Review: Late Night – Die Show ihres Lebens (Film)

Vorbei die Zeiten, als ich Dutzende Blog-Artikel auf Halde liegen hatte, die nur auf Veröffentlichung warten, und da macht es sich dann auch mal bemerkbar, wenn ich krankheitsbedingt – nichts Wildes – nicht so kann, wie ich gern würde. Doch zum Wochenende hin möchte ich dann doch mal wieder einen Artikel veröffentlichen und mit einem zwar nicht bahnbrechenden, aber doch unterhaltsamen Feel-Good-Movie in die freien Tage entlassen.

Late Night
Die Show ihres Lebens

Late Night, USA 2019, 102 Min.

Late Night - Die Show ihres Lebens | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseurin:
Nisha Ganatra
Autorin:
Mindy Kaling

Main-Cast:
Emma Thompson (Katherine Newbury)
Mindy Kaling (Molly Patel)
in weiteren Rollen:
Max Casella (Burditt)
Hugh Dancy (Charlie Fain)
John Lithgow (Walter Lovell)
Denis O’Hare (Brad)
Reid Scott (Tom Campbell)
Amy Ryan (Caroline Morton)

Genre:
Komödie | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Late Night - Die Show ihres Lebens | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Katherine Newbury ist seit Jahrzehnten erfolgreiche und mehrfach preisgekrönte Late-Night-Talkerin im amerikanischen TV, hat sich zuletzt aber doch etwas zu sehr auf ihre Beliebtheit verlassen und spult ihr allabendliches Programm eher lustlos und wenig interessiert ab, was freilich auch den Quoten der Show nicht guttut. Während sich Katherine noch damit beschäftigt, die Kritik an ihrem rein weißen, rein männlichen Autoren-Team zu unterminieren und hierzu die unerfahrene Molly anheuern lässt, verkündet Senderchefin Caroline Morton ihr, dass ihre Show abgesetzt würde. Das will sich Newbury aber nicht gefallen lassen und springt gar über ihren Schatten, sich mit dem eigenen Autorenteam auseinanderzusetzen, in das Molly einiges an frischen Wind bringt, auch wenn sie mit ihrer Art mehrfach aneckt. Tatsächlich sind es aber die frischen Impulse der Quereinsteigerin, die womöglich dringend vonnöten sind, um aus Katherines Talk-Show wieder eine Produktion mit Biss und Relevanz zu machen…

Rezension:

Late-Night-Talks sind hierzulande längst nicht die große Nummer wie in Amerika, doch auch bei uns ist das Konzept bekannt und mehrfach erprobt, wobei natürlich hier wie dort auffällig ist, dass es sich im Grunde noch immer um eine reine Männer-Domäne handelt, weshalb es wenig verwundert, dass Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Mindy Kaling hier den ungewöhnlichen Weg geht, mit der von Emma Thompson verkörperten Katherine Newbury eine weibliche Late-Night-Talkerin von Format und Beliebtheit in Szene zu setzen, auch wenn die sich manch schlechte Angewohnheit mit ihren männlichen Pendants teilt und beispielsweise nicht glaubt, dass eine Frau genauso bissig, scharfzüngig und witzig schreiben könnte wie ein Mann, weshalb auch ihr Autorenteam ausschließlich aus männlichen, weißen Schreibern besteht. Kein Wunder, dass die frisch zur Gruppe stoßende Molly sich alles andere als einfach in die bestehende Hierarchie einfügt, zumal ihr von mehreren Seiten der Vorwurf entgegenschlägt, nur aufgrund der Quote – sowohl ihr Geschlecht als auch ihre Abstammung betreffend – eingestellt worden zu sein. Durchaus also aktuelle Themen, denen sich Late Night – Die Show ihres Lebens hier widmet, auch wenn vieles reichlich plakativ und oberflächlich behandelt wird, was dahingehend zu verschmerzen ist, dass fernab des gesellschaftskritischen Einschlags natürlich der Humor im Vordergrund steht.

Szenenbild aus Late Night - Die Show ihres Lebens | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Mehr noch als Mindy Kaling (Die Highligen drei Könige) ist es aber in dem von Nisha Ganatra inszenierten Film die gewohnt großartige Emma Thompson (Last Christmas), die zum Einschalten verleiten dürfte, so dass man auch ihrer Figur Katherine mühelos den Kultstatus der gefeierten Late-Night-Talkerin abnimmt, wobei Late Night erst richtig an Fahrt aufnimmt, wenn Kaling und Thompson gemeinsam vor der Kamera agieren und sich nach und nach zusammenraufen dürfen. Freilich gibt es hierbei genreübliche Fallstricke, Probleme und Missverständnisse zu bewältigen, während Newbury langsam wieder zu alter Größe zurückfindet, die sie letzthin ein wenig zahnlos haben erscheinen lassen, doch ist der Ausgang der Chose natürlich von vornherein gewiss. Dennoch vermag der Film als solches zu überzeugen, was vorrangig an den beiden Protagonistinnen liegt, aber eben auch mit den oft wirklich gelungenen Gags zusammenhängt, während es zunächst eines der vorrangigen Themen ist, dass die Talkerin mittlerweile Experimente scheut und sich neuesten Entwicklungen und Errungenschaften, allem voran dem ihr unverständlichen Social Media verschließt, was natürlich ihre Show etwas altbacken und sie selbst als nur noch wenig relevant erscheinen lässt.

Ansonsten nutzt Kaling das Setting aber auch, um aufzuzeigen, was genau an der Branche kritisiert wird, ohne hier jedoch den erhobenen Zeigefinger überzustrapazieren, wenn es dann doch einmal etwas dramatischer oder ernsthafter wird. Kein Wunder derweil, dass die Männer in diesem Reigen nur die zweite Geige spielen, wobei man sich hier dennoch einiger Charakterköpfe versichert, die in ihren – zurückhaltend angelegten, kleineren – Rollen zu glänzen verstehen, ob es sich dabei um John Lithgow (The Accountant) als Katherines Ehemann Walter handelt oder die von Hugh Dancy (Hannibal) und Denis O’Hare (American Horror Story) verkörperten Senderangestellten, um nur einige zu nennen. Dennoch krankt Late Night auch ein wenig an dem, was innerhalb des Films der Late-Night-Show vorgeworfen wird, denn ein wenig mehr Biss hätte dem Ganzen gutgetan, derweil sich jedes Drama, jede Verwicklung, jedes Vorurteil hier in Windeseile in Luft aufzulösen scheint und allein das unweigerliche Happy-End vor Zuckerguss und Einigkeit nur so trieft, was schon ein wenig viel Wunschdenken auf einmal sein mag.

Szenenbild aus Late Night - Die Show ihres Lebens | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Und auch da erweist sich dann insbesondere Thompson wieder als erdendes und verbindendes Element, denn ihre mit spröder Attitüde und trockenem Humor angereicherte Figur ist doch unerwartet komplex und vielschichtig geraten für einen vornehmlich als Komödie ausgewiesenen Film, derweil Kaling bei ihrer eigenen Figur Molly leider nicht so viel Sorgfalt hat walten lassen und sie doch eher eindimensional und vorhersehbar in Szene setzt. Dadurch macht Late Night aber kaum weniger Spaß, man muss sich halt nur mit dem Gedanken anfreunden, dass hier noch weitaus mehr drin gewesen wäre, wenn man sich nicht der Utopie einer sich in Wohlgefallen auflösenden Dramaturgie hingegeben hätte, sondern die Untiefen des Business noch forscher und schonungsloser ausgelotet hätte, denn gerade dafür wäre die Prämisse des Ganzen durchaus prädestiniert gewesen, während es so in weiten Teilen bei einem beschwingten, locker-leichten Filmvergnügen bleibt, dessen kritische Ansätze auch gerne mal im Keim erstickt werden. Allein aufgrund von Oscar-Preisträgerin Emma Thompson sollte man aber durchaus dennoch einen Blick riskieren, wenn einen das Sujet ganz grundsätzlich reizt.

Fazit & Wertung:

Mit Late Night – Die Show ihres Lebens inszeniert Nisha Ganatra eine charmante und gelungene Dramedy um die fiktive Late-Night-Talkerin Katherine Newbury, die dank Emma Thompsons großartiger Darstellung schnell für sich einnimmt, wohingegen der weitere Plot gerne etwas mehr Biss als auch Feinschliff hätte vertragen können, was aber mitnichten heißt, dass der Film nicht für anderthalb höchst unterhaltsame Stunden taugen würde, die zumindest in Ansätzen auch ein wenig Gesellschaftskritik offerieren.

7 von 10 bissigen und scharfzüngigen Monologen

Late Night – Die Show ihres Lebens

  • Bissige und scharfzüngige Monologe - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Mit Late Night – Die Show ihres Lebens inszeniert Nisha Ganatra eine charmante und gelungene Dramedy um die fiktive Late-Night-Talkerin Katherine Newbury, die dank Emma Thompsons großartiger Darstellung schnell für sich einnimmt, wohingegen der weitere Plot gerne etwas mehr Biss als auch Feinschliff hätte vertragen können, was aber mitnichten heißt, dass der Film nicht für anderthalb höchst unterhaltsame Stunden taugen würde, die zumindest in Ansätzen auch ein wenig Gesellschaftskritik offerieren.

7.0/10
Leser-Wertung 7.5/10 (2 Stimmen)
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Late Night – Die Show ihres Lebens ist am 09.01.2020 auf DVD und Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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