Review: Windfall (Film)

Reden wir heute gleich wieder über einen Netflix-Film, damit sich das Abo auch mal wieder lohnt.

Windfall

Windfall, USA 2022, 92 Min.

Windfall | © Netflix
© Netflix

Regisseur:
Charlie McDowell
Autoren:
Justin Lader
Andrew Kevin Walker

Main-Cast:
Lily Collins (Wife)
Jesse Plemons (CEO)
Jason Segel (Nobody)

Genre:
Krimi | Drama | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Ein typischer Niemand bricht in ein mediterran geprägtes, bei allem rustikalen Charme dennoch ungemein mondänes Anwesen ein, dessen von Orangenbäumen gesäumte Pfade an die Toskana denken lassen. Dieser Niemand befindet sich auch schon beinahe auf dem Sprung, sich vom Acker zu machen, doch dann tauchen ein schwerreicher CEO und seine Frau auf und plötzlich ist das Improvisationstalent des Einbrechers gefragt, der zunächst höflich um Kooperation bittet und feststellen muss, dass weder der CEO noch seine Frau unbedingt so reagieren, wie man das aus einschlägigen filmen beispielsweise zu kennen meint. Gemeinsam versucht man sich nun darauf zu verständigen, welche Vorgehensweise denn nun die Beste wäre und wie man die Situation für alle Beteiligten bestmöglich entschärfen und auflösen könnte. Verständlich, dass es bei dieser zentralen Frage aber auch durchaus Raum für Reibereien gibt…

Rezension:

Es ist nun schon eine geraume Weile her, dass mich bei Netflix ein Film namens The Discovery zu begeistern gewusst hat und ich muss gestehen, im Vorfeld nicht auf dem Schirm gehabt zu haben, dass nun eben auch Windfall dem Schaffen von Regisseur Charlie McDowell entspringt. Beide Filme könnten unterschiedlicher auch kaum sein, wobei sie sich ja zumindest einen Teil der Besetzung teilen. Die ist hier im Übrigen sehr spärlich geraten und es passt, dass die Idee zum Film im Zuge der Corona-Pandemie aufkam, denn schließlich ist auch das Setting recht überschaubar und konzentriert sich einzig und allein auf das abgeschieden gelegene Anwesen inmitten pittoresker Landschaften, wo sich drei ungleiche Gestalten begegnen. Seinen Reiz bezieht der Film wiederum daraus, dass vieles an dem Zusammentreffen von Einbrecher und Beraubten so gar nicht dem entspricht, was man sich verhaltensmäßig in dieser Konstellation von den Figuren erwarten würde, was zu einem zwar leisen, aber sehr gelungenen humorigen Einschlag führt, den die Geschichte die meiste Zeit mit sich bringt.

Szenenbild aus Windfall | © Netflix
© Netflix

Auch das hätte ich so nicht erwartet und bin vielleicht eher in dem Glauben an die Sache herangegangen, einen handelsblichen Thriller serviert zu bekommen, dessen Spannungskurve sich langsam aber unerbittlich nach oben schraubt. Im Fall von Windfall weit gefehlt, wobei das nichts Schlechtes bedeuten muss, denn diese "Laid-Back-Attitude" steht dem Film ungemein gut zu Gesicht, während man sich ansonsten einen Spaß daraus macht, die Aufmachung des Ganzen bewusst anachronistisch anzulegen, obwohl technische Gerätschaften die Angelegenheit ganz klar im Hier und Jetzt verorten. Um sich dahingehend treu zu bleiben, erinnern auch das Filmplakat und die verwendeten Schriftzüge ans vergangene Jahrhundert, während man ja ganz allgemein Hitchcock zu referenzieren gedenkt, wobei das zugegebenermaßen nur bedingt gelingt. Sei es drum, eine Menge Freude kann man mit der Geschichte dennoch haben, wenn man sich auf diese ungewöhnliche Art des Storytelling einlässt und nicht von vornherein enttäuscht ist, dass hier zunächst weniger Thrill und Suspense, sondern eher Situationskomik und Absurdität im Vordergrund stehen.

Im Grunde offeriert Regisseur Charlie McDowell hier nichts weniger als eine Art Freiluft-Kammerspiel und bedient sich vieler Möglichkeiten beim Bespielen des abwechslungsreichen Sets, um eben auch die gerade mal drei Figuren in unterschiedlicher Konstellation und Manier ein ums andere Mal (verbal) aufeinanderprallen zu lassen. Und ja, auch die Figuren sind bewusst als Archetypen angelegt und tragen vielsagende Rollennamen wie "Nobody", "CEO" und "Wife", doch dennoch werden aus ihnen echte, glaubhafte Figuren, während die Sympathie sich gerne ab und an verschiebt, wenn diese oder jene Erkenntnis oder Offenbarung den Charakter in einem neuen Licht erscheinen lässt. De Art der Inszenierung angemessen spielen Jason Segel als Einbrecher, Jesse Plemons (Jungle Cruise) als CEO sowie Lily Collins (Inheritance) als dessen Ehefrau hier eher unaufgeregt und oftmals zurückhaltend, doch relativiert sich das in gelungenen Einzelszenen, die langsam aber sicher auch die sommerlich beschwingte Atmosphäre dahinschmelzen lassen. Hierbei mag es sicherlich zum Konzept gehören, dass der gerade neunzig Minuten umfassende Windfall grundsätzlich eher frei von drastischen Spannungsspitzen daherkommt, aber das erweist sich letztlich doch als kleine Schwäche, denn bei aller Absurdität und bei allem linkischen Gebaren wären ein paar mehr erzählerische Ausrufezeichen schön gewesen.

Szenenbild aus Windfall | © Netflix
© Netflix

Das ist aber persönliches Empfinden und Erleben, so wie es viele geben wird, die Windfall schlicht als "langweilig" abtun werden, weil er eben nicht den Anspruch an einen modernen Thriller erfüllt, wobei sich eben im Umkehrschluss genügend inszenatorische und auch darstellerische Stärken finden lassen, um dem selbstbewusst entgegenzutreten. So bin ich mir sicher, dass McDowell mit seinem neuen Film – bei dem er übrigens erstmals mit seiner Ehefrau Lily Collins zusammengearbeitet hat – auch sein Publikum finden wird, auch wenn manch eine*r womöglich mit falschen Erwartungen an die Sache herangehen wird. Einen Film dieser Art mit ein wenig Slapstick, ein wenig Absurdität, einem Schuss Exzentrik ist mir aber allemal lieber, als wenn man hier die üblichen Stationen eines Home-Invasion-Thrillers abgespult hätte, selbst wenn der Ton der Erzählung nicht immer genau zu wissen scheint, ob jetzt Ernst oder Humor angebracht wäre, was aber eben auch irgendwie zum Reiz des Ganzen gehört, wenn man es denn mag.

Fazit & Wertung:

Regisseur Charlie McDowell präsentiert mit Windfall einen Thriller der entspannten Sorte und irritiert und überrascht mit seinem Fokus auf leisem Humor, absurden Einzelmomenten und geschliffenen Dialogen. Die toskanisch anmutende Landhaus-Atmosphäre nebst Orangenhainen tun hierbei ihr Übriges, um aus diesem Drei-Personen-Stück ein Drama der ganz besonderen Sorte zu machen, dem man bereitwillig verziehen könnte, zuweilen dann doch etwas behäbig zu sein.

6,5 von 10 kuriosen Momenten einer ungewöhnlichen Geiselnahme

Windfall

  • Kuriose Momente einer ungewöhnlichen Geiselnahme - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Regisseur Charlie McDowell präsentiert mit Windfall einen Thriller der entspannten Sorte und irritiert und überrascht mit seinem Fokus auf leisem Humor, absurden Einzelmomenten und geschliffenen Dialogen. Die toskanisch anmutende Landhaus-Atmosphäre nebst Orangenhainen tun hierbei ihr Übriges, um aus diesem Drei-Personen-Stück ein Drama der ganz besonderen Sorte zu machen, dem man bereitwillig verziehen könnte, zuweilen dann doch etwas behäbig zu sein.

6.5/10
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Windfall ist seit dem 18.03.22 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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