Review: Little Fires Everywhere (Serie)

Und da wäre ich schon wieder mit der Serien-Rezension für diese Woche, obwohl es mir heute merklich schwer gefallen ist, mich zu motivieren, wofür ich das triste Wetter draußen verantwortlich mache.

Little Fires Everywhere

Little Fires Everywhere, USA 2020, ca. 58 Min. je Folge

Little Fires Everywhere | © Hulu
© Hulu

Serienschöpfer:
Liz Tigelaar
Celeste Ng (Buch-Vorlage)
Ausführende Produzenten:
Lynn Shelton
Liz Tigelaar
Kerry Washington
Pilar Savone
Reese Witherspoon
Lauren Neustadter

Main-Cast:
Reese Witherspoon (Elena Richardson)
Kerry Washington (Mia Warren)
Joshua Jackson (Bill Richardson)
Rosemarie DeWitt (Linda McCullough)
Jade Pettyjohn (Lexie Richardson)
Lexi Underwood (Pearl Warren)
Megan Stott (Izzy Richardson)
Gavin Lewis (Moody Richardson)
Jordan Elsass (Trip Richardson)
in weiteren Rollen:
Lu Huang (Bebe Chow)
Geoff Stults (Mark McCullough)
Jesse Williams (Joe Ryan)
Sarita Choudhury (Anita Rees)
Byron Mann (Ed Lan)
Colby French (Lou)
Isabel Gravitt (April Jarvis)
Stevonté Hart (Brian Harlins)
Paul Yen (Scott)
Jaime Ray Newman (Elizabeth Manwill)
AnnaSophia Robb (Young Elena)
Tiffany Boone (Young Mia)

Genre:
Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Little Fires Everywhere | © Hulu
© Hulu

Gemeinsam mit ihrer Tochter Pearl trifft Mia Warren als im Grunde obdachlose, alleinerziehende Mutter mit künstlerischen Ambitionen in der Planstadt Shaker Heights ein, einem Vorstadtidyll in Ohio. Elena Richardson, Oberhaupt einer sechsköpfigen Familie, vermietet in ihrer vermeintlichen Großzügigkeit an die afroamerikanische Frau und ihre Tochter, geht sogar so weit, ihr eine Stelle als Haushälterin anzubieten, worin sie sich in ihrer progressiven, liberalen Art bestätigt fühlt. Dessen ungeachtet kommt es aber natürlich schnell zu ersten Reibereien zwischen den Müttern unterschiedlichen Standes und unterschiedlicher Herkunft, denn während Mia nicht gewillt ist, den längst institutionalisierten Rassismus hinzunehmen, setzt Elena alles daran, ihr gesamtes Leben – und damit gleich das ihres Mannes und ihrer Kinder – weiter in geordneten Bahnen zu halten. Es brodelt in der Vorzeigevorstadt und die Eskalation scheint unvermeidlich, bis schlussendlich das Anwesen der Richardsons in Flamen steht – Brandstiftung, kleine Feuer überall…

Rezension:

Es ist nun schon wieder einige Monate her, da trudelte mit Little Fires Everywhere eine weitere Miniserie ins Streaming-Angebot von Amazon, die ihrerseits auf einem gleichnamigen Buch-Bestseller basiert und ursprünglich bei Hulu veröffentlicht worden ist. Nun kenne ich zwar – wie häufiger der Fall – den zugrundeliegenden Roman nicht, doch allein die Tatsache, dass Reese Witherspoon (Der große Trip) hier gleichermaßen als Produzentin wie auch Hauptdarstellerin in Erscheinung tritt, ließ mich neugierig werden, derweil auch Kerry Washington (Django Unchained) nun längst keine Unbekannte mehr ist. Dabei wirkt die Serienadaption tatsächlich sogar lohnender als das Buch selbst, denn auch wenn sie beide sich dieselbe Story teilen, wirkt die Geschichte hier noch ungleich interessanter dadurch, dass Mia und ihre Tochter Pearl hier nun schwarz sind, was die Konflikte, die Dringlichkeit, die Unabwendbarkeit der Zuspitzung noch verdeutlicht, kaum anderes zulässt, als dass die Geschichte sich entwickelt, wie sie sich entwickelt. Dabei nimmt sich die Miniserie einiges vor, denn es geht eben nicht nur um Mütter und Töchter, strukturellen Rassismus, weiße Privilegien und Vorurteile, es geht auch um differierende Lebensentwürfe und Ansichten, den Wunsch nach Selbstverwirklichung, Erwachsenwerden und die Akzeptanz, nicht alles im Leben kontrollieren zu können.

Szenenbild aus Little Fires Everywhere | © Hulu
© Hulu

Leider wirkt die Serie ob ihrer Themen oft und schnell einmal überfrachtet, was man auch daran festmachen kann, dass die Story gleich mit dem in Flammen stehenden Haus der Richardsons eröffnet, um von dort mehrere Wochen in die Vergangenheit zu springen und die Geschichte quasi von hinten aufzurollen, denn die Frage danach, wer für die Brandstiftung verantwortlich sein wird, gerät schon bald in den Hintergrund und ist quasi mit dem Beginn der zweiten Episode längst vergessen. Natürlich kehrt Little Fires Everywhere immer mal wieder zu diesem Kern zurück und widmet sich schließlich abschließend der – wenig überraschenden – Auflösung, doch ist hier weit mehr der Weg das Ziel. Der Weg allerdings ist nicht nur ganz bewusst voller überzeichneter Klischees und Stereotypen, nein, er driftet auch des Öfteren in regelrechte Soap-Gefilde ab, was leider keine allzu schmeichelhafte Kombi darstellt. Zwar gelingt es im Laufe der Staffel, den Figuren mehr Profil und Tiefe zu verleihen, doch muss man bis dahin einiges an Plattitüden in Kauf nehmen.

So hatte ich für meinen Teil das Gefühl, dass die Serie oft selbst nicht wisse, ob sie reinrassiges Drama oder doch lieber Satire sein möchte, denn vieles ist überspitzt und wird bewusst forciert, könnte aber auch (noch) bissiger inszeniert sein, während Little Fires Everywhere ohnehin auf kleiner Flamme köchelt und eher ruhig und zurückhaltend erzählt wird. Derweil sich Schicht um Schicht die handelnden Figuren, die Zusammenhänge und inneren Dämonen offenbaren und demaskieren, weiß der Kern des Konflikts um Mia und Elena im Grunde zu jedem Zeitpunkt zu überzeugen und fesseln. Jedoch viele der – teils überflüssig wirkenden – Nebenhandlungen um deren Kinder oder selbst Elenas Mann Bill (Joshua Jackson) dümpeln zuweilen vor sich hin und wirken – böse formuliert -wie Füllmaterial. Ähnliches könnte man von der obligatorischen Rückblendenepisode Das Unheimliche (1.06) behaupten, doch bringt die immerhin eine bravourös aufspielende AnnaSophia Robb (Ganz weit hinten) als junge Elena mit sich, wohingegen die Ausführlichkeit des Gezeigten nicht unbedingt notgetan hätte, die Vergangenheit der beiden Hauptfiguren zu beleuchten.

Szenenbild aus Little Fires Everywhere | © Hulu
© Hulu

Wo sich Little Fires Everywhere aber hervortut, ist der offensive Blick zurück in die Neunziger, dorthin, wo alles besser schien, aber letztlich kaum anders war, als es heutzutage ist. So wird der Name gleich doppelt Programm, denn Themen, die hier auf kleiner Flamme köcheln, nur eine Minderheit zum empörten Aufschrei verleiten, haben sich heutzutage längst zum – verdienten – Flächenbrand ausgewachsen. Da war nichts besser, höchstens unterschwelliger, teils gesamtgesellschaftlich geduldet, egal, ob es um vermeintliche Farbenblindheit geht, um die stolz geschwellte Brust der weißen Oberschicht, wenn sie die Chance gekommen sieht, sich als fortschrittlich und weltoffen präsentieren zu können, ohne die eigenen – fragwürdigen – Verhaltensmuster hinterfragen zu müssen. Dadurch wirkt die Miniserie beinahe irritierend aktuell und schafft den Spagat zwischen Familiendrama und gesellschaftlicher Anklage. Gäbe es das Pathos nicht, die teils schablonenhaften Dialoge, dann wäre diese Neunziger-Chose eine uneingeschränkte Empfehlung, steckt aber auch so noch voller sehens- und lohnenswerter Momentaufnahmen und feinfühlig inszenierter Begegnungen. Ein wenig bissiger und abgründiger hätte sie darüber hinaus gerne noch ausfallen können, denn nach einem gelungenen Auftakt wirkt doch vieles eher handzahm inszeniert.

Fazit & Wertung:

Mit Little Fires Everywehre liefert Hulu eine durchaus gelungene und sehenswerte Bestsellerverfilmung, die vor allem anderen dank ihrer beiden Hauptdarstellerinnen Reese Witherspoon und Kerry Washington zu überzeugen weiß. Fernab des zentralen Konflikts allerdings rutscht vieles zu oft auf Soap-Niveau, um wahlweise als Drama oder Satire restlos überzeugen zu können.

7 von 10 Schwelbränden

Little Fires Everywhere

  • Schwelbrände - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Mit Little Fires Everywehre liefert Hulu eine durchaus gelungene und sehenswerte Bestsellerverfilmung, die vor allem anderen dank ihrer beiden Hauptdarstellerinnen Reese Witherspoon und Kerry Washington zu überzeugen weiß. Fernab des zentralen Konflikts allerdings rutscht vieles zu oft auf Soap-Niveau, um wahlweise als Drama oder Satire restlos überzeugen zu können.

7.0/10
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Episodenübersicht:

01. Der Funke (7/10)
02. Buchclub (7/10)
03. 70 Cent (7/10)
04. Das Spinnennetz (7/10)
05. Duo (7/10)
06. Das Unheimliche (7/10)
07. Das perfekte Bild (8/10)
08. Der Ausweg (7,5/10)

 
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Little Fires Everywhere ist seit dem 22.05.2020 exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.

Prime Video:


vgw

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