Review: Die Ballade von Halo Jones 3 (Graphic Novel)

Heute komme ich mal wieder in den Genuss, eine vor gefühlten Urzeiten angefangene Reihe auch mal zu beenden, auch wenn das im vorliegenden Fall schlichtweg heißt, dass von damals bis heute schlichtweg nichts mehr gefolgt ist, obwohl Moore und Gibson sich doch vorgenommen hatten, eine lebensumspannende Storyline zu kreieren.

Die Ballade von Halo Jones 3

The Ballad of Halo Jones, USA 1986, 96 Seiten

Die Ballade von Halo Jones 3 | © Panini
© Panini

Autor:
Alan Moore
Zeichner:
Ian Gibson

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-741-62165-9

Genre:
Science-Fiction | Action | Abenteuer

 

Inhalt:

Nachdem die abenteuerlustige und umtriebige Halo Jones von ihren jüngsten Eskapaden in den Weiten des Alls desillusioniert worden ist, strandet sie im Jahre 4960 auf dem abgelegenen Planeten Kozz, wo der Name Programm ist. Dergestalt auf dem Abstellgleis gelandet, macht Halo sich kaum noch Hoffnungen auf ein sinnstiftendes, geschweige denn abenteuerliches Leben, doch zu ihrem Glück landet eines Tages ein Militärschiff und versucht, willige und fähige Soldaten zu rekrutieren. Halo kann es kaum fassen, als sie in deren Reihen auch ihre alte Freundin Toy erblickt, die sie kurzerhand dazu überredet, der Sache doch mal eine Chance zu geben. Krieg allerdings, das muss Halo schnell lernen, ist in Wirklichkeit ganz anders als in den propagandistischen Broschüren und auch beim Abschleppen hilft es kaum, damit prahlen zu können, wie man einen Kontrahenten mit den bloßen Händen blendet…

Rezension:

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich gemeinsam mit Halo Jones Abenteuer in den Weiten des Alls einer allzu fernen Zukunft erlebt habe, doch konnte ich mich schnell wieder in den gewohnt hochwertig daherkommenden Sammelband hineinfuchsen, der zudem diesmal noch quasi in Überlänge daherkommt und nicht etwa "nur" zehn Episoden (die auch hier wieder jeweils fünf Seiten umfassen) liefert, sondern gleich fünfzehn an der Zahl. Wermutstropfen in dem Zusammenhang ist allerdings auch, dass es sich derweil um den letzten Band dieser Art handeln wird, denn seit ihrer Erstveröffentlichung in den 1980ern hat es nun bis heute keine Fortsetzung der Abenteuer von Halo Jones gegeben, auch wenn Alan Moore und Ian Gibson Die Ballade von Halo Jones ursprünglich als insgesamt neun Bände umspannendes Epos geplant haben mögen, das die Geschicke von Halo von jungen Jahren bis hin zu ihrem Tod skizziert. Dazu wird es nun aller Voraussicht nach logischerweise nicht mehr kommen, doch da die jeweiligen Bände in sich durchaus geschlossen scheinen, bietet nun auch der dritte Band einen zufriedenstellenden Abschluss, auch wenn viele der Andeutungen neugierig machen, wie es womöglich weitergegangen wäre, zumal sich auch hier wieder aus dem Subtext herauslesen lässt, dass Protagonistin Halo Jones in dieser fiktiven Zukunft zu einer mehr als bedeutenden, historischen Persönlichkeit heranwächst.

Davon ist sie nun hier noch weit entfernt, auch wenn Alan Moore hier bereits erzählerisch einen Sprung macht und einige Jahre vergehen lässt, bevor wir Halo auf dem abgeschiedenen Planeten Kozz erneut begegnen, wo sie alsbald für die terranische Armee rekrutiert wird. Damit haben Moore und Gibson dann auch das Überthema für ihren dritten Sammelbang gefunden, der dadurch erwartungsgemäß auch der düsterste Vertreter der Reihe wird. Humor und teils aberwitzige Einfälle mag es auch hier noch zuhauf geben, doch gehen die einher mit viel realem Schrecken und einigen erschütternden Begebenheiten, die nicht nur den Fatalismus dieser ersonnenen Zukunft im Allgemeinen, sondern speziell die Sinnlosigkeit des Krieges im Besonderen unterstreichen. Parallelen lassen sich hierbei sowohl im historischen Kontext als auch mit aktuellen Bezügen schier spielend herstellen, doch lesenswert ist das allemal, zumal Moore erwartungsgemäß mit einigen cleveren Metaphern und Allegorien aufzuwarten vermag. Es hätte mich ganz grundsätzlich aber auch schwer gewundert, wenn Die Ballade von Halo Jones einen qualitativen Abfall oder Rückschritt bedeutet hätte, denn schließlich ist hier dasselbe Kreativ-Team zu Werke gegangen, so dass man schon hat ahnen können, dass es in gewohnter Güte weitergehen dürfte.

Ausschnitt aus Die Ballade von Halo Jones 3 | © Panini
© Panini

Auffällig ist hier vor allem auch, dass Alan Moore anscheinend vieles von langer Hand geplant hat, denn auch wenn die einzelnen Bände nur lose aufeinander aufzubauen scheinen – wohingegen die einzelnen Episoden wie eh und je teils minutiös aneinandergereiht sind –, kommt es doch auch zu einigen erzählerischen Rückgriffen, was die Taten von Halo Jones retrospektiv in einem anderen Licht erscheinen lässt. Der Clou, dass deren Geschichte aber von einem Historiker zum Besten gegeben wird, wird hier im vergleich zum Vorgänger wieder arg zurückgefahren, was man jetzt aber durchaus neutral bewerten kann. Alles in allem ist es großartig, dass dieses Werk in Gänze nun dergestalt ansprechend neu aufgelegt worden ist und sich dadurch auch einer ganz neuen Leserschaft zu präsentieren vermag. Nicht zuletzt kommt Die Ballade von Halo Jones, trotz der nicht realisierten Pläne, ein neunbändiges Epos zu schaffen, auf eine mehr als respektable Anzahl an Einzelgeschichten, die durch ihre Reduktion auf jeweils fünf Seiten eine ungewöhnliche und bemerkenswerte Dichte erreichen, die nicht selten in eine clevere wie bittere Pointe münden.

Fazit & Wertung:

Der dritte und finale Band Die Ballade von Halo Jones, einmal mehr ersonnen und realisiert vom Kreativ-Duo Alan Moore und Ian Gibson, macht dem Ruf der Reihe letztmalig alle Ehre und auch wenn sich die letzten Abenteuer der Protagonistin im direkten Vergleich noch ernsthafter, düsterer und fatalistischer präsentieren, ist auch dieser Sammelband durchweg lesenswert und mehr als überzeugend in seiner erzählerischen Dichte und Stringenz.

8,5 von 10 lebensbedrohlichen Situationen

Die Ballade von Halo Jones 3

  • Lebensbedrohliche Situationen - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Der dritte und finale Band Die Ballade von Halo Jones, einmal mehr ersonnen und realisiert vom Kreativ-Duo Alan Moore und Ian Gibson, macht dem Ruf der Reihe letztmalig alle Ehre und auch wenn sich die letzten Abenteuer der Protagonistin im direkten Vergleich noch ernsthafter, düsterer und fatalistischer präsentieren, ist auch dieser Sammelband durchweg lesenswert und mehr als überzeugend in seiner erzählerischen Dichte und Stringenz.

8.5/10
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Die Ballade von Halo Jones 3 ist am 01.06.21 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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