Review: Jungle Cruise (Film)

Da wäre ich auch schon wieder mit der nächsten Rezension, nur geringfügig verspätet, derweil ich plane, mich dafür morgen mal wieder einem Roman zu widmen.

Jungle Cruise

Jungle Cruise, USA 2021, 127 Min.

Jungle Cruise | © Walt Disney
© Walt Disney

Regisseur:
Jaume Collet-Serra
Autoren:
Michael Green
Glenn Ficarra
John Requa

Main-Cast:
Dwayne Johnson (Frank Wolff)
Emily Blunt (Lily Houghton)
in weiteren Rollen:
Edgar Ramírez (Aguirre)
Jack Whitehall (MacGregor Houghton)
Jesse Plemons (Prince Joachim)
Paul Giamatti (Nilo Nemolato)

Genre:
Action | Abenteuer | Fantasy | Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Jungle Cruise | © Walt Disney
© Walt Disney

Fest entschlossen, der uralten Legende um den Baum des Lebens auf die Spur zu kommen, reist die renommierte wie resolute Wissenschaftlerin und Forscherin Dr. Lily Houghton gemeinsam mit ihrem Bruder MacGregor im Jahre 1916 nach Brasilien, um in den weitverzweigten Gewässern des Amazonas den sagenumwobenen Baum zu finden. Dabei gerät sie an den Dampfschiff-Kapitän Frank Wolff, der mit windigen Methoden und Taschenspielertricks seine Passagiere übers Ohr haut und sich so – mehr schlecht als recht – über Wasser hält. Dennoch müssen die beiden sich schnellstmöglich zusammenraufen, denn der deutsche Prinz Joachim lauert bereits mit seinem U-Boot im Hafenbecken und an der Legende des Konquistadoren Aguirre, der mit seinen Männern bereits seit 400 Jahren von einem Fluch an den Amazonas gebunden ist, scheint womöglich auch etwas dran zu sein…

Rezension:

Mit Jungle Cruise ist Regisseur Jaume Collet-Serra in gleich mehrfacher Hinsicht eine Überraschung gelungen, denn einerseits hätte ich ausgerechnet von dem Mann, der zuletzt The Shallows und gleich vier Filme mit Liam Neeson gedreht hat, nun nicht diese Art Abenteuerfilm erwartet, andererseits glaubte ich, die Zeiten dergestalt klassisch anmutender, aber modern wirkender Werke wäre spätestens mit dem ersten Fluch der Karibik zu Ende gegangen. Den referenzier ich nun natürlich nicht von ungefähr, denn hie wie dort fußt die Idee zum Film darauf, dass es ein entsprechendes Fahrgeschäft im Disneypark gibt und frei nach dem Motto "Was in echt Spaß macht, muss auch auf der Leinwand funktionieren" hat man nun eben eine Story um die Amazonas-Kreuzfahrt herum gestrickt. Das klingt nun aber auch schlimmer, als das Ergebnis daherkommt, denn auch wenn der Plot keine Preise gewinnt und auch so manche Überschneidung zu der referenzierten Piraten-Chose aufweist, ergibt sich doch in Summe ein ungemein temporeiches, witziges und charmantes Abenteuer, dem einzig im letzten Drittel leider mehr und mehr die Puste ausgeht.

Szenenbild aus Jungle Cruise | © Walt Disney
© Walt Disney

Aber von vorn: Der Film hält sich – wie dieser Tage üblich – nicht mit langer Vorrede auf, sondern prescht gleich mit der Konquistadoren-Legende voran, die natürlich später noch wichtig werden wird, bevor wir im weit entfernten London die draufgängerische und zielstrebige Dr. Houghton kennenlernen, die sich mit mehr Glück als Verstand eines alten Artefaktes bemächtigt, das seinerseits unabdingbar ist, den Baum zu finden, der das Ende aller Krankheiten verspricht, denn für nichts weniger würde sich aufzubrechen lohnen. Natürlich, hier wird bereits viel mit Gerne-Versatzstücken, Platzhaltern und Obligatorischem jongliert und agiert, doch hat es eben auch etwas ungemein Charmantes, einen dergestalt – nennen wir es mal naiv – anmutenden Abenteuerfilm kredenzt zu bekommen, dessen überbordende Action und der offensive CGI-Einsatz im krassen Kontrast zu der sonst so altbackenen Geschichte stehen. Die Story als solche ist aber beinahe schon selbst als reines Mittel zum Zweck zu betrachten, um die Protagonisten zusammenzuführen, wobei zu dem prägnanten Duo aus Blunt und Johnson noch der von Jack Whitehall (Good Omens) verkörperte MacGregor gesellt, dessen distinguierte Ader wenig mit dem Brackwasser des Amazonas anfangen kann. Gemessen daran, dass er auf dem Filmplakat kaum stattfindet, ist Whitehall damit eine der positiven Überraschungen von Jungle Cruise überhaupt, auch wenn die Figur natürlich ebenfalls wandelndes Klischee ist.

Irgendwie schient das aber im Großen und Ganzen Anspruch wie Marschrichtung zugleich zu sein, denn auch der von Jesse Plemons (Game Night) verkörperte Antagonist Prinz Joachim ist wandelnde Karikatur und Zerrbild weitaus bedrohlicherer Bösewichte, wie man sie aus ähnlich gearteten Action- und Abenteuerfilmen kennt, funktioniert im Rahmen der Geschichte aber famos, zumal Plemons sich für keine Albernheit und kein Overacting zu schade ist und sichtlich Spaß verspürt, mit seinem U-Boot (!) den Amazonas (!!) unsicher zu machen, was allein schon wenig Sinn ergibt, aber reichlich Spaß verspricht. Fernab des beinahe schon unweigerlichen Fantasy-Einschlages, den Jungle Cruise im weiteren Verlauf noch mit sich bringt, ist also auch hier die willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit wieder Gebot der Stunde, was aber keineswegs verwerflich ist, zumal Film und Beteiligte selbstbewusst dazu stehen, dass hier mitnichten alles bis ins Detail Sinn ergeben muss. Was allerdings absolut Sinn ergibt, ist das Team-up von Emily Blunt (Mary Poppinsʼ Rückkehr) und Dwayne Johnson (Jumanji), denn wenn etwas das Herz des Films darstellt, dann dieses ungleiche Duo, das natürlich um keine schnippische Bemerkung, keine Frotzelei und kein gegenseitiges Aufziehen verlegen ist. Ja, auch das ist nicht neu und auch mitnichten einfallsreich, doch es funktioniert und macht Spaß, ganz so, wie die von Johnson staubtrocken zum Besten gegebenen Flachwitze, für die sich sein Dampfschiff-Kapitän Frank so begeistert.

Szenenbild aus Jungle Cruise | © Walt Disney
© Walt Disney

Wermutstropfen gibt es trotzdem einige wenige, denn sowohl Edgar Ramírez (Bright) als auch Paul Giamatti (Love & Mercy) werden gänzlich verschenkt und im Grunde hätten ihre Rollen beliebig besetzt werden können, wie man es im Fall von Ramirez auch anhand der anderen Konquistadoren sieht, die zwar allesamt optisch einfallsreich in Szene gesetzt sind, ansonsten aber Charaktermerkmale oder dergleichen gänzlich missen lassen. Da sieht man dann auch wieder, dass Optik längst nicht alles ist, denn so überzeugend CGI zu vermitteln vermag, dass einer der Herren beispielsweise aus zerfließendem Honig besteht, so wenig wird der Look gewinnbringend genutzt, wenn man einmal davon absieht, dass er Bienen als Botschafter und Späher zu entsenden vermag. Also ja, die Optik überzeugt, geht aber mit verstreichender Laufzeit mehr und mehr in Richtung Effekte-Overkill, zumal man darüber die Komik zeitweilig zu vergessen droht und stattdessen noch Drama und Tragik in die Geschichte zu zimmern versucht, die dann doch eher Fremdkörper in dem ansonsten sehr leichtfüßigen Reigen bleiben. Sei es drum, hat Jungle Cruise genügend Verve und Schmiss, um auch über die nicht ganz so gelungenen Passagen hinwegzutrösten, zumal man ansonsten eine ungemein sympathische, charmant dargereichte Abenteuergeschichte serviert bekommt, die einfach Spaß macht.

Fazit & Wertung:

Regisseur Jaume Collet-Serra liefert mit Jungle Cruise einen geradezu klassischen anmutenden Abenteuerfilm ab, der allerdings durch reichlich Witz und CGI gehörig aufgepeppt wird. Fernab von schmissiger Inszenierung und schwelgerischen Aufnahmen weiß er aber vor allem dank Emily Blunt und Dwayne Johnson zu begeistern, kann allerdings nicht gänzlich verhehlen, dass die Story allenfalls B-Movie-Niveau erreicht.

7 von 10 lauernden Gefahren am Amazonas

Jungle Cruise

  • Lauernde Gefahren am Amazonas - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Regisseur Jaume Collet-Serra liefert mit Jungle Cruise einen geradezu klassischen anmutenden Abenteuerfilm ab, der allerdings durch reichlich Witz und CGI gehörig aufgepeppt wird. Fernab von schmissiger Inszenierung und schwelgerischen Aufnahmen weiß er aber vor allem dank Emily Blunt und Dwayne Johnson zu begeistern, kann allerdings nicht gänzlich verhehlen, dass die Story allenfalls B-Movie-Niveau erreicht.

7.0/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimmen)
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Jungle Cruise ist am 21.10.21 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Walt Disney erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

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vgw

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