Eigentlich sollte hier heute an dieser Stelle – würde ich weiterhin chronologisch vorgehen – ein anderer Film rezensiert werden, aber da es immerhin der – und das ist sicher nicht zu unterschätzen – achtzigste Film an dieser Stelle ist, habe ich mich dazu entschlossen, einen anderen Film vorzuziehen, insbesondere, da ich schon vor geraumer Zeit angekündigt hatte, zu dem Regisseur dieses Films sukzessive alle Werke nachzureichen und diesem Versprechen bis dato noch nicht nachgekommen bin.
Der seltsame Fall des
Benjamin Button
The Curious Case of Benjamin Button, USA 2008, 166 Min.
Quelle: IMPawards.com
David Fincher
Eric Roth
Brad Pitt (Benjamin Button)
Cate Blanchett ( Daisy)
Tilda Swinton (Elizabeth Abbott)
Jason Flemyng (Thomas Button)
Julia Ormond (Caroline)
Drama | Fantasy
Trailer:
Inhalt:
Es ist 2005 und Daisy liegt im Sterben. Sie bittet ihre am Krankenbett wachende Tochter Caroline, ihr aus einem Buch vorzulesen. Sie beginnt und ist bass erstaunt, dass es sich um das Tagebuch eines gewissen Benjamin Button zu handeln scheint.
Am Abend des letzten Tages des ersten Weltkriegs im Jahr 1918 erblickt Benjamin Button das Licht der Welt. Während seine Mutter im Kindbett stirbt, nimmt sich Benjamins Vater Thomas des Babys an und ist schockiert, dass dieses der äußeren Erscheinung nach einem alten Greis gleicht. Er stürmt mit dem Kind in die Nacht hinaus und legt es an einer Türschwelle ab. Die Altenpflegerin Queenie entdeckt das Kind und nimmt es kurzerhand auf. Unter den zahllosen Senioren des Heimes wächst Benjamin wohlbehütet auf, doch bleibt es kaum jemandem verborgen, dass er im Gegensatz zu allen anderen immer jünger wird, besser sehen kann, das Laufen neu erlernt, die Gicht in den Knochen überwindet.
In diesen jungen Jahren trifft Benjamin die siebenjährige Daisy das erste Mal in seinem Leben und obwohl sie im Geiste dasselbe Alter haben, trennen sie doch Welten. Doch Benjamin vergisst Daisy nicht und während sie älter wird und zu einer jungen Frau reift, wird er jünger und bekommt das Aussehen eines älteren Herren. Immer wieder treffen ihrer beider Leben aufeinander, doch es soll noch eine lange und ereignisreiche Zeit vergehen, bis sie in der Mitte ihrer Leben zusammenfinden werden.
Rezension:
Auch bei Der seltsame Fall des Benjamin Button haben sich ein Schauspieler und der Regisseur zum nunmehr dritten Mal zusammengetan, um erneut Höchstleistungen abzuliefern. Bei den beiden handelt es sich – wie unschwer zu erraten gewesen sein dürfte – um Brad Pitt und David Fincher, die nun also nach Sieben und Fight Club ihr drittes Stelldichein geben. Eine schöne Parallele zu der gestrigen Rezension also. Eine weitere wäre, dass es sich hier wieder einmal um eine Buch-Adaption handelt, für die ich wirklich ein besonderes Faible entwickelt zu haben schiene, auch wenn die Vorlage aus der Feder F. Scott Fitzgeralds hier von Drehbuchautor Eric Roth sehr frei interpretiert worden ist und lediglich die Eckpunkte noch weitestgehend deckungsgleich mit der Kurzgeschichte sind.
Zwar ist das Drehbuch sicherlich nicht das Resort des Regisseurs, dennoch möchte man Fincher unterstellen, dass er mit Fight Club bereits mehr als bewiesen hat, literarische Vorlagen adäquat, visuell eindrucksvoll und um seinen persönlichen Stil bereichert umsetzen zu können. Zumal das Drehbuch in diesem Falle von niemand geringerem als demjenigen verfasst worden ist, der auch für Forrest Gump verantwortlich zeichnete. Zwar finden sich mehrere Quellen im Internet, die auf die Parallelen beider Drehbücher eingehen, doch möchte ich mich damit gar nicht weiter aufhalten, da beide Filme trotz formaler Ähnlichkeiten in vollkommen unterschiedliche Richtungen weisen.
Aber genug der entstehungstechnischen Eckdaten und Querverweise, wollen wir doch nun ein paar Worte zum Kern des Films verlieren. Fincher gelingt es nicht nur, einen durchweg überzeugenden Brad Pitt in seinen unterschiedlichen Lebensaltern zu erschaffen, ohne dass dabei der Einsatz von CGI-Effekten ersichtlich wird, sondern zudem noch, diesen auch in überzeugend dargestellten geschichtlichen Epochen einzubetten. Das schlägt sich auch in den drei verdienten Oscars für das beste Szenenbild, das beste Make-Up und die besten visuellen Effekte nieder, wobei auch die anderen zehn (!) Nominierungen vollkommen zu Recht ausgesprochen wurden und – gemessen an der schieren Faszination des Films – auch gerne weitere Gewinne hätten nach sich ziehen können.
Der seltsame Fall des Benjamin Button deckt ein ganzes Leben ab und tut dies in epischer Breite, variiert Erzählform und –struktur, bedient sich diverser filmischer Kniffe und überzeugt ein ums andere Mal mit eindrucksvollen Bildern und Szenen und verweist aber auch immer wieder auf den Erzählstrang um die sterbende Daisy und ihre Tochter Caroline. Selbstverständlich offenbaren sich bei der Erzählung aus einem Tagebuch auch kleinere dramaturgische Mängel und so kommt der Film nicht ohne Längen aus, wohingegen andere Dinge gefühlt zu schnell und wortkarg abgehandelt werden, um für den Zuschauer einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, wenngleich dies wiederum den Eindruck verstärkt, dass Benjamin Button zu keiner längerfristigen Bindung fähig ist, weil Menschen die ihm begegnen, auch ebenso schnell wieder aus seinem Blickfeld verschwinden zu scheinen.
Dabei laufen in dieser anspruchsvollen Erzählung alle Schauspieler samt und sonders zu Höchstleistungen auf und keine Leistung, keine Figur, die nicht auf ihre Art faszinierend und einzigartig wäre. Der seltsame Fall des Benjamin Button vereint also eine faszinierende Gedankenspiel mit einer beeindruckenden Optik, Schauspielern in Bestform und einer grandios inszenierten Geschichte, die all die großen Fragen aufwirft und große Gefühle weckt, die berührt und zum Nachdenken anregt und die verdientermaßen David Finchers Status als Ausnahmeregisseur untermauert.
Der seltsame Fall des Benjamin Button
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Am Ende vergessen geglaubte Erinnerungen - 9.5/10
9.5/10
Fazit & Wertung:
Der seltsame Fall des Benjamin Button begeistert in beinahe sämtlichen Belangen und lediglich kleine Auslassungen und leichte Längen in der Lebensgeschichte Benjamin Buttons verwehren dem Film die allerhöchste Höchstwertung, wenngleich er trotzdem schon heute zu den modernen Klassikern zählen dürfte.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 10/10 Punkte
Tonight is gonna be a large one.: 9/10 Punkte
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Sehe ich genauso. Leider wurde der Film von vielen Kritikern ziemlich zerrissen, was ich damals nicht verstehen konnte. Sollte ich mir auch einmal wieder anschauen.
Aber auch von vielen hochgelobt und 13 Oscar-Nominierungen sprechen ebenfalls für sich! Dachte mir auch, den könnte man mal wieder gucken, weil ja auch “bald” Finchers neues Werk an den Start geht. Deine Rezension habe ich mal direkt in gewohnter Weise verlinkt.