Review: I Still See You (Film)

Kommen wir heute mal wieder zu einem Werk, dessen Ausgangslage mich fasziniert und damit angelockt hat, das aber daraus leider absolut nichts zu machen gewusst hat.

I Still See You

I Still See You, USA 2018, 98 Min.

I Still See You | © Concorde
© Concorde

Regisseur:
Scott Speer
Autoren:
Jason Fuchs (Drehbuch)
Daniel Waters (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Bella Thorne (Veronica Calder)
Richard Harmon (Kirk Lane)
Louis Herthum (Dr. Martin Steiner)
Dermot Mulroney (August Bittner)

Genre:
Fantasy | Horror | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus I Still See You | © Concorde
© Concorde

Nach einem beispiellosen Unglück in einem nahegelegenen Kraftwerk leben die Einwohner eines kleinen Örtchens in einer regelrecht apokalyptisch anmutenden Welt, die dadurch geprägt ist, dass einem allerorten die Geister der Verstorbenen begegnen, die allerdings keine Einflussnahme auf die Welt der Lebenden nehmen und unbeteiligt ihrem Tun nachgehen, weshalb man sich nun nach mehreren Jahren weitestgehend an die Erscheinungen gewöhnt hat. Hier lebt auch die junge Veronica, der morgens ihr verstorbener Vater am Frühstückstisch begegnet, doch eines Tages entdeckt sie einen neuen Geist in ihrem eigenen Haus und befürchtet, dass der es auf sie abgesehen haben könnte. Gemeinsam mit dem Außenseiter Kirk versucht sie, der Sache auf den Grund zu gehen und wagt sich in weiterer Folge bis in die Sperrzone vor, in der das Unglück seinerzeit seinen Anfang nahm…

Rezension:

An I Still See You habe ich mich ja tatsächlich nur herangewagt, weil mir die Prämisse des Ganzen so spannend schien, dass es einen Ort, eine Welt geben soll, in der einem tagtäglich – und über Jahre hinweg – die Geister der Verstorbenen begegnen, denn auch wenn das Konzept nun auch nicht zu hundert Prozent frisch und neu sein mag, hörte sich das schon durchaus spannend und vielversprechend an. Und genauso startet dann auch der Film, der sich erst einmal wirklich Mühe gibt, mit dieser Ausgangssituation vertraut zu machen und einige faszinierende Alltagsbegegnungen bereithält, um den Boden zu bereiten für die sich anschließende Story. Im Detail hätte ich zwar schon an dieser Stelle Kleinigkeiten zu bemängeln gehabt, stand dem Ganzen aber noch wohlwollend und interessiert gegenüber. Hat man diesen Part aber erst einmal hinter sich gebracht, geht es leider langsam los mit den Klischees und Banalitäten, die man sich von solcherlei Art von Film tatsächlich ja auch irgendwie erwarten würde. Dennoch hätte ich gehofft, dass der von Scott Speer inszenierte Film einen eigenständigeren Pfad einschlagen würde, als sich bloß an Versatzstücken von Teenie-Fantasy-Abenteuern zu bedienen.

Szenenbild aus I Still See You | © Concorde
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Zugegeben, Speers filmische Vita umfasst nicht gerade Vielversprechendes, aber man wird ja wohl noch hoffen dürfen, zumal der Auftakt von I Still See You eben durchaus gefällt. Wenn sich aber die Außenseiter Veronica und Kirk zusammenraufen und pseudowissenschaftlich erklärt wird, wie es ihnen gelingen könnte, eine Geister-Erscheinung zu filmen, wird es schon einmal grenzwertig albern und wenn Veronica sich dann allerorten von dem mysteriösen Geist Brian bedroht sieht, versucht man da auch merklich unbeholfen, so etwas wie Grusel-Atmosphäre zu kreieren, während Veronica natürlich nichts Besseres einfällt, als in Richtung ihres vermeintlichen Verfolgers zu laufen, um nur ein triviales Beispiel zu nennen, wo man es sich dramaturgisch schon sehr einfach macht. Überhaupt wird die Story zunehmend verworrener, bringt noch eine Reihe Morde ins Spiel und fragt im selben Atemzug nach der Ursache der Katastrophe, während unsere Hobby-Ermittler natürlich selbst in die – vermeintlich militärisch abgeriegelte – Sperrzone einfach eindringen können, um auch noch eine Stippvisite zu machen und ein paar Informationsbrocken abzugreifen.

Es liegt mir natürlich fern, den Film weitergehend zusammenzufassen oder zu spoilern, aber dummerweise macht das I Still See You selbst schon oft genug und so einiges, was einem im letzten Drittel als Twist verkauft wird, hat man so oder zumindest ähnlich schon lange kommen sehen. Qualitativ gibt es also einen merklichen Abwärtstrend zu verzeichnen und da hilft dann auch ein Schauspieler wie Dermot Mulroney (Stoker) nicht mehr, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, zumal der als liebenswürdiger Lehrer an Veronicas Schule weitestgehend verheizt wird. Apropos aber Veronica, vermag es Bella Thorne (The Babysitter) in keiner Weise, ihr glaubhaftes Gebaren an die Hand zu geben und mit so etwas wie Tiefgang zu punkten, was wiederum auch für den stereotypen Kirk (Richard Harmon) gilt, der als echter Außenseiter natürlich ein Herz aus Gold hat und sich selbstredend binnen weniger Minuten dazu breitschlagen lässt, der verzweifelten Veronica zur Seite zu stehen. I-Tüpfelchen ist dann noch Thornes schwarze Perücke, die zu jedem Zeitpunkt als solche zu erkennen ist, was einen natürlich grübeln lässt, warum die Haare unbedingt haben schwarz sein müssen oder ob alternativ färben nicht auch eine Idee gewesen wäre.

Szenenbild aus I Still See You | © Concorde
© Concorde

Da sind wir dann aber schon bei den Kleinigkeiten angelangt, zu denen auch die nicht immer sehr überzeugenden Effekte zählen, obwohl mir ganz grundsätzlich die Inszenierung der Geister noch mitunter am besten gefallen hat,, ebenso wie sie den überzeugendsten Part der Story geben. Drumherum aber gibt es leider nicht viel mehr als einen halbgaren wie übernatürlichen Kriminalfall, ominöse Geheimnisse und natürlich reichlich Herzschmerz und Drama, während das, womit man bei I Still See You rechnen würde, also Thrill und Grusel, Spannung und Mystery, die meiste Zeit auf der Strecke bleibt oder von Plattitüden verdrängt wird, die das Ganze in letzter Konsequenz zu einem nur leidlich unterhaltsamen Vergnügen machen, obwohl der kaum 100 Minuten umfassende Reigen grundsätzlich angenehm knapp bemessen ist. Teilpunkte kann es hier also leider nur für die vielversprechende Prämisse und einen gelungenen Auftakt geben, der Rest versumpft leider zusehends in Belanglosigkeit und Vorhersehbarem, was die Möglichkeiten des Sujets bei weitem unausgeschöpft lässt.

Fazit & Wertung:

Scott Speer präsentiert mit I Still See You einen zunächst vielversprechenden Horror-Thriller mit spannender Prämisse, doch leidlich fähige DarstellerInnen, einen zunehmend vermurkst wirkender Plot und aberwitzige, dennoch kaum überraschende Wendungen lassen das Werk schnell in Beliebigkeit und Langeweile abdriften. Da wäre deutlich mehr drin gewesen, zumal man selbst den Grusel stets vergebens sucht.

3,5 von 10 Geister-Erscheinungen

I Still See You

  • Geister-Erscheinungen - 3.5/10
    3.5/10

Fazit & Wertung:

Scott Speer präsentiert mit I Still See You einen zunächst vielversprechenden Horror-Thriller mit spannender Prämisse, doch leidlich fähige DarstellerInnen, einen zunehmend vermurkst wirkender Plot und aberwitzige, dennoch kaum überraschende Wendungen lassen das Werk schnell in Beliebigkeit und Langeweile abdriften. Da wäre deutlich mehr drin gewesen, zumal man selbst den Grusel stets vergebens sucht.

3.5/10
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vgw

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