Review: Last Christmas (Film)

Zeit für eine letzte große Weihnachts-(Film-)Offensive, denn bereits diese Woche werden wir uns dem Finale der Festtage widmen können, auch wenn die in diesem Jahr sicherlich ganz anders verlaufen mögen, als das viele von uns gewohnt sind. Fangen wir mal an mit einem Werk, das im letzten Jahr die Leute ins Kino getrieben und mich nun eben vor den Fernseher gebracht hat.

Last Christmas

Last Christmas, USA/UK 2019, 103 Min.

Last Christmas | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseur:
Paul Feig
Autoren:
Emma Thompson
Bryony Kimmings

Main-Cast:
Emilia Clarke (Kate)
Henry Golding (Tom)
in weiteren Rollen:
Michelle Yeoh (Santa)
Emma Thompson (Petra)

Genre:
Komödie | Drama | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Last Christmas | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Kate ist Mitte zwanzig und lebt im schönen London, wo sie davon träumt, einst als Musical-Star erfolgreich zu werden. Dumm nur, dass Kate sich aber ein ums andere Mal selbst Steine in den Weg legt und ihr Leben alles andere als gemeistert bekommt, spätestens seit sie nach schwerer Krankheit – über die sie jedoch nicht reden möchte – merklich aus dem Tritt geraten ist und sich noch weiter von ihrer Familie entfernt hat. Die verleugnet Kate ebenso wie ihre jugoslawische Herkunft und die Tatsache, dass sie eigentlich Katarina heißt, doch während sie sich mit einem Aushilfsjob in einem Weihnachtsladen nur schwerlich über Wasser hält, gehen ihr langsam auch die Freunde aus, auf deren Couch sie noch nächtigen könnte. Eines Tages aber begegnet Kate dem empathischen wie liebenswerten Tom, der sie mit seinem Optimismus zwar reichlich vor den Kopf stößt, aber nach und nach auch dazu bringt, ihr Leben zu hinterfragen und sich zum besseren Menschen zu wandeln. Das irritiert nicht nur Kates Chefin, sondern auch Familie und Freunde, während Kate sich langsam aber sicher in den mysteriösen fremden verguckt, mit dem sie so manch nächtlichen Ausflug durchs malerisch geschmückte London unternimmt…

Rezension:

Man könnte es fast schon als Konzept-Rezension begreifen, dass ich heute, nach dem Kinostart von "letzte Weihnacht" über Last Christmas berichte, aber das ist natürlich kaum mehr als ein witziger Zufall und es macht schlichtweg Sinn, einen Weihnachtsfilm auch in der Weihnachtszeit zu sichten und zu besprechen, denn wer käme schon unterjährig mit dem ganzen Kitsch und Festtagsbombast zurecht, der hier gerne kredenzt wird. Erschwerend kommt hier noch hinzu, dass Mit-Drehbuchautorin und Schauspielerin Emma Thompson sich vom namensgebenden, logischerweise gleichnamigen Wham!-Song hat inspirieren lassen, der wohl einen der meistgehassten Christmas-Evergreens überhaupt darstellt. So ist natürlich auch dieser Vertreter des Sub-Genres für Weihnachtsmuffel absolut ungeeignet und kommt mit einer zusätzlichen Schicht Zuckerguss daher, gibt sich zuweilen aber auch angenehm zynisch und frech, was die Sache deutlich beschwingter und tatsächlich lohnender macht als die vielen Retorten-Filme, die dieser Tage aus dem Boden zu sprießen scheinen.

Szenenbild aus Last Christmas | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Konzeptionelle und erzählerische Schwächen mag es auch hier sicherlich geben und allein der schlussendliche Twist dürfte für viele wenig überraschend kommen und ist nicht einmal sonderlich packend inszeniert, doch bis dahin hat man schlichtweg eine Menge Spaß und Freude an Last Christmas, was zu großen Teilen einer bestens aufgelegten Emilia Clarke (Ein ganzes halbes Jahr) zu verdanken ist, die trotz egoistischer und Attitüde und oft ruppiger Art in ihrem grünen Elfinnen-Kostüm ungemein charmant daherkommt. Zum Glück, denn vieles sonst am Skript ist reichlich plakativ geraten und auch wenn es schön ist, dass man sich bemüht hat, neben dem bekannten Ohrwurm noch weitere George-Michael-Songs zu integrieren, hätte das sicherlich mit etwas mehr Feingefühl geschehen können, so dass die Pop-Historie des 2016 verstorbenen Musikers zwar den Klangteppich, aber eben weit weniger den dramaturgischen Unterbau zum Film liefert. Derweil muss ich zugeben, dass mir der Song dieses Jahr ohnehin selten untergekommen ist, was vielleicht dazu beigetragen hat, dass dem Film das Unmögliche gelingt, nämlich, den Song ein Stück weit zu rehabilitieren. Da bedarf es dann nicht einmal einer außergewöhnlichen Gesangsbegabung seitens Clarke, um beim finalen Ständchen zum Mitsingen zu animieren.

Bis dahin allerdings – also speziell im letzten Drittel – wird es aber auch ungleich getragener, dramatischer und ernsthafter in Last Christmas, was dem Streifen nicht unbedingt guttut. Denn auch wenn Obdachlosigkeit, Brexit, Ausländerhass allesamt wichtige Themen sein mögen, werden sie hier doch so stiefmütterlich thematisiert, dass es eben mehr wie eine lästige Pflichtübung wirkt, um so etwas wie Zeitgeist in die Sache zu weben oder den Bedingungen des Rechtegebers Michael Rechnung zu tragen, der darauf insistierte, Obdachlosigkeit möge zwingend thematisiert werden. Letzteres, in Form von Kates Hilfe bei der Essensausgabe, ihrer Planung des Weihnachts-Konzerts und dergleichen – natürlich alles von Tom inspiriert – ist dabei noch gelungen und vor allem integraler Bestandteil der Handlung, doch der Rest wirkt schlichtweg deplatziert und wird nach wenigen Minuten wieder ad acta gelegt. Erschwerend kommt hinzu, dass man bei Kates Selbstfindungstrip im weiteren Verlauf auch immer häufiger auf den von Henry Golding (Nur ein kleiner Gefallen) verkörperten Tom verzichten muss, der durch zunehmende Abwesenheit glänzt, was versierte Zuschauer längst auf die richtige Fährte geführt haben dürfte.

Szenenbild aus Last Christmas | © Universal Pictures
© Universal Pictures

So ist die zweite Hälfte von Last Christmas leider längst nicht so beschwingt und unterhaltsam, wie es der gelungene Auftakt und die durchaus schmissigen Gags vermuten lassen würden – Zynismus und Festtagsstimmung sind immer eine gute Mischung –, doch reißen es zumindest ein Stück weit die Nebenfiguren raus, ob es sich dabei eiben um Emma Thompson (Im Rausch der Sterne) als Kates Mutter Petra handelt, die mit mehr als sprödem Charme überzeugt, oder Kates Chefin Santa (Michelle Yeoh, Das Morgan Projekt), die sich in eine herrlich absurd inszenierte Liebschaft mit einem Sauerkraut-Spezialisten stürzt. Die skurrilen Nebenschauplätze sind es dann auch, die den Film davor bewahren, endgültig ins Mittelmaß abzudriften, wobei der vorherrschende Weihnachts-Kitsch hierzu sein Übriges tut, wohlgemerkt natürlich nur, wenn man sich dem aufgeschlossen fühlt. Eine gewisse Affinität zu weihnachtlichem Märchen-Touch sollte man aber durchaus voraussetzen können, wenn man sich einem dergestalt betitelten Werk widmet und trotz teils signifikanter dramaturgischer Schwächen gelingt es Regisseur Paul Feig (Nur ein kleiner Gefallen) im Großen und Ganzen durchaus, sich angenehm vom weihnachtlichen Einheitsbrei abzuheben und tatsächlich eine vergleichsweise gehaltvolle Geschichte zu erzählen, auch wenn der ein wenig mehr Subtilität – und eine weniger platte Wendung – sicherlich gutgetan hätten.

Fazit & Wertung:

Mit Last Christmas liefert Paul Feig einen Weihnachtsfilm ab, der merklich mehr sein möchte als purer Kitsch, sich aber leider ein wenig mit seinen Themen und der vorherrschenden Dramaturgie verzettelt. Das macht aber weniger aus, als man meinen würde, weil Hauptdarstellerin Emilia Clarke dafür umso mehr mit Charme und Witz brilliert, während der musikalische Klangteppich aus George-Michael-Songs zwar subtiler hätte gelegt werden können, aber ohne Frage funktioniert. Sieht man wohlwollend über die offenkundigen Schwächen hinweg, bleibt daher dennoch ein charmantes und beschwingtes Weihnachtsmärchen.

7,5 von 10 Blicken nach oben

Last Christmas

  • Blicke nach oben - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Mit Last Christmas liefert Paul Feig einen Weihnachtsfilm ab, der merklich mehr sein möchte als purer Kitsch, sich aber leider ein wenig mit seinen Themen und der vorherrschenden Dramaturgie verzettelt. Das macht aber weniger aus, als man meinen würde, weil Hauptdarstellerin Emilia Clarke dafür umso mehr mit Charme und Witz brilliert, während der musikalische Klangteppich aus George-Michael-Songs zwar subtiler hätte gelegt werden können, aber ohne Frage funktioniert. Sieht man wohlwollend über die offenkundigen Schwächen hinweg, bleibt daher dennoch ein charmantes und beschwingtes Weihnachtsmärchen.

7.5/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimme)
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Last Christmas ist am 26.03.2020 auf DVD und Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Stepnwolf 5. Januar 2021

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