Review: Die Krone der Sterne: Hexenmacht | Kai Meyer (Buch)

Schon lange keinen Science-Fiction-Roman mehr besprochen und der erste Teil dieser Reihe liegt nun auch schon beinahe zwei Monate zurück, höchste Zeit also, hier mal fortzufahren, auch wenn es sich natürlich weit eher um Space-Fantasy handelt.

Die Krone der Sterne
Hexenmacht

Die Krone der Sterne – Hexenmacht, DE 2018, 480 Seiten

Die Krone der Sterne: Hexenmacht von Kai Meyer | © FISCHER Tor
© FISCHER Tor

Autor:
Kai Meyer
Übersetzer:
entfällt

Verlag (D):
FISCHER Tor
ISBN:
978-3-596-70174-2

Genre:
Science-Fiction | Fantasy | Abenteuer

 

Inhalt:

Falls Kranit sich ebenfalls Sorgen machte, überspielte er sie mit demonstrativer Gelassenheit. Er hatte einmal behauptet, bereits auf Tiamande gewesen zu sein, um in den Palast der Gottkaiserin einzudringen. Dass selbst der letzte Waffenmeister von Amun an dieser Aufgabe gescheitert war, erfüllte Shara gleichermaßen mit Sorge wie mit Genugtuung.

Ein Jahr ist es her, dass es Iniza und ihren Gefährten gelungen ist, sich dem Zugriff des Ordens der Hexen zu entziehen und sich auf dem Planeten Noa zu verbergen, wo Inizas Onkel Fael sich vor geraumer Zeit zum Anführer einer Schar Piraten und Flüchtlinge aufgeschwungen hat. Tanys, die Tochter von Iniza und Glanis, ist mittlerweile sechs Monate alt und wird liebevoll umsorgt, doch spürt Iniza, dass ihnen selbst auf dem entlegenen Noa Gefahr droht. Glanis, der nunmehr als Sicherheitschef fungiert, kann davon ein Lied singen und kommt alsbald einem Komplott auf die Spur. Derweil geraten auch Shara und Kranit andernorts in die Bredouille, während auf Noa die Muse – Überbleibsel aus der Zeit des Maschinenherrschers – die Augen aufschlägt und Iniza bittet, sie zu den Toren von Tau zu begleiten, der uralten Schleuse, die gerüchteweise den Weg zum Pilgerkorridor öffnet…

Rezension:

Schon den ersten Band Die Krone der Sterne habe ich ja durchaus mit Genuss gelesen, hatte dort aber auch zu bemängeln, dass die fehlenden Verschnaufpausen und die gefühlt ununterbrochene Hetzjagd es schwierig machen, wirklich in die von Kai Meyer ersonnene Welt einzutauchen, da Iniza und Konsorten stets Widersacher dicht auf den Fersen gewesen sind. Dem ist hier – zunächst – nicht so und entsprechend wusste mich Hexenmacht als zweiter Teil der Reihe schon auf den ersten Metern mehr zu überzeugen, als es der Vorgänger in seinen besten Momenten geschafft hat (wobei der ja mitnichten schlecht oder nicht lesenswert wäre). Das beginnt eigentlich schon mit dem vorangestellten Prolog, der nicht nur die wichtigsten Ereignisse des Vorgängers zusammenfasst, sondern diese auch in einen größeren Kontext der Geschichte des Kosmos bettet, wie er sich in Meyers Space-Fantasy-Saga präsentiert. Natürlich lässt aber auch hier das große Abenteuer nicht lang auf sich warten, doch anders als im ersten Band werden die zahlreichen Protagonisten überwiegend auf ihr eigenes Abenteuer geschickt und müssen sich versprengt an unterschiedlichsten Orten gegen aufrührerische Piraten, fanatische Anhänger der STILLE, rachsüchtige Minengilden-Oberen und natürlich die Hexen von Kamastraka zur Wehr setzen.

Genau genommen trug Kranit die Schuld an allem hier. Nachdem sie Iniza, Glanis und die Muse nach Noa gebracht hatten, hatte er kurzerhand für sie beide bei den Piraten angeheuert, damit Fael sein Gesicht wahren konnte.

Durch die Aufsplittung der Handlungsstränge gelingt natürlich Die Krone der Sterne: Hexenmacht eine neue, ungeahnte Dynamik und Meyer nutzt die Konstellation ausgiebig, um am Ende diverser Kapitel mit einem Cliffhanger zu entlassen, um hieran anschließend Handlungsort und Figuren zu wechseln. Dergestalt gelingt ihm natürlich ein weiteres Mal ein furioses Abenteuer, das zwar auch nicht unbedingt klassische Verschnaufpausen parat hält, aber deutlich häufiger die Gelegenheit nutzt, auch ruhigere, intimere Momente einzustreuen, die er auch und vor allem zu nutzen versteht, um sein ohnehin schon reichhaltiges und episches Worldbuilding zu neuen Höhen zu treiben. All das nämlich, was im ersten Band vielleicht nur am Rande Erwähnung gefunden hat, sei es die lang zurückliegende Zeit des Maschinenherrschers, das einstige Bündnis zwischen den Hexen und den Waffenmeistern von Amun oder der Pilgerkorridor und das Rätsel darum, was sich an dessen Ende befinden mag, greift der Autor hier erneut auf, vertieft die Mythen und Geheimnisse und nutzt Anknüpfungspunkte, um mehr über die zahlreichen Geheimnisse dieser Welt zu enthüllen.

Dabei macht er auch vor den Figuren nicht Halt und insbesondere über Shara und Kranit – die ein vortreffliches Duo in den Weiten des Alls abgeben – gibt es noch einiges zu erfahren, was mehr oder minder unerwartet daherkommen mag, derweil natürlich auch die Muse einiges an Rätseln aufgibt, einerseits, was ihre bloße Existenz, andererseits, was ihre Beweggründe und Motive betrifft. Wie schon zuvor ist aber Hexenmacht natürlich vor allem anderen ein Fantasy-Abenteuer, das quasi nur zufällig im All angesiedelt ist, doch wer den ersten Band bereits hinter sich hat, weiß natürlich ziemlich genau, was ihn erwarten wird. Und dahingehend kommt diesmal eben das epische Worldbuilding deutlich mehr zum Tragen, zumal eben an unterschiedlichen Enden der Galaxis Konflikte geschaffen werden, statt sich nur auf eine überstürzte Flucht in einem Raumschiff zu konzentrieren. Wenn man überhaupt etwas kritisieren müsste, dann, dass es im Umkehrschluss auch ein wenig schade ist, dass Shara und Kranit, Iniza und Glanis jeweils auf eigene Faust agieren müssen, denn dadurch geht natürlich von der zuvor etablierten Gruppendynamik viel verloren, während insbesondere Iniza zeitweise gefühlt wenig zu tun bekommt, da sie als einzige auf Noa verbleibt. Nicht nur bei ihr fällt auch auf, dass im Grunde der Plot nur wenige Tage umfasst und teilweise doch sehr stringent abgehandelt wird, was aber bei der Vielzahl gar nicht weiter störend ins Gewicht fällt, sondern sich erst im Nachhinein bemerkbar macht.

Shara fuhr herum und erkannte, dass der Pirat mit den spitzen Zähnen geschossen hatte. Er lag verletzt am Boden und schenkte ihr ein blutiges Grinsen. Dankbar nickte sie ihm zu. Offenbar war er einer von Faels geheimen Vertrauensmännern, die es auf jedem Schiff gab, das Noa verließ. Im Ernstfall sorgten sie dafür, dass keiner die Koordinaten des Planeten meistbietend verkaufte.

Apropos "Nachhinein", endet natürlich auch Hexenmacht mit einem Cliffhanger, da sich schließlich noch der Anfang 2019 erschienene Nachfolgeband Maschinengötter, anschließt, der schon ziemlich klar vermuten lässt, worum es gehen wird und wohin die Reise geht. Und auf den freue ich mich schon sehr, denn nachdem ich mich zuvor gut unterhalten gefühlt habe, wusste mich der zweite Band nun richtiggehend zu fesseln, da die Stärken der Reihe und der reichhaltige Background des Ganzen gekonnt ausgebaut worden sind, während sich der Autor – völlig zu Recht – ein weiteres Mal auf sein ausgesucht stimmiges Figurenkonsortium verlässt, um durch die Geschichte zu lotsen. Und gemessen an dem, was hier auf den Weg gebracht wird, verspricht der Finalband tatsächlich noch eine Spur epischer zu werden, gleichwohl der Mittelteil der Trilogie schon mehr als gekonnt vorgelegt hat.

Fazit & Wertung:

Mit Die Krone der Sterne: Hexenmacht vermag sich Kai Meyer noch einmal selbst zu übertreffen und bietet eine packende wie epische Fortsetzung zu seiner Space-Fantasy-Saga. Dank vielschichtiger Handlung und ausgeweitetem Setting taucht man diesmal noch ungleich tiefer in die zahlreichen Legenden und Geheimnisse dieser detailreich gestalteten Welt ein, während freilich auch Weltraum-Action und schockierende Cliffhanger nicht zu kurz kommen.

9 von 10 Raumkathedralen des Kamastraka-Ordens

Die Krone der Sterne: Hexenmacht

  • Raumkathedralen des Kamastraka-Ordens - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Mit Die Krone der Sterne: Hexenmacht vermag sich Kai Meyer noch einmal selbst zu übertreffen und bietet eine packende wie epische Fortsetzung zu seiner Space-Fantasy-Saga. Dank vielschichtiger Handlung und ausgeweitetem Setting taucht man diesmal noch ungleich tiefer in die zahlreichen Legenden und Geheimnisse dieser detailreich gestalteten Welt ein, während freilich auch Weltraum-Action und schockierende Cliffhanger nicht zu kurz kommen.

9.0/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von FISCHER Tor.

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Die Krone der Sterne: Hexenmacht ist am 22.02.18 bei FISCHER Tor erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den folgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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