Review: The Hunt (Film)

Und so kommen wir wieder zum Freitags-Schmankerl in Sachen Film, denn endlich bin ich dazu gekommen, mir diese vielerorts gelobte und wirklich bitterböse Satire anzuschauen, die natürlich vordergründig als ziemliche Splatter-Orgie daherkommt, aber auch erzählerisch einiges zu bieten hat.

The Hunt

The Hunt, USA 2020, 90 Min.

The Hunt | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseur:
Craig Zobel
Autoren:
Nick Cuse
Damon Lindelof

Main-Cast:
Ike Barinholtz (Staten Island)
Betty Gilpin (Crystal)
Amy Madigan (Ma)
Emma Roberts (Yoga Pants)
Ethan Suplee ((Shut the F*** Up) Gary)
Hilary Swank (Athena)
in weiteren Rollen:
Sturgill Simpson (Vanilla Nice)
Reed Birney (Pop)
Steve Coulter (The Doctor)
Wayne Duvall (Don)
Glenn Howerton (Richard)

Genre:
Action | Horror | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Hunt | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Desorientiert und ohne Erinnerung, wie sie dorthin gelangt sein mögen, erwachen insgesamt zwölf Menschen in einem Waldstück nahe einer Wiese, wo sich eine ominöse Holzkiste befindet. Sie alle sind geknebelt und einigen wittern prompt eine Falle, doch einer von ihnen macht sich beherzt daran, die Kiste zu öffnen. In der findet sich dann auch prompt ein ganzes Arsenal an Messer, Pistolen, Gewehren und schnell ist man dabei, sich umfassend zu bewaffnen, als dann auch schon das Feuer auf die Leute eröffnet wird. Nicht allen von ihnen gelingt die Flucht von der Lichtung, zumal der Wald selbst mit Fallen gespickt ist. Noch weiß niemand, was vor sich geht, doch erinnert das Szenario frappierend an ein Internet-Gerücht einer regelmäßig stattfindenden Menschenjagd. Eine der Verschleppten und Gejagten allerdings, die ungemein abgeklärt wirkende Crystal, gedenkt den Spieß umzudrehen und ihrerseits Jagd auf die Jäger zu machen…

Rezension:

Es hätte wohl kaum einen besseren Moment für mich geben können, mir nun endlich auch The Hunt zu Gemüte zu führen, denn die eigentliche Prämisse inspiriert haben sollen die US-Wahlen 2016, bei denen bereits deutlich wurde, wie tief gespalten das Land zwischen Republikanern und Demokraten ist, während man nunmehr jüngst beobachten konnte, dass sich daran auch in vier Jahren nichts geändert hat, auch wenn die Nadel jetzt wieder in Richtung Demokraten ausschlägt. Entsprechend ist die Satire noch immer brandaktuell und hat bereits im Vorfeld für reichlich Zündstoff gesorgt, während sich der eigentliche Film natürlich weitaus "harmloser" präsentiert, was eine etwaige politische Botschaft betrifft, denn die hier zelebrierte Menschenjagd versteht sich als allgemeingesellschaftlicher Kommentar und teilt dementsprechend genüsslich in alle Richtungen aus, so dass sich niemand im Besonderen auf den Schlips getreten fühlen sollte. Harmlos ist derweil nicht die explizite Gewaltdarstellung, so dass Zartbesaitete hier durchaus dem "Ab-18"-Label Glauben schenken und sich nach einem anderen Film umsehen dürfen, denn Gefangene werden hier – im wörtlichen wie übertragenen Sinne – keine gemacht.

Szenenbild aus The Hunt | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Schön hierbei, dass Regisseur Craig Zobel (Z for Zachariah, Compliance) und die beiden Drehbuchautoren Nick Cuse (Maniac) und Damon Lindelof (World War Z) die knackige Laufzeit vom ersten Moment an zu nutzen wissen und bereits auf dem Weg zum eigentlichen Schauplatz mit einer kultverdächtigen Szene aufwarten, während man gerade zu Beginn auf mehrere falsche Fährten geführt wird, wer denn nun eigentlich Hauptfigur in diesem blutigen Treiben ist, weil die meisten eben doch schneller sterben, als man gucken kann (wobei nur in den heftigsten Momenten die Kamera tatsächlich abblendet). Wäre da nur nicht das Cover mit Betty Gilpin, wäre das Rätselraten freilich noch weitaus effektiver, doch auch so machen die wechselnden Perspektiven, die unerwarteten Abschiede und die sich bald anbahnenden Wendungen eine Menge Freude. Vor allem anderen ist The Hunt aber eine mit comichaft überhöhter Gewalt punktende Satire, die sich in das Gewand eines Action-Thrillers – oder hier vielleicht eher Survival-Thriller – hüllt und dabei kaum Längen oder Unpässlichkeiten vorzuweisen hat, sondern mit jedem Twist und Paradigmenwechsel neu zu begeistern vermag.

Das beginnt schon damit, dass die meisten sicherlich ein ziemlich klares Bild davon haben dürften, wer hier Jagd auf wen macht (bei der Frage Republikaner vs Demokraten), doch hier wird der Spieß umgedreht und eine Horde schießwütiger Liberale macht Jagd auf wehrhafte Rednecks. In den Pausen derweil kann man sich dann schon mal im Schützenbunker über gendergerechte Sprache austauschen und sich allgemein für die eigene "Political Correctness" loben, bevor man dann wieder auf Menschen zu schießen beginnt. Subtil ist das alles nicht, aber augenzwinkernd allemal, zumal der gesamte Cast mit merklich Spaß bei der Sache ist und sich zuweilen auch bereitwillig dafür hergibt, über den Haufen geschossen (oder von einer Mine zerfetzt) zu werden, bevor man überhaupt den Namen der Figur erfährt. Noch vor Emma Roberts (Billionaire Boys Club), Ike Barinholtz (Bright) oder Ethan Suplee (Santa Clarita Diet) vermag aber eben vor allem Betty Gilpin (GLOW) zu begeistern, die zwar eine reichlich entrückte, beinahe lethargische Performance zum Besten gibt, hierin aber Weltklasse erreicht und vor allem den Eindruck stützt, ihre Figur Crystal würde zuweilen denken, das alles nur zu träumen. Nicht von ungefähr, denn die aberwitzige Hetzjagd wirkt schon reichlich surreal, selbst und gerade wenn man in einer gelungenen Rückblende erfährt, wie es eigentlich überhaupt dazu kam.

Szenenbild aus The Hunt | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Last but not least vermag sich schließlich The Hunt noch einmal selbst zu toppen, wenn es zum finale Zweikampf zwischen Crystal und Athena (Hillary Swank, The Homesman) kommt, denn fernab dessen, dass die beiden ungemein trainiert haben müssen, um ein solches Spektakel zu kredenzen, braucht sich die gesamte Auseinandersetzung mitnichten vor den Größen des Action-Genres zu verstecken und lässt auch hier die beißend satirische Ader des Vorangegangenen nicht missen. Übrigens eine Gratwanderung, die der Film tatsächlich über die gesamte Strecke zu meistern weiß, so dass einerseits das Brutale durch das Überhöhte abgemildert wird, einem andererseits aber gerne auch mal das Lachen im Halse stecken bleibt, wenn es wieder einen der Jagd-Teilnehmer auf der einen oder anderen Seite erwischt. Rundherum also ein gelungener Spaß abseits des Mainstream, der aber eben längst nicht so provokant oder diskussionswürdig ist, wie man vermuten würde, sondern eben einfach nur höllisch konsequent und fies zu allen Seiten austeilt und dabei in die Vollen geht.

Fazit & Wertung:

Craig Zobel kredenzt mit The Hunt eine bestens aufgelegte Satire mit brutaler Rezeption und reichlich Gore, die zwar wenig subtil, aber durchweg unterhaltsam und derb daherkommt. Das kann man sowohl oberflächlich schlichtweg genießen, als auch die die am Rande mitschwingende Gesellschaftskritik aufnehmen, um sich zum Nachdenken bewegen zu lassen.

8,5 von 10 kaltblütigen Tötungen

The Hunt

  • Kaltblütige Tötungen - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Craig Zobel kredenzt mit The Hunt eine bestens aufgelegte Satire mit brutaler Rezeption und reichlich Gore, die zwar wenig subtil, aber durchweg unterhaltsam und derb daherkommt. Das kann man sowohl oberflächlich schlichtweg genießen, als auch die die am Rande mitschwingende Gesellschaftskritik aufnehmen, um sich zum Nachdenken bewegen zu lassen.

8.5/10
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The Hunt ist am 03.09.2020 auf DVD und Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Greifenklaue 23. November 2020

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