Review: UnREAL | Staffel 3 (Serie)

Bevor ich mich auch mal wieder neueren Produktionen widme, lasst uns doch noch schnell von der dritten Staffel hiervon reden, denn auch wenn ich immer meine Zeit brauche, um mich der nächsten Staffel zu widmen – eine steht noch aus –, gefällt mir die Serie doch immer noch ungebrochen gut.

UnREAL
Staffel 3

UnREAL, USA 2015-2018, ca. 42 Min. je Folge

© Lifetime

Trailer:

Inhalt:

© Lifetime

Die nächste Staffel Everlasting steht in den Startlöchern und ausführende Produzentin Quinn gelingt es gar, ihre beste Manipulatorin Rachel Goldberg zu überreden, zurückzukehren. Ansonsten hat sich am Konzept der Show nicht viel geändert, mit Ausnahme davon, dass diesmal eine attraktive Junggesellin namens Serena Wolcott im Mittelpunkt steht und eine ganze Schar Männer mit reichlich Testosteron im Blut um ihre Gunst buhlt. Wie stets ist das Drama hinter der Kamera aber weit größer als das, was die Strippenzieher im Hintergrund für die Fernsehshow inszenieren, wovon insbesondere Rachel ein Lied singen kann, die sich mit Hilfe des Psychologen Dr. Simon endlich ihrer Vergangenheit zu stellen versucht. Derweil versucht die einstmals arglose Madison, nun bei den Großen der Branche mitzumischen und legt ihre letzten Skrupel ab, während Chett nicht müde wird, um die Gunst von Quinn zu buhlen. Doch wie so oft bei der Dating-Show droht alsbald alles aus dem Ruder zu laufen, zumal viele der Beteiligten so manch verhängnisvolles Geheimnis hüten…

Rezension:

Es hat wieder eine Weile gedauert, bis ich mich an die nunmehr dritte (und somit vorletzte) Staffel UnREAL begeben habe, doch die gute Nachricht vorab: es bleibt gewohnt zynisch, bitterbös satirisch und allgemein herrlich fies, derweil diesmal weniger die neue Staffel Everlasting im Vordergrund steht – die noch immer ein fieses, aber gar nicht mal so abwegig erscheinendes Zerrbild von The Bachelor und anderen, artverwandten Produktionen darstellt –, sondern mehr als sonst die persönlichen Befindlichkeiten von Protagonistin Rachel Goldberg, die auch dieses Mal wieder mit reichlich lethargischem Esprit von Shiri Appleby verkörpert wird. So wird hier endlich weitergehend auf ihre Vergangenheit eingegangen und auch ihre Eltern spielen eine nicht zu vernachlässigende Rolle in dem Reigen, derweil die Show selbst einen neuen Psychologen bekommen hat, der sich anschickt, Rachels Traumata und Problemen auf den Grund zu gehen.

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Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass es nicht auch bei Everlasting spannend bliebe, denn diesmal orientieren sich Quinn und Rachel an dem Erfolgsformat The Bachelorette und setzen eine Junggesellin ins Zentrum der Ereignisse, die von einer ganzen Schar Männer umschwärmt und umworben wird. Die eigentliche Konzeption bleibt aber natürlich dieselbe und so werden auch hier Intrigen gesponnen und die Teilnehmer auf manipulative Art auf- und gegeneinander gehetzt, während sich die erfolgreiche Serena Wolcott (Caitlin FitzGerald) den Manipulationen tatsächlich überlegen fühlt und nicht glaubt, dergestalt in die Richtung geschubst werden zu können, die den Producerinnen vorschwebt (womit sie sich natürlich gewaltig täuschen wird). Die dritte Staffel UnREAL ist aber dennoch im Kern die Geschichte des Versuchs der Selbstfindung von Rachel, die endlich mit den Dämonen ihrer Vergangenheit abschließen will, noch nicht ahnend, dass es derer in der Gegenwart schon reichlich gibt, um sie nur ja niemals aus der Abwärtsspirale herauszulassen.

Obwohl Rachel also schon mehrfach versucht hat, ihren Dienst bei Everlasting zu quittieren, ist sie also auch in dieser Staffel wieder mit Hingabe bei der Sache, wenn es gilt, die Protagonisten für die bestmögliche Einschaltquote in Position zu bringen. Die Methoden sind sicherlich altbekannt aus den vorangegangenen zwei Staffeln, wirken aber immer noch erstaunlich frisch, eben ganz so, wie man es aus den hier persiflierten Dating-Shows kennt, die nun einmal auch immer nach demselben Schema ablaufen und dennoch Scharen von Zuschauern ein ums andere Mal zu begeistern wissen. Dennoch machen sich zugegebenermaßen ganz leichte Ermüdungserscheinungen bemerkbar, die jetzt zwar nicht den Genuss an der Serie trüben, es aber durchaus sinnvoll und nachvollziehbar erscheinen lassen, dass der produzierende Sender Lifetime nach vier Staffeln das Projekt beendet hat, denn mittlerweile haben viele der Beteiligten so viel Schuld auf sich geladen, so viele Leichen im Keller, dass es schwer fällt, dies einerseits noch zu toppen, andererseits glaubhaft vermitteln zu können, dass sie daran noch nicht zerbrochen sind (was bei einer der Figuren hier bereits angedeutet wird).

© Lifetime

Ansonsten weiß UnREAL aber auch im dritten Jahr herrlich zu unterhalten, wenn man denn auf diese abgrundtief zynische, bitterböse Art des Storytellings steht, bei der es wirklich kaum eine Figur gibt, die eben nicht bereit wäre, über Leichen zu gehen, um die eigenen Ziele zu erreichen. In diesem Kontext ist im übrigen – während sich Rachel und Quinn in ihrem Habitus weitestgehend treu bleiben – die Entwicklung von Chett (Craig Bierko) sehr gelungen, der in der ersten Staffel ja noch ein wirklicher Kotzbrocken war – und auch hier zuweilen nicht gerade sensibel ist –, aber grundsätzlich langsam auch liebenswerte Seiten offenbart. Heimliches Highlight, wenn auch nur am Rande beleuchtet, ist aber die Entwicklung von Producerin Madison (Genevieve Buechner), die anfänglich noch als prinzipientreues und schüchternes Mauerblümchen in Szene gesetzt worden ist, nun aber alles an die Hand gelegt bekommt, um die nächste Rachel Goldberg oder gar Quinn zu werden, was man gleichermaßen fasziniert wie erschreckt beobachten kann. Alles in allem also wieder ein durchweg herrlich garstiges Vergnügen, auf dessen Abschluss in der vierten Staffel ich mich jetzt schon freue, denn auch wenn das Staffelfinale gut und gerne auch als Ende getaugt hätte, gibt es doch noch einiges zu erzählen, was hier schlussendlich in der Schwebe geblieben ist, zumal auch Rachel noch weit davon entfernt ist, eine wirkliche Katharsis zu erleben.

 
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UnREAL | Staffel 3 ist seit dem 27.02.18 exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.