Und da wären wir auch schon wieder mit der neuesten Montagsfrage, die sich diesmal dem Thema Gewalt in Büchern widmet, wobei ich diese Frage natürlich ausgeweitet habe auf meine anderen Themenfelder. Übrigens habe ich mir am Wochenende auch mal die Mühe gemacht, ein Archiv der bisherigen Montagsfragen anzulegen. Wer also Lust hat, einmal in früheren Fragestellungen (und meinen jeweiligen Ausführungen dazu) zu stöbern, dürfte unter dem folgenden Link nun fündig werden.
Frühere Antworten finden sich in meinem Montagsfragen-Archiv. Die aktuelle Montagsfrage findet sich beim Buchfresserchen und lautet in dieser Woche
Wie kommst du mit Gewalt in Büchern zurecht?
Magst du blutige Szenen oder lehnst du sie ab?
Wieder einmal eine interessante Montagsfrage, die sich auch ganz vorzüglich auf andere Bereiche meines Blogger-Daseins – in dem Fall natürlich auf Filme, Serien, Comics übertragen lässt. Ganz allgemein gesprochen habe ich kein Problem mit Gewalt-Darstellungen und –Schilderungen und lehne sie folglich auch nicht ab oder verurteile sie, während das im wahren Leben natürlich ganz anders aussieht. Sicherlich kann man da noch differenzieren, ob Gewalt als reiner Schockeffekt um des reinen Selbstzwecks wegen eingebaut wird, oder die Geschichte wirklich voranbringt, doch sind auch hier die Grenzen fließend und die jeweilige Interpretation höchst individuell, doch ich für mich kann sagen, dass ich mich auch an blutigeren Szenen nicht störe, sie andererseits aber auch selten für erforderlich halte. Gerade literarisch betrachtet fällt mir da als echter Grenzgänger natürlich American Psycho ein, denn diese ellenlangen und extrem expliziten Schilderungen waren doch schon ziemlich heftig und es hat mich in dem Kontext kaum gewundert, dass das Buch lange Jahre auf dem Index war, zumal der satirische Unterton nicht eben leicht herauszulesen war.
Aus den anderen Sujets fallen mir derweil spontan die Serie Spartacus (und die Bücher dazu) und bei den Comics die Crossed-Reihe ein, die die Grenzen des Möglichen nur allzu gerne immer neu auszuloten versucht haben, doch während sich bei der Serie die extrem blutigen Einschübe mit einer auch dramaturgisch überzeugenden Geschichte gepaart haben, meine ich doch bei den Comics immer öfter das Gefühl zu haben, dass hier nur um des Schockeffekts willen immer noch einer draufgesetzt wird. Dennoch lese ich sie und kann mich davon nicht freisprechen, aber Gewalt in Literaturform oder auch in Filmen etc. ist für mich auch etwas grundlegend anderes als echte Gewalt und ich vertrete nicht die Meinung, dass der Konsum irgendwelche Rückschlüsse auf den Habitus einer Person zulässt, zumal ich mich selbst als extrem friedliebenden Menschen sehe, der sich in seinem Leben kaum drei Mal geprügelt hat und das liegt gut ein Jahrzehnt zurück.
Wie man an den hier besprochenen Werken sieht, sind gewalttätige Schilderungen/Darstellungen auch sicher nichts, was ich benötige, um ein Buch oder sonst etwas genießen zu können, doch komme ich eben gut damit klar, wenn es dann doch mal in diese Richtung geht, während meine Liebste da doch schon anders gestrickt ist, was ihr durchaus schon den einen oder anderen Film verleidet hat, wenn es da zu sehr ins Detail geht und unter dem Gesichtspunkt empfinde ich Gewalt dann wiederum als störend, denn wer sich an allzu expliziten Gewaltdarstellungen stört, muss bei der Film- aber eben auch Buch-Auswahl heutzutage mittlerweile gehörig Abstriche machen, scheint es schließlich mittlerweile zum guten Ton zu gehören, im Rahmen des Möglichen zuweilen schön derbe Einschübe zu offerieren, so dass ich beispielsweise glaube, die Serie Hannibal würde meiner Freundin von der inszenatorisch-dramaturgischen Seite sicherlich sehr gut gefallen, wohingegen ich weiß, dass sie mir bei den teilweise regelrecht perversen Leichen-Arrangements auf den Teppich brechen würde.
Aber ich schweife ab. Gewalt in Büchern kann ich insoweit etwas abgewinnen, wenn sie geschichtlich motiviert ist und einen Zweck erfüllt. Welchen Weg die jeweilige Autorin oder der jeweilige Autor dabei geht, sie nur anzudeuten oder auszuformulieren, ist mir dabei relativ egal, so lange es stimmig geschildert wird. Positiv-Beispiel in der Beziehung wäre Joe R. Lansdale, der zuweilen brutale Begebenheiten schildert, dies aber in einer derart geschliffenen Sprache, dass es schon beinahe poetisch wirkt, wobei auch das wiederum manchem übel aufstoßen könnte zugegebenermaßen. Während ich Gewalt im wahren Leben kategorisch ablehne und verurteile, sieht das beim Medienkonsum oder der Buch-Lektüre ganz anders aus, weil es keine echte Gewalt ist, sondern ein Stilmittel. Das kann man mögen, muss man aber auch nicht, doch ich für meinen Teil habe nichts gegen blutige Szenen oder Beschreibungen, würde aber auch nicht so weit gehen, daraus abzuleiten, sie zu mögen, doch ablehnen tue ich sie deshalb eben auch nicht.