Review: UnREAL | Staffel 4 (Serie)

Normalerweise stünde ja heute eigentlich eine weitere Filmkritik auf dem Plan, doch habe ich gar nichts freitagstaugliches in petto, worüber ich heute schreiben könnte. Da ich ja aber ein findiges Kerlchen bin und mich daran erinnert habe, dass es sich ja nur um ein selbst auferlegtes Veröffentlichungsschema handelt, habe ich kurzerhand die Serienkritik für morgen vorgezogen und werde dann eben ausnahmsweise am Samstag einen Film besprechen anstatt heute.

UnREAL
Staffel 4

UnREAL, USA 2015-2018, ca. 42 Min. je Folge

UnREAL | © Lifetime
© Lifetime

Serienschöpfer:
Marti Noxon
Sarah Gertrude Shapiro
Ausführende Produzenten:
Marti Noxon
Robert M. Sertner
Sarah Gertrude Shapiro
Bill Davenport
Sally DeSipio
Stacy Rukeyser

Main-Cast:
Shiri Appleby (Rachel Goldberg)
François Arnaud (Tommy Castelli)
Craig Bierko (Chet Wilton)
Jeffrey Bowyer-Chapman (Jay Carter)
Genevieve Buechner (Madison)
Adam Demos (August Walker)
Brennan Elliott (Graham)
Natalie Hall (Candy Coco)
Meagan Holder (Noelle Jackson)
Alejandro Muñoz (Rodrigo)
Constance Zimmer (Quinn King)
in weiteren Rollen:
Tom Brittney (Roger Lockwood)
Alex Sparrow (Alexi Petrov)
Tracie Thoms (Fiona Berlin)
Alli Chung (Skye)
Meghan Heffern (Sofia)
Christopher Russell (Jack)
Donavon Stinson (AD Dan)
Natasha Wilson (Maya)
Samantha Cole (Emily)

Genre:
Drama | Satire | Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus UnREAL | © Lifetime
© Lifetime

Obwohl Rachel sich eigentlich bereits von Everlasting und dem Show-Business losgesagt hatte, kehrt sie auf Drängen ihrer Freundin und Mentorin schlussendlich doch ans Set zurück, schließlich gilt es, eine ganz besondere Staffel der Verkupplungs-Show zu kreieren, sozusagen Everlasting All-Stars mit zahlreichen mehr oder minder bekannten Gesichtern. Doch mit ihrer Rückkehr zur Show geht anscheinend auch ein Verlust letzter Skrupel einher und Rachel zieht tatsächlich alle Register, um die Teilnehmerschaft nach Strich und Faden zu manipulieren, was sogar so weit geht, dass selbst Quinn schockiert ist und mit Schrecken erleben muss, welche Art Monster sie im Laufe der Jahre herangezüchtet hat, denn Moral oder Grenzen scheinen für Rachel nur noch Worte ohne Bedeutung zu sein, derweil sie die Produktion seelisch wie körperlich kaputtzumachen droht. Ein Ausweg aus der Spirale aus Lügen, Manipulation und Intrigen scheint allerdings kaum sichtbar…

Rezension:

Ich hatte ja gehörige Freude mit den vorangegangenen drei Staffeln UnREAL und hätte mir im Vorfeld kaum träumen lassen, wie unterhaltsam, bösartig und abgründig diese Medien-Satire geraten könnte, die sich tatsächlich in jedem Jahr neu zu übertrumpfen gewusst hat, obwohl es schon im ersten Jahr mit einem Todesfall während der Produktion begonnen hat. Und auch hier gedenken Serienschöpfer und Showrunner Marti Noxon und Sarah Gertrude Shapiro letztmalig alle Register zu ziehen und was wäre da naheliegender, als auch aus der Show in der Show – gemeint ist natürlich Everlasting – eine All-Stars-Sendung zu machen, die vergangene Staffeln und deren TeilnehmerInnen Revue passieren lässt? Die 2018 bei Hulu veröffentlichte Staffel weist dabei diesmal nur acht anstelle der üblichen zehn Episoden auf, liefert aber dennoch ein durchaus würdiges Finale, wenn man auch mancherorts merkt, dass es ein wenig gehetzter wirkt und die Ereignisse sich noch schneller zuspitzen, als man das aus früheren Jahren gewohnt ist. Weit eher gewöhnungsbedürftig ist derweil, dass viele der prominent platzierten Nebenfiguren hier eher wenig zu tun bekommen und sich auch deren Storylines in Grenzen halten, weil natürlich vordergründig die Geschichte von Rachel Goldberg auserzählt werden soll, um die Serie zu einem zufriedenstellenden Abschluss zu bringen.

Szenenbild aus UnREAL | © Lifetime
© Lifetime

Dabei hatte Rachel im Grunde nach der dritten Staffel schon ihr Happy End spendiert bekommen und entsprechend erschüttert – aber auch irritiert – darf man sein, wenn sie nun am Set der Show noch skrupelloser zu Werke geht als in der Vergangenheit ohnehin schon. Das ist dem Umstand geschuldet, dass zwischenzeitlich bereits eine Absetzung nach drei Staffeln im Raum stand und so wirkt tatsächlich diese vierte und letzte Staffel UnREAL zuweilen ein wenig wie hintendran gepappt, was sich aber nur selten wirklich bemerkbar macht. Fakt ist nämlich auch, dass die Serie sich auch im vierten Jahr ihren abgrundtief bösartigen Humor bewahrt und lustvoll über die Stränge schlägt, was nicht nur die zunehmend skrupellosen Manipulationsversuche anbelangt, sondern eben auch die Story an sich, die zugegebenermaßen mit jedem weiteren Jahre an Bodenhaftung und Erdung verloren hat. Entsprechend over the top wirkt dann leider auch das Serienfinale Sudden Death (4.08), das zwar noch mit einigen markigen Twists aufwartet, auf den letzten Metern aber doch konsequent alle Grenzen sprengt. Das mag manchem zu viel des Guten sein und über das Ziel hinausschießen, doch ist es immerhin dramaturgisch konsequent und mit abstrichen ein durchaus gelungener – vor allem diesmal endgültiger – Abschied von einer Show, die sich über ihre vier Staffeln hinweg ein erzählerisch gleichbleibendes Niveau bewahrt hat, wie man es nur selten erlebt.

Und obwohl hier die realen Erfahrungen von Sarah Gertrude Shapiro bekanntermaßen miteingeflossen sind, bedeutet das natürlich nicht, dass in diesem Fall "erzählerisches Niveau" von einer gewissen Glaubhaftigkeit und Konsistenz kündet, denn mit jeder weiteren Folge hofft man ja quasi seit der ersten Episode, dass es hoffentlich nicht wirklich ganz so garstig und manipulativ bei den einschlägigen Formaten zugeht, die hier verballhornt, überhöht, demontiert werden. Und die vierte Staffel UnREAL vermag in dieser Beziehung tatsächlich noch einmal eine Schippe draufzulegen, was insbesondere an dem ungehemmten, regelrecht schockierenden Verhalten von Rachel (Shiri Appleby) liegt, die in Gestalt des Producer-Neuzugangs Tommy Castelli (François Arnaud) tatsächlich jemanden gefunden zu haben scheint, der ihr in Sachen Skrupellosigkeit in nichts nachsteht. Entsprechend ist auch eine neuerliche Wandlung bei Quinn (Constance Zimmer) zu beobachten, die Rachel vermehrt Blicke zuwirft, die den Schrecken in ihrem Inneren erkennen lassen, welche Art Monster sie (mit)erschaffen hat. Aber nur weil es noch grausamer zugeht in der Everlasting-All-Stars-Staffel, heißt das nicht, dass es nicht auch zuweilen witzig würde, wobei einem auch hier wieder gern – wie in den Jahren zuvor – das Lachen im Halse steckenbleiben mag und letzthin das Drama merklich überwiegt.

Szenenbild aus UnREAL | © Lifetime
© Lifetime

Auch hier könnte man wieder über die Grenzen des guten Geschmacks streiten und ein paar Trigger-Warnungen vor der Serie wären schon immer angebracht gewesen, doch dem satirischen Ursprung geschuldet, kann sich UnREAL natürlich auch einiges herausnehmen und nutzt das gewinnbringend für eigene Zwecke, womit natürlich genau die Erfolgsformel der einschlägigen Show-Formate kopiert wird, deren menschenverachtende Mechanismen hier aufs Korn genommen werden. Sei es drum, ist auch die vierte Staffel ein zufriedenstellender, gelungener Abschluss, der aber auch erkennen lässt, dass man die Serie mitnichten beliebig hätte verlängern können, denn der Kreislauf auf Manipulation und Selbsthass, Opportunismus, Geltungsbedürfnis, Resignation und Zynismus zeigt bereits hier leichte Abnutzungserscheinungen, weil zunächst beispielsweise Rachel relativ grundlos in alte Verhaltensmuster zurückzufallen scheint, wobei sich dieser Kritikpunkt im weiteren Verlauf selbstredend relativiert, wenn man dahinterzukommen beginnt, was sie noch immer nicht verarbeitet hat. Und entsprechend kathartisch gestaltet sich, womit Noxon und Shapiro ihre Mär von der Show-Producerin enden lassen, zwar übertrieben und impulsiv, aber auf eine verquere Art eben auch ungemein passend.

Fazit & Wertung:

Im vierten und letzten Jahr UnREAL ziehen die Verantwortlichen noch einmal alle Register und auch wenn es der Dramaturgie nicht immer unumwunden gut steht, dass hier ein jedes Mal eine Schippe draufgelegt wird, bleibt die abgründig-bissige Satire sich doch bis zuletzt treu und spielt letztmalig ihre Stärken aus, bevor es endgültig zu Ende geht.

8 von 10 böswilligen Manipulationen

UnREAL | Staffel 4

  • Böswillige Manipulationen - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Im vierten und letzten Jahr UnREAL ziehen die Verantwortlichen noch einmal alle Register und auch wenn es der Dramaturgie nicht immer unumwunden gut steht, dass hier ein jedes Mal eine Schippe draufgelegt wird, bleibt die abgründig-bissige Satire sich doch bis zuletzt treu und spielt letztmalig ihre Stärken aus, bevor es endgültig zu Ende geht.

8.0/10
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Sende

Episodenübersicht: Staffel 4

01. All in (7,5/10)
02. Double Down (8/10)
03. Wild Card (8/10)
04. Cold Call (8,5/10)
05. No Limit (9/10)
06. Tilt (9/10)
07. Bluff (8/10)
08. Sudden Death (7,5/10)

 
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UnREAL | Staffel 4 ist seit dem 14.09.18 exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.

vgw

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