Review: Raya und der letzte Drache (Film)

So, dann schauen wir mal, wie das mit dem Blog-Artikel so läuft heute, nachdem ich ja nun doch einige Tage pausiert habe.

Raya und der letzte Drache

Raya and the Last Dragon, USA 2021, 107 Min.

Raya und der letzte Drache | © Walt Disney
© Walt Disney

Regisseure:
Don Hall
Carlos López Estrada
Paul Briggs (Co-Regisseur)
John Ripa (Co-Regisseur)
Autoren:
Qui Nguyen
Adele Lim

Main-Cast:

Kelly Marie Tran (Raya [Stimme])
Awkwafina (Sisu [Stimme])
Izaac Wang (Boun [Stimme])
Gemma Chan (Namaari [Stimme])
Daniel Dae Kim (Benja [Stimme])
Benedict Wong (Tong [Stimme])

Genre:
Animation | Fantasy | Action | Abenteuer

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Raya und der letzte Drache | © Walt Disney
© Walt Disney

Einst war das Reich von Kumadra in Frieden geeint und die Menschen lebten friedlich mit magischen Drachen Seite an Seite, die ihnen Freude, Wasser und Leben spendeten. Doch dann tauchten allerorten die verderbten Mächte der Drunn auf und verwandelten Menschen wie Drachen in Stein und einzig ein letztes Aufbegehren der Drachen schuf einen magischen Kristall, der die Drunn zu besiegen und zu vertreiben imstande war. Die Menschen erwachten zu neuem Leben, doch die Drachen blieben versteinert, während das Reich von Kumadra in fünf verfeindete Landstriche zerfiel. Seitdem sind 500 Jahre vergangen und als eine neu entfachte Fehde dafür sorgt, dass der magische Kristall zerbricht, kehren auch die Drunn zurück. Einzig Raya, Tochter des Kristallwächters Benja, ist davon überzeugt, dass womöglich doch noch ein Drache am Leben sein könnte und in der Lage wäre, nicht nur den Stein wieder zusammenzusetzen, sondern letztlich auch das Reich Kumadra und die Menschen wieder zu vereinen…

Rezension:

Nachdem Raya und der letzte Drache hierzulande schon nicht im Kino starten konnte und stattdessen bei Disney+ im VIP-Zugang veröffentlicht wurde, steht der Film nun auch regulär und ohne Zusatzkosten zur Verfügung, was für mich Grund genug war, mich ebenfalls in die Welt von Kumadra zu begeben, das von den Ländern Südostasiens inspiriert worden ist. Und bereits in den ersten Minuten wird deutlich, dass man sich hier eine reichhaltige Geschichte für das gewählte Fantasy-Setting zurecht gelegt hat, die mehr als nur ein wenig neugierig macht, leider aber in weiterer Folge auch kaum mehr als angerissen wird. So gibt es zwar die fünf konkurrierenden, rivalisierenden und miteinander verfeindeten Reiche, doch abgesehen von einigen optischen Erkennungsmerkmalen, sowohl was die Landstriche als auch die Garderobe angeht, unterscheidet sie doch wieder eher wenig voneinander, während Raya sich nach einem gelungenen und atmosphärischen Intro aufmacht zu einer anderthalbstündigen Schnitzeljagd durch das zerfallene – und tendenziell überraschend postapokalyptisch und fatalistisch anmutende – Kumadra.

Szenenbild aus Raya und der letzte Drache | © Walt Disney
© Walt Disney

Diese Schnitzeljagd – anders kann man es wirklich kaum bezeichnen – ist aber auch eines der größten Probleme von Raya und der letzte Drache, denn so gelungen und großartig die Animationen sein mögen, so schwelgerisch und verschwenderisch die Vorgeschichte sein mag, ist der eigentliche Plot des Films an generischen Versatzstücken kaum zu übertreffen. Nachdem nämlich Raya den letzten noch lebenden Drachen namens Sisu gefunden und auf Stand gebracht hat, was sich in den letzten 500 Jahren ereignet hat, geht es in stoischer Stringenz von Reich zu Reich, um dort jeweils einen Teil des in die Brüche gegangenen Kristalls einzusammeln und nebenbei – welch ein Zufall – neue Verbündete zu finden, die sich der munteren und zunehmend illustren Gruppe anschließen und letztlich – wenig überraschend – Vertreter aller fünf Reiche beinhalten. Da hat man es hier mit den Sidekicks sozusagen besonders gut gemeint, obwohl Raya eigentlich schon mit Sisu schon beschäftigt genug sein dürfte, schließlich handelt es sich um einen durchaus quirligen, spleenigen und oft ein wenig naiven Drachen.

Anstatt sich aber nun auf die namensgebenden Protagonistinnen zu fokussieren, werden in steter Regelmäßigkeit neue Gefährten eingeführt, wobei man es hier auch zuweilen übertreibt, während ansonsten überraschend viel Action für einen Disney-Film mit von der Partie ist, derweil dafür stattdessen weder gesungen noch getanzt wird. Das hätte hier auch schlecht gepasst, denn auch wenn natürlich auch dieser Film wieder von Humor durchzogen ist, wirkt die Welt von Raya und der letzte Drache doch vergleichsweise ernst und erwachsen, was wiederum den Kontrast zu Sisu erhöht, die schon von der Animation her weitaus verspielter und bunter wirkt. Das passt, sind die Drachen schließlich quasi ausgestorben und somit Relikte einer früheren, glücklicheren Zeit, die nun schon ein halbes Jahrtausend zurückliegt. Dieser Kontrast und Eindruck werden noch verstärkt durch die Interpretation der Figur seitens Awkwafina (Jumanji 2: The Next Level), was gleichsam für die deutsche Synchronsprecherin Maria Hönig gilt. Gleichermaßen überzeugend ist derweil Kelly Marie Tran (Star Wars) als Sprecherin von Raya (im Deutschen Christina Ann Zalamea), die zwar einerseits eine Disney-Prinzessin im klassischen Sinne verkörpert, was hier aber nur am Rande Erwähnung findet und schon gar keine Irritation mehr dahingehend auslöst, dass die sich als ausgesprochen wehrhaft, eigenständig und mutig erweist. In dieser Hinsicht ist nun also auch Disney in der heutigen Zeit angekommen und erzählt eine Geschichte von Mut, Freundschaft und Vertrauen, deren Botschaft im Kern manchmal ein wenig plakativ wirken mag, aber wie schon so oft funktioniert und berührt.

Szenenbild aus Raya und der letzte Drache | © Walt Disney
© Walt Disney

Es sind dann wirklich die Kleinigkeiten, die einem das Sehvergnügen zumindest ein wenig verleiden, so dass die Motivation der Antagonistin schärfer und besser hätte herausgearbeitet werden können (und insbesondere in diesem Kontext gern und oft auch irritierend wirkt), während das aufgeweckte Trickbetrüger-Baby nebst Affenbande mir persönlich ein wenig viel des Guten war (wohingegen das Schicksal eines brummbärigen Barbaren wieder weitaus mehr berührt). Ansonsten lässt die fragmentarisch-episodische Erzählweise die große Welt leider sehr zusammenschrumpfen, weil es gefühlt jeweils nur wenige Minuten braucht, um zum nächsten Schauplatz zu reisen, wo es dann in leichter Variation das nächste Kristallstück aufzugabeln gilt. Erst im letzten Drittel vermag Raya und der letzte Drache dann so richtig seine Stärken auszuspielen und vor allem das vorherrschende Thema "Vertrauen" noch einmal herauszuarbeiten, während es auch hier überraschend düster, ernst und tragisch wird, wobei man schlussendlich natürlich auf das Disney-Ende vertrauen darf, bei dem sich alles zum Guten wendet. Das heißt jetzt alles mitnichten, dass es kein gelungener, unterhaltsamer und sehenswerter Film wäre, doch reicht er eben erzählerisch nicht an die Sternstunden der Animationsschmiede heran.

Fazit & Wertung:

Mit Raya und der letzte Drache gelingt Disney auch diesmal wieder ein mitreißendes Animationsabenteuer mit Herz und Humor, doch in Sachen Storytelling macht man es sich leider leicht und folgt einem enttäuschend generischen Pfad, der noch dazu gepflastert ist mit kaum ausgearbeiteten Nebenfiguren, deren Daseinszweck sich leider die meiste Zeit in ein paar halbgaren Gags erschöpft. Das Potential dieser optisch wie inhaltlich so spannenden Fantasy-Welt bleibt somit weitestgehend ungenutzt, wohingegen Prinzessin Raya und Drache Sisu als Protagonistinnen auf ganzer Linie überzeugen.

7,5 von 10 Fragmenten des Drachenkristalls

Raya und der letzte Drache

  • Fragmente des Drachenkristalls - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Mit Raya und der letzte Drache gelingt Disney auch diesmal wieder ein mitreißendes Animationsabenteuer mit Herz und Humor, doch in Sachen Storytelling macht man es sich leider leicht und folgt einem enttäuschend generischen Pfad, der noch dazu gepflastert ist mit kaum ausgearbeiteten Nebenfiguren, deren Daseinszweck sich leider die meiste Zeit in ein paar halbgaren Gags erschöpft. Das Potential dieser optisch wie inhaltlich so spannenden Fantasy-Welt bleibt somit weitestgehend ungenutzt, wohingegen Prinzessin Raya und Drache Sisu als Protagonistinnen auf ganzer Linie überzeugen.

7.5/10
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Raya und der letzte Drache ist seit dem 05.03.21 im VIP-Zugang und seit dem 04.06.21 ohne Aufpreis bei Disney+ verfügbar. Am 27.05.21 ist der Film auf DVD und Blu-ray bei Walt Disney erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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