zu dem die Story teils frappante Ähnlichkeiten aufweist.

Neben Luss spielen die deutlich bekannteren Co-Stars Luke Evans (Midway) und Cillian Murphy (Im Herzen der See) eine merklich untergeordnete Rolle und verkörpern ihrerseits Vertreter von KGB und CIA, bei denen im Grunde außerfrage steht, dass Anna sie um den Finger wickeln wird. Auch hier spricht es für Luss, dass die Charaktere absolut auf Augenhöhe agieren, derweil ansonsten die großartige Helen Mirren (R.E.D.) den Cast vervollständigt und als hochrangiges KGB-Mitglied Olga zwar an der Grenze zur Karikatur changiert, diesen schmalen Grat aber nicht überschreitet und vor allem herrlich undurchschaubar bleibt. Nichtsdestotrotz ist Anna aber in vielerlei Hinsicht ein Agenten-Thriller wie aus dem Baukasten und niemand dürfte überrascht sein, dass sich hier alles und jeder gegenseitig über den Tisch zu ziehen versucht und jede Partei auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Der Grund, dass dieses wenig innovative Treiben aber so gut funktioniert, ist der simple Kniff, die Geschichte in nicht chronologischer Form zum Besten zu geben, denn in munterer Manier springen wir mal fünf Jahre in die Zukunft, mal sechs Monate zurück, wobei sich das Geschehen grundsätzlich Anfang der 1990er verorten lässt.

Szenenbild aus Anna | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Wären also die Überschneidungen mit dem 2018 entstandenen Red Sparrow nicht so gravierend, wäre die Veröffentlichung nicht von den Vorwürfen gegen Besson überschattet worden, hätte aus Anna ein richtiger Hit werden können, doch so stellt man unweigerlich vieles infrage oder zieht Vergleiche, bei denen dieser routiniert, aber auch nicht sonderlich inspiriert inszenierte Thriller des Öfteren den Kürzeren zieht oder in gedanklichen Misskredit gerät, obwohl sich schwerlich echte Kritik an dem Gezeigten formulieren lassen könnte. Entsprechend kann ich den Film Genre-Freunden durchaus ans Herz legen, zumal Sasha Luss eine wirkliche Entdeckung ist, auch wenn man das von ihrer Rolle nicht behaupten kann, die schon beinahe einem Archetyp entspricht, der sich bereits in den letzten Jahrzehnten im Kino etabliert hat. So könnte man, was Thema, Handlungsort und -zeit betrifft, davon sprechen, dass Luc Besson einen Agentenfilm der alten Schule inszeniert hätte, doch obwohl der einige erzählerische Haken schlägt und mit gewieftem gegeneinander ausspielen punktet, hätte ein wenig frischer Wind der Story sicherlich noch gut getan.

Fazit & Wertung:

Luc Besson liefert mit Anna einen routiniert und souverän inszenierten Agenten-Thriller rund um das Spannungsfeld zwischen KGB und CIA, in dessen Zentrum einmal mehr eine wehrhafte Femme Fatale steht. Wenig Neues an der inszenatorischen Front, aber insbesondere dank verschachtelter Erzählweise und einer durchweg gelungenen Besetzung durchaus einen Blick wert, wenn man sich dem Thema zugetan fühlt.

6,5 von 10 routiniert ausgeführten Attentaten

Anna

  • Routiniert ausgeführte Attentate - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Luc Besson liefert mit Anna einen routiniert und souverän inszenierten Agenten-Thriller rund um das Spannungsfeld zwischen KGB und CIA, in dessen Zentrum einmal mehr eine wehrhafte Femme Fatale steht. Wenig Neues an der inszenatorischen Front, aber insbesondere dank verschachtelter Erzählweise und einer durchweg gelungenen Besetzung durchaus einen Blick wert, wenn man sich dem Thema zugetan fühlt.

6.5/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Anna ist am 28.11.19 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei STUDIOCANAL erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

Sharing is Caring:

Hinterlasse einen Kommentar